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Das One-Million-Versorgungswerk:

Heavy MetallRente

Angesichts der Tatsache, dass (auch) die bAV vor zahlreichen ernsten Herausforderungen steht – Regulierung, Währung, Kapitalmärkte, politische Widerstände etc. pp. – zeigt sie sich zuweilen überraschend stark. Das wurde gestern in Berlin erneut deutlich. Auch auch aus dem deutschen Südwesten kam Metallisches zur bAV.

 

Gestern, Berlin-Friedrichshain: Das Versorgungswerk MetallRente zieht – wie schon im vergangenen Dezember angedeutet – für 2021 erneut eine positive Bilanz. 20 Jahre nach Gründung des gemeinsamen Versorgungswerks von Gesamtmetall und IG Metall gehören nun rund eine Million Verträge zur kapitalgedeckten Altersvorsorge und zur Arbeitskraftabsicherung zum Gesamtbestand. Allein 2021 ist dieser um 5 Prozent gewachsen.

 

Wie das Schwergewicht gestern weiter mitteilte, verzeichnete sie Im zweiten Corona-Jahr 56.700 Neuverträge zur betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Die Neubeiträge beliefen sich auf 72,1 Mio. Euro. Außerdem hat das Versorgungswerk der Metall- und Elektroindustrie, dem sich längst Stahlindustrie, Textil und Bekleidung, IT sowie Holz und Kunststoff angeschlossen haben, im Jubiläumsjahr die Marke von 50.000 Kundenunternehmen überschritten und ist demnach weiter das größte Branchenversorgungswerk Deutschlands.

 

4,5 / 0,6 = 7,5

 

Der Primus scheut dabei nicht den prägnanten Vergleich und betont: Während der GDV für 2021 einen Zuwachs an bAV-Verträgen von 0,6% vermeldet, kam die MetallRente im gleichen Zeitraum ein Plus von 4,5%. Das ist immerhin ein Faktor von 7,5.

 

Außerdem haben 16.900 Beschäftigte 2021 einen Vertrag zum finanziellen Schutz ihrer Arbeitskraft bei der MetallRente abgeschlossen. Damit ist dieser Bestand auf mehr als 139.000 Verträge angewachsen.

 

Die neuen Chefs der Metallrente, Kerstin Schminke und Hansjörg Müllerleile können damit gleich zu Amtsantritt blendende Zahlen vermelden, Vorgänger Heribert Karch hat offenkundig ein wohlbestelltes Haus übergeben.

 

Prominenter MetallRentner bei Lieblingsbeschäftigung.

 

Yield, Pensionsfonds, Pläne

 

Im sicherheitsorientierten Vorsorgekonzept „Profil“ vermelden die Berliner eine Gesamtverzinsung von 2,8% für Neuverträge 2022. „Im aktuell für alle Marktteilnehmer sehr herausfordernden Anlageumfeld, das sich im jüngst abgesenkten gesetzlichen Höchstrechnungszins widerspiegelt, wird der Bedarf an verlässlichen und nachhaltig ertragsstarken Lösungen für die Altersversorgung immer deutlicher“, so Müllerleile. Mit dem Metallpensionsfonds sieht er die Möglichkeit, im Vorsorgesparen von den Entwicklungen der Kapitalmärkte zu profitieren, ohne auf Sicherheit zu verzichten.

 

Seit Start des MetallPensionsfonds 2003 erzielte dieser eine jahresdurchschnittliche Rendite von 5,9% und wuchs 2021 um 12.600 Verträge. Geschäftsführerin Schminke ruft angesichts dessen eine alte, aber zu oft übersehene Weisheit in Erinnerung: „bAV im gemeinsamen Versorgungswerk der Sozialpartner ist gegenüber der rein privaten Al­tersvorsorge, die jeder individuell für sich verhandeln muss, durch ihre institutionellen Strukturen, besseren Konditionen und geringeren Kosten eindeutig im Vorteil.“

 

Kerstin Schminke und Hansjörg Müllerleie, MetallRente.

Dazu passt, dass Im November 2021 die Textil- und Bekleidungsindustrie in den alten Bundesländern einen neuen Tarifvertrag zur Entgeltumwandlung geschlossen hat und darin nicht weniger als eine schrittweise Verdopplung der tarifvertraglichen Arbeitgeberzuschüsse bis 2026 vorsieht. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Branchen auch in diesen Zeiten Signale für die ergänzende Vorsorge setzen. Neben der staatlichen Förderung sind tarifvertragliche Leistungen für Beschäftigte ein wichtiger Anreiz, rechtzeitig mit der Vorsorge für ein gutes Leben im Alter zu beginnen“, so Schminke. Oder kürzer in LbAV-Sprache: Matching bringts.

 

Im Südwesten immerhin metallisches Fragezeichen

 

Nochmal Metall, aber andere Himmelsrichtung: Die IG Metall Baden-Württemberg hat am Montag eine Meldung veröffentlicht, in der sich die Headline Betriebliche Altersversorgung tariflich regeln?“ findet.

 

Konkret bezieht sich die Gewerkschaft in wenigen Zeilen auf die Verbreitung bei KMU und auf das BRSG – und damit offenkundig auf das Sozialpartnermodell (ohne das Wort zu benutzen). In dem Text heißt es am Rande anderer Sachverhalte:

 

Ein weiteres Thema sind Wege der betrieblichen Altersversorgung, darüber spricht der Bezirk derzeit mit Südwestmetall. Gesetzliche Grundlage ist das BRSG, welches zur Verbreitung der bAV vor allem bei KMU beitragen soll. Ob dafür eine tarifpolitische Lösung gefunden werden kann, entscheidet sich in den nächsten Monaten.“

 

Dabei halte man sich vor Augen: Erstens: Deutschlands metallisches Herz schlägt im Südwesten. Zweitens: Die Befindlichkeiten und Interessen der Verantwortlichen in den Gewerkschaften in Sachen Altersvorsorge sind äußerst vielfältig und für Außenstehende ein kaum durchschaubarer Dschungel. Wenn die IGM BaWü also das Wort BRSG in den Mund nimmt und darüber mit den Arbeitgebern redet, dann ist das – trotz des Fragezeichens – immerhin ein Signal. Und kein ganz kleines.

 

Nur wenige der zur heutigen Headline anregenden Kulturstücke finden sich – beispielhaft klassisch – hier, hier und hier.

 

 

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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