Während freitags auf dieser Plattform eine gewisse Kassandra regelmäßig den baldigen Abgesang des Abendlandes beunkt, scheint zumindest die gegenwärtige Realität davon nicht viel wissen zu wollen. Jedenfalls zeigt das Insolvenz-Thermometer der deutschen Wirtschaft derzeit noch keinerlei Fieber an, wie gestern aus Köln vermeldet wurde. Im Gegenteil, es konnte gar ein Mini-Rekordwert vermeldet werden.
Der Pensions-Sicherungs-Verein VVaG hat gestern den Geschäftsbericht 2022 für sein 48. Geschäftsjahr veröffentlicht. Das Schadenvolumen lag im Jahr 2022 mit 582 Mio. Euro Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Einige weitere Einzelheiten:
Im Jahr 2022 sank die Anzahl der Sicherungsfälle um 8%. Nur 2,7 Promille der Mitglieder mussten 2022 Insolvenz anmelden. Bemerkenswert: Die Insolvenzquote ist damit auf dem niedrigsten Wert seit Gründung des PSV. Entspannung auch bei den Großschäden: Deren Zahl ging von elf auf vier zurück.
Insgesamt war der PSV in 275 Sicherungsfällen (VJ 298) eintrittspflichtig. Aus diesen waren 14.200 Renten und Anwartschaften zu übernehmen. Rückflüsse aus Insolvenzforderungen in Höhe von 118 Mio. Euro haben das Schadenvolumen reduziert.
Es ist dem Verein in 18 Fällen vollständig und in drei weiteren Fällen teilweise gelungen, die bAV zurück auf den jeweiligen Arbeitgeber zu übertragen, der nach einer Insolvenz den Geschäftsbetrieb fortgeführt hat. Dadurch wurden die Mitglieder um immerhin 24 Mio. Euro entlastet.
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Außerdem hat der PSV 67 Mio. Euro direkt an Versorgungsberechtigte gezahlt. Darüber hinaus zahlte das Konsortium, über das der Verein Rentenleistungen versichert, 883 Mio. Euro aus.
Pensionskassen mit Zuschlag
Kurz zur Erinnerung: Der im vergangenen November festgelegte Beitragssatz für das Geschäftsjahr 2022 betrug 1,8 Promille. Aufgrund des schwierigen Kapitalmarktumfeldes sowie geringerer entlastender Effekte lag er damit drei Mal so hoch wie der Beitragssatz des Vorjahres von 0,6 Promille, aber unter dem durchschnittlichen Wert der letzten zehn Jahre in Höhe von 2,0 Promille.
Ab dem Geschäftsjahr 2022 kommt bei den Versorgungszusagen über Pensionskassen der reguläre Beitragssatz (1,8 Promille) zur Anwendung. Zur solidarischen Finanzierung des Ausgleichsfonds war für diese Zusagen 2022 ein Beitrag in Höhe von 1,5 Promille zu entrichten, der auch in den drei Folgejahren fällig wird.
Erträge, Abschreibungen, RfB
Zur Anlage: Die Erträge aus Kapitalanlagen beliefen sich auf 54 Mio. Euro. Dem standen Abschreibungen in Höhe von 330 Mio. Euro gegenüber, laut Geschäftsbericht wenig überraschend v.a. bei Festverzinslichen. Der Verein bilanziert hier nach strengem Niederstwertprinzip, obwohl er die Anlagen grundsätzlich bis zur Endfälligkeit hält.
Auch den PSV traf die starke Korrelation an den Märkten des Jahres 2022, und somit konnte die Diversifikation nicht funktionieren, wie der Vorstand beklagt, denn in diesem widrigen Umfeld erlitten die Kapitalanlagen des PSV trotz frühzeitiger Absicherung von Aktienrisiken einen Verlust von 12,4%. Der hohe Marktwertrückgang führte zum Verlust nahezu aller stillen Reserven, insb. der starke Zinsanstieg wütete im Direktbestand.
Jedoch: Aufgrund der hohen Qualität der Titel (Durchschnittsrating AA-) erwartet der Vorstand auch künftig keine Ausfälle, so dass die Verluste vorübergehend bleiben dürften. Die Nettoverzinsung gemäß GDV-Formel erreichte aufgrund der Abschreibungen –3,7 %, der Buchwert der Kapitalanlagen lag Ende 2022 bei 7.508 Mio. Euro.
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Die Überschussbeteiligung des Konsortiums betrug 268 Mio. Euro. Dem Ausgleichsfonds wurden 57 Mio. Euro zugeführt. Damit hat dieser mit 3,3 Mrd. Euro seine Zielgröße von 9 Promille der Beitragsbemessungsgrundlage wieder erreicht. Da sich die Kapitalmärkte zum Jahresende nicht so negativ wie erwartet entwickelten, konnten 206 Mio. Euro in die Rückstellung für Beitragsrückerstattung eingestellt werden.
Ausblick
Das bisherige Schadengeschehen des Jahres 2023 liegt auf dem Vorjahresniveau, teilte die Kölner mit. Ein Teil der 2022 beantragten Insolvenzen wurde nicht mehr im alten Jahr eröffnet. Die RfB aus 2022 wird den überwiegenden Teil der daraus entstehenden Aufwendungen 2023 decken können, so die Prognose.
„Insgesamt rechnen wir mit einer sich
normalisierenden Schadenentwicklung.“
Außerdem ist man – wie stets – vorsichtig; der Vorstand schreibt: „Für die weitere Entwicklung kann insb. wegen der kaum kalkulierbaren wirtschaftlichen Folgen des Zins- und Inflationsanstiegs derzeit keine verlässliche Prognose abgegeben werden. Insgesamt rechnen wir in 2023 mit einer sich normalisierenden Schadenentwicklung, also moderat steigenden Insolvenzzahlen.“
Für die Kapitalanlagen sei der Blick nach vorne ebenfalls von einer hohen Unsicherheit geprägt. Auch wenn derzeit die Anzeichen für eine eher stagnierende als fallende Konjunktur sprächen, bestünden weiterhin signifikante volkswirtschaftliche Risiken. Zudem könnten sich geopolitische Risiken mit erheblichen Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft manifestieren.
Eine Prognose zum Beitragssatz für das laufende Jahr wird wie üblich Mitte des Jahres erfolgen.
Mitgliederversammlung ante Portas
Zum Schluss noch Details: Ende 2022 waren beim PSV rund 101.300 (VJ 99.400) Arbeitgeber mit insolvenzsicherungspflichtiger bAV gemeldet, der Zuwachs resultiert v.a. aus dem Einbezug der Pensionskassen. Die Beitragsbemessungsgrundlage erreichte 373 Mrd. Euro, das Beitragsvolumen 685 Mio. Euro. Insgesamt standen fast 14 Mio. Versorgungsberechtigte unter Insolvenzschutz. Dabei handelte es sich um 4,7 Mio. Rentner und 9,3 Mio. Arbeitnehmer mit unverfallbaren Anwartschaften.
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Seit Bestehen hat der PSV als gesetzlich bestimmter Träger der Insolvenzsicherung der bAV in Deutschland und Luxemburg Ansprüche von über 1,5 Mio. Berechtigten aus Insolvenzen gesichert. „Diese Zahlen verdeutlichen die große sozialpolitische Bedeutung der Insolvenzsicherung der bAV“, so der Vorstand.
Am 19. Juni 2023 findet die diesjährige Mitgliederversammlung am Geschäftssitz des Vereins in Köln am Rhein statt.
Der Geschäftsbericht 2022 des PSV findet sich hier.