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Deutscher bAV-Preis 2021 verliehen:

Zwischen München und Erding

Ein Jahr ist schnell vorüber, und so wurde gestern online aus Berlin heraus der Deutsche bAV-Preis zum bereits achten Mal verliehen. Vom internationalen Großkonzern bis zum Akteur mit 15 Mitarbeitern reicht die Spanne – übrigens beide aus Bayern.

 

Der Rückversicherer Munich RE, der Medizinproduktehersteller Hartmann und die Landesbank Baden-Württemberg sind die Gewinner des diesjährigen Deutschen bAV-Preises in der Kategorie „Großunternehmen“.

 

In der Kategorie „KMU“ konnten sich die Sempt Apotheke aus Erding, das Gastransportunternehmen Ontras sowie die Gehring Group und die PWV Online GmbH über die Auszeichnung für vorbildliche betriebliche Altersversorgungsprojekte freuen.

 

Die Auszeichnungen wurden gestern bekannt gegeben. Bedingt durch die Corona-Pandemie fand die Preisverleihung erstmals seit Inauguration 2014 als Online-Event statt.

 

Während Großunternehmen wieder umfangreiche bAV-Projekte vorstellen, zeigt sich: Auch kleine und kleinste Unternehmen kommen groß raus – mit soliden, pragmatisch umgesetzten bAV-Lösungen, die für die Mitarbeiter nicht nur in ferner Zukunft, sondern schon hier und jetzt einen echten Mehrwert bieten“, würdigte die Jury des Deutschen bAV-Preises die eingereichten Bewerbungen. Einen Mehrwert böten diese bAV-Lösungen aber auch für die Unternehmen. Dieser zeige sich vor allem in einer stärkeren Mitarbeiterbindung, so dass Erfahrungswissen im Unternehmen bleibe und die Fluktuation sinke.

 

Natürlich haben Großunternehmen meist umfangreichere Ressourcen, um eine gute bAV anzubieten. Gerade die Preisträger in diesem Jahr zeigen aber, dass auch viele mittelständische Unternehmen das Potenzial der bAV erkannt haben. Beiden gelingt es, eine Win-Win-Situation für sich und ihre Mitarbeiter zu schaffen: Sie unterstützen ihre Mitarbeiter beim Sparen für das Alter und profitieren von stärkerer Mitarbeiterbindung. Dafür kommt es im ersten Schritt auf ein gut ausgearbeitetes Konzept an – und das gilt unabhängig von der Unternehmensgröße“, kommentiert bAV-Experte Thomas Jasper, Leiter Retirement Westeuropa bei Willis Towers Watson.

 

Kategorie Großunternehmen

 

1. Platz: Munich Re, München

 

Für innovativ befand die Jury, dass der Rückversicherer Munich Re seine bAV im Niedrigzinsumfeld modernisierte, und nennt weitere Einzelheiten:

 

Mit einer Garantie unterhalb des Nominalwerts werde die Balance zwischen einer sicheren Anlage der bAV-Beiträge und den Ertragschancen des Kapitalmarkts neu austariert und somit der zur Verfügung stehende Dotierungsrahmen effizient genutzt.

 

Durch Wahlrechte und Eigenbeiträge könnten die Mitarbeiter die Versorgung auf ihre Bedürfnisse anpassen und sich gleichzeitig auf verbesserte Absicherung bei Invalidität und Leistungen im Todesfall verlassen. Zusätzlich wurde ein besonderes Augenmerk auf eine umfassende, motivierende und transparente Kommunikation zur bAV gelegt.

 

Fazit der Jury: „Insgesamt eine rundum gelungene bAV-Lösung, die dem Projektnamen ‚AIM = Attraktiv – Intuitiv & Innovativ – Marktgerecht‘ vollauf gerecht wird.“

 

Laut Munich Re haben die Mitarbeiter sehr positiv auf das neue bAV-Modell reagiert. Es sei insgesamt einheitlicher, flexibler und gleichzeitig nachvollziehbarer für alle Mitarbeitergruppen geworden. Sehr wichtig zudem, dass die Umstellung von der alten auf die neue bAV-Welt von den Mitarbeitern als fair und nachvollziehbar wahrgenommen werde.

