Pensionskassen und Unternehmen, die eine solche tragen, sehen in der reinen Beitragszusage die Möglichkeit, Flexibilität und Chancen einer langfristigen Kapitalanlage endlich verstärkt für die bAV zu nutzen. Für LEITERbAV berichtet Barbara Ottawa.
„Garantien sind falsch, DC ist richtig. Das macht die ganze Welt so.“ So klar und knapp brachte Hans D. Ohlrogge, Vorsitzender des Vorstandes der IBM Pensionskasse und des IBM Pensionsfonds, seine Meinung zur Debatte rund um die reine Beitragszusage, international Defined Contribution (DC) genannt, auf den Punkt.
Während einer Podiumsdiskussion bei der diesjährigen Handelsblatt-bAV-Tagung Ende März in Berlin betonte Ohlrogge: „Wenn ich in Zukunft für Neueinstellungen ein verantwortliches Anlagemanagement über einen langen Zeitraum habe, dann kann ich dem Mitarbeiter eine angemessene Rente auszahlen, ganz ohne Garantien.“
Helmut Aden, Mitglied des Vorstandes im BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes a.G., gab ergänzend zu bedenken: „Wir als regulierte Pensionskassen, die zehn Jahre lang hart gekämpft haben, um nicht unter Solvency II zu kommen, sollen jetzt nach Auffassung mancher in eine Landschaft hineingezwungen werden, wo es weiter Garantien gibt, aber ohne Arbeitgeberhaftung. Dann wären wir zurück bei Null.“ Garantien würden nicht auf der Verpflichtungsseite verdient, sondern korrelierten mit der Kapitalseite, so Aden weiter: „Eben dort zwingen sie zu einer massiven Beschränkung der Anlagemöglichkeiten.“
Ohlrogge nutzte die Bühne, um eine langjährige Forderung der Pensionskassen in Zusammenhang mit der aktuellen Debatte rund um das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) zu bringen, und zwar bezüglich der Bedeckungsvorschriften: „Es ergibt keinen Sinn, dass eine Pensionskasse, die zum Beispiel 16 Jahre Duration hat und sehr langfristige Auszahlungsströme, wo jedes Jahr sechs Prozent des Kapitals ausgezahlt werden müssen, ständig einhundert Prozent des Barwertes vorhalten muss. Das bedeutet eine Strangulierung der Pensionskassen. Dann kommt oben drauf noch ein Stresstest, in dem ein fiktiver Verlust angenommen wird, der auch noch ausgeglichen werden muss.“
Da die IBM Pensionskasse sehr gut gefundet sei, fügte er ausdrücklich „nicht pro domo, sondern systemtheoretisch“ hinzu: „Eine Pensionskasse mit wenig Vermögen wird so in festverzinsliche Anlagen gezwungen und damit in eine Abwärtsspirale aus Verlusten durch festverzinsliche Anlagen, tieferen Rechnungszins, weiter verringerte Risikotragfähigkeit, noch mehr festverzinsliche Wertpapiere et cetera.“
Garantielosigkeit ist seines Erachtens „für neue Pläne der richtige Weg, weil er Enthaftung bringt und eine vernünftige langfristige Anlagestrategie ermöglicht“. Bei IBM sieht er keine Probleme der Zustimmung neuer Mitarbeiter zu einer reinen Beitragszusage: „Da wir auf der ganzen Welt DC-Pläne haben, ist das etwas, was bei uns positiv gesehen wird.“ Aden sieht beim BVV in ersten Gesprächen „durchaus die Bereitschaft“ der Trägerunternehmen in das Feld der reinen Beitragszusage zu gehen.