Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Gestern in Köln – deutscher Benefit Consulting Merger:

Lurse übernimmt Heubeck …

genau genommen die MRH Trowe & Lurse GmbH die Heubeck AG: Wie soeben vermeldet, kommt das alteingesessene Kölner Aktuarshaus in neue Hände. Einerseits ein Erdbeben im deutschen Pensionswesen, kommt der Deal andererseits nicht wirklich überaschend.

Wie die beiden Akteure heute Mittag bekannt gaben, „bündeln die beiden Schwergewichte durch die Fusion ihre jeweiligen Kompetenzen zu einem neuen Big Player“. Im Einzelnen heißt das den heutigen Angaben zufolge:

MRH Trowe & Lurse erwirbt sämtliche Geschäftsanteile der Heubeck AG von der Gründerfamilie Heubeck, von der S-PensionsManagement GmbH und von der VKVG GmbH & Co. KG (zur AKA gehörig). Unterschrieben wurde gestern in Köln, Kartellamt muss noch zustimmen (eine Formalität).Heubeck (200 MA, darunter über 70 Aktuare) wird als Partner der MRH Trowe & Lurse-Gruppe (über 300 MA) seine Eigenständigkeit weiterführen. Auch das Management von Heubeck bleibt an Bord.

Das Mutterhaus der Lurse, die MRH Trowe, eines der zehn größten deutschen Makler- und Beratungshäuser in Insurance, Benefits und Finance, verfolgt seit 20 Jahren die Strategie, durch Übernahmen zu wachsen; die Lurse AG, gegr. 1989 trat vor gut einem Jahr als die heutige MRH Trowe & Lurse hinzu. Auch die Lurse selbst wächst schon länger stark via Übernahmen (GPRG, P-Live, Amakura)

Klaus Heubeck, Susanna Adelhardt, Matthias Edelmann

Matthias Edelmann, Lurse AG.

Stimmen: „Die Konstellation, dass zwei starke Partner eine gemeinsame Vision für die Zukunft haben, ist eine große Chance für beide Unternehmen. Die Kompetenzfelder von MRH Trowe & Lurse und von Heubeck ergänzen und verstärken sich gegenseitig“, sagt Matthias Edelmann, Vorstand bei der MRH Trowe AG Holding und Managing Partner der MRH Trowe & Lurse GmbH, und „wir sind sehr stolz, dass ein so renommiertes Haus wie die Heubeck AG mit seiner herausragenden Reputation nun zu unserer Gruppe gehört. Mit der Akquisition zeigen wir unsere Entschlossenheit, unseren Wachstumskurs fortzusetzen und unsere Position als führender Berater im Bereich der bAV weiter zu festigen.“

Susanna Adelhardt, Heubeck AG.

„Mit unserer Stärke im Bereich der aktuariellen Dienstleistungen – nicht zuletzt dokumentiert durch die Bedeutung der Heubeck-Richttafeln – bringen wir ein wichtiges Asset in die Zusammenarbeit mit MRH Trowe & Lurse ein“, sagt Susanna Adelhardt, seit einem Jahr CEO der Heubeck AG. „Wir können unsere Expertisen ideal miteinander verbinden und so das Angebot für unsere Kunden rund um die bAV und sich daran anknüpfende, ergänzende Beratungs- und Dienstleistungen nochmals substanziell verbessern. So schaffen wir ein vollständiges und ausgewogenes bAV-Angebot von der Beratung über die Bewertung bis zur Administration. Eine ideale Voraussetzung für Heubeck, auch weiterhin zu wachsen.“

Klaus Heubeck, Heubeck AG.

Schließlich Prof. Klaus Heubeck. „Es freut mich, dass die Heubeck AG auch künftig als deutsches Unternehmen international mitspielen kann. Für die steigenden Anforderungen an Regulatorik, Admin und weitere Digitalisierung sind kluge Lösungen notwendig. Heubeck und MRH Trowe & Lurse werden künftig ihre Kompetenzen nutzen und als zwei starke Partner alle relevanten Dienstleistungen auf höchstem Niveau anbieten. So werden wir das Kerngeschäft kraftvoll weiter ausbauen. Die Heubeck AG und ihre Unternehmensphilosophie wird mit der Fusion in einer erfolgreichen Umgebung fortgeführt und ausgebaut.“

Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Allerdings hat die Heubeck AG für das Geschäftsjahr 2021 Umsatzerlöse von 14,8 Mio. Euro, Personalkosten von 10,5 Mio. Euro, ein Ergebnis vor Steuern von 2,3 Mio. Euro und einen Jahresüberschuss von 1,5 Mio. Euro vermeldet. Wer will, kann also kalkulieren.

Fazit von PENSIONSINDUSTRIES

Auch wenn es wie ein Erdbeben im deutschen Pensions-Consulting wirkt: Einerseits lag es in der Luft, und für aufmerksame und schlaue Marktbeobachter ist es – selbst wenn es keine Spatzen von keinen Kölner Dächern pfiffen – auch keine Überraschung.

Wie stets in solchen Fällen hier sei betont, dass auch im Pensionswesen wie in allen Sektoren der deutschen Wirtschaft in diesen Zeiten gilt: Jede Stärkung unserer heimischen Player ist grundsätzlich zu begrüßen.

Andererseits ist es kein Merger, der sich bei einem isolierten Blick auf die beteiligten Unternehmen, ihre Genese, ihre Strukturen, ihre Geschäftsfelder, ihr Führungspersonal und ihre Eigentumsverhältnisse unbedingt aufgedrängt – dazu ist all das zu verschieden.

Abzuwarten bleibt daher, wie die Akteure die Integration gestalten, kulturell HR- und auch markenseitig: hier die alteingesessene, als Herausgeberin der Richttafeln und bis dato im Sparkassensektor angesiedelte, damit schon fast halbamtliche Heubeck AG, institutionelles Traditions-Urgestein der deutschen bAV, 75 Jahre alt, fokussiert rein auf klassische Aktuarsdienstleistungen – und dort die viel breiter operierende und viel jüngere Lurse AG, wenn auch nicht operativ, dann doch eigentümerseitig zu einem Maklerhaus gehörig, hinter dem neben den Gründern zu 49% zwei britische Private Equity-Investoren (AnaCap Financial Partners und TA Associates) stehen. Kein Zweifel, dass dies für die Verantwortlichen eine anspruchsvolle Aufgabe wird, das gilt naturgemäß auch für die HR. Kennt man die Beteiligten und ihre Kompetenzen, so kann man aber davon ausgehen, dass ihnen dies, sollten sie untereinander harmonieren, gelingen dürfte. Dass Heubeck zunächst eigenständig bleibt, man also keine Monomarkenstrategie fährt, zeigt jedenfalls, dass sie sich der Komplexität der Aufgabe bewusst sind.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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