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Einblicke vom Impact Round Table bei der Pensions-Akademie:

Mehr Nachhaltigkeit wagen!

Neben dem ESG Pensions Award hat die Pensions-Akademie einen Impact Round Table ins Leben gerufen, um dem Themenkomplex den nötigen Diskussionsraum zu geben. Die Inhalte zweier Beiträge, die jüngst auf der Agenda standen, fasst Christian Schneider für LEITERbAV zusammen.

6. September, Frankfurt am Main, erster Impact Round Table der Pensions-Akademie: Einrichtungen der bAV sind mit Blick auf ESG und Regulierung wichtige Akteure. Ihre Investitionsentscheidungen können weitreichende Auswirkungen auf nachhaltige Entwicklungen haben. Dabei müssen EbAV ihre Hauptaufgabe stets im Blick haben: die Erfüllung der Versorgungsansprüche ihrer Berechtigten.

Wie beides bei dem Gewinner des ESG Pensions Award 2021 kombiniert wird, stellt Jana Desirée Wunderlich, Vorstand der Hannoverschen Kassen, dem Publikum vor.

Eingespannt zwischen Erwartungen und Anforderungen

Jana Wunderlich, Hannoversche Kassen.

Mit Sicht auf die globalen Herausforderungen beschreibt Wunderlich das Ziel: Investitionen zu tätigen, die eine positive ökologische und gesellschaftliche Wirkung entfalten, Sicherheit und Transparenz zu bieten sowie konkrete Ergebnisse zu erwirtschaften. Dabei sind formelle Anforderungen zu berücksichtigen.

Zudem haben die Mitgliedsunternehmen einer Pensionskasse klare Erwartungen an die Gestaltung der Kapitalanlagen. Taxonomie- und Offenlegungsverordnung wiederum fordern die Einbindung in Entscheidungsprozesse, vorvertragliche Informationen und regelmäßige Berichterstattungen. Allerdings gibt es in diesem Transformationsprozess noch viele offene Fragen. Auch die Datenlage ist ausbaufähig. Die Hannoverschen Kassen sehen sich dabei auf dem (richtigen) Weg. Mit Blick auf die Perspektive weiß Wunderlich: Um die gesellschaftlichen Ziele zu erreichen, wird es darüber hinaus Weiterentwicklungen der Verordnungen und Anforderungen gleichermaßen geben.

Entscheidend ist es, über die Kapitalanlagepolitik und den Fortschritt bei Datenlage und Datenqualität zu berichten. Die Hannoverschen Kassen zeichnen sich dabei maßgeblich mit ihrem Transparenz- und Investitionsbericht aus, sagt die Referentin.

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Zwei Ansätze für ein Ziel: Mehr Nachhaltigkeit

Wunderlich differenziert zudem zwischen zwei Ansätzen: Der passive Ansatz setzt vornehmlich auf die „reine“ Erfüllung von Vorschriften und hat im Ergebnis einen geringen Mehrwert. Ein aktiver Ansatz hingegen basiert auf (initiativ definierten) Werten und Prinzipien. Dieser ermöglicht ein Handeln aus innerer Überzeugung, die Wahrnehmung von Chancen und die Übernahme von Verantwortung.

Diesen aktiven Ansatz nehmen auch die Hannoverschen Kassen für sich in Anspruch: Nachhaltigkeit wurde aktiv implementiert, indem dieser Anspruch in alle Prozesse integriert und klare Ausschluss- sowie Positivkriterien für Investitionen festlegt wurden. Ein Nachhaltigkeitsrat berät und kontrolliert die Umsetzung. Ein eigenes Ratingsystem dient zur Nachhaltigkeitsbewertung. Regelmäßig werden Berichte gemäß der Offenlegungsverordnung (Artikel 8) veröffentlicht, die als gutes Kontrollinstrument betrachtet wird. Darüber hinaus berichten die Kassen jährlich in ihrem Transparenz- und Investitionsbericht umfänglich über getätigte Anlagen. Derzeit investieren die Hannoverschen Kassen 14% ihres Anlagekapitals direkt in erneuerbare Energien, Wohnen, soziale Einrichtungen und Schulen.

Zitat Wunderlich: „Nachhaltigkeit ist nie schwarz oder weiß bzw. abgeschlossen. Ich appelliere, eigene Routinen zu hinterfragen, und wünsche mir trotz allen Wettbewerbs mehr Austausch über Erfahrungen und Erkenntnisse; gern im Rahmen der Pensions-Akademie.“

Der Sustainable Finance-Beirat: Risiken und Chancen erkennen

Wiebke Merbeth, Deloitte und Sustainable Finance-Beirat.

Wiebke Merbeth, Partnerin bei der Strategieberatung von Deloitte und Mitglied im Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung, adressiert die Notwendigkeit einer grundlegenden sozial-ökologischen Transformation. Diese soll die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft angesichts von Klimakrise, Artenvielfaltverlust und sozialer Ungleichheit gewährleisten.

