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Preqin-Studie setzt Private Markets ins Spotlight für 2023 und 2024:

And The Winner is …

2023 war das Jahr, in der die Geldpolitik der radikal-schnellen Zinsschritte ihre volle Wirkung entfaltet hat. Das konnte – trotz der flexibleren bilanziellen Bewertung – nicht ohne Folgen auch für Private Equity, Infra & Co. bleiben. Eine Studien-Serie hat genauer hingeguckt – und blickt auch nach vorn.

Private Debt und Hedge-Fonds hatten 2023 die Nase vorn. Bei Private Equity, Venture Capital, Infrastruktur und Immobilien dagegen haben das allgemein höhere Zinsniveau und die höheren Kreditkosten dieses Jahr Bremsspuren hinterlassen.

Dennoch haben sich Private Markets in einem herausfordernden Umfeld insgesamt gut geschlagen. Viele Anleger werden zudem in den kommenden Monaten und Jahren ihre Allokationen in den Private Markets steigern.

Zu diesem Schluss kommt zumindest die Serie Global-Reports 2024 von Preqin, dem Londoner Datenanalysehaus mit Fokus auf Alternative Assets.

Bericht aus London.

Die neu erschienenen Reports betrachten eingehend die Entwicklung der verschiedenen Private Markets-Segmente im Jahr 2023 und geben eine Einschätzung bezüglich der weiteren Entwicklung für das Jahr 2024.

Grundsätzlich ist man positiv für die Anlageklasse gestimmt und bescheinigt ihr trotz des harten Gegenwindes durch stringente Geldpolitik und wirtschaftliche Unsicherheiten eine hohe Widerstandsfähigkeit. Es bestehe die Chance auf eine weiterhin rasante Entwicklung, so Preqin in einer Zusammenfassung der Reports.

Zahl der Private Debt-Fonds auf ATH …

Favorit der Anleger im Jahr 2023 war wie erwähnt Private Debt, welches aufgrund des variabel verzinslichen Charakters in Folge der stark gestiegenen Zinsen für Investments besonders interessant wurde. Laut Preqin gab es im Oktober 2023 mit 1.080 Private Debt-Fonds auf dem Markt einen neuen Rekord und damit einen Anstieg von 19% gegenüber 2022.

und Volumen bald auch

Auch das Fundraising-Umfeld dürfte sich durch die höheren Zinsen verbessern. Mezzanine-Anleihen bleiben aufgrund der Aussicht auf im Vergleich zu vorrangigen Anleihen höheren Renditen und der größeren Sicherheit als bei traditionellen Aktienfonds beliebt. Die Studie von Preqin prognostiziert Wachstumsraten von in Private Debt verwalteten Vermögen von jährlich durchschnittlich 11% für den Zeitraum 2022 bis 2028. Ergebnis wäre ein Allzeithoch von 2,8 Bio. US-Dollar an Assets in Private Debt im Jahr 2028, was fast einer Verdopplung gegenüber 2022 entspricht.

Des einen Freud ist des anderen Leid …

Während Private Debt vom gegenwärtigen Umfeld profitieren kann, ist die Situation bei Private Equity, Venture Capital, Infrastruktur und Immobilien differenzierter zu betrachten. Hier wirkten die gestiegenen Zinsen wenig überraschend eher nachteilig.

So liegt der Private Equity Dealflow in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Gesamtjahr 2022 nach Volumen bei nur 60,3% (5.438 Transaktionen), nach Bewertung bei nur 48,5% (618 Mrd. US-Dollar). Niedrigere Bewertungen wirken sich auch auf das Exit-Umfeld aus:

Per Ende September lag die Anzahl der abgeschlossenen Exits bei 80% des Gesamtjahres 2022, nach Bewertungen bei niedrigen 55%. Laut Preqin bleibt das Exit-Umfeld im Jahr 2024 herausfordernd für die Renditegenerierung.

