Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Die kommentierte Presseschau zur bAV:

Kassandra and the Shadows still remain

Unregelmäßig freitags bringt PENSIONSINDUSTRIES eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Es gibt ein weiteres SPM, wie der PSV in USA heißt, wo die Funding Ratio im DAX liegt, Nullnummer mit Ansage, wer die schönste und robusteste Frau Deutschlands ist, worauf der ungewöhnlich kluge Sauerland-Stratege sich einstellen muss, Markus Söder macht sich um die politische Hygiene im Land verdient, was Baerbock mit Loyalität zu tun hat, der BND und das Virus, des Actifs extraordinairs … und damals im Chemieunterricht: Deutschland in der Sublimation?

WBO (25. Februar): „WBO und Verdi einigen sich auf Lohntarifvertrag mit langer Laufzeit.“

Der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen e.V. (WBO) und die Gewerkschaft ver.di haben einen neuen Lohntarifvertrag unterschrieben. Dabei auch: die bAV, und zwar als SPM.

Details: Einführung einer rBZ in einem SPM ab 2026 mit einer gestaffelten Beitragszusage von 1 bis 3% verbunden mit einem verpflichtenden Eigenanteil der Beschäftigten von 0,5%. Andockverfahren an den Metzler SPM-Pensionsfonds des Uniper-Modells, so wie man es schon bei den Beschäftigten in der Flugzeugabfertigung pionier-artig vorexerziert hat. Das Metzler SPM etabliert sich damit weiter ausserhalb des Bankensektors.

Plansponsor (11. März): „Trump Nominates PBGC Head.“

Kurze Info am Rande: Was in Deutschland Marko Brambach und Benedikt Köster verantworten, übernimmt in den USA künftig eine Dame namens Janet Dhillon. Und was in Köln PSVaG heißt, nennt sich drüben Pension Benefit Guaranty Corporation.

VJ.de (20. März): „Allianz-Konsortium übernimmt Viridium.“

So. Die Allianz übernimmt also einen stattlichen Teil einer Run off-Plattform. Kann man machen. Die für unser Parkett interessantere Frage bleibt allerdings, ob die Versicherer, namentliche die blaue Bilanzmaschine, sich auch im Segment der Rentnergesellschaften engagieren werden – ein Geschäftsfeld, in das einzutreten sich derzeit renommierte Akteure des Pensionswesen vorbereiten und das damit vermutlich ordentlich Fahrt aufnehmen sollte. Und wer Run off-Plattformen kaufen kann, kann auch bestehende RG-Plattformen kaufen. Zumindest dann, wenn er es eines Tages plötzlich eilig haben muss.

Mercer (18. März): „Kapitaldeckung der Pensionsverpflichtungen im DAX 40 bleibt auf Rekordniveau.“

Seit einigen Jahren legt Mercer schon sehr früh im Jahr eine erste schnelle Auswertung der Pensions-Kennziffern im (2023 unterjährig veränderten) DAX vor, so auch in diesem Januar. Nun im März eine genauere Hochrechnung auf Basis aller bereits erschienenen Geschäftsberichte (ca. 80% der DBO schon erfasst), aber die Zahlen weichen nur wenig von den Januar-Werten ab. Kernergebnisse im DAX-40:

Plan Assets: 263 Mrd. Euro, plus 5 Mrd. Euro zum VJ, bes. durch starke Aktien-Performance.

Rechnungszins: für Restlaufzeit 15 bzw. 20 Jahre 3,56% bzw. 3,65%, nahezu unverändert zum VJ.

DBO: 319 Mrd. Euro, minus 5 Mrd. Euro zum VJ.

Funding Ratio: 82% plus 2 Punkte zum VJ.

Dotierungen: geringer als die Auszahlungen (Versorgung, aber auch Mittelabflüsse inf.Planabgeltungen), Mittelabfluss ca. 7 Mrd. Euro.

