Gerade in Zeiten des Niedrigzinses sollte keine bAV-Einrichtung die Kosten aus den Augen verlieren. In den Niederlanden und Großbritannien war es die Regulierung, welche die Pensionsfonds hierfür sensibilisiert und zu sichtbaren Effekten geführt hat. Frank Vogel analysiert.
Der deutsche Pensionsmarkt hinkt im europäischen Vergleich weit hinterher. Dies wird sowohl beim Marktvolumen und der Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) insgesamt als auch bei den Kosten sehr deutlich. Kostentransparenz hat bei Einrichtungen der bAV hierzulande längst nicht den Stellenwert wie bei den europäischen Nachbarn. Dies entspricht allerdings nicht den Bedürfnissen der Zielgruppe, denn die Begünstigten der bAV weisen eine hohe Kostensensibilität auf. Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa, die im April und Mai 2015 im Auftrag der KAS BANK durchgeführt wurde, zeigte, sind den Versicherten transparente Kosten bei der bAV sogar weitaus wichtiger als eine hohe Wertsteigerung der investierten Beträge. Diese Transparenz ist derzeit aber nicht ausreichend gegeben, und auch bei den Informationen zur bAV besteht noch deutlicher Nachholbedarf. Der forsa-Umfrage zufolge fühlen sich lediglich 41 Prozent aller Befragten gut oder sehr gut über die Entwicklungen und Möglichkeiten der bAV informiert. Auch ist beinahe jedem vierten Deutschen gar nicht bewusst, dass Kosten für eine bAV überhaupt anfallen.
Informationsdefizite gibt es aber auch auf der Seite der Asset Manager und bAV-Verantwortlichen. So sind auch für Fondsmanager nicht alle Kosten transparent und jederzeit verfügbar, zum Beispiel bestimmte Handelskosten. Dies geht aus einem Bericht für die unabhängige britische Verbraucherorganisation Financial Services Consumer Panel mit dem Titel „Investment costs: an unknown quantity“ vom November 2014 hervor. Gerade Intransparenz und Ineffizienz beim Trading im Rahmen von Anlageprozessen können zu höheren Kosten führen, die oftmals im zweistelligen Prozentbereich über den Kostenbelastungen bei effizienter Handhabung und Kostentransparenz liegen, wie weitere internationale Datenerhebungen zeigen. Vor diesem Hintergrund wichtig zu wissen: Trading und Administration gehören zu den größten Kostenblöcken der bAV.
Folglich verschenken EbAV erhebliches Potenzial: Gerade in einem Umfeld anhaltend niedriger Zinsen, des demographischen Wandels mit einer steigenden Lebenserwartung und entsprechend höheren Leistungsansprüchen sowie zunehmender regulatorischer Anforderungen sind die Kosten ein maßgeblicher Aspekt, eine auskömmliche Rendite zu sichern. Die Erhöhung der Kostentransparenz ist ein erster Schritt, um detaillierte Kosten und deren Einsparpotenziale überhaupt erst zu erkennen und dann Effekte daraus zu heben. Sie stellt aber auch eine Chance dar, das Vertrauen in die bAV auszubauen und als Qualitätsaspekt der bAV zu etablieren. Dies dürfte sich wiederum positiv auf den Verbreitungsgrad auswirken.
Von der Regulierung zur Kostentransparenz
Vorreiter auf diesem Gebiet sind die Niederlande, der am weitesten entwickelte Pensionsmarkt in Europa und mit einem Pensionsvermögen von rund 1,2 Billionen Euro zum Jahresende 2014 nahezu dreimal so groß wie der deutsche Markt. Gleichzeitig ist der niederländische Pensionsmarkt im Vergleich zu Deutschland deutlich stärker reguliert. Dennoch erzielten niederländische Pensionseinrichtungen weltweit die höchsten Renditen bei gleichzeitig niedrigsten Kosten, wie eine Analyse des kanadischen Benchmarking-Unternehmens CEM für das Jahr 2012 ergab. Durch die Pflicht zur Kostenkontrolle und -transparenz haben niederländische Pensionsfonds – anders als in Deutschland – bereits Strukturen und Instrumente zur Kostenkontrolle etabliert und erreichen dadurch eine hohe Effizienz. Hier zeigt sich, dass durch ein aktives Kostenmanagement erhebliche Einsparungen möglich sind. Dies macht sich ganz entscheidend beim Kostenniveau bemerkbar, das in den Niederlanden deutlich unter dem deutschen Level liegt.
Auch in Großbritannien, dem bezogen auf das Pensionsvermögen größten Markt in Europa, ist Kostentransparenz ein wichtiges Thema, das von den Aufsichtsbehörden initiiert wird. Seit April 2015 sind auch britische Pensionseinrichtungen verpflichtet, auf Jahresbasis ihre Management- und Investmentkosten offenzulegen. Allerdings liegt auch in diesem Markt noch kein Standard vor. Die Entwicklung in diesem Bereich wird aber von den Behörden, insbesondere vom Department for Work and Pensions (DWP) sowie von der Financial Conduct Authority (FCA), aktiv vorangetrieben und der Markt im Rahmen eines so genannten „Call for Evidence“ aufgefordert, das entsprechende Anforderungsprofil gemeinschaftlich zu gestalten, um dann einen Standard hinsichtlich der Kosten, der Datenerfassung und des Reportings zu definieren und gesetzlich festzulegen.
