Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Von geheimen Gefahren und lehrenden Briten – und einer Bank, die sich die Deutsche nennt.
Aktuar.de (23. April): „Aktuar aktuell, Ausgabe 29.“
Inhalt: Interview mit dem neuen BaFin-Chef Felix Hufeld, dann die Zinszusatzreserve und vor allem das Titelthema bAV, das sich mit IORP-II und EIOPA beschäftigt, Zitat aus dem Titelthema:
„Auch im kürzlich vorgestellten Konsultationspapier verfolgt EIOPA unverändert die strategische Zielsetzung aus der QIS 2012, EbAVs in die für Versicherer entwickelte Aufsichtssystematik zu pressen.“
Welt.de (22. April): „Die geheime Gefahr für Ihre Altersvorsorge.“
Dass der Niedrigzins alle Märkte und Asset-Klassen verzerrt, ist auch in den Massenmedien Allgemeingut, zuweilen – wenn auch nicht oft – darüber hinaus sogar die Tatsache, dass er über die Finanzierung unrentabler Projekte und die Blockade von Bereinigungen auch die Realwirtschaft schädigt. Die Welt greift hier eine weitere, selten thematisierte Gefahr auf, nämlich die einer mangelhaften Liquidität der Märkte, sollte der Wind sich beizeiten mal drehen – wenn er das in Euroland denn in absehbarer Zeit je tun wird…
Capital.de (21. April): „Bei der Altersvorsorge von den Briten lernen.“
Fidelitys Klaus Mössle über den Einsatz von Multi Asset- und Lebenszyklusfonds in der Altersversorgung auf britische Art. Dass das deutsche wie das britische System vor- und Nachteile haben, ist bekannt und veranlasst den Interviewten, selber eine Frage zu stellen (die als Vorschlag gemeint ist):
„Warum nicht das deutsche Betriebsrentenrecht bestehen lassen und im Detail optimieren und daneben ein konkurrierendes Kontenmodell à la USA oder Großbritannien etablieren?“
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
HB (21. April): „Ausländische Investoren greifen bei Dax-Konzernen zu.“
Kassandra hat schon öfter über die Fehlaufstellung der deutschen Wirtschaft geunkt, beispielsweise unter dem Gesichtspunkt, dass eine der stärksten Industrienationen der Welt nicht nur verhältnismäßig winzige Pensionsvermögen akkumuliert hat, sondern auch, dass die deutsche Volkswirtschaft Rekordexportüberschüsse, Rekordbeschäftigung und Rekordsteueraufkommen in erster Linie in Rekordstaatsverschuldung (derzeit durch die Sparerenteignung mittels Niedrigzins nur kaschiert), Rekorddefizite und (gefühlten) Rekordverfall der Infrastruktur umsetzt.
Auch die obige Meldung geht in diese Richtung: Ein Land, dass seit Jahrzehnten sagenhafte Leistungsbilanzüberschüsse produziert und nicht minder sagenhafte Rettungsschirme für seine Nachbarn finanziert, sollte eigentlich in großem Stil Auslandsvermögen anhäufen. Doch das Gegenteil scheint der Fall: Mit dem DAX gerät ein Kernstück der deutschen Volkswirtschaft zunehmend unter die Kontrolle ausländischer Anleger – ein Prozess, der mit der Auflösung der Deutschland AG in der Amtszeit ausgerechnet des Sozialdemokraten Gerhard Schröder begann. Dazu passt auch das folgende.
Sueddeutsche.de (23. April): „Deutsche Bank bezieht Prügel von der Aufsicht.“
Hamburger Abendblatt (21. April): „Deutsche-Bank-Chef Fitschen drohen bis zu zehn Jahre Haft.“
HB (21. April): „Deutsche Bank – Sorgen um Strategie lässt Risikoprämie steigen.“
Rechtsstreitigkeiten, Milliardenbuße, (Ex-)Vorstände vor Gericht, fragwürdige Strategie, im internationalen Vergleich mickrige MarketCap: Angesichts der gegenwärtigen Schlagzeilen dieser Bank, die sich die Deutsche nennt, denkt man fast wehmütig an die Zeiten eines Alfred Herrhausen zurück, als das Institut zu den ersten Adressen der Welt gehörte. Und heute? Vorschlag von Kassandra: Die Bank gibt bei einem Verkauf der Postbank dem Käufer auch den Mutterkonzernamen mit und macht so den Weg für einen völligen Neuanfang frei.
Der Spiegel (23. April): „Überwachung – Neue Spionageaffäre erschüttert BND.“
Der Dienst, der sich des Bundes nennt, half US-Diensten beim Ausspähen deutscher respektive europäischer Rüstungskonzerne? Der Jurist nennt das Landesverrat, der Bürger Vaterlandsverrat. Welche Strafen die USA im umgekehrten Fall für sowas verhängen würden, mag man sich gar nicht ausmalen. Und welche wird es dafür in Deutschland geben? Kassandras Prognose: gar keine.
Focus.de (21. April): „Die Angst vor der Bedeutungslosigkeit – Weselskys wunder Punkt: Wo die Bahn den GDL-Chef packen kann.“
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Persönlichkeit des GDL-Chefs und kommt zu keinem schmeichelhaften Ergebnis. Ob man ihn vielleicht mit einer Direktzusage locken könnte? Wie dem auch sei, macht die GDL etwas anderes, als zu Lasten der Allgemeinheit Partikularinteressen zu vertreten? Spartengewerkschaften verbieten, so schnell wie möglich!