Soweit zum Stand Ende 2024. Ausblick von Zins, Inflation und Märkten? Offenkundig völlig unklar, die Politik dominiert alles. Und zu dieser kommen wir nun:

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

Die Welt (20. März): „Ausreisepflichtige Migranten sollen in Deutschland bleiben – SPD blockiert offenbar Merz‘ Pläne.“

Die Causa Merz ist in den Medien rauf und runter diskutiert worden – in den linken Blättern wird frohlockt, in den bürgerlichen (und alternativen sowieso) gespottet, geschimpft und gezetert. Und beide haben recht. Daher müssen die Einzelheiten hier gar nicht weiter diskutiert werden, in welche peinlich-lächerliche Bredouille Merz den Unions-Karren schon vor Amtsantritt – so es zu diesem überhaupt kommt – gefahren hat. Insofern nur einige kassandrische Ergänzungen:

Wie es aussieht, erhält die Union von der SPD (und im Schlepptau den Grünen) für all ihre Zugeständnisse genau eine einzige Gegenleistung: dass man Friedrich Merz zum Bundeskanzler wählt. Sonst nichts!

Damit ist es Merz immerhin schonmal gelungen, schon vor seinem Amtsantritt:

  • der SPD soviel neues Selbstbewusstsein zu verschaffen, dass die kaum noch gehen kann vor Kraft, und sich noch mehr in ihre Abhängigkeit zu begeben

  • den abgewählten Grünen nochmal legislative Macht und damit Gestaltungsspielraum einzuräumen

  • die expliziten Schulden Deutschlands schon in einer kurzfristigen Perspektive auf ein unfassbares ATH zu treiben

  • am Anleihenmarkt für deutsche und europäische Bonds einen veritablen Abschwung einzuleiten, wie man ihn seit über drei Jahrzehnten nicht gesehen hat, und damit die Refinanzierungskosten für Deutschland und Europa enorm zu verteuern, bes. mit Folgen für das ohnehin angeschlagene Frankreich

  • die EZB in ihrem Zinssenkungskurs damit in einen schwierigen Spagat zu zwingen

  • sich in weiten Teilen des konservativ-libral-bürgerlichen Lagers einschl. der Presse einen nachhaltigen Ruf als Blitz-Umfaller zu erarbeiten

  • sich mit alldem unter einen enormen Zugzwang zu setzen, so dass er nun in den kommenden vier Jahren (wenn es denn vier werden) von der SPD mit lässiger Peitsche getrieben werden wird.

Das muss man erstmal schaffen. Und das ist alles erst der Anfang. Der Sauerländer geht schon vor Amtsantritt in die Annalen der Republik ein als der raffinierteste, cleverste und geschickteste Bundeskanzler ever.

Soviel zum Grundsätzlichen. Wer noch mehr Kassandra braucht, bekommt hier noch ein paar Einzelheiten:

Raffinesse – wo Merz short ist: Es hieß hier „…die politische Raffinesse und eine gewisse natürliche Autorität […] in denen unser aller Friedrich Merz doch eher short ist […] zeichnet sich jetzt schon ab, dass die SPD wie schon 2013 die Union über den Tisch ziehen wird. Diese Art der Raffinesse ist der SPD originär stärker DNA-gegeben als der blauäugigen CDU. 2013 hat die SPD das durch das spieltheoretische Selbstbindungs-Instrument via Mitgliederentscheid erledigt,“ und genau das scheint sich nun wie beunkt zu wiederholen. Dass Merz nicht strotzt vor Cleverness, konnte man wissen. Aber dieses Ausmaß ist ebenso einmalig wie bemerkenswert. Wenn schon selbst eine Katharina Dröge ihn als „ungeschickten Verhandler“ bezeichnet, dann weiss man wirklich nicht mehr, ob man auslachen oder bemitleiden soll. Prognose: Irgendwann ist das mit dem auslachen vorbei. Die Entwicklung wird so schlimm und erbärmlich werden, dass man wirklich nur noch Mitleid haben wird.

Entsprechend die Optionen der SPD: Übrigens gibt es zahlreiche Auguren im Netz, die darüber spekulieren, ob SPD und Grüne jetzt erst Merz und die Union das Grundgesetz haben ändern lassen, um ihn dann anschließend unter irgendeinem Vorwand (Stichwort Mitgliederentscheid?, s.o.) doch nicht zum Bundeskanzler zu wählen, so dass die bestehende Bundesregierung geschäftsführend im Amt bleibt, vielleicht vier Jahre lang. Das wäre natürlich ein echtes Husarenstück von enormem Unterhaltungswert – und insofern absolut wünschenswert.

