Dass die Kommunikation der reinen Beitragszusage im SPM eine der entscheidenden Herausforderungen für alle beteiligten Stakeholder wird, war während der politischen Diskussion der wohl unstrittigste Punkt. Eine Studie der Aon Hewitt scheint das für die Praxis zu belegen. Immerhin sah sich der Berater veranlasst, die Ergebnisse unter Anlehnung an Rainer Werner Fassbinder zu publizieren.
Deutsche Arbeitnehmer entschieden sich bei der Rente selbst dann für Garantien, wenn es dadurch weniger Geld gäbe. Gerade einmal ein Viertel ist bereit, für eine höhere Rente Risiken in Kauf zu nehmen. Das ist das Fazit der repräsentativen Studie, für die Aon Hewitt in Zusammenarbeit mit dem Statistikportal Statista 1.000 Arbeitnehmer befragt hat.
Nur bei den ganz jungen Beschäftigten unter 25 Jahren sind 41 Prozent bereit, für höhere Renditen auf Garantien zu verzichten. Schon ab 25 überwiegen deutlich diejenigen, die lieber auf Rente verzichten, als ein Risiko einzugehen.
Abb. I: Die Studienergebnisse im Überblick.
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„Hier müssen die Unternehmen jetzt extrem viel Überzeugungsarbeit leisten,” kommentiert Aon Hewitt-Geschäftsführer Fred Marchlewski das Ergebnis, „und unsere internationalen Erfahrungen zeigen deutlich, dass die bisher in Deutschland üblichen Garantien die Renten deutlich reduzieren.”
Abb. II: Die Studienergebnisse en Detail.
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Torsten Köpke, Head of Investment Consulting bei Aon Hewitt, ergänzt mit einer Beispielrechnung: Aus 1.000 Euro jährlicher Einzahlung über 35 Jahre sollte in der Zielrente eine Betriebsrente von 4.000 Euro pro Jahr resultieren. Wird auf der Basis einer Garantie gerechnet, ergibt sich laut Köpke trotz einkalkulierter Überschussbeteiligung eine Anfangsrente von nur 2.209 Euro.
Abb. III: Beispielrechnung.
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Gleichwohl komme die Sicherheit bei Zielrentenmodellen nicht zu kurz. „Sicherheit lässt sich auch ohne Garantien realisieren,” so Köpke. Durch geeignete Modelle könnten extreme Schwankungen des Kapitalmarktes ausgeglichen werden. So wird es nach den Berechnungen von Aon Hewitt sehr unwahrscheinlich, dass es zu Kürzungen bei den Betriebsrenten kommt.
Fazit von LEITERbAV: Das BRSG samt SPM war eine Herkulesaufgabe in der politischen Durchsetzung, und es wird eine in der operativen Umsetzung. Mit dem SPM werden sich in den kommenden 24 Monaten unter anderem auch unzählige technische, IT-technische, legislative und operative Fragen stellen.
Doch ist das SPM darüber hinaus nicht weniger als ein Paradigmenwechsel, der kommuniziert werden muss. In diesem Zusammenhang stellt sich auch zunehmend die Frage, wer wie unter welcher Vergütung das SPM den KMU und ihren Arbeitgebern erläutert und berät – und unter Umständen auch verkauft.
Denn welchen ersten Effekt hat das Garantieverbot bei den beiden Zielgruppen KMU-AG und Geringverdiener? Der KMU-AG wird sich fragen, ob eine Garantie für ihn nicht vielleicht auch mehr Sicherheit bedeutet (das Gegenteil ist der Fall, denn ein Ausfall des Garantiegebers kann in dieses Jahren und Jahrzehnten ebensowenig ausgeschlossen werden wie übereifrige Bundesrichter, welche die Garantie vom Versicherer auf das KMU ausdehnen).
Der Geringverdiener wiederum wird fragen, warum denn sein Arbeitgeber bzw. dessen Versicherer gar per Verbot daran gehindert werden müssen, ihm etwas zu geben, das doch auf den ersten Blick vorteilhaft scheint (was es aber nicht ist, wie jeder leicht erkennt, der die Folgen des hartnäckigen Niedrigzinses durchdenkt).
Insofern sei erneut betont: Dass Arbeitsministerin Andrea Nahles und ihre StS Yasmin Fahimi, beide eher auf dem linken Flügel der SPD sozialisiert, sich in der Garantiefrage im Sinne der Sache in Gegensatz zu einem simplen, linken Mainstream gestellt haben (man denke nur an das schlimme Wort der Linken von der „Poker-Rente“), ist nach wie vor positiv bemerkenswert.
Beide hätten es sich mit Blick auf das politische Wohlwollen der Geringverdiener fatal einfach machen können, hätten sie sich just auf eine „An den Garantien darf nicht gerüttelt werden“-Position zurückgezogen. Die Studie bestätigt diese Einschätzung.