… ebensolchen Erkenntnissen, überflüssigen Staatsfonds, altbekannten Hintertüren, verschwiegenen Zwischenergebnissen und mehr. Außerdem macht die Aufsicht Hilfsangebote und ein Staatssekretär ein bemerkenswertes Versprechen. LbAV-Autor Detlef Pohl war dabei.
Berlin, Mitte vergangener Woche: Die diesjährige hybride aba-Jahrestagung befasst sich mit der Lage und den Aussichten der deutschen kapitalgedeckten Altersversorgung sowie mit der Aufsicht über EbAV und dem aktuellen Stand zum bAV-Fachdialog sowie zu Sozialpartnermodellen. LbAV-Autor Detlef Pohl dokumentiert Auszüge aus Statements und Debatte des ersten Tages
Nach mehreren Frühjahrs-Veranstaltungen, die sich mit mit der Lage und dem Ausblick unserer Alterssicherung beschäftigt haben – zuletzt die Pensionsaktuare auf ihrer Jahrestagung Ende April – folgt nun die aba-Tagung mit 460 Präsenzteilnehmern. Kernpunkt wie schon im Vorjahr: Wie geht es weiter mit der deutschen kapitalgedeckten Altersversorgung? Wegen der Dichte der Informationen dokumentiert LEITERbAV Impressionen von der Jahrestagung in seinem üblichen Telegrammstil (sämtlich im Indikativ der Referenten).
Thurnes: Welche Erkenntnisse? Welcher Wumms?
aba-Vorstandsvorsitzender Georg Thurnes, zudem Inhaber der Thurnes-bAV, bezieht sich (wie schon kurz berichtet) noch einmal auf Koalitionsvertrag der Ampel, den er bereits früh bewertet hatte, und auf die zahlreichen aba-Vorschläge zu dem Fachdialog „Stärkung der Betriebsrente“:
+++ Fachdialog mit gemeinsamer Gesprächsrunde von BMAS, BMF, Verbänden und Einzelsachverständigen am 11. Mai nun abgeschlossen worden +++ dennoch in letzten Monaten keine wirklich neuen Erkenntnisse +++ wir haben kein Erkenntnisproblem, vielmehr fehlt es an Willen und Stärke, auf Basis dieser Erkenntnisse zielführende Reformen durchzuführen +++ zudem bedenklich, dass keine ehrliche Bestandsaufnahme zu allen drei Säulen an Beginn des Beratungsprozesses stand +++ wieder droht Stückwerk +++ Politik muss sich klar werden über rentenpolitische Ziele und künftige Rolle jeder Säule der Altersversorgung, und zwar nicht nur mit der Perspektive von ein oder zwei Legislaturperioden +++
+++ Kernfragen:
• Welches Gesamtversorgungsniveau angestrebt, und welchen Beitrag sollen zweite und dritte Säule dabei leisten?
• Welches Leistungsspektrum sollen die einzelnen Säulen umfassen (auch hinsichtlich Invalidität und Hinterbliebene)?
• Bei welchen Personen- und Altersgruppen besteht v.a. Handlungsbedarf?
• Wer soll die erforderlichen Finanzierungsbeiträge erbringen?
• Welchen Anteil soll der Staat leisten?
• Will man Garantien, und wenn ja, in welchem Umfang?