Allzu wahrscheinlich ist es aber leider nicht, da auch die SPD an morgen denken muss, will sie nicht dauerhaft zwischen 10 und 15% verharren. Realistischer ist also, dass Merz zwar gewählt, aber vier Jahre lang von Klingbeil und der SPD nach Strich und Faden dominiert wird. Jeden Tag wird der Druck erhöht, jeden Tag ein ganz klein bisschen mehr, vier lange Jahre lang, in denen Merz mürbe gemacht wird. Das ist das, worauf der ungewöhnlich kluge Sauerland-Stratege sich einstellen muss.

Update 23. März, 12.00 – hier ein Vorab-Auszug aus der kommenden Kassandra:

Aber auch umgekehrt wird ein Schuh draus, und hier für die Union ein kostenloser Vorschlag einer echten Kommando-Aktion, die Sache noch zu drehen:
Die Union schluckt in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD jede noch so antibürgerliche Kröte, leistet nur hinhaltenden Widerstand, unterschreibt alles, was die SPD fordert, startet die Koalition, lässt Merz zum Kanzler wählen, und nach einer kurzen Schamfrist oder noch besser direkt schmeißt der neue Kanzler die SPD-Minister unter einem Vorwand raus oder setzt sie so unter Druck (bspw. Grenzen-zu per Anweisung an das Innenministerium), dass sie von alleine gehen. Anschließend regiert die Union allein in einer Minderheitsregierung die vollen vier Jahre. Unterstützung holt man sich da, wo man sie gerade braucht und bekommt, von links bis rechts.
Konstruktives Misstrauensvotum dagegen? in dieser Konstellation im Bundestag undenkbar.
Das wäre nun wirklich ein Raid von einer Chuzpe, der in der westlichen Parlamentsgeschichte seinesgleichen suchte, so ganz nach Kassandrischem Geschmack. Kleines Problem: Bei Leuten wie Merz, Linnemann, Amthor & Co. ist es nahezu unvorstellbar, dass sie eine solche Strategie nicht nur entwickeln, sondern v.a. auch umsetzten und durchhalten.

Falls doch – hier auch schon ein Wording-Vorschlag für Friedrich Merz:

Nach dem Ergebnis der BTW hatte ich die Wahl, meine Wähler zu belügen oder die SPD. Ich habe mich für die SPD entschieden.“

SPD-Wähler können zufrieden sein: Denn die alte Tante zeigt auch heute wieder das, was ihrer besagten DNA entspricht: Sie hat eine klar linke Weltanschauung, macht auch nach der Wahl im Wesentlichen das, wofür sie in der Wähler-Wahrnehmung steht (blinkt links und biegt auch links ab) und holt politisch wie stets – hier ist sie eine wahre Meisterin alter Schule – signifikant mehr raus, als ihr der Wählerwillen an sich zugebilligt hat. Kassandra hatte wie erwähnt schon am Rosenmontag prognostiziert, dass die SPD die Union auch diesmal, wie schon 2012 über den Tisch ziehen wird. Mittlerweile Realität, und zwischenzeitlich haben sich die Grünen angeschlossen. Aber nochmal: Das ist erst der Anfang.

Bei der Union gilt schon seit mindestens zwei Jahrzehnten das Gegenteil: Sie blinkt rechts, biegt aber immer wieder aufs neue links ab, und sie ist seit jeher außerstande, sich in Koalitionsverhandlungen bzw. -regierungen angemessen durchzusetzen. Das ist alles nicht neu. Aber wenn es für diese These eines Beweises bedurft hätte, dann liefert Merz ihn in diesem Tagen selbst dem unbedarftesten Beobachter.

Friedrich Merz, CDU. Foto: Tobias Koch.

Weiter-so: Wie von Kassandra vielfach geunkt, wird sich mit der Union gar nichts ändern, sie steht und bleibt seit jeher im Weiter-so-Lager (das gilt übrigens v.a. für das Power-Thema Migration, da gibts künftig eher noch mehr). Rechts blinken, links abbiegen: Ist das denn nach all den Jahren, eher Jahrzehnten Wahlbetrug? Eher nicht, denn einem großen Teil der Unions-Wähler dürfte genau das sonnenklar sein. Und der andere Teil, also die, die Union wählen, damit sich etwas ändere? Nun, was soll man sagen, hier scheint ein sehr eigentümliches Politikverständnis vorzuliegen. Im übrigen gilt bekanntlich: CDU-Wähler sind die duldsamsten unter allen Wählern überhaupt.