Zu diesem Zweck verfolgt der Sustainable Finance-Beirat das Ziel, finanzielle Chancen und Risiken der Transformation zu bewerten und Investitionen noch stärker zu mobilisieren. Das dient ebenso dazu, Produktionsweisen, Lieferketten und Geschäftsmodelle zukunftssicher zu gestalten. Dies ist im Kontext der UN-Nachhaltigkeitsziele sowie des Pariser Klimaabkommens von Bedeutung. Der Beirat hält diesbezüglich klare Leitlinien für den Finanzmarkt, Kohärenz in der Regulierung und Politik sowie eine ambitionierte Agenda auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene für unabdingbar.

Zitat Merbeth: „Die Zusammenarbeit zwischen Akteuren aus Politik, Wissenschaft, Finanz- und Realwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft bleibt entscheidend, um gemeinsam Fortschritte zu erzielen. Auch dafür hat der Sustainable Finance-Beirat mehrere Arbeitsgruppen mit Fokus auf verschiedene Schwerpunkte gebildet.“

Verschiedene Arbeitsgruppen in dem Beirat setzen fachliche Akzente:

Dateninfrastruktur und Digitalisierung: Mit Blick auf die Bedeutung standardisierter ESG-Daten für Vergleichbarkeit und Steuerung werden Lösungsansätze wie eine ESG-Datenplattform und Blockchain-Technologien vorgeschlagen.

Investor Engagement Plattform: Der Fokus liegt hier auf der konstruktiven Einflussnahme von Anlegerinnen und Anlegern auf Investitionsobjekte und die Beseitigung potentieller Hürden.

ESG-Skala: Für mehr Verbraucherschutz und bessere Vergleichbarkeit bei Finanzprodukten wird – analog zu anderen Branchen – eine ESG-Nachhaltigkeitsampel empfohlen, s. Abb.:

Quelle: Sustainable Finance-Beirat. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Fazit des Autors

Die beiden hier skizzierten Vorträge zeigen, dass die Integration in die institutionelle Kapitalanlage mit Herausforderungen verbunden bleibt. Klare Erwartungen der Stakeholder müssen berücksichtigt und Datenlücken sowie regulatorische Hürden überwunden werden. Es bleibt unerlässlich, dass EbAV aktiv ihre Rolle als Kapitalverwalter wahrnehmen und Verantwortung für ihre Investitionen übernehmen.

Die Berücksichtigung von ESG-Aspekten ist nicht nur eine Frage der Nachhaltigkeit, sondern auch eine kluge Investition in die langfristige Sicherung der Versorgungsansprüche. Es handelt sich nicht um ein Entweder/oder-Szenario. Obwohl die Integration von Nachhaltigkeit Zeit und Engagement erfordert, trägt sie dazu bei, das Rendite-Risiko-Verhältnis zu optimieren und somit die langfristige Erfüllung der Versorgungsansprüche zu gewährleisten.

Christian Schneider, Nixdorf Kapital und Pensions-Akademie.

Der Autor ist Gründungsmitglied und Schatzmeister der Pensions-Akademie e.V. sowie Vertriebsdirektor bei Nixdorf Kapital AG.

Von ihm und anderen Autoren der Pensions-Akademie e.V. sind bereits auf LEITERbAV erschienen:

Einblicke vom Impact Round Table bei der Pensions-Akademie:
Mehr Nachhaltigkeit wagen!
von Christian Schneider, 20. Oktober 2023

Deutscher ESG Pensions Award 2023:
Das ist der Preis der Nachhaltigkeit
6. Oktober 2022

Pensions-Akademie:
Klimflation goes Stresstest …
von Frank Vogel, 22. Februar 2022

Zeit für eine kleine (Zwischen-)Bilanz:
Sechs Jahre Pensions-Akademie
von Frank Vogel, 17. Dezember 2021

Nach fünf Jahren:
Die Pensions-Akademie hat sich nachhaltig etabliert
8. Oktober 2021

Ein Kompendium an nachhaltiger Lektüre:
Innovative Nachhaltigkeit in Einrichtungen der bAV“
2. September 2021

Nachhaltigkeit in der bAV – der zweite ESG Pensions Award:
Von der Pflicht zur Kür …
17. Februar 2021

Jahresauftaktveranstaltung 2019 der Pensions-Akademie:
Vor welchen Perspektiven steht die bAV?
26. März 2019

Herbsttagung der Pensions-Akademie:
Im Spannungsfeld zwischen PEPP und Praxis
25. September 2018

Auftaktveranstaltung 2018 der Pensions-Akademie:
Zum Glück keine Ruhe für die bAV
6. Februar 2018

Fachtagung der Pensions-Akademie:
Da klingeln bei mir die Alarmglocken“
22. September 2017

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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