In Deutschland hingegen ist von generellen Kostentransparenz-Vorschriften noch keine Spur zu erkennen, und die Diskussion zu dem Thema steckt noch in den Kinderschuhen. Marktüblich ist derzeit lediglich eine aggregierte Veröffentlichung der Kosten im Rahmen der Jahres- und Geschäftsberichte, die aber ungeeignet für Vergleichszwecke ist und keineswegs Transparenz für den Begünstigten bietet.
Wechselwirkungen zwischen Kosten und Anlagestrategien
Transparenz und das Wissen, welche Kosten anfallen, wie diese entstehen und wie hoch sie sind – all dies ist essentiell, um Kosten senken zu können. Und dies hat einen entscheidenden Einfluss auf die Rendite. Dass Kosteneinsparungen zu einer deutlich höheren betrieblichen Rente führen können, untermauern Untersuchungen der niederländischen Zentralbank DNB und des britischen Office for Fair Trading sowie Analysen der KAS BANK.
Eine detaillierte Analyse der Kosten ist die Basis, die Anlagestrategie wesentlich effizienter zu gestalten. Einen erheblichen Mehrwert für eine fundierte Anlageentscheidung wird auch erreicht, wenn Kosten nicht isoliert betrachtet werden und somit eine begrenzte Aussagekraft haben, sondern in Wechselwirkung mit Faktoren wie Performance, Risiko und Asset-Allokation. Dadurch werden weitere Ansatzpunkte für Kostensenkungspotenziale geliefert. Die niederländische Aufsichtsbehörde AFM regt diese tiefergehende Analyse sogar an. Darüber hinaus wird ein sogenanntes Kostenbenchmarking verlangt, also eine Betrachtung von Kosten wie Transaktions- und Managementkosten innerhalb einer Gruppe ähnlich strukturierter Pensionsfonds.
Als einer der ersten Anbieter unterstützt die KAS BANK, die in den Niederlanden führend bei der Administration von Altersvorsorgevermögen ist, ihre Kunden mit einem solchen Kostenbenchmarking. Da die niederländischen Pensionsfonds ihre Kosten bereits an die DNB berichten müssen, liegen die notwendigen Daten dafür vor. Die Herausforderung liegt derzeit noch in der Bildung von adäquaten Peergroups. Denn zum Beispiel die Anlagestrategie hat einen hohen Einfluss auf die Kosten. Eine aktive Anlage in Aktien verursacht oftmals höhere Kosten als passiv verwaltete Anlageformen. Auch die adäquate Detailtiefe des Benchmarkreporting spielt eine wichtige Rolle, um die Erhebung der Daten zu gewährleisten und die Durchführung zu garantieren.
Ein Kostenbechmarking-Anforderungskatalog für die deutsche bAV
Auf der Grundlage des niederländischen Modells entwickelt die KAS BANK für den deutschen Markt derzeit einen speziellen Kostenbechmarking-Anforderungskatalog, damit die Analysen auf die Anforderungen der deutschen Kunden zugeschnitten sind. Auch gilt es, die Wahrnehmung im Markt zu schärfen, dass das Benchmarking den nächsten Entwicklungsschritt der Kostenanalyse darstellt und erhebliches Potenzial bietet. Die KAS BANK führt intensive Gespräche mit Verbänden und Anbietern und stößt dabei auf großes Interesse zum Thema Kostentransparenz und Kostenbenchmarking.
Andreas Fritz, Vorstand der Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft, unterstreicht: „Eine transparente Erfassung und Auswertung der Kosten ist auch auf dem deutschen bAV-Markt wichtig und bietet einen Mehrwert für alle Beteiligten. Hierunter fallen die gesamten Verwaltungskosten der Versorgungswerke. Gerade unter dem Druck des Niedrigzinsumfeldes rücken die Kosten verstärkt in den Fokus und können die Rendite eines Pensionsvehikels nachhaltig beeinflussen. Voraussetzung hierfür ist eine verlässliche Methode, Kosten zu messen, diese Informationen im Vergleich zu anderen Faktoren wie Performance auszuwerten, um dann fundierte Entscheidungen in der bAV oder bezogen auf eine Versorgungseinrichtung treffen zu können.“
Kostentransparenz bietet enormes Potenzial zur Effizienzsteigerung und ist die Basis langfristiger Renditesteigerung. Sie ist auch für die Begünstigten der bAV in Deutschland ein wichtiger Faktor. Einrichtungen der bAV sind sich dessen oftmals nicht bewusst und verschenken dadurch Möglichkeiten.
Der Autor ist Geschäftsleiter der KAS BANK N.V. – German Branch.
Von ihm und anderen Autoren der CACEIS bzw. der KAS BANK erschienen zwischenzeitlich bereits auf LEITERbAV:
Die Nachbarn sind weiter – Administrations-Alpha durch Kostentransparenz bei der bAV
26. August 2015
Trends im niederländischen Pensionswesen als Impulsgeber: Was haben sie?
26. Januar 2016
13. Oktober 2016
„Da klingeln bei mir die Alarmglocken“
22. September 2017
Zum Glück keine Ruhe für die bAV
16. Februar 2018
Kostentransparenz als integraler Bestandteil der Governance – Was bringt sie wem?
11. April 2018
Zwischenbilanz und Ausblick: Wer wird wie vom BRSG profitieren?
4. Juli 2018
Im Spannungsfeld zwischen PEPP und Praxis
25. September 2018
Vor welchen Perspektiven steht die bAV?
26. März 2019
20. Mai 2019
Das Index Custody – passives Investment, neu definiert
30. Juli 2019
Warum nicht einfach mal kurz Bilanz ziehen?
1. Juli 2020
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Frank Vogel
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