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Lurse Round Table Frauen in der bAV (III): Covid, Frauen, bAV ...

Corona vertieft Pension Gap

In der bAV tut sich eine Gerechtigkeitslücke zwischen den Generationen auf. Die Corona-Krise bewirkt, dass sich diese Lücke weiter vergrößert, und das insbesondere für Frauen: Thema des zweiten Round Table Frauen in der bAV. Utta Kuckertz-Wockel dokumentiert für LEITERbAV Auszüge.

Frankfurt und virtuell, am 19. Mai: Nachdem Natalie Brall, Unterabteilungsleiterin im BMAS, über die Gesetze und Verordnungen der Rest-Legislaturperiode berichtet hatte, diskutierten die Teilnehmerinnen des Lurse Round Table Frauen in der bAV über die Folgen der Corona-Krise für die kapitalgedeckte Vorsorge der zweiten Säule für Frauen. Vorträge kamen von Vertreterinnen von Siemens und Henkel:

Die Frage der Generationengerechtigkeit in der bAV

Eine der Ursachen für eine deutlich stärkere Belastung der jungen Generation in der Alterssicherung ist der demografische Wandel.Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Dessen Folgen müssen die jungen Generationen weitgehend allein schultern. Sie müssen die im Verhältnis zur berufstätigen Bevölkerung wachsende Zahl an Rentnern und Rentnerinnen durch Beiträge in die GRV finanzieren, während sich ihre eigene Lebensarbeitszeit absehbar erheblich verlängern wird. Zugleich müssen sie ein stärkeres Bewusstsein für eine finanzielle Vorsorge im Alter entwickeln. Die nötigen Vorsorgemaßnahmen werden gleichzeitig durch niedrige Zinsen und gesetzliche Beitragsgarantien erschwert.

Hinzu kommt, dass Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Versorgungsregelungen auf den Prüfstand gestellt haben und neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der bAV nicht mehr die gleichen guten Bedingungen wie noch die Mitarbeitergenerationen vor ihnen vorfinden.

Auswirkungen der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie hat bestehende Ungleichheiten noch verschärft. Millionen von Beschäftigten sind von Kurzarbeit betroffen und beziehen dadurch weniger oder gar kein bAV-relevantes Gehalt. Gleichzeitig fehlen die Mittel für ein Vorsorgesparen durch Entgeltumwandlung.

Die krisenbedingt schwierige Erwerbs- und Betreuungssituation verschärft sich insbesondere für die jüngeren Generationen durch unsichere Arbeitsverhältnisse und eine zunehmende Rückkehr zur traditionellen Rollenaufteilung in der Kindererziehung. Es hat sich gezeigt, dass sich Frauen in Zeiten von Home Schooling und fehlender Betreuung in Bildungseinrichtungen oftmals stärker in der Verantwortung sehen als die Väter. Sie arbeiten generell viel häufiger in Teilzeit – oft auch weil ihre Gehälter niedriger sind als die ihrer Männer und es generell noch immer unüblich und wenig akzeptiert ist, dass Männer einen Teilzeitjob ausüben. So haben während der Pandemie 14% der berufstätigen Frauen ihre Altersvorsorge gekürzt oder auf Eis gelegt.

Konsequenz: Zu einem Pay Gap  kommt ein wachsender Pension Gap zwischen den Geschlechtern.

Gender Gap in der bAV

Martina Baptist, Henkel AG & CO. KGAA.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass immer mehr Männer Elternzeit nehmen, allerdings bleiben Frauen nach wie vor deutlich länger in Elternzeit als ihre männlichen Kollegen. Das entspricht den Erfahrungen bei Henkel, berichtet Martina Baptist, Head of Total Rewards, Pension & Payroll DE/CH bei Henkel, auf dem Round Table:

Dadurch verringert sich ihre Lebensarbeitszeit, was sich wiederum negativ auf die bAV auswirkt, denn viele Versorgungspläne sehen vor, dass Arbeitgeberbeiträge grundsätzlich nur in Zeiten geleistet werden, in denen auch ein Arbeitsentgelt gezahlt wird. Das ist nur ein Beispiel, woraus sich ein Pension Gap in der bAV für Frauen ableiten lässt.

Unternehmen können junge Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, die durch Beruf und Familie doppelt belastet sind, mit einer Reihe von Maßnahmen unterstützen. Diese Maßnahmen sollten flexibel und an den Bedürfnissen bzw. Interessen der Generationen ausgerichtet sein. Nur dann sind sie nachhaltig und werden wertgeschätzt, sagt Baptist. Aber auch die Frauen selbst können einiges tun. Vor allem, indem sie Netzwerke bilden und sich gegenseitig helfen, wie dies bei Männern seit je her üblich ist, so die HR-Managerin abschließend.

bAV Dialog für Frauen bei Siemens

Ingrid Pritscher, Siemens AG.

Ein besonderes Erfolgsrezept zur Sensibilisierung der Themen rund um die Altersversorgung verfolgt Siemens im Frauennetzwerk Berlin, erläutert Ingrid Pritscher, Company Pension Schemes Berlin bei Siemens, auf dem Round Table.

Im bAV Dialog von Siemens werden von Frauen für Frauen die Grundlagen der Altersversorgung online erläutert und diskutiert.

Sowohl bAV- als auch rentenspezifische Themen stehen auf dem Programm und werden in der folgenden Abfolge regelmäßig angeboten:

Quelle: Siemens. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

 Der bAV Dialog im Frauennetzwerk Berlin wird stets sehr gut angenommen, auch standortübergreifend, weiß Pritscher vor den bAV-Unternehmensexpertinnen des Round Tables Frauen in der bAV über das Siemens-Konzept zu berichten.

