Unregelmäßig freitags bringt PENSIONS●INDUSTRIES eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Ain’t the Grass (not) greenerin LondonTown? Japan Carry long. MetallRenten-Studie zeigt Fortschritte, aber Zuversicht im freien Fall.Die Kommission spielt ein doppeltes Spiel. Die Glücklichen unter den Altersarmen. Und willkommen in Kassandras Zoo: Wenn der Bock gärtnert, weinen die Krokodile bittre Tränen.
Financial Times (13. Mai): „Pension Funds resist Reeves’ ‘Backstop’ Plan to force UK Investment.“
Auf ALTERNATIVES●INDUSTRIES war jüngst über die konzertierte Aktion der britischen Regierung und der britischen Pensionsfonds zu lesen, mit der man auf der Insel dem Investitionsnotstand begegnen will.
Konzertierte Aktion? Wirklich? Nun, P●I–Leser Gabriel Kolaczewitz (FvS) hat die Redaktion darauf aufmerksam gemacht, dass die Sache in London offenbar keineswegs so harmonisch abläuft, wie sie anfangs wirkte. Wie bspw. der Artikel in der FT darlegt, scheint die britische Labour-Regierung hier nicht ganz frei von autoritären Attitüden zu sein; Zitat aus der FT:
„Beamte des Finanzministeriums bestätigten, dass ein neues Rentengesetz, erwartet für Sommer, den Ministern eine Reserve-Mandatsbefugnis zur Festlegung verbindlicher Allokationen geben würde.”
Hört, hört, man behält sich also vor, im Zweifel in die SAA von Pensionsfonds einzugreifen? Schatzkanzlerin Rachel Reeves antwortete jedenfalls auf die Frage nach obligatorischen Investmentvorgaben: „Never say never“.
Wunderbare Vorstellung, wenn die Regierungen künftig ganz nach persönlichen Vorlieben – vulgo: Ideologie – entscheiden, wohin die Pensionsgelder fließen. Auf eines der zahlreiche Probleme wie Benoit Hudon, CEO von Mercer UK, hin: Dass solche mandatorischen Investmentvorgaben im großen Stil am Ende massiv preistreibend wirken. Das, was Hudon anführt, ist ein Problem, dass sich ohnehin stellt, wenn der Staat mit Anlauf und Ankündigung zig Milliarden in bestimmte Sektoren investiert. Auch bei den schönen neuen deutschen Infra- und Defence-Paketen befürchten viele – sicher nicht zu Unrecht –, dass ein Gutteil des Geldes stumpf in Preiserhöhungen der Anbieter fließt.
Wie dem auch sei, jedenfalls sieht man mal wieder: Auch Nicht-EU-Staaten haben schöne Bürokratie-Töchter. Man stelle sich mal vor, die EU-Kommission würde es wagen, so einen übergriffigen Gedanken wie Reeves auch nur zu äußern. Unser Wutgebrüll würde man von hier bis nach Brüssel hören …
Metallrente (11. Juni): „MetallRente Studie 2025 ‚Jugend, Vorsorge, Finanzen’.“
Turnusgemäße Jugendstudie der Metallrente in Sachen Altersvorsorge. Kernergebnisse betreffend die Jugend:
1. Altersvorsorge als Spargrund mit 61% weiter auf Platz 3, vor Eigenheim.
2. 75% mit Angst vor Altersarmut. Starke Verunsicherung auf vielen Ebenen: nur noch 26% zuversichtlich, Deutschland werde sich gut entwickeln.
3. bAV populär und Platz 3; Vertrauen in AG-Angebote steigt.
4. Junge sparen anders als früher: Aktien und Fonds nun am beliebtesten. 62% sparen damit, mittlerweile Frauen endlich so wie Männer.
5. Aber: Finanz-Wissen fehlt, und das ist den Jungen auch bewusst.
6. Wunsch nach Finanzbildung schon in der Schule, das gilt v.a. für das Thema Altersvorsorge.
7. Hohe Ansprüche an die Altersvorsorge: soll lebenslang zahlen und cleverer Mix aus Sicherheit und Rendite sein; Wunsch nach attraktiver Wertsteigerung nahezu gleichauf mit Bedürfnis nach deren Sicherheit.