Klimaschutz bis 2045 im Grundgesetz verankern: Was dieser sehr explizite, konkrete Passus industriepolitisch unter dem Gesichtspunkt der Rechtssicherheit, gerade für internationale Investoren bedeutet, muss hier wohl nicht erklärt werden. Man wird schon bald sehen, welche Folgen dies insb. für das noch junge Infrastruktursegment in Deutschland haben wird, das die Politik ja gerade zu entwickeln versucht.

Wenn Sie ein Datencenter in einem politisch und juristisch verlässlichen Land errichten/kaufen können oder in Deutschland, wo die Klimaneutralität jetzt in der Verfassung steht und es NGOs zu genüge gibt, die hier schnell und ausdauernd klagen (meist noch mit Staatsgeld finanziert), wo unternehmen Sie das ceteris paribus dann? Wenn Sie bspw. Pensionsgelder zu verantworten haben und zwei Mrd. ausgeben sollen? Hier? Ernsthaft? Nein, damit dürfte für viele Investoren und Konzerne Deutschland als Standort raus sein.

Eine andere Frage ist das erwartbare Crowding out privater Investitionen durch die neuen staatlichen Mittel – also derjenigen Investitionen, die man an sich fördern will. Ausmaß bleibt abzuwarten.

Wer reich werden wird: Übrigens muss niemand in Sorge sein, die vielen, vielen Milliarden könnten unbetreut ausgegeben werden. Ohne Zweifel wird in Kürze ein neues Universum an NGOs entstehen, in denen alte und junge Kader aus den beteiligten Parteien (natürlich wie stets mit nur ganz kleinen Fördermitteln für nur ganz kleine Gehälter) auf Effektivität und Effizienz der Investitionen achten. Die Begriffe „Infrastruktur“ und Verteidigung“ kann man – gestützt auf stabile Weltanschauung – sehr weit auslegen; und das wird man auch tun.

Zins, Märkte, EZB und QE: Die Anleihenmärkte haben schon gezeigt, was sie von der ganzen Sache halten. Sehen wir es positiv: Bevor die anderen Euro-Staaten Schulden machen, für die wir haften, machen wir die Schulden jetzt lieber gleich selbst.

Doch zu früh gefreut. Denn man kann sich darauf einstellen, dass auch die anderen Staaten der EU bzw. der Währungsunion reagieren werden. Niemand in Europa macht den Sparfuchs (einschl. Brüssel), wenn Deutschland Geld aufnimmt und ausgibt, als gäbe es kein morgen.

Wenn es die anderen Deutschland gleich tun, dann ist klar, was das für den Zins heißen wird – und spätestens hier kommt die EZB ins Spiel. Kassandras Prognose: Es wird nicht allzu lange dauern, da wird man im Frankfurter Ostend wieder zu dem Mittel greifen, das wir alle noch bestens kennen und so sehr lieben: dem QE. Das gilt spätestens dann, wenn auch das fiskal ohnehin angeschlagene Frankreich, das sicher auch gern „Sondervermögen“ bzw. dort eher „des Actifs extraordinairs“, schaffen wird, an den Märkten unter Druck geraten wird. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Das Zusammenwirken der Herausforderungen: Gepaart mit dem von den Europäern zu schulternden Wiederaufbau der Ukraine, den lahmenden Volkswirtschaften, der Überregulierung, dem technologischen Rückfall, dem kostspieligen Migrationsdruck, weiteren EU-Südosterweiterungen und der katastrophalen Demographie wird die Entwicklung unvermeidlich schwere Folgen für den Euro haben, namentlich für den Außenwert – auch wenn man dieser Tage das Gegenteil sieht.

Wenn Sie auf von Bürokratie und Beamten geprägte Verkrustungen noch mehr Geld drauf kippen, dann bekommen Sie keine Verbesserung, keine Effizienz, keine Fortschritte, sondern was?“

Infrastruktur und bei der Bundeswehr: Zum Schluss noch ein Blick auf die vorgebliche Notwendigkeit der nun beschlossenen Maßnahmen:

Dass es in D. bei Infrastruktur und Bundeswehr (und längst nicht nur da) erheblichen Nachholbedarf gibt, ist bekannt (gerade in Zusammenhang mit der katastrophal lückenhaften Souveränität der europäischen Staaten. Man sollte Donald Trump dankbar sein, dass er das, was alle seit Jahrzehnten unter der Hand wissen, endlich so transparent gemacht hat). Fragt sich nur, ob das ganze Problem an zu wenig Geld liegt.

