Bei dem letzten Stresstest der BaFin sind neun Pensionskassen durchgefallen, zwei weniger als im Vorjahr. Das erklärte die Anstalt gegenüber Leiter-bAV.de am Rande ihrer gestrigen Jahrespressekonferenz in Frankfurt am Main.
Von 142 unter Bundesaufsicht stehenden Pensionskassen haben deren 126 einen Stresstest zum Stichtag 31. Dezember 2014 vorgelegt (16 waren von der Vorlage befreit). Neun Pensionskassen haben den Stresstest in einem oder mehreren Szenarien nicht bestanden.
Um welche Kassen es sich handelt, teilt die Anstalt grundsätzlich nicht mit. Anders als in der Vergangenheit, wo sie es partiell zumindest getan hatte, wollte sie zumindest zum jetzigen Zeitpunkt allerdings auch nicht bestätigen, dass keine größeren Kassen unter den Durchfallern sind und dass die Unterdeckungen nicht schwerwiegend sind. Auch Angaben, ob die Durchfaller reguliert oder unreguliert sind und ob es bei allen noch Trägerunternehmen gibt, lehnte die BaFin ab, um jeden Rückschluss auf die Identität zu verhindern. Schließlich auch keine Aussagen darüber, ob unter den Durchfallern eine Kasse ist, die letztes Jahr noch bestanden hatte oder ob Durchfaller zwischenzeitlich gemergt worden sind.
Foto: Eschweiler / BaFin.
Zur Beobachtung der weiteren Entwicklung lässt sich die Aufsicht von den Durchfallern in der Regel unterjährige Stresstests vorlegen. Sie stehe in engem Kontakt mit den Kassen und begleite diese bei den individuellen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Risikotragfähigkeit, so die Anstalt zu Leiter-bAV.de.
Übrigens gab es auch dieses Jahr erneut falsche Angaben in der deutschen Presse über die Zahl der Durchfaller, da wie so oft die Zahlen zum 31.12.13 (elf Durchfaller) wiederholt werden anstatt die zum 31.12.14. (neun Durchfaller) zu berichten.
Einzelheiten zu Test und Szenarien
Gerechnet wurden unverändert zum Vorjahr die folgenden vier Szenarien:
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Isoliertes Rentenszenario: Kursrückgang festverzinsliche Wertpapiere um 10 Prozent.
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Isoliertes Aktienszenario: Kursrückgang Aktien um 22 Prozent.
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Renten- und Aktienszenario: Kursrückgang Aktien um 15 Prozent sowie gleichzeitig Kursrückgang festverzinsliche Wertpapiere um 5 Prozent.
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Aktien- und Immobilienszenario: Kursrückgang Aktien um 15 Prozent sowie gleichzeitig Marktwertrückgang Immobilien um 10 Prozent.
Alle Tests erfolgten entsprechend Indexstand zum 31. Dezember 2014 und zuzüglich der Berücksichtigung von Bonitätsrisiken.
Eine Entschärfung der Szenarien hat also nicht stattgefunden und kann demzufolge nicht für das verbesserte Ergebnis verantwortlich sein.
LV et al
Der Vollständigkeit halber: Bei den 90 getesteten Lebensversicherern (zwei der 92 beaufsichtigten Unternehmen waren von der Vorlagepflicht befreit) gab es wie in den drei Vorjahren keine Durchfaller. Auch die 42 vorlagepflichtigen Krankenversicherer (von 49 unter Beaufsichtigung) bestanden sämtlich. In der Sparte Schaden/Unfall gab es acht Durchfaller bei 179 Versicherern unter Aufsicht. Allerdings wählte Hufeld gestern mit Blick auf die LVU unter dem neuen Regime Solvency II klare Worte:
„Die deutschen Versicherer werden den Einstieg in die Welt von Solvency II nur mit erheblicher Anstrengung schaffen – trotz der Übergangsregelungen und der Volatilitätsanpassung, die das Regelwerk nun vorsieht. Und sollten die Zinsen weiter so niedrig bleiben, werden wir auch mehr Unternehmen in die aufsichtliche Manndeckung nehmen müssen.“
Manndeckung? Und wie bewertet die BaFin dann die Ergebnisse der Pensionskassen, die zwar bekanntlich nicht Solvency II unterliegen, aber immerhin Durchfaller in ihren Reihen haben? Ist der Rückgang ein Zeichen der Entspannung trotz sich weiter verschärfender Zinssituation? Nein, ist es nicht. Gegenüber LbAV erklärte die Anstalt:
„Insgesamt ist die Lage für die PK vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfeldes nicht weniger herausfordernd als bei den Lebensversicherern.“
Zu der Frage aber, ob sie eine Gefahr sehe, dass Pensionskassen in absehbarer Zeit in größerem Umfang nicht mehr die Zusagen erfüllen könnten und so verstärkt Arbeitgeber hierzu herangezogen werden müssten, konnte die Anstalt keine Aussage machen.
Übrigens teile die Behörde heute ebenfalls mit, dass sie noch im laufenden Jahr einen Nachfolger für Hufeld als Chef der Versicherungsaufsicht hofft verpflichten zu können.
Desweiteren äußerte BaFin-Chef Hufeld auf der Pressekonferenz harte Kritik an den europäischen Aufsichtsbehörden. Mehr dazu in in Kürze auf Leiter-bAV.de.
Mehr zu den Vorjahresergebnissen zum Ende des Jahres 2013 hier und hier.
Mehr zu der Entwicklung findet sich auf LEITERbAV (zwischenzeitlich) hier:
BaFin Jahresbericht 2015 (II):
Mehr Beiträge und weniger Berechtigte bei Pensionsfonds
1. August 2016
Nachlassende Dynamik bei Pensionskassen
29. Juni 2016
Also aktuell keine akute Gefährdungslage?
12. Mai 2016
11. Mai 2016
Von Manndeckung, Umsetzungsdruck und Radikal-MiFIDisierung…
21. Mai 2015
13. Mai 2015
4. August 2014
Regulierte Pensionskassen – was nicht im BaFin-Jahresbericht steht:
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17. Juni 2014
Wettbewerbs-Pensionskassen – was nicht im BaFin-Jahresbericht steht:
Licht und Schatten und Zinszusatzreserve
2. Juni 2014
27. Mai 2014
Pensionskassen: Nonchalance im Angesicht des Niedrigzinses
22. Mai 2014
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29. Mai 2013
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