Fazit: Punkte 1-6 kann man alle unterstreichen: Pessimismus für Deutschland und Angst vor Altersarmut sind mehr als berechtigt. Gut, dass das Bewusstsein für Real Asset Investment – wenn auch noch viel zu langsam – steigt.
Denn: Der eigentumsbewusste Bürger des John Locke ist für Kassandra ein Grundbaustein einer jeden freiheitlich-demokratischen Grundordnung, und die Strukturen des Asset Ownership und des Asset Managements sind für ein Land wie Deutschland strategisch insuffizient ausgeprägt.
Negativ: Der Wunsch nach Sicherheit (v.a. der nach der Altersvorsorge als eierlegende Wollmilchsau, s. Punkt 7) ist zumindest dann, wenn wir von Zusatzversorgung reden, ein fataler Hemmschuh für jede Weiterentwicklung des ganzen Landes.
Alle Details zur Studie finden sich hier:
Flossbach von Storch (6. Juni): „Reispreiskrise! Die Bank von Japan in der Zwickmühle.“
Kassandra erst jüngst zweimal unter Verweis auf Japan und USA thematisiert, dass die Zinsen möglicherweise derzeit beginnen, gegen den Willen der Notenbanken zu steigen und möglicherweise QE zurückkommt.
Hier ein FvS-Beitrag, der das Problem aus Sicht der japanischen Akteure – der Notenbank, des Pensionsfonds, und der Geschäftsbanken – analysiert und dabei deutlich klarmacht, in welcher Zwickmühle die Verantwortlichen vor Ort stecken. Vor allen Dingen, weil sie es selber sind, die maßgeblich in Carry Trades investiert sind.
ZDF 37 Grad (3. Juni): „Rente? Reicht nicht!“
Interessanter, sehenswerter Bericht im ZDF, wie alte Menschen in Deutschland, deren Einkommen nicht reicht, sich ihr Auskommen erarbeiten.
Einerseits wirkt das bitter. Andererseits muss man zweierlei konstatieren, was die Sache noch bitterer macht:
Bitternis zum ersten: dass wir hier Menschen sehen, die körperlich und intellektuell in dem hohen Alter überhaupt noch in der Lage sind, ungeachtet aller Schwierigkeiten zu arbeiten und Geld zu verdienen. Was ist mit denen, die das schon längst nicht mehr können, sei es durch Krankheit, sei es durch intellektuelle Defizite, was auch immer? Die sieht man hier in der Doku nicht. Hier sieht man nur die „Glücklichen“, die noch in der Lage sind, sich um sich selbst zu kümmern.
Bitternis zum zweiten, und Sie wissen es längst: dass das hier die guten Jahre sind. Die breiteste Alterskohorte ever, die der Babyboomer, ist derzeit auf dem Höhepunkt ihrer Schaffens-, Steuer- und Abgabenkraft, und in 10-15 Jahren wird diese Generation mit Masse in Rente gehen oder schon sein. Doch schon heute ist das Altersvorsorgesystem der Deutschen kümmerlich, und nichts wird besser werden. Und schon heute muss der Staat in den demographisch besten Zeiten der GRV unserer Rentenversicherung bekanntlich 115 Mrd. p.a. zuschießen, nur damit das System nicht auf der Stelle zusammenbricht (analog in der GKV). Auch das alte Mantra, das nun folgt, kennen Sie längst: Das hier sind die guten Zeiten, die schlechten kommen erst noch.
VJ.de (12. Juni): „Schauspieler erhalten erstmals tariflichen Anspruch auf betriebliche Altersversorgung.“
Film-Produzenten und ver.di haben einen neuen Tarifvertrag unterschrieben, der in zwei Wochen inkraft tritt. Erstmalig verankert: Anspruch auf eine bAV, obligatorische Entgeltumwandlung und Arbeitgeberanteil, durchzuführen bei der Pensionskasse Rundfunk.
Das VJ nennt die Zahl von potentiell 25.000 VB. Grundsätzlich gilt: Alles,w as der Durchdringung der bAV in Deutschland dient, kann immer nur begrüßt werden.