Thema Bundeswehr: Hier ist hier schon mehrfach darauf hingewiesen worden, dass Deutschland seit Jahrzehnten den siebtgrößten Verteidigungsetat der Welt und viertgrößten der NATO fährt – und der Laden trotzdem technologisch rückständig und v.a. überbürokratisiert und völlig verbeamtet ist. Ein israelischer Minister soll angeblich mal gefragt haben, wie Deutschland es eigentlich schaffe, mit einem solchen Etat KEINE Armee zu haben.

Thema Infrastruktur: Ist die Carola Brücke in Dresden eingebrochen, weil der sächsische Landeshaushalt zu klein ist? Weil der Bundeshaushalt zu klein ist? Weil die Bürger in Sachsen und Deutschland zu wenig Steuern zahlen?

Man kann es nur immer wiederholen: Das Problem hierzulande ist nicht zu wenig Geld, das Problem ist die schönste und gleichzeitig nachhaltigste Frau Deutschlands: Miss Management.

Es stand die Tage auf ALTERNATIVESINDUSTRIES und sei wiederholt: dass die Bundesrepublik Deutschland über alle Körperschaften 2024 an Steuern und Abgaben über zwei Bio. Euro eingenommen hat – und trotzdem Defizite fährt. Und wenn Sie auf von Bürokratie und Beamten geprägte Verkrustungen noch mehr Geld drauf kippen, dann bekommen Sie keine Verbesserung, keine Effizienz, keine Fortschritte, sondern nur was? Richtig: Noch mehr Beamte, noch mehr Bürokratie und noch mehr Verkrustung. Das ist vermutlich der Weg, den Deutschland am Vorabend seines demographischen Zusammenbruchs und im Zuge des Run off seiner industriellen und technologischen Ressourcen auch unter der neuen Regierung gehen wird. Wer das nicht will, muss in einem ersten Schritt erstmal die Strukturen in diesem Staat sanieren und verschlanken; Stichwort Pferdedoktor.

Soviel für heute dazu. Es gilt weiter: Die Schatten über Deutschland bleiben, und das Land braucht einen Pferdedoktor! Und wenn Sie denken, es könne doch nicht so weitergehen wie bisher, dann vergessen Sie nie ein kassandrisches Zentral-Axiom: Nur weil sich etwas ändern MUSS, heißt das noch lange nicht, dass sich auch etwas ändern WIRD.

Focus (14. März): Ex-Verfassungsrichter: Deutschland rutscht zum Zweite-Welt-Land ab.“

Der ehemalige Verfassungsrechtler Voßkuhle sollte nicht so viel Kassandra lesen, dann kommt er auch nicht auf so düstere Gedanken zur Zukunft unseres Landes – obwohl: Seine Vorstellungen sind ja noch verhältnismäßig milde.

Zweite Welt? Geht doch noch. Kassandra selbst musste bei der Überschrift dagegen direkt an den Chemie-Unterricht vergangener Schulzeiten denken. Kennen Sie noch die Begriffe Deposition und Sublimation? Beide bezeichnen den Wechsel von Aggregatzuständen, bei denen die Zwischenstufe direkt übersprungen wird. Möglicherweise gibt es ja sowas auch in der internationalen Politik? Wer sagt denn, dass Deutschland in seiner weiteren Entwicklung nicht direkt eine Stufe weiter sublimiert als nur in die Zweite Welt? Die Weichen werden jedenfalls gestellt.

Übrigens hat Voßkuhle – als Rentner hat man vermutlich viel Zeit – mit Gleichgesinnten offenbar eine „Initiative Handlungsfähiger Staat” gegründet. Gut: Die Handlungsunfähigkeit dieses Staates auf zahlreichen Politikfeldern ist auch für Kassandra seit jeher in Lieblingsthema (s. nur bsphft. hier). Jedoch hier ein kostenloser Blick in die Zukunft: Diese Initiative wird das gleiche Relevanz-Level wie die bekannte Ruck-Rede eines seiner Vorgänger erreichen: genau NullKommaNull! Und das mit Ansage!