+++ im Koalitionsvertrag mehr Kapitaldeckung in Altersversorgung verabredet +++ in GRV soll Generationenkapital eingeführt werden mit zunächst 10 Mrd. Euro aus Haushaltsmitteln +++ großer Wumms ist das sicher nicht +++ will man z.B. Beitragssatzanstieg um 1%-Punkt nebst zugehörigem Bundeszuschuss auffangen, wären nach aktuellen Werten jährlich gut 17 Mrd. Euro notwendig +++ bei 8%-Verzinsung bräuchte man 210 Mrd. Euro im Fonds, bei 5% 340 Mrd. und bei 3% knapp 570 Mrd. Euro +++ solches Vermögen in 10-Mrd.-Euro-Schritten anzusammeln, das dauert +++ bedenklich auch, dass man dazu Schulden aufnehmen will, um in Zukunft Beitragssatz zu stabilisieren +++ junge Generation, deren Beiträge stabilisiert werden sollen, muss Schulden aber auch noch abtragen +++
„Für einen öffentlich verantworteten Fonds besteht kein Bedarf.“
+++ rund 10% aller Riesterverträge betrieblich organisiert +++ Riester-Reform betrifft bAV damit direkt +++ Umgestaltung der Rahmenbedingungen müssten auch von EbAV umgesetzt werden können +++ robustes Rentensystem sollte sich aus mehreren Säulen und dualem Kern (aus Staat und Betrieb) zusammensetzen +++ gute Kombination aus GRV und bAV muss Kern bilden, um Altersversorgung tragfähig und stabil für alle Beschäftigten zu machen +++ nur für die, für die keine Altersversorgung über diese Kombination aufgebaut werden kann, sollte man über Weg in gesetzliche Rente oder attraktive Formen privater Altersvorsorge nachdenken, statt bAV zu beschädigen +++
+++ für öffentlich verantworteten Fonds besteht kein Bedarf +++ es braucht keine weiteren Altersvorsorgeprodukte, existierende bAV-Angebote reichen aus, müssen nur besser nutzbar gemacht werden +++ kapitalgedeckte bAV kann besonders kostengünstig ausgestaltet werden und operiert in etabliertem Rechtsrahmen +++ daher könnte bAV anstelle des in Erwägung gezogenen „neuen Angebots“ eingesetzt werden +++ für „öffentlich verantworteten Fonds“ allenfalls Raum, wo kein Beschäftigungsverhältnis vorhanden +++ Anhänger der „Staatsfondsideen“ haben aber genau diese Gruppe nicht im Auge +++ bei dieser Gruppe wären obligatorische Anbindung oder Opting-out ja nicht so leicht zu organisieren wie über den Arbeitgeber +++
+++ bAV braucht weitere Stärkung, wir brauchen Betriebsrentenstärkungsgesetz II +++ aktuelle Verbreitung nach wie vor unbefriedigend – bei Verbreitungsgrad wie Rentenhöhe +++ Anteil aktiver Anwärter an allen Beschäftigten stagniert bei 53,5% +++ durchschnittliche monatliche Nettobetriebsrente bei Männern gut 600, bei Frauen nur knapp 240 Euro +++ knapp 50% der Monatsrenten unter 200 Euro, 10% über 1.500 Euro +++ aba würde sehr begrüßen, könnte Fachdialog dauerhaft institutionalisiert in Form jährlichen Treffens von Sozialpartnern, EbAV, Verbänden und Wissenschaft (hatte aba schon 2011 vorgeschlagen) +++ entscheidend, dass Bemühungen zur bAV-Stärkung nicht konterkariert werden durch kontraproduktive Maßnahmen wie Einführung eines Staatsfonds für diejenigen, für die auch Betriebsrentenzusagen erteilt werden können +++
„Es ist nicht gerade ermutigend, dass zeitgleich zu den Diskussionen schon wieder neue Fehlanreize gesetzt wurden.“
+++ SPM: aba will auch leitenden Angestellten und nicht tarifgebundenen AN Zugang einfach und klar ermöglichen +++ auch für „branchenfremde Nichttarifgebundene“ braucht es Zugangsmöglichkeiten +++ nicht gerade ermutigend, dass zeitgleich zu Diskussionen schon wieder neue Fehlanreize gesetzt wurden, etwa Zementierung von Schriftformerfordernissen im Arbeitsrecht durch Nachweisgesetz und jetzt Umsetzung der Pflegereform +++ kann nicht sein, dass bei kinderzahlbezogener Differenzierung der Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung die betrieblichen Versorgungsträger gesamten Aufwand für Datenerhebung und -Überprüfung tragen müssen +++ es braucht digitalisiertes Verfahren, das EbAV und Arbeitgebern notwendige Angaben liefert und Mehrfachabfragen verschiedener beitragsabführender Stellen bei den Betroffenen verhindert +++ bis dieses existiert, sollte Gesetzesumsetzung ausgesetzt werden +++ Versorgungseinrichtungen können nicht über Monate oder gar Jahre zu hohe Pflegeversicherungsbeiträge abrechnen und später aufwändig alles wieder korrigieren +++
