75 Jahre aba: Im aktuellen BetrAV-Editorial lässt aba-Chef Heribert Karch es nicht an klaren Worten fehlen.
Dieses Jahr wird die aba, die Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung, 75 Jahre alt. Nun ist anno 2013 die Zahl 75 für irgendwelche Gründungsjubiläen noch für sieben weitere Jahre eigentlich nicht gesellschaftsfähig. Doch die Genese der aba stand im Widerspruch zum herrschenden Zeitgeist des Jahres 1938, das sieht man schon daran, dass ihre Inauguration nicht etwa als „Reichsbund bAV Großdeutschland“ oder sonstwas erfolgte, sondern als unverfängliche und wenig völkisch klingende „Arbeitsgemeinschaft“. Das war seinerzeit nicht zuletzt eine Strategie von Albrecht Weiß, gerade um der totalitären Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten ein Schnippchen zu schlagen. Der sicher gern gezahlte Preis dafür ist, dass sie ihre leicht sperrige und mäßig staatstragende Bezeichnung bis heute führen muss.
Wie dem auch sei, es war daher diesmal an aba-Vorstandsvorsitzendem Heribert Karch, im Zivilleben Chef der Metallrente, für die aktuelle Ausgabe der Verbandszeitschrift BetrAV (03/2013) das Editorial zu verfassen. Wohltuend, wenn man mal über die sonst immer als fünftes Rad am Wagen irgendwo mit rein vermengte bAV lesen kann: „Die Betriebsrente ist heute mehr als eine zusätzliche Sozialleistung. Sie ist die moderne Synthese von Personal- und Gesamtvergütungsmanagement einerseits und von Eigenverantwortung in einem stärker aktivierenden Sozialstaat andererseits – eine erfolgskritische Größe für die Rentenpolitik in Deutschland.“
In dem lesenswerten Kommentar lässt es Karch auch nicht an harten Worten fehlen. Besonders in der Frage des „Damoklesschwertes“ schlechthin legt er den Finger auf die Wunde, wenn er mit diesem nicht nur auf die EU-Kommission zeigt: „Finanzdienstleister, die auf europäischer Ebene die entsprechende Push-Politk im Kleid ideologischer Formen vom ‚Level Playing Field‘ und ‚Same Risk – Same Capital‘ ohne hinreichende sachliche Grundlage betrieben haben, müssen zur Vernunft finden, um den Konsens in der bAV nicht zu gefährden.“ Das ist eine klare Ansage – wenn er auch statt „Finanzdienstleister“ hätte „Versicherer“ schreiben sollen, denn die meint er wohl.
Nächste Woche, am 15. und 16. Mai, findet in Berlin die aba-Jahrestagung zum 75. Jubiläum statt. Anwesend sein werden auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und der deutsche Europa-Abgeordnete Thomas Mann. Beide haben sich bereits in der Vergangenheit energisch gegen die Anwendung eines zu Solvency II analogen Regimes auf Einrichtungen der bAV ausgesprochen, und besonders Mann ist bekannt für seine echte Solidarität und sein wirkliches Verständnis für die betriebliche Altersversorgung. Aber egal: Adressaten für klare Ansagen sind Politiker immer.
Ach, und übrigens, liebe aba:
Herzlichen Glückwunsch!