Am 26. Juni 2020 hat die Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft aus Duisburg ihre Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main abgehalten. Mit laufend zielgerichteten Schritten entgegnet die Kasse der langanhaltenden Niedrigzinsphase sowie den biometrischen Herausforderungen, schreibt Andreas Fritz, und berichtet von bereits getroffenen Maßnahmen und aktuellen Entscheidungen.
Im ersten Schritt wendete die PKDW in der Vergangenheit nahezu 90 Mio. Euro auf, um den Zinssatz der Tarifgeneration mit dem höchsten Tarifzins um einen Prozentpunkt herabzusetzen. Dieses wurde vollendet im Zuge des Jahresabschlusses 31. Dezember 2018, ohne dass es zu etwaigen Leistungseinschränkungen seitens der Anwärter und Rentner der PKDW kam. Mit dieser Maßnahme wurde der Passivzins der PKDW bezogen auf den Gesamtbestand um einen halben Prozentpunkt dauerhaft reduziert. Zum 31. Dezember 2019 bezifferte sich dieser auf 2,83%.
Im zweiten Schritt bildet die PKDW parallel zu der oben beschriebenen Maßnahme Rückstellungen zur Biometrieverstärkung. Diese dient, dem Trend zur Längerlebigkeit der männlichen Rentner entgegenzuwirken. Dieses bis zum 31. Dezember 2022 laufende Vorhaben ist wirtschaftlich bereits auf einem guten Weg.
Im dritten Schritt beschloss die diesjährige Mitgliederversammlung ein neugestaltendes Tarifsystem für bestehende Mitglieder sowie für Neuversicherte für Beiträge ab dem 1. Januar 2021 zu installieren. Demnach gibt es für alle bis zum 31. Dezember 2020 eingetretenen Mitglieder einen einheitlichen Basiszins in Höhe von zukünftig 0,40%. Die Neuversicherten ab dem 1.Januar 2021 starten mit einem Basiszins in Höhe von 0,25%.
Mit der Vereinheitlichung des Zinsniveaus für bestehende Mitgliedschaften soll insbesondere eine gleichbehandelnde Überschussbeteiligung in der Zukunft gewährleistet werden. Unabhängig von der Zinshöhe der ursprünglichen Tarifgeneration beträgt der Rechnungszins voraussichtlich für alle bestehenden Mitgliedschaften ab dem 1. Januar 2021 0,4%. Die Umsetzung findet über ein Einmalbausteinsystem statt (und nicht über vertraglich fixierte Leistungen).
Die PKDW ändert damit ihr Tarifmodell ausschließlich für zukünftige Beiträge. Sie agiert mit diesem Schritt vollständig freiwillig und vorausschauend; eine Empfehlung der BaFin lag nicht vor. Gleichzeitig verpflichtet sich die PKDW regelmäßig zur Überprüfung auf Verbesserungen oder Rücknahmen des oben dargestellten Tarifmodells.
Der Autor stellte auf der diesjährigen Mitgliederversammlung neben dem Jahresabschluss zum 31. Dezember 2019 die letztgenannte Maßnahme dem Plenum ausführlich vor. Dieses votierte mit nur einigen Gegenstimmen und Enthaltungen fast vollständig für die vorgestellten Zukunftsmaßnahmen der PKDW.
Das Vorstandsteam bestand dabei schon während der Mitgliederversammlung aus dem Autor und Bernhard Gilgenberg.
Gilgenberg folgte zum 22. Juni 2020 auf Bernd Walgenbach. Gilgenberg war zuvor der Vorstandsvorsitzende der Prudentia Pensionskasse, die von der C&A Gruppe an die Frankfurter Leben verkauft wurde. Seine früheren Berufsstationen waren BNP Paribas, Barclays und KPMG.
Gilgenberg und der Autor stellen zusammen seither das Vorstandsteam der PKDW und der VIFA Pensionsfonds AG. Beide hoffen nun abschließend auf die Zustimmung der BaFin, damit die beschlossenen Maßnahmen zur Änderung des Tarifmodells zeitgerecht umgesetzt werden.
Andreas Fritz ist Vorstand der Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft.
Von Autorinnen und Autoren der PKDW erschienen bereits zwischenzeitlich bereits auf LEITERbAV:
Entgeltumwandlung 2.0: Insolvenzschutz einmal anders
von Cornelia Rütters und Andreas Fritz; Duisburg, 18. August 2016
Von fehlender Nachvollziehbarkeit, Angst, Wettbewerbsverzerrung und mehr…
von Cornelia Rütters, Ina Niebur und Andreas Fritz; Duisburg, 3. Dezember 2019
von Andreas Fritz; Duisburg, 28. August 2020
Hinweis der Redaktion: Für den morgigen Mittwoch plant das ARD-Magazin PlusMinus offenbar, über die Lage bei deutschen Pensionskassen zu berichten. Man darf gespannt sein.