„Es ist nicht gut, wenn bei Überprüfungsprozessen die EIOPA nach wie vor anscheinend das Ziel verfolgt, durch die Hintertür Solvency-II-analoge Methoden einzuführen.“
+++ auch EU-Themen wie Überprüfung der EbAV-II-RL beschäftigen aba kontinuierlich +++ derzeit EIOPA-Konsultation: bis 26. Mai können Stakeholder wie aba Input leisten +++ gut, wenn EU-Vorschriften regelmäßig auf ihre Wirkung und nationale Umsetzung hin überprüft werden +++ aber nicht gut, wenn bei solchen Überprüfungsprozessen EIOPA nach wie vor anscheinend Ziel verfolgt, durch Hintertür Solvency-II-analoge Methoden in Risikomanagement, Berichtsanforderungen und Aufsichtspraxis einzuführen +++ mehr als ärgerlich, dass EIOPA immer noch ignoriert, dass EbAV eine Lebensversicherer oder Finanzdienstleister sind +++ zudem rechtliche Rahmenbedingungen für EbAV durch nationales Arbeits-, Steuer- und Sozialversicherungsrecht ganz wesentlich mitgeprägt +++ daher darf es für deutsche EbAV nicht zu Vollharmonisierung auf europäischer Ebene kommen +++ Nutzen und Kosten müssen auch bei der Regulierung zueinander passen +++
Grund: zwischen Konsolidierung, Klima und Finanzmarktregulierung
Für Frank Grund, BaFin-Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht mit Blick auf seinen Ruhestand ab 1. September, stehen Pensionskassen im Fokus seines Vortrages:
+++ EbAV müssen Verpflichtungen gegenüber Versicherten dauerhaft erfüllen können +++ hat BaFin in vergangenen Jahren mit Blick auf Pensionskassen (PK) sehr beschäftigt, da zum Teil sehr unter extrem niedrigem Zinsniveau gelitten +++ Kassen mussten von Trägerunternehmen oder Aktionären gestützt werden, einige sogar Leistungen kürzen +++ abrupter Zinsanstieg nicht das einzige Risiko für PK, sondern neben allgemeinen ökonomischen und geopolitischen Risiken auch Unwägbarkeiten durch Umbrüche wie Klimawandel und Digitalisierung +++
+++ Hintergrund: einige Kassen gut aufgestellt und zukunftsfähig, aber über 50% inzwischen für Neuzugang geschlossen +++ Beitragseinnahmen stagnieren seit Jahren +++ wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern, zeigt BaFin-Prognoserechnung 2022 +++ Branche vor Konsolidierungsprozess +++ auch 2022 Bestände von kleineren Kassen auf größere Einheiten übertragen und kleine Kassen in Liquidation geschickt +++ immer noch PK, deren durchschnittlicher Rechnungszins über Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen liegt +++ diese Kassen sollten erforderliche weitere Absenkungen des Rechnungszinses angehen +++ für Kassen, die sich wegen Bestandsgröße oder wirtschaftlicher Situation intensiv mit ihrer Zukunft beschäftigen müssen, kommen Bestandsübertragungen oder Auflösungen in Betracht +++ Aufsicht wird hier weiter bei Suche und Umsetzung geeigneter Lösungen unterstützen: „Sprechen Sie dazu Ihre Aufsichtsteam an“ +++
+++ in PK-Bilanzen zunehmend stille Lasten: nach 30 Mrd. Euro stille Netto-Reserven von circa 30 Milliarden Euro Ende 2021 nun 5 Mrd. Euro stille Netto-Lasten Ende 2022 +++ erst einmal nicht weiter tragisch, weil keine Abschreibung über Nennwert hinaus erfolgen muss – wenn Papiere im Anlagevermögen, bis zur Endfälligkeit gehalten und kein Bonitätsrisiko +++ da bei PK kaum Storno möglich, müssen stille Lasten auch nicht realisiert werden, um Liquiditätsanforderungen zu bedienen +++ allerdings führt Rückgang stiller Reserven zu weniger Risikotragfähigkeit: PK-Zahl mit einem negativem Stresstest-Ergebnis deutlich höher als 2021 +++
„Die BaFin wird genau hinsehen, ob Überschuss-Vorschläge tatsächlich dauerhaft finanzierbar sind.“