 

2. Platz: Paul Hartmann AG, Heidenheim

 

Die Jury sieht bei dem Anbieter von Systemlösungen für Medizin und Pflege nun eine solide und finanzierbare bAV und schildert Details:

 

Anstelle der vorherigen bAV mit hoher Festzinszusage setzt Hartmann nun auf eine bAV mit marktgerechter Verzinsung der Beiträge. Die Arbeitgeberbeiträge wurden aufgestockt, Eigenbeiträge der Mitarbeiter werden attraktiv bezuschusst. In Summe ergibt sich eine umfassende Altersversorgung für die Mitarbeiter, die durch optimalen Mitteleinsatz gut finanzierbar ist und Risiken für das Unternehmen zielführend eingrenze, so die Jury, und: Durch Wahlmöglichkeiten können die Mitarbeiter den Risikoschutz auf ihre Bedürfnisse anpassen. Die digitalen Möglichkeiten für die Verwaltung und Kommunikation der bAV würden bestens genutzt.

 

Das Unternehmen betont, dass Altersvorsorge und Risikoabsicherung erklärungsbedürftige Themen für die Mitarbeiter seien. Deshalb sei es besonders wichtig, den Entscheidungsprozess aktiv über eine telefonische Hotline bzw. ein Vorsorgeportal zu unterstützen.

 

3. Platz: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart

 

Die Jury sieht ein ambitioniertes Projekt zügig gemeistert und erläutert Einzelheiten:

 

Eine historisch gewachsene, komplexe Versorgungslandschaft mit einer Vielzahl von bAV-Zusagen hat die LBBW auf einen Anbieter-Pensionsfonds übertragen (bei dem es sich um den des Bankhauses Metzler handelt, auf den über 2,2 Mrd. Euro DBO ausgelagert wurden).

 

In einem hochregulierten Umfeld waren dafür in nur wenigen Monaten umfangreiche Abstimmungen mit zahlreichen Stakeholdern erforderlich. Ohne eine Schlechterstellung der Mitarbeiter konnten durch die Übertragung zahlreiche Finanzkennzahlen gegen Wertschwankungen gesichert werden, so die Jury. Zudem sei das Management der Pensionsvermögen wesentlich vereinfacht worden.

 

Laut LBBW sei die bAV ist ein wesentliches Element der Arbeitgebermarke und werde häufig zu wenig herausgestellt. In einem sich stetig wandelndem Umfeld, insbesondere in der bestehenden andauernden Niedrigzinsphase stiegen die Bewertungseffekte und damit auch die Potenziale einer Auslagerung immer stärker an. Ein genaues Hinschauen könne sich also durchaus lohnen.

 

Die LBBW habe durch die Übertragung auf einen Pensionsfonds vor dem Hintergrund des aktuellen Zinsniveaus für eine deutliche Entlastung ihrer Bilanz und der finanzwirtschaftlichen Kennzahlen gesorgt. Die über 22.000 Versorgungsansprüche seien dabei inhaltsgleich vom Pensionsfonds übernommen worden, d h. für aktive und ehemalige Beschäftigte sowie Rentner ergäben sich aus der Übertragung keine Nachteile.

 

Kategorie KMU

 

1. Platz: Sempt Apotheke, Erding

 

Die Jury sieht bei der Sempt Apotheke aus Erding ein „Mutmacherbeispiel“ dafür, dass auch sehr kleine Unternehmen eine vorzügliche bAV umsetzen können: Für ihre nur 15 Mitarbeiter, die im Zuge der Corona-Pandemie einer erheblichen Arbeitsbelastung ausgesetzt waren, realisiert das Unternehmen eine umfassende arbeitgeberfinanzierte Absicherung, die nicht nur die Vorsorge für das Alter, sondern auch eine betriebliche Krankenversicherung als sofort erlebbaren Benefit umfasst. Um die Mitarbeiterbindung in einem Arbeitnehmermarkt zu stärken, werfe die Apotheke eine Versorgung in die Waagschale, die über den einschlägigen Tarifvertrag hinausgeht und auch die Eigenvorsorge unterstützt – sowohl finanziell als auch durch kompetente Einzelberatung.

