Immer mehr Investoren berücksichtigen bei ihren Anlagen ökologische Aspekte. Das kann unterschiedliche Gründe haben: moralische – etwa um das Portfolio mit eigenen Werten in Einklang zu bringen – oder weil sie annehmen, mit nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen bessere Renditen zu erzielen. Doch wie lassen sich in der Praxis geeignete Kandidaten auswählen, die tatsächlich zur Lösung von Klimaherausforderungen beitragen? Christian Rom und Stian Ueland, Fondsmanager des DNB Renewable Energy Fonds, geben Antwort.
Als professionelle Kapitalanleger mit einem Fokus auf Klima & Umwelt werden wir oft gefragt, wie man Unternehmen definiert, deren Aktivitäten zu einer besseren Umwelt beitragen.
Zu den gängigen Ansätzen gehören der Ausschluss offensichtlich schmutziger Unternehmen, eine Selektion anhand von Kennzahlen zur Nachhaltigkeit sowie der Fokus auf Branchen, die als grün gelten.
Betreffend den ersten Punkt schließen wir z.B. Unternehmen aus, die mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes mit Kohle erzielen.
Zweitens nehmen wir im Rahmen unserer Due-Diligence-Prüfung die Bewertungen zur Nachhaltigkeit genau unter die Lupe.
Und drittens sind wir im Vergleich zum MSCI World in der Erzeugung erneuerbarer Energien übergewichtet.
Doch unserer Einschätzung nach reicht das allein noch nicht aus, um das eigentliche Problem zu lösen: Die Zuweisung von Ressourcen an Unternehmen, die zu einer besseren Umwelt beitragen – und weg von Unternehmen, die das nicht tun. Natürlich besteht unsere Motivation dabei auch darin, Titel mit besonderen Chancen und Vorteilen zu finden, die im Laufe der Zeit attraktive Renditen erwirtschaften können. Sollte ein Unternehmen dagegen weder jetzt noch in Zukunft absehbar in der Lage sein, nennenswerte Gewinne aus seinen Aktivitäten zu erzielen, betrachten wir das als ein Signal des Marktes, dass es keine echten Lösungen bietet. Die Umweltbemühungen müssen deshalb auch mit zukünftigen Gewinnen verbunden sein.
Weitgehend grünes Portfolio
Bevor wir eine fundamentale Bewertung vornehmen, untersuchen wir die ökologischen Aspekte des jeweiligen Unternehmens und versuchen zu verstehen, ob dessen Geschäft wesentlich von einer Verbesserung der Umwelt gesteuert ist. Das Ergebnis ist ein breites Universum von Unternehmen, die sich diesem Thema widmen. Offensichtlich grüne Unternehmen sind ein natürlicher Teil davon. Bei diesen besteht ein klarer Konsens, dass sie einen direkten und positiven Beitrag zu ökologischen Herausforderungen leisten.
Abb. 1.: Das ökologische Anlageuniversum.
Quelle: DNB Asset Management (2021), DNB Renewable Energy: Sustainable Enablers of a Better Environment, S. 10.
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Als Ergebnis unseres Anlageprozesses erhalten wir ein Portfolio, das im Umweltbereich breit engagiert ist. Wie zu erwarten, sind hier Unternehmen aus Bereichen wie Wasserstoff, erneuerbare Energien und Elektromobilität vertreten. Diese Sektoren bieten eindeutig Lösungen für eine besser Umwelt.
Scope 3-Emissionen mit einbeziehen!
Doch auch ganz grundsätzlich braucht es neben den offensichtlich grünen Unternehmen weitere Sektoren, um die Wirtschaft wirklich in eine nachhaltige Spur zu bringen. Gibt es zum Beispiel Unternehmen in der Textilindustrie, die positive Beiträge zum Umweltschutz leisten?
Und welche Unternehmen tragen zur Dekarbonisierung von Gebäuden bei? Zwar weisen diese und andere Sektoren hohe Emissionen und damit einen entsprechend großen CO2-Fußabdruck auf, aber deshalb dürfen sie aus Sicht des Klimawandels nicht ignoriert werden. Außerdem sollten Unternehmen, die hier bessere, umweltfreundlichere Lösungen entwickeln, in Zukunft auch an den Märkten belohnt werden.