Im Folgenden kurze Kernaussagen der Mitglieder des Lurse Round Tables Frauen in der bAV:

Sabine Eichler, Krones.

Mit der Schaffung von mehr Transparenz im Thema bAV bei Frauen tragen wir als bAV-Gestalterinnen entscheidend dazu bei, das Pension Gap zwischen Frauen und Männern sukzessive zu verringern. Einer Mitarbeiterin die passgenauen Informationen für jede Station im bAV-Lebenszyklus zur Verfügung zu stellen, stärkt nicht nur die persönliche Entscheidungssicherheit, sondern ermöglicht auch zukunftsorientiertes Planen der eigenen bAV. Ein Austausch im Rahmen von unternehmensbezogenen bAV-Frauennetzwerken ermöglicht den bAV-Beauftragten im Unternehmen, wichtige Anregungen für Anpassungs- und Verbesserungsbedarf dieser Zielgruppe zu bekommen.“

Sabine Eichler, Spezialistin Vergütungsmanagement Compensation and Benefits, Human Resources and Social Affairs, Krones AG.

 

Die bAV steht für mehr Generationengerechtigkeit in der Alterssicherung. Denn anders als in Umlagesystemen werden mit den kapitalgedeckten Säulen künftige Rentenansprüche vorfinanziert. Wichtig ist, dass mehr Menschen davon profitieren – vor allem Frauen, Belegschaften in KMU sowie Niedrigverdienende.“

Ilka Houben, Leiterin Alterssicherungspolitik, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV).

 

Die starren Rentensysteme müssen aufgebrochen werden und die private und betriebliche Vorsorge den Bedarf der jungen Generationen in den Fokus rücken. Das Leben ist in Bewegung, und viele Regeln in der Altersversorgung sind immer noch starr und gehen an der Lebenswirklichkeit vorbei. Mehr Flexibilität und Unterstützung beim Aufbau und Abruf von Altersversorgungsleistungen sind zielführend, um den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen Möglichkeiten zu geben, individuell zu planen und zu entscheiden, wie sie ihre Altersvorsorge gestalten, um ihren Lebensentwurf bestmöglich zu unterstützen. Flexible Arbeitszeitmodelle und Lebensarbeitszeitkonten können ein solches Modell ideal flankieren.“

Vera Schieferecke, Head of CoE Total Rewards, Altana AG.

 

Tamara Voigt, Bayer AG.

Generationengerechtigkeit ist auch in der betrieblichen Altersversorgung ein sehr wichtiges und sensibles Thema. Gute und werthaltige Zusagemodelle sind sowohl für ältere als auch für jüngere Generationen enorm wichtig und bedeutsam. Grenzen der Aus- und Umgestaltung sind rechtlich definiert und tatsächlich und wirtschaftlich unter anderem durch die Niedrigzinssituation vorgegeben. Umso wichtiger ist die Diskussion über (sach-)gerechte Lösungen gerade heute.“

Tamara Voigt, Head of Pensions, Bayer AG

 

Die Autorin ist Senior Managerin bei Lurse.

Von ihr und anderen Autorinnen und Autoren der Lurse sind zwischenzeitlich bereits auf LEITERbAV erschienen:

Kommunikation und Mitarbeiterportale:
Tue bAV – und rede darüber!
von Anika Krist und Carsten Ganz, 24. April 2024

Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz:
Von der Übergangszeit zur Automatisierung
von Dr. Stefan Birkel, 16. Februar 2024

Lurse Round Table:
Wenn drei Große gleichzeitig schwächeln …
von Utta Kuckertz-Wockel, 23. Januar 2024

Lurse-Webinar am 7. Dezember:
Neugestaltung einer bAV nach Konzernausgliederung
von Utta Kuckertz-Wockel, 21. November 2023

Lurse Round Table „Frauen in der bAV“:
Update aus der Wilhelmstraße
von Utta Kuckertz-Wockel, 26. Juli 2023

Betriebliche Altersversorgung:
Ordnung ist das halbe ...
von Miroslaw Staniek. 5. Juli 2023

Lurse Round Table „Frauen in der bAV“:
Munter“ in das Jahr
von Utta Kuckertz-Wockel, 6. Februar 2023

Lurse Round Table „Pension Asset Management“:
In dieser Form noch nicht erlebt“
von Utta Kuckertz-Wockel, 12. Dezember 2022

Kostenloses Webinar zu Zeitwertkonten:
Viele Wege, keine Blaupause ...
von Utta Kuckertz-Wockel, 1. September 2022

Lurse Round Table Frauen in der bAV:
Viele offene Türen
von Utta Kuckertz-Wockel, 1. August 2022

Das BMAS zu Perspektiven in der Altersversorgung:
Es hat nicht an dem Gesetz gelegen“
von Utta Kuckertz-Wockel, 20. Juni 2022

In den Zeiten des Fachkräftemangels:
Multimediale bAV-Kommunikation stärkt Mitarbeiterbindung
von Adelheid Lanz, 24. März 2022

Rethinking Pension:
Inflation enteignet
von Utta Kuckertz-Wockel, 17. Februar 2022

Round Table Frauen in der bAV (II):Covid, Frauen, bAV ...
Corona vertieft Pension Gap
von Utta Kuckertz-Wockel, 12. Juli 2021

Round Table Frauen in der bAV (I):
Zwischen Eis und Pipeline
von Utta Kuckertz-Wockel und Isabel Noe, 8. Juni 2021

REthinking Pensions:
auch außerhalb eines Sozialpartnermodells
von Utta Kuckertz-Wockel und Matthias Edelmann, 8. Januar 2021

Studie: Das BRSG …
und der Verlauf der Entgeltumwandlung
von Miroslaw Staniek und Björn-Schütt-Alpen, 9. November 2020

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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