 

Der Unternehmensinhaber erklärt dazu, dass er einerseits die Mitarbeiterinnen auf eine positive Weise an die Apotheke binden und andererseits dazu beitragen wolle, dass sie sich weniger um finanzielle Belange Sorgen machen müssen. Er sei überzeugt, dass es sowohl für die Mitarbeiterinnen als auch für die Apotheke förderlich sei, wenn sich alle auf die Arbeit mit und für die Patienten konzentrieren könnten.

 

2. Platz: Ontras Gastransport GmbH, Leipzig

 

Mitarbeiterbindung durch bAV sieht die Jury bei Ontras: Der Gastransportunternehmen setzt auf die bAV, um Mitarbeiter mit ihrem gesammelten Erfahrungswissen zu binden. Seine frisch modernisierte bAV nutze die durch das BRSG neu geschaffenen Fördermöglichkeiten optimal zugunsten der Mitarbeiter aus. Versorgungsbeiträge des Unternehmens werden ergänzt durch bezuschusste Eigenbeiträge der Mitarbeiter. Diese können je nach Risikopräferenz flexibel entscheiden, ob ihre bAV-Beiträge „konservativ“ oder „chancenreich“ angelegt werden.

 

Das Unternehmen sieht in seinem bAV-Modell das ideale Zusammenspiel zwischen dem vorgegebenen konzernbedingten Rahmen und der Möglichkeit für die Mitarbeiter, ihre eigenen Bedürfnisse in die persönliche Altersvorsorge einbringen zu können. Man wolle den Mitarbeitern ein modernes, zukunftsgerichtetes und attraktives bAV-Modell anbieten, ohne die Kosten zu steigern und um damit über die Zeit „ältere“ Modelle abzulösen und langfristig eine Reduzierung des organisatorischen Aufwandes zu bewirken.

 

3. Platz: Gehring Group GmbH, Oberhausen, und PWV Online GmbH, Bruchsal

 

Gesamtheitliche Absicherung: Sowohl der Archivierungsdienstleister Gehring als auch der Online-Parfümeriewarenvertrieb PWV Online bieten ihren Mitarbeitern neben der bAV zusätzlich eine betriebliche Krankenversicherung, erläutert die Jury. Der Nutzen dieser Absicherung nicht nur für die ferne Zukunft, sondern auch für die Gegenwart sieht sie in beiden Unternehmen klar vermittelt, sowohl schwarz auf weiß in anschaulicher Broschürenform als auch in einem Online-Portal.

 

Gehring sieht jede Investition in die Mitarbeiterschaft zugleich als eine Investition in die betriebliche Konkurrenz- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Das hohe Maß an Wertschätzung, das man mit dem Angebot zum Ausdruck bringen wollte, sei auch als solches angekommen.

 

PWV online rät, das bAV-Experten Transparenz schaffen und motivieren würden. So könne man das Beste für das Unternehmen herausfiltern und habe jederzeit einen kompetenten und persönlichen Ansprechpartner, der mit Rat und Tat zur Seite stehe.

 

Die Jury

 

Der unabhängigen Jury des Deutschen bAV-Preises gehören folgende Experten an:

 

  • Susanna Adelhardt, Leiterin Global Benefits, Evonik Industries AG

  • Horst Grögler, Head of Pension Asset Management, Traton SE

  • Klaus Morgenstern, DIA

  • Sabine Oxenknecht. Head of Occupational Pension, Sick AG

  • Claudia Picker, Leiterin HR Solutions Germany, Bayer AG

  • Prof Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaft

  • Marcus Wilhelm, Leiter Corporate Pensions, Airbus

 

Thomas Jasper bei der Online-Verleihung des Deutschen bAV-Preises 2021.

 

Im Vorjahr hatten die Techniker Krankenkasse, Novartis, Bayer und Covestro den Deutschen bAV-Preis in der Kategorie „Großunternehmen“ erhalten, in der Kategorie „KMU“ der Pharmadienstleister Vetter, das fränkische Technologieunternehmen GRW, der IT-Dienstleister BWI und der Anbieter von Elektroschaltanlagen ESA.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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