Egal wohin mal blickt, die Dinge sind in Bewegung – und die Zeiten keine einfachen. Doch es gibt auch Stabilität: Pensionsanleger können ihre Verpflichtungen wieder mit auskömmlichen Anlagen bedecken, die ihre Widerstandsfähigkeit bereits gezeigt haben. Wenn der Investor den Blick über den heimischen Tellerrand hinaus erweitert, ergeben sich vielfältige, zusammenwirkende Vorteile. Und das taktisch wie strategisch, erläutern Frank Diesterhöft und Alexander Kleinkauf.
Aktuell jagt eine Krise die Nächste: von der Covid-19-Pandemie über das Wiederaufleben der Inflation und den makrofinanziellen Turbulenzen bis hin zu steigenden geopolitischen Spannungen und den sich verstärkenden Anzeichen einer fortschreitenden Deglobalisierung.
Es ist ein Zustand mit dem ständigen Gefühl, dass man von einem Lastwagen überfahren werden könnte.
Bei der Suche nach einem Begriff, der all dies zusammenfasst, dieses Gefühl, von einer Reihe von Schocks überrumpelt zu werden, haben viele ein Wort im Hinterkopf, welches von Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission, im Jahr 2015 geprägt wurde – die „Polycrisis“.
Obwohl Junker diesen Begriff genutzt hat, um die Vielzahl von Problemen zu beschreiben, mit denen die Europäischen Union konfrontiert war, scheint der Ausdruck die heutige Situation noch besser zu beschreiben.
In dieser Zeit mit deutlich volatileren Märkten und einem unklaren geopolitschen Ausblick stellt sich für viele Investoren die Frage, wie sie sich am Kapitalmarkt positionieren sollen, um Ihre Ziele bestmöglich zu erreichen.
Dementsprechend gestaltet sich die Wahl der Anlageklasse, Anlageregion und Anlagewährung auf den ersten Blick schwierig, da sowohl strategische als auch taktische Komponenten in der Anlageentscheidung zu berücksichtigen sind.
Aus strategischer Sicht sind dabei insbesondere Renditeziel, Diversifikation und Risiko sowie Liquidität zu nennen.
Bei taktischen und somit eher kurzfristigen Entscheidungen stehen Opportunitäten, Marktdislokationen und Anlageüberzeugung im Vordergrund.
Investment Grade Credit als Anker in der Asset Allokation
Als robuste und relativ sichere Anlageklasse ist in Folge der deutlichen Zinserhöhungen der verschiedenen Zentralbanken Investment Grade Credit wieder attraktiv.
Die gestiegenen Renditen als Folge der Zinserhöhungen der Zentralbanken bieten jetzt wieder die Chance, sich mittels hochwertiger Unternehmensanleihen Kupons von mehr als 4% langfristig einzukaufen (wie in Abbildung 1 zu sehen ist).
Damit können die Zinserfordernisse der Verpflichtungsseite der meisten Pensionsanleger im aktuellen Marktumfeld wieder durch Investment Grade Anleihen erfüllt werden, also mit Anlagen, die sich bereits in vergangenen Krisen als besonders widerstandsfähig erwiesen haben.
Dies ist nicht nur Ergebnis angestiegener Kapitalmarktzinsen, sondern auch ausgeweiteter Credit Spreads, die auf ihren aktuellen Niveaus einen adäquaten Ausgleich für das eingegangene Kreditrisiko bieten.
In einem Umfeld gestiegener Renditen, bei gleichzeitig hoher Unsicherheit und erhöhter Volatilität, können Unternehmensanleihen als stabiler Ertragsanker dienen und Pensionsanlegern helfen, ihre Renditeziele mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erreichen:
Quelle: Bloomberg, Stand 30. April 2023. Globales Investment-Grade-Universum, dargestellt durch den ICE BAML Global Corporate Index (G0BC). Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Globales Universum mit deutlicher Diversifikation und verbesserter Liquidität
Neben der Wahl der Anlageklasse ist die Auswahl der passenden Anlageregion und Währung eine der wichtigsten Entscheidungen im Investmentprozess.
Der globale Credit Markt der entwickelten Länder hat insgesamt ein Volumen von ca. 13,5 Bio. Euro wobei hier von ca. 65% auf US-Dollar, 26% auf Euro und 4% auf britische Pfund entfallen. Ein Anlagefokus heimischer Investoren auf den Euro-Raum, wie es historisch öfter zu beobachten war, ignoriert somit knapp drei Viertel des gesamten globalen Investmentuniversums.
Im Hinblick auf Investitionen in andere Währungsräume kann zudem darauf hingewiesen werden, dass Währungs- als auch Zinsrisiken abgesichert werden können und somit keine zusätzlichen Risiken eingegangen werden müssen.
