Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Jahresabschluss 2023 der MetallRente:

Neues vom Spreeufer

In diesen Tagen beginnt die Bilanzsaison zahlreicher Versorgungswerke. Nun kommt Branchenprimus MetallRente aus der Deckung. Gestern vermeldete das schwergewichtige Versorgungswerk von Gesamtmetall und IG Metall den Ausbau seiner Position als größtes deutsches Branchenversorgungswerk. PIAutor Detlef Pohl hat die Zahlen beleuchtet.

Deutschlands Branchenversorgungswerke halten die bAV allen bürokratischen Widrigkeiten und Regulierungsversuchen zum Trotz weiter auf Kurs zu einer spürbaren Zusatzvorsorge neben der staatlich immer stärker subventionierten gesetzlichen Rente – allen voran die MetallRente GmbH, die seit 2001 existiert und bei der die Gewerkschaft IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall gleichberechtigte Alleingesellschafter sind.

Gestern in Berlin-Friedrichshain, unweit der Spree: Die MR-Geschäftsführer Hansjörg Müllerleile (ehem. Bosch Pensionsfonds) und Kerstin Schminke (ehem. IG Metall) vermelden nach einem starken Jahr 2022 auch für 2023 weiteres Wachstum:

Ende 2022 hatte die Metall-Rente 52.000 Unternehmen als Kunden angebunden. Im vergangenen Jahr haben nun 8.265 Arbeitgeber neu für ihre Berechtigten Beiträge gezahlt; insgesamt werden nun knapp 947.000 bAV-Verträge (+ 4,2%) über die MetallRente verwaltet, s. Abb. Damit wächst die MetallRente, der sich auch die Stahlindustrie und die Branchen Textil und Bekleidung, IT sowie Holz und Kunststoff angeschlossen haben, weiter und hat heute damit potentiell Zugang zu rund acht Mio. Arbeitnehmern.

Quelle: MetallRente. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Die MetallRente verzeichnet für 2023 insg. 62.616 Neuverträge (-9,5%, allerdings nach +22% 2022). Das Versorgungswerk bleibt also über der im Vorjahr erreichten Millionen-Grenze und verfügt nun über rund 1,085 Mio. Verträge im Bestand (2022: 1,06 Mio.). Denn zu den besagten 947.000 reinen bAV-Verträgen kommen noch 138.000 Policen zur privaten Absicherung der Arbeitskraft (+4,5%). Gleichwohl sieht man exakt dort Nachholbedarf: Nur 6.609 Neuverträge sind 2023 hinzugekommen.

„In Zeiten, die von Krieg, Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt sind, halten sich viele bei der Absicherung ihrer Arbeitskraft zurück“, erklärt Schminke. Die aktuelle MetallRente-AKS-Studie zeige, dass rund um die Themen BU und Erwerbsminderung große Wissenslücken bestehen.

Vertrieb und Verwaltung – Kapitalanlage und Konsorten

Damit die Risiken eines so großen Kollektivs auf mehrere Schultern verteilt werden können, arbeitet das Versorgungswerk bekanntlich mit einem Konsortium an Versicherern zusammen. Die Bestände werden derzeit von den Konsorten Allianz, R+V, Swiss Life, Ergo und seit Sommer 2020 auch der Versicherungskammer Bayern (VKB) gemäß ihrer jeweiligen Beteiligung gemeinschaftlich getragen (VKB bislang nur für die Arbeitskraftabsicherung).

Auch den überwiegenden Teil der Kapitalanlage übernehmen die Konsorten. Innerhalb der Kapitalanlage gibt es aber auch ein exklusiv für die MetallRente von AGI aufgelegtes und verwaltetes MetallRente-Fondsportfolio. Über die strategische Kapitalanlage wird zweimal jährlich in unserem Kapitalanlageausschuss entschieden, dem auch Vertreter von IG Metall und Gesamtmetall angehören. Alle Entscheidungen, die den Pensionsfonds und das Fondsportfolio betreffen, liegen beim Versorgungswerk und den beiden Sozialpartnern.

Der Zins hilft …

Die steigende Zinsentwicklung der letzten Monate bringt auch positive Effekte für die MetallRente-Kunden, berichten die Geschäftsführer, denn erneut gibt es eine höhere Überschussbeteiligung. In der Metall-Direktversicherung steigt die Gesamtverzinsung für Neuverträge in den boLZ-Angeboten „Profil“, „Chance 80“ und „Chance 90“ auf 3,35% p.a. (2023: 3,1%).