Logistik heute (10. Juni): „Deutsche Industrie streicht 100.000 Jobs innerhalb eines Jahres.“
Es sei wiederholt: Es wird KEINEM Industrieland auf dem Planeten gelingen (von den anderen ganz zu schweigen), unter dem fast überall auf der Welt mehr oder weniger gleichförmigen demographischen Druck sein Altersvorsorgesystem nachhaltig aufzustellen, wenn es nicht währenddessen wirtschaftlich prosperiert. Eine wachsende, gut aufstellte, florierende Volkswirtschaft ist essenziell für ein nachhaltiges Altersvorsorgesystem. Es gilt umgekehrt: kein ökonomischer Erfolg = keine sorglose Altersvorsorge. So und nicht anders lautet die einfache Basisgleichung. Der Gedanke ist hier ausführlich dargelegt worden.
Und die oben verlinkte Meldung, welche durch alle Medien ging, ist nur eine kleine Wegmarke auf dem Weg, den Deutschland geht.
Die Welt (7. Juni): „‘Bürgergeld landet in den Taschen von Clan-Oberen’ – Welge fordert „Abschreckungseffekt“.
Die SPD-Bürgermeisterin von Gelsenkirchen spricht Klartext in Sachen Bürgergeld. „Sehr schön“, mag so mancher denken. Aber: Ist es nicht lustig, dass nun diejenigen Partei-Granden von mafiösen Strukturen im Bürgergeld sprechen, deren Partei seit Jahrzehnten, nämlich von 1998 bis heute (nur unterbrochen von 2009-2013) ununterbrochen in der Bundesregierung sitzt (von Ländern und Städten ganz zu schweigen)? Deren Partei die Erfinderin des Bürgergeldes ist? Und nach wie vor deren verbissenste Verteidigerin?
„Kassandra hat einen kleinen Zoo zu Hause: Immer, wenn sie den Bock zum Gärtner macht, weinen die beiden Krokodile bittere Tränen.“
Jedenfalls ist eine der unangenehmsten Erscheinungsformen bundesdeutscher Politik und Politiker, ungeachtet der Regierungsverantwortung der eigenen Partei stets die größte Empörung über diese Politik zu äußern und mit dem Fäustchen aufs Tischchen zu hauen – ganz so, als sei man nicht in der Regierung, sondern in der Opposition. Kassandra hat einen kleinen Zoo zu Hause: Immer, wenn sie den Bock zum Gärtner macht, weinen die beiden Krokodile dabei bittere Tränen.

Die Welt (10. Juni): „Geheime Verträge – EU-Kommission bezahlte Aktivisten für Klimalobbyismus.“
Kassandra hatte schon mehrmals geunkt, inwiefern der frisch verankerte Klimaschutz im Grundgesetz dazu führen könnte, dass staatlich finanzierte NGOs Investitionen in Deutschland (auch in Infrastruktur) durch Klagen offensiv beeinträchtigen/verzögern/stoppen könnten – was Investoren über Standortfragen nachdenken lassen sollte.
Wer das als Panikmache abtut, dem kann geholfen werden – denn es geht sogar noch eine Nummer größer: Jüngst ermittelte die Welt, dass die Europäische Kommission (natürlich auch steuerfinanziert) NGOs nicht nur gefördert, sondern auch aktiv angeleitet hat, z.B. in Deutschland Opfer zu suchen und vor Gericht zu zerren – vom bäuerlichen Betrieb bis zum Kraftwerksbetreiber. Man mag es kaum glauben, aber es ist die Realität. So etwas nennt man gemeinhin Sabotage. Den Absurditäten, die aus Brüssel kommen, sind nach oben keine Grenzen gesetzt; finanziell schon gar nicht (Artikel hinter der Bezahlschranke, aber auch viele andere Medien berichteten darüber).
Die Welt (11. Juni): „Zu viel Bürokratie – Jeder vierte Hausarzt will in den kommenden fünf Jahren aufhören.“
Wenn Sie auf unserem Parkett zuweilen glauben, angesichts der ausufernden Bürokratie die Lust an der Arbeit zu verlieren – denken Sie immer daran: Sie sind nicht allein. Es betrifft fast alle Lebensbereiche in diesem Land und diesem Kontinent.
Abgesehen davon: Gesundheit/Pflege und Altersvorsorge sind ja bekanntlich Nachbardisziplinen. Insofern ist es auch nur folgerichtig, dass in diesen Jahren beide gemeinsam in die Krise taumeln.