Durch den Wechsel von einem europäischen zu einem globalen Ansatz erhöht sich die Zahl der Emissionen von 3.000 auf 18.000. Einige Sektoren und Risikofaktoren finden sich zudem nur in einzelnen Märkten. Beispielhaft gibt es nur in den USA die Möglichkeit, in Flugzeug-Finanzierungen zu investieren. und in der Eurozone können dagegen relative Opportunitäten zwischen verschiedenen Ländern genutzt werden. Eine globale Strategie hat die Möglichkeit auf deutlich mehr Sektoren und Regionen zurückgreifen zu können.
Investments in das globale Credit-Universum bieten somit die Möglichkeit der globalen Diversifikation und eine Reduktion lokaler Risiken insb. im Vergleich zu einer Strategie, die sich auf einzelne Regionen beschränkt.
Mit Blick auf das Handelsvolumen der letzten Jahre (siehe Abbildung 2) zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei der Größe und Verteilung des globalen Credit Marktes. Das heißt, durch eine globale Ausrichtung erhöht sich auch die verfügbare Liquidität. Dies kann bei eventuell nötigen Umschichtungen in Krisenzeiten, welche häufig mit gestiegenen Bid-Ask Spreads einhergehen, hilfreich sein, da niedrigere Transaktionskosten anfallen:
Quelle: iTraxx Main Equivalent, Insight, DTCC, Markit, Trace, Trax, Bloomberg und Goldman Sachs Global Markets, Stand: 31. Dezember 2021. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
In Kombination bietet Global Credit somit eine attraktive Investmentopportunität, welche die oben genannten strategischen Anforderungen an Renditeziel, Diversifikation und Liquidität jeweils gut erfüllt.
Taktischer Mehrwert eines globalen Universums
Taktische Entscheidungen zielen darauf ab, kurzfristig vorhandene Marktdislokationen zu nutzen, um einen langfristigen Mehrwert für Investoren erzielen zu können.
Ein globaler Ansatz kann Verwerfungen in den Beziehungen zwischen den Regionen deutlich leichter ausnutzen. Beispielhaft kann hier zum Beispiel die relative Performance von US und EUR Investment Grade Anleihen genannt werden. Abbildung 3 zeigt die Korrelation des Spreads zwischen US und EUR Investment Grade Anleihen:
Quelle: Insight und Bloomberg, Stand 31. Dezember 2022. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Langfristig ist die Korrelation zwischen den Regionen hoch. Aber gerade in Krisenzeiten ist diese Korrelation häufig nicht mehr gegeben, sondern bricht auseinander. So schnitten US-Anleihen im Jahr 2020 schlechter ab als der europäische Anleihen. Im letzten Jahr war es genau umgekehrt. Es zeigt sich aber auch, dass diese Störungen kurzfristiger Natur sind und somit Handlungsschnelligkeit entscheidend ist. Mittels einer globalen Strategie kann diese Chance über kurzfristige relative Gewichtungen zwischen den jeweiligen Regionen genutzt werden, um zusätzliche Rendite zu generieren.
Angesichts des größeren Opportunitäten-Sets kann ein globaler Credit-Ansatz seine taktischen Über- und Untergewichte auch deutlich stärker ausprägen, da mehrere Sektoren und Regionen zur Auswahl stehen.
Durch die Möglichkeit, solche Investitionen tätigen zu können, steigt prinzipiell auch die Chance, Mehrrendite zu generieren.
Fazit: Mit globalen IG-Unternehmensanleihen ruhiger durch die Polykrise
Die gestiegenen Zinsen haben in diesem Jahr für ein Comeback von liquiden Fixed Income-Investments gesorgt. Die mit hoher Wahrscheinlichkeit erzielbaren Renditen im Bereich von IG-Unternehmensanleihen haben ein Niveau erreicht, dass für die meisten Anleger auskömmlich ist, um ihre Verpflichtungsziele zu verdienen.
In dem aktuellen Umfeld, welches von einem hohen Grad an Unsicherheit geprägt ist, Stichwort Polycrisis, können globale Unternehmensanleihen-Strategien eine Vielzahl von Vorteilen für Investoren bieten: eine stärkere Diversifikation durch ein größeres Emittenten-Universum, niedrigere Kosten durch eine höhere Liquidität, und höhere Ertragspotentiale durch die Nutzung von Opportunitäten, welche es in regional beschränkten Strategien schlicht nicht gibt.