+++ sehr hohe Inflation idR ohne direkte Konsequenzen für deren Leistungen, da diese üblicherweise nicht an Inflationsentwicklung gekoppelt +++ inflationsbedingte Kostensteigerungen können sich allenfalls auf PK-Kostenergebnis auswirken +++ Inflation wirkt sich aber indirekt aus – über Überschussbeteiligung +++ BaFin wird genau hinsehen, ob Überschuss-Vorschläge tatsächlich dauerhaft finanzierbar sind +++ Hintergrund: Überschussbeteiligung in Form dauerhaft garantierter Rentenerhöhung vermindert immer Risikotragfähigkeit der Unternehmen +++ Kassen sollten z.B. nachdenken, wenn es AVB zulassen, Überschussbeteiligung in Tarife mit geringerem Rechnungszins umzuleiten +++
+++ wirtschaftlichen Ausblick für PK liefert mehrjährige BaFin-Prognoserechnung +++ erwartungsgemäß längerfristige Ergebnisse 09/22 deutlich besser ausgefallen als in Vorjahren, vor allem wegen Zinsanstieg und von PK bereits ergriffener Maßnahmen +++ aber: perspektivisch könnte moderates Niedrigzinsumfeld zumindest langfristig bei wenigen Kassen zu Schwierigkeiten führen (im BaFin-Szenario Neu- und Wiederanlagerendite 1,4% p.a. ab dem sechsten Jahr) +++ immerhin: Bedeckung der Solva-Anforderungen, zumindest auf Branchenebene, wieder in allen Szenarien gegeben – und zwar, anders als in Vorjahren, über gesamten Prognosezeitraum von 15 Jahren +++ nur noch gut 20 Pensionskassen unter intensivierter Aufsicht (zuvor rund 30) +++
+++ entscheidend wird sein, ob PK Arbeitgebern Angebote machen können, die attraktiv für Beschäftigte sind +++ reine Beitragszusage (rBZ) ist neuer Ansatz in Deutschland +++ bei Pensionsfonds sind zwei SPM inzwischen gestartet, mit einer Pensionskasse ist BaFin aktuell in Gesprächen (BaFin geht davon aus, dass weitere folgen) +++ SPM sind ein Zukunftsfeld für PK +++ wichtig ist offener Dialog zwischen BaFin, Anbieter und Sozialpartnern, um Fragen schnell zu klären +++
„Die BaFin muss der Gefahr entgegenwirken, dass Kassen über indirekte Anlagen die Anlagevorschriften umgehen.“
+++ um konkurrenzfähig zu bleiben, werden PK verstärkt auch über Anlageformen mit höheren Renditechancen nachdenken müssen +++ schon heute gültige Anlagevorschriften stehen Investitionen in Anlageklassen mit höheren Renditechancen nicht entgegen +++ maßgeblich: Anlageverordnung +++ derzeit sind zulässigen Mischungsquoten auf Branchenebene nicht annähernd ausgeschöpft +++ falls Mischungsquoten überschritten, ist zusätzlich Öffnungsklausel für eine Zuführung zum Sicherungsvermögen nutzbar +++ außerdem bei ausreichender Risikotragfähigkeit Antrag auf Ausnahmegenehmigung machbar, wenn Belange der Versicherten dadurch nicht beeinträchtigt werden +++ Möglichkeiten für PK bei indirekter Fondsanlage schon umfangreicher als in Direktanlage +++ BaFin muss Gefahr entgegenwirken, dass Kassen über indirekte Anlage die Anlagevorschriften umgehen +++
„Ein einfacher Vergleich mit den Solvency-II-Unternehmen kann schnell in Irre führen.“
+++ Kassen sind verpflichtet zu prüfen, wie flexibel ihr Anlagebestand auf bestimmte Kapitalmarktszenarien und Investitionsbedingungen reagiert +++ Infrastrukturbeteiligungen: nach Solvency II gibt es für „qualifizierte Infrastrukturinvestments“ Erleichterungen bei der Eigenmittelanforderung, aber: Solvency-II-Unternehmen müssen Infrastrukturanlagen mit Eigenmitteln unterlegen ++ bei EbAV nicht der Fall +++ einfacher Vergleich mit den Solvency-II-Unternehmen kann schnell in Irre führen +++
+++ Pensionskassen müssen ihre wesentlichen Risiken im Blick behalten, darunter die aus Kapitalanlage, Klimawandel sowie IT- und Cybersicherheit +++ bei Kapitalanlage in unserem Blickpunkt: indirekte Kapitalanlagen, also bspw. große Wertpapier-Spezialfonds und alternative Kapitalanlagen wie Private-Debt- und Private-Equity-Fonds, Loans, Hypotheken und Infrastruktur +++ zahlreiche PK haben in vergangenen Jahren dort investiert, weil im Niedrigzinsumfeld Chance auf vergleichsweise attraktive Renditen +++ in Zeiten steigender Zinsen halten viele Kassen an illiquiden Anlagen fest +++ Informationen über Zielunternehmen sind schwerer zu beschaffen und auszuwerten +++ Beispiel: bei Private Debt, also Gewährung von Fremdkapital über Darlehen geht es vor allem um Kreditrisiken, Währungsrisiken und rechtliche Risiken bei internationalen Anlagen +++ Kassen müssen Geschäftsmodelle der Zielunternehmen tief durchdringen und über die Laufzeit ihrer Anlagen hinweg im Auge behalten – und die Informationen ihrer Asset Manager stets hinterfragen +++