„Im sich verändernden Zinsumfeld zeigt unser breites Produktportfolio damit seine besondere Stärke und sichert die Partizipation unserer Kunden an der wirtschaftlichen Entwicklung – auch für 2024 sind wir sehr gut aufgestellt“, so Müllerleile. Das neue „Chance“-Angebot „stellt eine neue Benchmark in diesem Segment, weil es bessere Leistungen und damit aber auch effektiv höhere Sicherheiten für Beschäftigte und Arbeitgeber in einem Umfeld ohne gesetzliche oder gerichtliche Klarheit bringt“, ist Müllerleile überzeugt.

und der Markt greift zu

Hintergrund: Beim sicherheitsorientierten Direktversicherungstarif („Profil“) geht die Kapitalanlage zu 100% in das Sicherungsvermögen der Versicherungspartner der MetallRente ein. Die aktuelle Gesamtverzinsung von 3,35% enthält auch die Beteiligung an den Bewertungsreserven und nicht garantierte Schlussüberschüsse am Ende der Laufzeit.

Beim kapitalmarktnahen Tarif („Chance“) fließt die Kapitalanlage einerseits in das Sicherungsvermögen der Versicherungspartner und andererseits bis zu 50% in Aktien und Anleihen des MetallRente-Fondsportfolios. Das Neugeschäft mit „Chance“ war 2022 gestoppt worden, weil wegen der Fokussierung auf die BZML und des niedrigen Rechnungszinses „nicht mehr ausreichend hohe Beitragsanteile renditestark in Sachwerte innerhalb des MetallRente-Fondsportfolios investiert werden konnten“, hieß es auf Nachfrage.

Das hat sich inzwischen geändert. Seit April 2023 ist das fondsgebundene Konzept als „Chance 2.0“ wiederaufgelegt und könne durch deutlich verringerte Kosten um bis zu 15% höhere Leistungen im Vergleich zum Vorgängerprodukt erzielen, wie es heißt. Die fondsgebundenen Produkte für die boLZ in der Metall-Direktversicherung weisen Garantieniveaus mit 90% bzw. 80% aus. „Wir freuen uns, dass ‚Chance 2.0‘ bei Arbeitgebern und Beschäftigten gute Akzeptanz gefunden hat – bereits ein Drittel der Neuverträge 2023 entfällt auf die neuen Produkte“, so Müllerleile; die Neubeiträge beliefen sich auf 76,42 Mio. Euro.

Pensionsfonds weiter mit BZML

In die Lücke durch den zwischenzeitlichen Chance-Stopp sprang 2022 der Metall-Pensionsfonds. In der Kapitalanlage fährt er drei Strategien: Dynamik (bis Alter 57), Balance (bis 60) und Sicherheit (bis Renteneintritt). Die Anlage erfolgt im MetallRente-Fondsportfolio, in Rentenpapieren und im Sicherungsprodukt der Allianz Leben.

Seit dem Start 2003 hat der Fonds in der Anlagestrategie „Dynamik“ durchschnittlich 5,2% Rendite p.a. erzielt hat (2023: 8,0%) und ist 2023 um 26.330 Verträge gewachsen ist. Der Pensionsfonds verbindet eine 100%-Beitragsgarantie mit Aktien- und Fondsinvestments. Wegen der BZML stehen zu Rentenbeginn mindestens die eingezahlten Beiträge zur Verfügung. Die MetallRente setzt im Pensionsfonds weiter auf diese Zusageart.

Neu kamen 2.174 Unternehmen als Kunden hinzu, sodass inzwischen über 6.400 Firmen den Pensionsfonds nutzen. Das Versorgungswerk schaut aber nicht nur auf die nackte Zahl der Abschlüsse, sondern auch auf deren Wertbeitrag zu mehr und besserer Altersvorsorge. Die durchschnittlichen Jahresbeiträge pro Arbeitnehmer steigen jedes Jahr, zuletzt lagen sie bei 1.222 Euro (2022: 1.214 Euro).

Reine Beitragszusage „überzeugend“

Die Absage des Gewerkschaftstages der IG Metall an das Sozialpartnermodell sieht die MetallRente nicht als Absage an die bAV: „Die Hoheit zur Einrichtung eines möglichen Sozialpartnermodells in der Metall- und Elektroindustrie liegt bei den Tarifvertragsparteien“, verlautbarte man schon im vergangenen Sommer.

Kerstin Schminke und Hansjörg Müllerleile, MetallRente.

Die MetallRente stelle sich grundsätzlich immer so auf, dass sie etwaige tarifpolitische Anforderungen umsetzen kann. Müllerleile ist von den Vorteilen einer reinen Beitragszusage für Arbeitgeber und Beschäftigte überzeugt. Für die rBZ gelte das Gleiche wie für die boLZ: Höhere Renditechancen seien dann eine gute Sache, wenn sie sowohl zu besseren Renten als auch zu mehr Sicherheit führen.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.