Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Mercer CFA Institute Global Pension Index 2024:

Zwanzigster ist doch auch nicht schlecht …

oder? Im internationalen Vergleich steigt Deutschland mit seinen Vorsorgesystemen besonders unter einem Gesichtspunkt weiter ab, und das mit Ansage. Auf dem Treppchen dagegen die üblichen Verdächtigen. Aber der Sieger, was macht er denn richtig? Offenbar unter anderem, dass er von kollektiverer Struktur zu einem individuelleren übergegangen ist. Und: Austria, du machst es schlechter.

Gestern haben Mercer und das CFA Institute ihren turnusgemäßen 16. Mercer CFA Institute Global Pension Index (MCGPI) für 2024 veröffentlicht.

Kernergebnisse des über 100 Seiten starken Berichts: Die Demographie – also steigende Lebenserwartung und weiter konstant niedrige Geburtenraten – sowie die steigenden Kosten der sozialen Sicherung haben den Druck auf die Staatshaushalte insgesamt und die gesetzliche Rentensysteme erhöht. Aber auch die betriebliche und private Altersversorgung stünden vor Herausforderungen, die es zu meistern gelte, so der Report. Das soll laut Mercer für alle untersuchten Systeme gleichermaßen gelten, nicht nur für Deutschland.

Das Altersvorsorgesystem der Niederlande schneidet in diesem Umfeld – erneut – am besten ab. Island und Dänemark folgen auf den Plätzen zwei und drei.

Abb. 1: Die obere Gruppe im Ranking.Quelle: Mercer, CFA. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Und Deutschland? Mit 67.3 von 100 Punkten gegenüber dem Vorjahr (66.8) leicht verbessert, liegt aber mit dem 20. Platz (VJ 19) eher im Mittelfeld.

Deutschland: Die Frage der Zukunftsfähigkeit …

Obwohl das deutsche System mit Rang 9 in der Sub-Kategorie „Angemessenheit“ gut abschneidet, erzielt es in der Sub-Kategorie „Nachhaltigkeit“(im Sinne von Zukunftssicherheit) nur den 33. Rang und kommt auch in der Kategorie „Integrität“ nur auf den 27. Platz.

Abb. 2: Die Kernergebnisse zu Deutschland.Quelle: Mercer, CFA. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Als wesentliche Gründe hierfür nennt der Report u.a das umlagefinanzierte System der gRV sowie eine anders als in anderen Ländern lediglich freiwillige Ausfinanzierung der bAV (gerade bei letzterem kann man – zumindest in der Pauschalität – bekanntlich geteilter Meinung sein, denn wer mit Plan Assets draußen mehr Rendite erzielt als mit Cash im eigenen Geschäftsmodell, der sollte am besten sein Haus liquidieren und Asset Manager werden).

und die Rolle der bAV

„Unser umlagefinanziertes Rentensystem gerät durch die Kombination aus niedriger Geburtenrate und steigenden Lebenserwartung sowie steigenden Kosten des sozialen Sicherungssystems immer mehr unter Druck,“ sagt Michael Sauler, Leiter Wealth bei Mercer Deutschland. „Entsprechend steigt die Notwendigkeit von zusätzlichen, beitragsorientierten und nachhaltig finanzierten Pensionsplänen, wie sie die bAV bieten. Die Unternehmen haben diese Herausforderungen zumeist erkannt und bieten interessante Altersversorgungskonzepte, nicht zuletzt, um auf diese Weise Mitarbeiterbindung und die Differenzierung zum Wettbewerb zu verbessern. Zudem erhöhen die Unternehmen freiwillig den Ausfinanzierungsgrad ihrer Pensionen und tragen so dem Aspekt einer nachhaltigen Altersversorgung Rechnung.“

In der Tat, der Druck, von dem Sauler spricht, zeigt sich schließlich am deutlichsten in den ca. 130 Mrd. Euro p.a., den die GRV in diesen guten Jahren mit der Großkohorte der Babyboomer auf dem Höhepunkt ihrer Schaffens- und Steuerkraft braucht, nur um nicht auf der Stelle zusammenzubrechen– und das bei kümmerlicher Performance. Wohlgemerkt: Die schlechten Jahre kommen erst noch. Die MCGPI-Bewertung in Sachen „Nachhaltigkeit“ ist jedenfalls mehr als nur plausibel.