„Bis dato nutzen nur wenige Einrichtungen Klimastresstests und Szenarioanalysen.“
+++ Klimawandel kann für EbAV-Zukunft bedeutsam sein, EbAV können als institutionelle Anleger bei Dekarbonisierung der Realwirtschaft Schlüsselrolle einnehmen +++ und sind zugleich selbst von Nachhaltigkeitsrisiken betroffen +++ trotzdem nutzen bis dato nur wenige Einrichtungen Klimastresstests und Szenarioanalysen, um diese Risiken zu messen +++ EIOPA hat 2022 ersten europaweiten Klimastresstest für EbAV gemacht (Unterstellung: Umstieg auf CO2-neutrale Realwirtschaft) +++ Ergebnis: Marktwert bei den deutschen Teilnehmern sank um 14%, Wert unter HGB ging um 4% zurück +++ auch unter HGB drohen Abschreibungen bei allen wesentlichen Kapitalanlagearten +++
„Trotz ihrer Nähe zu Arbeits- und Sozialrecht sind EbAV Finanzunternehmen und fallen daher auch unter Finanzmarktregulierung.“
+++ weiteres Risiko ist IT- und Cyber-Sicherheit +++ Finanzunternehmen beliebtes Ziel von Cyberattacken +++ BaFin-Daten zeigen: größter Anteil aller IT-Vorfälle hausgemacht +++ BaFin will Unternehmen grundsätzlich resilienter machen, wenn es um Risiken der Digitalisierung geht +++ Ergebnisse bisheriger Prüfungen ernüchternd, Verbesserungspotenzial +++ trotz Nähe zu Arbeits- und Sozialrecht sind EbAV Finanzunternehmen und fallen daher auch unter Finanzmarktregulierung +++
+++ Fazit: Für stärkere Zukunftsfähigkeit der Pensionskassen neue Ansätze nötig +++ zwar werden rein wirtschaftlich viele Kassen überleben +++ „Weiter so“ aber keine Option +++ SPM hier eine gute Chance, zudem gutes Kapitalanlagen- und effektives Risikomanagement nötig +++
Schmachtenberg: alles ausgeleuchtet, aber nichts festgelegt
Für BMAS-Sts Rolf Schmachtenberg (SPD) ist die Betriebsrente potenziell der beste Weg, eine Zusatzrente aufzubauen:
+++ gesetzliches Rentenniveau über 2025 hinaus bei 48% halten +++ für Einstieg in teilweise GRV-Kapitaldeckung soll 2022 zunächst Stiftung für die Bildung des Generationenkapitals gegründet werden +++ Geschäfte des Stiftungskapitals soll KenFo führen +++ bAV passgenau, kostengünstig und effizient, v.a. wenn auf kollektiver Basis von Sozialpartnern organisiert +++ in weiteren wichtigen und großen Branchen wird derzeit über SPM-Einführung gesprochen +++
„Im nächsten Schritt ist ein Textvorschlag zu erarbeiten, der weiter diskutiert werden kann und muss.“
+++ in Fachdialog nochmals alle Ecken des verwinkelten bAV-Gemäuers ausgeleuchtet +++ eher technisch-fachliche Diskussion gewesen +++ je politischer bAV-Fragen diskutiert, desto wildere Lösungen gäbe es +++ noch keine Festlegungen vom BMAS +++ wichtigster Punkt: Weiterentwicklung SPM +++ „Size matters“ auch und gerade für Nichttarifgebundene und KMU nötig +++ im nächsten Schritt Textvorschlag zu erarbeiten, der weiter diskutiert werden kann und muss +++ mangelhafte Beteiligung Sozialpartner wirkt sich nicht auf rBZ aus +++ Tarifrecht partiell vom Aufsichtsrecht abzugrenzen +++
+++ Forderung, für mehr Generationengerechtigkeit Umverteilungen in bAV durch Arbeitgeber zuzulassen, ist schwierig +++ einseitige Widerrufe durch Arbeitgeber über bisheriges Recht hinaus „wenig charmant“ +++ selbst wenn es lediglich um „gerechtere“ Verteilung geht, setzt Verfassungsrecht enge Grenzen +++ BMAS gespannt auf aba-Vorschlag +++ generell schon Arbeit an manchen Formulierungsvorschlägen, die Teil Gesetzentwurfs werden könnten +++ noch offen, ob gemeinsamer Gesetzentwurf mit BMF oder getrennte Umsetzung in jeweiligen Regelungsbereichen +++
Diskussionsrunde: Das Ende des Schriftformerfordernisses?
