Dass die betriebliche Altersversorgung im Nachbarland Vorbildcharakter hat, ist bekannt. Doch inwiefern könnte das niederländische System dem deutschen Mittelstand konkrete Anregungen geben? Frank Vogel analysiert.
Die Niederlande sind in Europa Spitzenreiter bei der bAV. Dies gilt insbesondere bei der Verbreitung und Relevanz. 91% der Erwerbstätigen haben dort eine bAV. In Deutschland ist die Quote mit 54% der Erwerbstätigen in Unternehmen, die eine bAV anbieten, deutlich geringer. Hinzu kommt, dass es hierzulande in jedem siebten Unternehmen gar keine bAV gibt. Auch ist das Pensionsvermögen der Niederländer mit 1.200 Milliarden Euro fast dreimal so groß wie das der Deutschen. Was sind die Gründe dafür, und liefert das niederländische Modell Anregungen für den deutschen Mittelstand, in dem die bAV unterdurchschnittlich vertreten ist?
Wenn deutsche Arbeitgeber gefragt werden, warum in ihren Betrieben keine bAV-Lösungen angeboten werden, wird an erster Stelle ein geringes Interesse der Arbeitnehmer genannt, gefolgt von zu hohen Kosten und einem zu hohen Aufwand. Allerdings zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag der KAS BANK ein anderes Bild: Demnach halten 72% der deutschen Arbeitnehmer eine bAV für wichtig oder sehr wichtig bei der Wahl des Arbeitgebers. Gerade für Mittelständler dürfte diese Aussage im Wettbewerb mit Großunternehmen um qualifizierte Arbeitskräfte von großem Interesse sein.
Systembedingte Notwendigkeit
Die unterschiedliche Verbreitung der bAV muss also andere Gründe haben. In den Niederlanden ist die Notwendigkeit für eine bAV schon systembedingt höher als in Deutschland. Dort beruht die Altersvorsorge zwar ebenfalls auf drei Säulen: der gesetzlichen Rentenversicherung, der betrieblichen Altersversorgung sowie der privaten Rentenversicherung und Individualvorsorge. Die umlagefinanzierte gesetzliche Rente hat aber einen geringeren Stellenwert, da sie nur eine einheitliche Basisabsicherung auf Höhe des Existenzminimums bietet. Weitere Vorsorgemaßnahmen sind daher notwendig, wobei der bAV die größte Bedeutung zukommt.
Das weit höhere Pensionsvermögen in den Niederlanden resultiert auch daraus, dass die bAV dort ein kapitalgedecktes Modell ist und ein Deckungsgrad von 105% der Pensionsverpflichtungen eines Pensionsfonds gesetzlich vorgeschrieben ist. In der Praxis liegt diese Quote sogar zwischen 125 und 130%. Anders in Deutschland: Im deutschen Mittelstand sind Pensionsverpflichtungen oft mit deutlich weniger als 50% durch dafür gebildetes Vermögen abgedeckt.
Ähnliche Herausforderungen – unterschiedliche Kostenstrukturen
Gleichzeitig ist die Kostenquote in den Niederlanden 20% niedriger als in Deutschland. Dabei sind die Herausforderungen bei der bAV in beiden Ländern ähnlich: zunehmender Kostendruck, steigende Lebenserwartung, niedrige Zinsen und ein Mangel an renditestarken Anlagemöglichkeiten. Die Niederlande haben darauf unter anderem mit innovativen Defined-Contribution-(DC)-Modellen sowie neuen Pensionsvehikeln reagiert.
Um eine größere Verbreitung der bAV im deutschen Mittelstand und eine Entlastung der bAV-Einrichtungen zu erreichen, ist allerdings ein Paradigmenwechsel notwendig. Die Niederlande zeigen den Weg.
Dieser Text ist ein Auszug des Beitrags „Was haben sie? Trends im niederländischen Pensionswesen als Impuls für den deutschen Mittelstand“ aus dem Buch „bAV 2016 – Risiken und Lösungen für Mittelstand und Familienunternehmen“, Anfang 2016 erschienen im F.A.Z.-Fachverlag, der FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, und herausgegeben von Guido Birkner, Redakteur in eben diesem Verlag, und Pascal Bazzazi, Chefredakteur und Herausgeber von Leiter-bAV.de.
Der gesamte Buchbeitrag von Frank Vogel findet sich hier.
Der Autor ist Geschäftsleiter der KAS BANK N.V. – German Branch.
Von ihm und anderen Autoren der KAS BANK erschienen zwischenzeitlich bereits auf LEITERbAV:
Die Nachbarn sind weiter – Administrations-Alpha durch Kostentransparenz bei der bAV
26. August 2015
Trends im niederländischen Pensionswesen als Impulsgeber: Was haben sie?
26. Januar 2016
13. Oktober 2016
„Da klingeln bei mir die Alarmglocken“
22. September 2017
Zum Glück keine Ruhe für die bAV
16. Februar 2018
Kostentransparenz als integraler Bestandteil der Governance – Was bringt sie wem?
11. April 2018
Zwischenbilanz und Ausblick: Wer wird wie vom BRSG profitieren?
4. Juli 2018
Im Spannungsfeld zwischen PEPP und Praxis
25. September 2018
Vor welchen Perspektiven steht die bAV?
26. März 2019
20. Mai 2019
Das Index Custody – passives Investment, neu definiert
30. Juli 2019
Warum nicht einfach mal kurz Bilanz ziehen?
1. Juli 2020
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