Aber immerhin: Dass auch politische Top-Performer wie der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière (CDU) – weiland enorm erfolgreicher Verteidigungs- und Innenminister mit bleibendem Verdienst für Deutschland besonders in Sachen Grenzöffnung 9/2015 – der Initiative angehören, zeigt, dass die Leute dort nur die Besten der Besten um sich scharen. Mal sehen, wann Angela Merkel, Heiko Maas und Robert Habeck beitreten.

Die Welt (20. März): „‘Was, wenn ich dann ein toter Held bin?‘ – So begründet Aiwanger seinen Sinneswandel.“

Endlich eine gute Nachricht: Die CSU katapultiert die freien Wähler in den Orkus (wie man bei den nächsten Wahlen sehen wird). Und da gehören sie auch hin. Gut gemacht, Markus Söder. Denn das ist ein echter Beitrag zur politischen Hygiene. Einen Aiwanger und seine halbgaren Freien Wähler (die endgültig bewiesen haben, gar nicht frei zu sein), braucht keiner. Wer Mainstream will, der kann CSU wählen; wer Alternativen will, kann AfD wählen. Für alle Halbgaren dazwischen ist weder Platz noch Notwendigkeit. Deutschland kann sich heute vieles nicht mehr leisten. Schwammige Parteien wie die Freien Wähler gehören dazu. Klare Verhältnisse sind ein kleiner Schritt nach vorn.

Die Welt (14. März): „USA bitten Länder in Europa um Eier.“

Dem Beitrag zufolge soll der dänische Agrarminister Jensen geäußert haben, die Anfragen aus den USA seien „ein gutes Beispiel dafür, dass die Vereinigten Staaten weiterhin beim Handel von Europa abhängig seien.“

Abhängig wegen ein paar Eiern, die man auf den internationalen Märkten nachfragt? Nun, wenn es solche Leute mit einer solchen polit-ökonomischen Logik sind, die von Dänemark aus Grönland regieren, dann wäre die Insel bei den USA vielleicht wirklich besser aufgehoben?

Deutsches Ärzteblatt (12. März): „Coronapandemie: Bundesnachrichtendienst sah laut Berichten Indizien für Laborthese.“

Der BND hatte also schon 2020 Evidenz, dass das C129-Virus aus dem Labor stamme („theTschainaVairuss“). Surprise, Surprise. Stellt sich noch die Frage nach der Quelle der Schlapphüte, die szenetypisch nicht genannt wird. Wir hier alle kennen sie: die Kröte aus Berlin, 29. Mai 2020.

Bild (19. März): „Die Frau, der Baerbock den Job weggeschnappt hat.“

Noch eine gute Nachricht: Dass Annalena Baerbock von Deutschland für diesen Top-Posten bei der UN nominiert ist, begrüßt Kassandra ausdrücklich. Ihre Eloquenz, ihre Sprachgewandtheit, ihre diplomatische Trittsicherheit, ihre kaum zu fassende Intellektualität, ihr guter Stil auch in modischen Fragen … all das ist ein steter Garant für bestes Entertainment. Und warum soll künftig nicht die ganze Welt daran teilhaben? Eine bessere Visitenkarte für Deutschland kann es nicht geben. Kassandra verehrt Baerbock jedenfalls sehr.

Wie dem auch sei, die Bild hat sich die Arbeit gemacht, die deutsche Diplomatin vorzustellen, die für Baerbock auf dieses Amt verzichten muss: altgediente Reckin, tiefsolide vom Fach, seit über 30 Jahren dabei … und hoffentlich ja wohl schon vor ihrer Degradierung hier erfahren und desillusioniert genug gewesen, um zu wissen, dass die Bundesrepublik Deutschland im 21. Jahrhundert wirklich alles kennt.

Außer eines:

Loyalität.

Liebe Leserschaft, eigentlich kommt jetzt der Frühling. Doch fühlen Sie sich auch, als sei ihr Land im Herbst des November? Nur Mut, never mind the Darkness, and nothing lasts forever: Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück, ikonisch und fassungslose 33 Jahre alt, findet sich jedenfalls hier.

Kassandra by ChatGPT.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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