Susan Spinner, Vorstand CFA Society Germany, ergänzt Saulers Aussagen. „Eine Möglichkeit, dieser ungünstigen Situation entgegenzuwirken, bleibt der Ausbau und die Leistungssteigerung der nichtstaatlichen betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Die Bereitschaft der Bevölkerung, in solchen Einlagen zu investieren, nimmt zu. Sie sollte jedoch durch intelligentere Anreize noch stärker gefördert werden.“

Die Ligaplätze

Die Niederlande erzielten den höchsten Gesamtindexwert (84,8), dicht gefolgt von Island (83,4) und Dänemark (81,6).

Abb. 3: Die untere Gruppe im Ranking.Quelle: Mercer, CFA. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Mit Platz 20 liegt Deutschland zwar hinter Frankreich, Uruguay und Mexiko, aber vor profunden Industriestaaten wie den USA, Japan und Südkorea. Das hierzulande in Massenmedien und Talkshows oft als Ideal angeführte Österreich (s. auch den oben verlinkten WELT-Artikel) underperformed hier weiter rigoros und belegt den neuntletzten Platz; damit schlechter als Vietnam, Peru und Botswana. Rote Laternen: Philippinen vor Argentinien vor Indien.

Abb. 4: Die Kernergebnisse zu Österreich.Quelle: Mercer, CFA. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Wie sehen Sieger aus?

Auf das niederländische Rentensystem wirke sich weiter positiv aus, dass es von einer kollektiven leistungsorientierten Struktur zu einem individuelleren beitragsorientierten Ansatz übergegangen ist und das Land über strenge Vorschriften und Unterstützung für künftige Rentenbezieher verfügt, so der Report.

Die höchsten Werte für jeden Teilindex erzielten die Niederlande für Angemessenheit (86,3), Island für Nachhaltigkeit (84,3) und Finnland für Integrität (90,8).

Einfach ist anders – aber manches geht von ganz allein

„Erhebliche Reformen der Rentensysteme sind erforderlich, um die finanziellen Bedürfnisse der künftigen Rentner und ihre sich wandelnden Erwartungen an die Arbeit zu erfüllen,“ kommentiert David Knox, Hauptautor des Berichts und Senior Partner bei Mercer, und „es gibt keine Einzellösung, um die Rentensysteme auf eine solidere Grundlage zu stellen.“ Jetzt sei es an der Zeit, dass Regierungen, Politik, Anbieter und Arbeitgeber zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ältere Menschen einen ähnlichen Lebensstil beibehalten können, wie sie ihn in ihren Arbeitsjahren geführt haben, erneuert Knox eine altbekannte Herausforderung.

In der bAV registriert der Bericht weltweit und wenig überraschend nach wie vor den Trend von DB zu DC. CFA-CEO Margaret Franklin betont aber auch die damit einhergehenden Herausforderungen für die Berechtigten: „CD-Pläne verlangen vom Einzelnen komplexe Finanzplanungsentscheidungen, die sich erheblich auf seine finanzielle Situation auswirken können. Viele Menschen sind jedoch nur unzureichend darauf vorbereitet“. Die Ruhestandsplanung und die Altersabsicherung müssten an die geänderten Rahmenbedingungen angepasst werden.

Man sieht: Einfach ist anders – egal ob für die Politik oder die Berechtigten. Was haben also das Altern und die Verbesserung der Altersvorsorge gemeinsam? Richtig: Beides ist nichts für Feiglinge. Immerhin: Das erste passiert von ganz allein.

Der Global Pension Index vergleicht die Altersversorgungssysteme auf der ganzen Welt, diesmal deren 48. Damit deckt er knapp 65% der Weltbevölkerung ab – und kann auf Seiten Mercers hier angefordert werden.

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