Wie geht es weiter mit dem SPM in Deutschland? Diesmal kommen – unter Moderation von Thurnes sowie von Claudia Picker, Bayer AG – keine Politiker zu Wort, sondern neben Schmachtenberg nur Sozialpartner und ein Industrie-Gigant, der noch kein SPM hat:
+++ Beate Petry, Head of Pensions and other Benefits bei BASF, will perspektivisch bei dem Chemie-Riesen neben eigener PK zusätzlich auch SPM anbieten +++ Chemie-SPM gute Basis +++ Fachdialog sollte Änderungen an Rahmenbedingungen für ganze bAV denken +++
„Die fehlende Klarstellung der Garantiefrage in der versicherungsförmigen bAV enttäuscht.“
+++ Judith Kerschbaumer, Leiterin des Bereichs Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik bei Ver.di, hat für SPM vor allem Geringverdiener und KMU im Blick +++ moniert, dass höherer Betrag für § 100-Förderung noch nicht spruchreif +++ Abfindung kleiner Anwartschaften besser regeln als bisher, aber nicht Leute ohne bAV dastehen lassen +++ bei SPM weitere Vereinfachung in Richtung Blaupausen nötig +++
+++ Lutz Mühl, Geschäftsführer Wirtschaft und Sozialpolitik des BAVC, sieht gesetzliche SPM-Regelung in Chemie-TV gespiegelt +++ Chemie-Pensionsfonds mit aktivem Steuerungsausschuss +++ Einschlägigkeit von TV muss präziser geregelt werden, da selbst in Chemie-Branche kein einschlägiger TV für alle +++ fehlende Klarstellung der Garantiefrage in versicherungsförmiger bAV enttäuscht +++ SPM auch für KMU interessant, zumal in Chemie drei Viertel der Betriebe weniger als 500 Mitarbeiter haben +++
+++ Schmachtenberg verspricht, Nachweisgesetz noch zu ändern (Schriftformerfordernis kippen) +++ mehr Mut zur Kürzung von Garantien würde aber Kürzung von Rentenansprüchen bedeuten, was bAV-Reputation schaden könnte +++ besser mehr rBZ im SPM +++
Toncar: Fokusgruppe private Altersvorsorge kurz vor Ultimo
BMF-StS Florian Toncar (FDP) will alle drei Säulen stärken:
+++ aus bAV-Fachdialog kommt wertvoller Input +++ Geringverdienerförderung wird angefasst +++ Anlagevorschriften werden auch angeschaut, Bedeckungsvorschriften diskutiert +++ SPM = innovatives Modell +++ BMF offen für Öffnung SPM für Nichttarifgebundene, auch für Opt-out in sonstiger bAV +++
„Wir haben bewusst noch keine Zwischenergebnisse genannt.“
+++ Fokusgruppe private Altersvorsorge vereint viel Know-how +++ noch keine Ergebnisse, aber eventuell auch wertpapierbasierte AV +++ Rolle des Staates nur bei Förderung, nicht als Organisator von AV +++ dritte Säule grundlegend zu reformieren, aber nur mit Wechselwirkungen für andere beide Säulen +++ bewusst noch keine Zwischenergebnisse genannt +++ Bericht Fokusgruppe wird Ende Juni fertig, dann redaktionell finalisiert und im Sommer der Bundesregierung zugeleitet (Anm.d.Red.: dann ist parlamentarische Sommerpause, sodass Gesetzentwurf wohl erst im Herbst zu erwarten ist) +++
Der folgende Teil zur Berichterstattung zur aba-Jahrestagung 2023 findet sich zwischenzeitlich auf LEITERbAV hier.
ÜBRIGENS: Eine etwas ausführlichere Bilderstrecke von der aba-Jahrestagung findet sich in mehreren Teilen auf LEITERbAV Dynamics.