Die Dealflow Pipeline 2024 hängt davon ab, ob der Höchststand bei den Leitzinsen erreicht wird. Preqin betont aber, dass weiterhin langfristiger Bedarf für Private Equity Investments besteht. Zudem ergeben sich neue Chancen durch das Private Wealth Management und Innovationen auf dem Sekundärmarkt.

Ähnlich ist die Situation auch am Markt für Venture Capital. Bis Ende September wurden im laufenden Jahr 783 Fonds geschlossen. Das entspricht einem Rückgang von 49,4% gegenüber dem Vorjahr, und auch das Fundraising ging um 53,2% auf 85,7 Mrd. US-Dollar zurück. Anleger planen künftig kleinere Beträge zu investieren, was das Fundraising erschwert. Dennoch erwarteten laut Preqin 38% der Anleger laut Umfrage im November 2023 eine bessere Entwicklung im kommenden Jahr. Hier waren im November 2022 nur 12% der Anleger optimistisch.

so auch bei Private Real Estate…

Negativ zu Buche geschlagen haben die gestiegenen Zinsen auch am Markt für Private Real Estate. Hier war die Folge eine gedämpfte Investitionsstimmung, welche sich in einem rückläufigem Deal-Volumen äußerte:

Per Ende September wurde nur 56% des im gesamten Jahr 2022 aufgenommenen Kapitals eingesammelt. Interessant ist hierbei, dass 49% der von Preqin für die Studie im November befragten Teilnehmer opportunistische Investitionen und somit Kapitalwachstum gegenüber Ertragsrendite bevorzugten.

und Private Infrastructure

Gedämpft war die Stimmung auch am Markt für Private Infrastructure (Infrastruktur ist ja gerade auch in Deutschland stetes Thema, so vorgestern auch auf LEITERbAV). Während es aufgrund der US-Gesetzgebungsagenda im letzten Jahr noch einen Rekord bei der Kapitalbeschaffung und eine Welle an neuem Kapital für den größten Infrastrukturmarkt der Welt gab, lag das aufgenommene Gesamtkapital im laufenden Jahr bis Oktober 2023 nur bei 12% (20,9 Mrd. US-Dollar) des Gesamtjahres 2022 (176,8 Mrd. US-Dollar).

Infrastruktur in Deutschland hat unterschiedliche Gesichter: Frankfurt Hbf im November 2023 und …

Zieht man den Jahresdurchschnitt der vergangenen fünf Jahre heran, wurde im Jahr 2023 ein Wert von nur 15% erreicht. Dennoch erholte sich der Transaktionsmarkt zum 3. Quartal 2023 bereits und bleibt widerstandsfähig. Gerade vor dem Hintergrund der Energiewende sollten hier langfristige Chancen für Private Infrastructure Investitionen bestehen. Im Jahr 2027 sollte laut Preqin das Niveau von 2019 wieder erreicht werden.

Hedge-Fonds vorne dabei…

Ganz im Gegensatz dazu haben Hedge-Fonds dieses Jahr gut abgeschlossen und übertrafen laut Preqin globale Aktien in der Performance. Hier haben viele Anleger den Schutz vor Verlusten, welchen sie in Krisenzeiten erwarten, offenbar auch gefunden.

… am Frankfurter Flughafen. Alle Fotos: Baz.

Das verwaltete Vermögen befindet sich auf einem Rekordhoch und sollte von Ende 2022 bis 2028 bei einem jährlichen Wachstum von 3,6% auf 5,2 Bio. US-Dollar ansteigen. Dabei sollte das Wachstum mehr von den erzielten Renditen als von den Zuflüssen kommen.

Soweit die Preqin-Reports. Dass in diesen Jahren die Geld- und Zinspolitik der großen Zentralbanken praktisch alle Kapitalmärkte und so auch die Alternatives dominiert, ist bekannt. Welche Politik die Zentralbanken im Jahr 2024 verfolgen, nicht. Jedenfalls kann morgen alles wieder anders sein.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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