Zur Bewertung des CO2-Fußabdrucks werden in der Praxis meist die Emissionen der jeweiligen Unternehmen ins Verhältnis zum erzielten Umsatz gesetzt. Der Fußabdruck ist damit einer von mehreren Faktoren, die etwas über das Klimarisiko eines Unternehmens aussagen. Die Betrachtung des CO2-Beitrags der einzelnen Wirtschaftsbereiche zu den globalen Treibhausgasemissionen kann deshalb ein nützlicher Ausgangspunkt sein, um zu ermitteln, welche Prioritäten bei der Reduktion von Emissionen gesetzt werden sollen.
Neben den Firmen selbst nutzen auch Investoren den CO2-Fußabdruck, um kohlenstoffbedingte Risiken zu erkennen und anzugehen. Unserer Meinung nach reicht dieser einfache Ansatz aber nicht aus, um aussagekräftige Einschätzungen über den (negativen) Einfluss eines Unternehmens zu treffen. Der Grund dafür ist, dass sich der CO2-Fußabdruck in der Regel nur auf Emissionen von Unternehmen fokussiert, die auf den Ebenen 1 und 2 erfolgen. Damit sind solche Emissionen gemeint, die direkt und indirekt in Verbindung mit den entsprechenden Aktivitäten stehen. Da diese Daten relativ leicht zu messen und in der Breite verfügbar sind, wurden viele grüne Anlagestrategien auf Unternehmen und Sektoren ausgerichtet, die kohlenstoffeffizient in Bezug auf diese Scope-1- und Scope-2-Emissionen sind.
„Durch die fehlende Berücksichtigung von Emissionen können die Übergangsrisiken der betreffenden Firmen unterschätzt werden. Auch das Profil einiger grüner Unternehmen kann durch die tatsächlichen Scope-3-Emissionen infrage gestellt sein.“
Wir sehen darüber hinaus einen großen Wert darin, auch die Scope-3-Emissionen in die Betrachtung einzubeziehen. Diese Ebene berücksichtigt zusätzlich die Emissionen der weiteren Wertschöpfungskette, die ebenfalls in Zusammenhang mit den Aktivitäten eines Unternehmens stehen. Allerdings kontrolliert das jeweilige Unternehmen diese nicht selbst, sodass die damit verbundenen Emissionen schwer zu messen sind. Deshalb werden sie in der Regel nicht oder nur unvollständig ausgewiesen.
Zwar schätzen einige Anbieter von ESG-Daten diese Ebene inzwischen als wichtig ein, aber es ist immer noch nicht üblich, diese in die CO2-Bilanz einzubeziehen. Und das, obwohl Scope-3-Emissionen für einige Sektoren die größte Emissionsquelle darstellen. Im Öl- und Gassektor machen sie z.B. rund 80 Prozent aus. Durch die fehlende Berücksichtigung dieser Emissionen können die Übergangsrisiken der betreffenden Firmen unterschätzt werden. Auch das Profil einiger grüner Unternehmen kann durch die tatsächlichen Scope-3-Emissionen infrage gestellt sein.
Vermiedene Emissionen
Eine weitere wichtige Größe sind die potenziell vermiedenen Emissionen. Um diese zu berücksichtigen, kann die Kennziffer der sog. „Potential Avoided Emissions“ (PAE) verwendet werden. Diese Methode misst, welche Kohlenstoffemissionen in der Wertschöpfungskette von Produkten und Dienstleistungen durch ein Unternehmen gespart wurden.
Vermiedene Emissionen sind dabei diejenigen Emissionen, die freigesetzt worden wären, wenn eine bestimmte Handlung nicht stattgefunden hätte. Wenn zum Beispiel Scatec Solar ASA, ein Entwickler im Bereich erneuerbarer Energien in Norwegen, einen Solarpark baut, betrachten wir die vermiedenen Emissionen als Unterschied im CO2-Fußabdruck bei der Erzeugung einer Megawattstunde mit dem heutigen globalen Strommix und dem des Solarparks.
Die folgende Abbildung veranschaulicht das Konzept anhand eines Beispiels. Die beiden Unternehmen haben ähnliche Profile in Bezug auf Scope-1 bis Scope-3-Emissionen, unterscheiden sich aber stark in Bezug auf potenziell vermiedene Emissionen.
Abb. 2.: Potenziell vermiedene Emissionen.
Quelle: DNB Asset Management (2021), DNB Renewable Energy: Sustainable Enablers of a Better Enivornment, S. 29.
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Beide Unternehmen haben vergleichbare verursachte Emissionen (Scope 1 bis 3). Der Hersteller von Windturbinen (links) hat jedoch das Potenzial sehr hoher vermiedener Emissionen und damit klaren Vorteil in der Klimabeurteilung.