Im Rahmen einer stärkeren Allokation zu Unternehmensanleihen, sollten Anleger die Möglichkeit einer Investition in Global Credit genauer unter die Lupe nehmen. Bei der Auswahl eines geeigneten Asset Managers sollten Anleger auf einen ausreichend langen Track Record mit Erfahrung in verschiedenen Marktzyklen, ein stabiles und spezialisiertes Investmentteam mit globaler Präsenz und Abdeckung, ein hohes und konsistentes Alpha, sowie die Attribution der Outperformance achten.
Die Autoren:
Frank Diesterhöft ist Head of Fixed Income Sales, Germany der Insight Investment in Frankfurt.
Alexander Kleinkauf ist Business Development Manager der Insight Investment in Frankfurt.
Kontakt:
Frank Diesterhöft
Head of Fixed Income Sales, Germany
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Alexander Kleinkauf
Business Development Manager
Insight Investment
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Email: Alexander.Kleinkauf@InsightInvestment.com
Internet: www.insightinvestment.com
Von ihnen und anderen Autorinnen und Autoren der Insight Investment sind zwischenzeitlich bereits auf LEITERbAV erschienen:
Deutsche EbAV zwischen negativen Cashflows und Forced Selling: Corporates zwischen DBO-Entlastung, Rekord-Ausfinanzierung und Liability Hedging: Der Umgang mit der Polykrise: Nutzt die Zeit: Zwischen sinkenden Asset-Preisen und Liability-Gewinnen: Die asynchrone wirtschaftliche Erholung Fallen Angels: Ein Plädoyer: De-Risiking im Niedrigzinsumfeld: Governance ist mehr … als nur ein Wort Pensionsrisiken aus der Stakeholder-Perspektive Fünf gute Gründe für Emerging Markets Corporate Debt Wohin mit dem Geld? Nachhaltiges Investieren in festverzinsliche Wertpapiere ESG-Momentum oder … wie nachhaltig sind eigentlich Staaten? Aktienrenditen mit reduziertem Downside – Aber wie? Klimabezogene Risiken bei Anleihe-Emittenten Absolute Return mit Private Debt?! Investment Grade Private Debt: Effiziente Anleihenallokation im Negativzinsumfeld Mögliche Zinswende: Collateral Pool: Verschuldung, Verzerrung Bericht aus London: Pensions, Freedom und Lamborghinis. LDI als Alternative zum Prinzip Hoffnung. Globales Farmland als Anlageklasse. Ist der Longevity Swap die bessere Versicherung? CRE-Darlehen als Anlageklasse: Die drei Trugschlüsse über LDI-Strategien.
It’s Time To Pay Pensions!
von Alexander Kleinkauf, 26. Juni 2024
Kopf oder Zahl?
von Wolfgang Murmann, 16. November 2023
Go global or stay home
von Frank Diesterhöft und Alexander Kleinkauf, 12. Juli 2023
Das Comeback liquider Fixed Income Investments
von Frank Diesterhöft und Alexander Kleinkauf, 21. September 2022
Should I hedge or should I go?
von Wolfgang Murmann, 22. Juni 2022
– und ihre Chancen
von Gareth Colesmith, 30. November 2021
The better High Yield
von Frank Diesterhöft, 29. September 2021
Für verantwortliches Investieren bei festverzinslichen Anlagen!
Von Gottfried Hörich, 1. Juni 2021
Adaptive Liability Hedging
von Wolfgang Murmann, Frankfurt am Main, 27. Oktober 2020
von Frank Diesterhöft, Frankfurt am Main, 26. August 2020
von Wolfgang Murmann, Frankfurt am Main, 8. Juli 2020.
von Sabrina Jacobs, Frankfurt am Main; London, 11. Dezember 2019
von Frank Diesterhöft, Frankfurt am Main, 25. September 2019
von Olaf John, Frankfurt am Main, 16. Mai 2019
von Frank Diesterhöft und Olaf John, Frankfurt am Main, 7. November 2018
von Olaf John, London, 6. September 2018
von Olaf John, London, 12. Juni 2018
von Olaf John, London, 4. April 2017
Ein Muss für alle Pensionseinrichtungen?
von Wolfgang Murmann, London, 21. Dezember 2016
von Olaf John, London, 24. August 2016
Das Ende von LDI?
von Wolfgang Murmann, London, 23. Februar 2016
– und Navigieren in den Kreditmärkten.
von Olaf John, London, 16. Dezember 2015
von Olaf John, London, 15. Oktober 2015
von Wolfgang Murmann, London, 20. Mai 2015
von Olaf John, London, 14. September 2014
von Wolfgang Murmann, London, 4. Juni 2014
Renditeaufschlag. Illiquiditätsprämie. Geringe Korrelation.
von Olaf John, London, 12. Februar 2014
von Olaf John, London, 11. November 2013
Advertorial mit freundlicher Unterstützung von:
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