Einfluss auf nachhaltige Investitionen war bisher im Wesentlichen Eigenkapitalanlegern vorbehalten. Aber die zunehmende Relevanz von ESG-Risiken und der Einfluss von Anleiheinvestoren auf Emittenten sind inzwischen allgemein anerkannt – und das nicht nur aus Reputationsgründen für die Kreditgeber. Olaf John berichtet.
Fixed-Income-Anleger haben Zugang zu Impact Bonds, die das geliehene Geld explizit für ökologische oder soziale Themen einsetzen. Diese Bonds sind für europäische Investoren von wachsendem Interesse, da der EU-Standard für grüne Anleihen weiterentwickelt wird. Erst kürzlich wurde die Konsultation zu den Empfehlungen der Technical Expert Group für den neuen Green Bond Standard abgeschlossen.
Impact Bonds können gezielt Möglichkeiten bieten, Nachhaltigkeit zu fördern, und gleichzeitig helfen, finanzielle Ziele zu erreichen. Wie bei jeder Anlage in festverzinsliche Wertpapiere, erfordert die Investition in Impact Bonds eine sorgfältige und umfassende Kreditanalyse. Fachkenntnisse können den Anlegern helfen, die sich daraus ergebenden Chancen bestmöglich zu nutzen.
Was ist ein Impact Bond?
Impact Bonds finanzieren ökologische oder soziale Themen, wie z.B. Windparks. Das Marktwachstum ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. 2018 verlangsamte sich das Wachstum jedoch, wobei die Emission aller USD Impact Bonds im Jahresverlauf 166,3 Mrd. USD betrug, was nur leicht über dem Niveau von 166,1 Mrd. USD im Jahr 2017 lag (siehe Abbildung). Dieser Aufwärtstrend scheint aktuell jedoch zu stagnieren.
Quelle: Bloomberg und Insight. Status 31. Dezember 2018 Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Aus Insights Sicht gibt es mehrere mögliche Gründe für die Verlangsamung dieses Wachstums. Die allgemeine Marktschwäche und die vorsichtigere Stimmung der Anleger zum Jahresende 2018 dürften die Emission von Impact Bonds – wie bei konventionellen Anleihen – begrenzt haben. Unsicherheit über die Auswirkungen der „Grünen Taxonomie“ der Europäischen Kommission (Teil der im Gesetzgebungsverfahren befindlichen Verordnung zur Schaffung eines nachhaltigeren Finanzmarktes) führen aktuell möglicherweise zu einem begrenzten Angebot an Impact Bonds. Viele Unternehmen mit führenden Nachhaltigkeitsprogrammen haben bereits Impact Bonds emittiert und setzen nun das aufgenommene Fremdkapital in entsprechende Projekte um, so dass der Pool potenzieller Emittenten geschrumpft ist.
Sind Impact-Bond-Portfolios zukunftsfähig?
Die Größe des Impact-Bond-Marktes ist beträchtlich. Aber für Investoren, die ein spezielles Portfolio aufbauen wollen, ist er kleiner, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Um in breite Benchmarks für festverzinsliche Wertpapiere aufgenommen zu werden, muss eine Anleihe ein Volumen von mindestens 300 Mio. USD (oder den Gegenwert in anderer Währung) aufweisen.
Im Jahr 2018 wurden 97 Impact Bonds dieser Größenordnung ausgegeben, von denen 89 von Emittenten aus dem Staats-, dem Finanz- oder dem Versorgersektor stammten und die sich auf ein Gesamtemissionsvolumen von 90 Mrd. USD summierten. Die meisten davon waren sogenannte „grüne Anleihen“. Die relativ geringe Anzahl von Benchmark-Emissionen bedeutet, dass für festverzinsliche Investoren die Möglichkeiten, gezielt in Impact-Strategien zu investieren, begrenzt blieben und sich nur auf einige wenige Sektoren konzentrierten.
Angesichts der relativ geringen Anzahl von Impact Bonds sollten Anleger, die ein Portfolio von Impact Bonds aufbauen wollen, klare Vorgaben und qualifizierte Analysen nutzen, um sicherzustellen, dass sie wirklich in geeignete Vermögenswerte investieren.
Insights Impact-Bond-Analyse
Um die Erwartungen an eine Impact-Bond-Anlage zu prüfen, hat Insight eine spezielle Analyse für nachhaltige Bonds etabliert. Zusätzlich zu unseren Standardanlageprozessen, die Finanzkennzahlen und ESG-Risikoanalysen beinhalten, analysiert Insight Impact Bonds in Hinblick darauf, ob die angegebenen Ziele Insights Mindestanforderungen für nachhaltige Emissionen entsprechen. Ein Ampelsystem weist den Impact Bonds entsprechend ein grünes, ein gelbes oder ein rotes Ampellicht zu.
Im Jahr 2018 hat Insight 39 Anbieter von Impact Bonds analysiert. Nur 16 Anbieter erhielten ein grünes, 22 ein gelbes und ein einziger ein rotes Licht. Die Ergebnisse waren insofern überraschend, als dass weniger als die Hälfte der im Jahr 2018 emittierten Impact Bonds Insights Mindestanforderungen an Nachhaltigkeit entsprachen. Dies zeigt auch, wie wichtig es ist, einen anerkannten Standard zu entwickeln, der gewissen Mindestanforderungen genügt.
Eine wachsende Chance
Impact Bonds bieten Anlegern von Anleihen attraktive Möglichkeiten, nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft oder die Umwelt zu nehmen. Insight ist der Meinung, dass Anleger Impact Bonds wie jedes andere festverzinsliche Instrument behandeln sollten, d.h. diese nach ihren finanziellen und nicht-finanziellen Risiken zu analysieren und zusätzlich gewissenhaft auf die Erfüllbarkeit der Nachhaltigkeitsziele zu achten.
Trotz des starken Wachstums bleibt der investierbare Markt in Impact Bonds im Vergleich zu den traditionellen Aktien- und Anleihemärkten sehr überschaubar. Aber mit steigender Nachfrage und besser etablierten Rahmenbedingungen können Impact-Bond-Strategien eine immer wichtigere Rolle an den Märkten spielen. Hierbei ist ein noch zu schaffender anerkannter Standard in Zukunft notwendig. Bis dahin ist es für institutionelle Anleger und ihre Vermögensverwalter umso wichtiger, Green und Impact Bonds umfassend dahingehend zu bewerten, wie gut diese ihre finanziellen und nicht finanziellen Ziele unterstützen können.
Olaf John ist Head of Business Development, Europe, der Insight Investment in Frankfurt.
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