Die PAE ergeben sich also aus der Differenz der Treibhausgasemissionen zwischen dem Ausgangsniveau und dem Szenario, in dem das Produkt oder die Dienstleistung eines Unternehmens verfügbar ist. Berechnet wird die Kennzahl von Institutional Shareholder Services (ISS) ESG. Und sie kann einen entscheidenden Unterschied machen: Wenn sich Investoren nur auf die Emissionen der Bereiche 1, 2 und 3 ohne Berücksichtigung der PAE verlassen, könnten sie die Gelegenheit verpassen, in Unternehmen zu investieren, die echte Lösungen für den Klimawandel bieten.
„Dabei liegt die Herausforderung vor allem darin, die Komplexität bzw. den notwendigen Aufwand in der praktischen Umsetzung zu meistern, die eine solch tiefgehende und gründliche Analyse mit sich bringt.“
Wir möchten mit unseren Beteiligungen im Fonds aber dazu beitragen, solche Lösungen bereitzustellen. Deshalb ist es entscheidend, auch diese positiven Klimaauswirkungen der Unternehmen im Portfolio zu messen und sie in die Bewertung einzubeziehen. Dabei liegt die Herausforderung vor allem darin, die Komplexität bzw. den notwendigen Aufwand in der praktischen Umsetzung zu meistern, die eine solch tiefgehende und gründliche Analyse mit sich bringt.
Doch dieser Aufwand sollte sich lohnen: Wir glauben, dass Unternehmen, die Klimalösungen anbieten, am besten positioniert sind, um vom weltweiten Bedarf zur Reduktion von Emissionen zu profitieren.
Die Autoren sind Fondsmanager des DNB Renewable Energy Fonds.
Von ihnen und anderen Autoren der DNB sind zwischenzeitlich auf LEITERbAV erschienen:
Healthcare:
Stabilität und Innovation: Wie institutionelle Investoren vom Gesundheitssektor profitieren
von Dr. Malte Kirchner, 23. Okotber 2024
Nordic Equity Fokus Nordic Small Cap:
Neubewertung von Aktien aus der zweiten Reihe?
von Hans-Marius Lee Ludvigsen und Matthias Beitzel, 5. Juni 2024
Steigende Marktbreite, geringe Zinssensitivität und mehr:
Nordische Hochzinsanleihen mit Renditeaufschlag
von Svein Aage Aanes, 2. November 2023
Für ein ausgewogenes Portfolio in unsicheren Zeiten ...
… Nordische Outperformer
von Hans-Marius Lee Ludvigsen, 14. Juni 2023
Outperformance mit Erneuerbaren Energien:
Energiewende! Sie hat gerade erst begonnen!
von Christian Rom und Stian Ueland, 26. Oktober 2022
Nordische Anleihenmärkte:
Mehr Chancen als Risiken
von Svein Aage Aanes, 25. August 2022
Die Kennziffer PAE:
Der unterschätzte Wert eingesparter Emissionen
von Christian Rom und Stian Ueland, 23. Februar 2022
Nordic High Yield:
2021 – ein starkes Jahr für Anleihen
20. Dezember 2021
Fixed Income:
Hoher Norden – hohe Spreads!
von Dr. Malte Kirchner und Matthias Beitzel, in der Tactical Advantage Vol 8. im Dezember 2021
ESG-Integration im Anlageprozess der bAV:
Substanzielle Lösungswege nutzen
von Dr. Malte Kirchner und Matthias Beitzel, in der Tactical Advantage Vol 6. im April 2021
Nachhaltige Nordics
von Dr. Malte Kirchner und Matthias Beitzel, 19. Oktober 2020
Unentdecktes Terrain:
Private Debt in Skandinavien
von Dr. Malte Kirchner und Matthias Beitzel, 19. Mai 2020
Advertorial mit freundlicher Unterstützung von:
Kontakt:
Dr. Malte Kirchner | Senior Institutional Sales
DNB Asset Management S.A.
13, rue Goethe | 1637 Luxembourg | Luxembourg
Dir: +352 45 49 45 507
Mobile: +352 621 394 099
Email: malte.kirchner@dnb.no
Internet: www.dnbam.com
Matthias Beitzel | Institutional Sales
DNB Asset Management S.A.
13, rue Goethe | 1637 Luxembourg | Luxembourg
Dir: +352 45 49 45 505
Email: matthias.beitzel@dnb.no
Internet: www.dnbam.com
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