Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Deutscher bAV-Preis 2020 verliehen:

Pensionsfonds-Pionier, One Company, Opting out …

bei den Großen sowie ruhestandsnahe Freistellung, Arbeitgeberzuschüsse und steigende Durchdringung bei den KMU: Das waren die Features in der bAV, welche die Jury in diesem Jahr besonders überzeugt haben. Die Preisträger sind namhaft, und sie stammen vornehmlich aus der Industrie. Aber nicht alle.

 

Die Techniker Krankenkasse, Novartis, Bayer und Covestro sind die Gewinner des diesjährigen Deutschen bAV-Preises in der Kategorie „Großunternehmen“.

 

Die Trophäen…

In der Kategorie „KMU“ konnten sich der Pharmadienstleister Vetter, das fränkische Technologieunternehmen GRW, der IT-Dienstleister BWI und der Anbieter von Elektroschaltanlagen ESA über die Auszeichnung für vorbildliche betriebliche Altersversorgungsprojekte freuen. Die Auszeichnungen wurden gestern im Rahmen des „Zukunftsmarkts Altersvorsorge“ in Berlin überreicht.

 

Der Deutsche bAV-Preis wird seit 2014 jährlich verliehen. Auch 2020 standen wieder, wie schon im Vorjahr, durch das BRSG neu geschaffene Möglichkeiten im Rampenlicht.

 

Kostensenkung nicht das Ziel

 

Die Unternehmen wollen gute Mitarbeiter gewinnen und binden – mit diesem Ziel haben viele Bewerber ihre bAV ausgebaut. Alle achten darauf, die eingesetzten Mittel möglichst effizient zu nutzen. Reine Kostenkürzungen werden hingegen kaum als Ziel genannt“ – zu diesem klaren Fazit kommt die Jury des Deutschen bAV-Preises.

 

Zudem zeige das BRSG Wirkung. So haben einige Unternehmen Pensionspläne implementiert, bei denen Mitarbeiterbeiträge via „Opting-out“ automatisch in die Finanzierung einbezogen werden. Andere bezuschussen die Eigenbeiträge ihrer Mitarbeiter zum Teil erheblich. In der Folge stiegen die Vorsorgequoten sprunghaft an.

 

Genau das braucht es für eine tragfähige Altersversorgung“, berichtet Jury-Mitglied Prof. Bernd Raffelhüschen vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Freiburg.

 

Mittelstand macht mit

 

Die bAV ist ein Muss – Unternehmen brauchen sie im Wettbewerb um talentierte Mitarbeiter und Mitarbeiter brauchen eine gute Altersversorgung. Daher erstaunt es nicht, dass sich für den bAV-Preis jedes Jahr viele Unternehmen mit beeindruckenden bAV-Lösungen bewerben“, kommentiert bAV-Experte Thomas Jasper, Leiter Retirement Westeuropa bei Willis Towers Watson.

 

Der Deutsche bAV-Preis wird jährlich in den Kategorien „Großunternehmen“ und „KMU“ vergeben, um die je nach Unternehmensgröße unterschiedlichen Ausgangsituationen angemessen zu würdigen. Jasper betont: „Es ist beeindruckend, dass es so vielen Mittelständlern gelingt, auch mit begrenzten Ressourcen sehr gute und in der Praxis einfach handhabbare bAV-Lösungen zu entwickeln.“

 

Die Preisträger – Kategorie Großunternehmen 1. Platz: Techniker Krankenkasse – Pensionsfonds als Pionier

 

Pionierleistung: Die Techniker Krankenkasse hat einen der größten Pensionsfonds in Deutschland gegründet, um die für ihre bAV bereitgestellten Beiträge effizienter und ertragsorientierter anlegen zu können. Im Bereich der Sozialversicherungsträger ist dies eine Pionierleistung, die Mut und den Abschied von tradierten Denkweisen erforderte. In Ermangelung von Vergleichsfällen waren umfassende juristische und konzeptionelle Prüfungen erforderlich. Der Wechsel auf den Pensionsfonds wurde zudem tarifvertraglich begleitet. Das bAV-Projekt beeindruckt durch seine große Dimension, den Innovationsgrad und das gesamthafte Konzept.

 

2. Platz: Novartis – One Company

 

Mehr bAV – kreativ kommuniziert: Novartis hat die bAV für den Bestand und neue Mitarbeiter ausgebaut und über die gesamte Unternehmensgruppe hinweg angeglichen. Als Bestandteil der Unternehmenskultur soll die bAV somit den One-Company-Gedanken stärken.

 

Zugleich wurde die Finanzierungsbasis für die künftigen Betriebsrenten erheblich ausgebaut – zum einen durch erheblich aufgestockte Arbeitgeberbeiträge, zum anderen durch die automatische Einbeziehung von Mitarbeiter-Beiträgen (Opting out). Die neue bAV wurde den Mitarbeitern frisch und verständlich durch eine Vielzahl von Kommunikationsmaßnahmen (Poster, Video, Flyer, Informationsveranstaltungen) nahegebracht.

 

3. Platz: Bayer und Covestro – Tarifvorbild

 

Wegbereiter für die Chemiebranche: Als Vorreiter in der Chemiebranche haben Bayer und die ehemalige Bayer-Tochter Covestro ihre Modelle zur Umsetzung der tariflichen Altersversorgung so umgestaltet, dass die Mitarbeiterbeiträge automatisch einbezogen werden. Während sich viele Tarifpartner aktuell mit dieser durch das BRSG eröffneten Möglichkeit noch schwer tun, wurde hier ein Modell entwickelt, das später den Anstoß für die Neuregelung im Chemietarifvertrag „TEA“ gegeben hat. Durch das Opting out wird nicht nur der Verbreitungsgrad der bAV deutlich gesteigert, sondern auch die Administration erheblich verschlankt und zudem auf papierlose elektronische Kommunikation umgestellt.

 

Die Preisträger – Kategorie KMU 1. Platz: Vetter, Ravensburg – mit ZWK in die Freistellung

 

Gesamthafte Ruhestandsplanung: Eine erheblich ausgebaute und aufgestockte bAV verbindet der Pharmadienstleister Vetter mit einer Zeitwertkontenlösung, welche auch eine ruhestandsnahe Freistellung ermöglicht (wobei es die LbAV-Redaktion durchaus bemerkenswert findet, dass ein Unternehmen dies in diesen Zeiten für wünschenswert hält). Finanziert wird die bAV durch Arbeitgeberbeiträge und Eigenbeiträge der Mitarbeiter (u.a. unter Verwendung von Opting out), welche das Unternehmen ab einer bestimmten Höhe weiter aufstockt. Insgesamt schöpft Vetter die Möglichkeiten der kollektiven Altersvorsorge auf betrieblicher Basis optimal aus.

 

2. Platz: GRW

 

Mit bAV Fachkräfte gewinnen: Angesichts einer betrieblichen Demografieanalyse und des Wettbewerbs um gut ausgebildete Fachkräfte setzt das fränkische Technologieunternehmen GRW (Rimpar) nicht zuletzt auf eine bAV mit hohen Arbeitgeberzuschüssen. Einige ältere bAV- Zusagen können in das neue Modell, das auf der MetallRente basiert, überführt werden.

 

Finanziert wird die Altersvorsorge durch altersvorsorgewirksame Leistungen und eine freiwillige Entgeltumwandlung der Mitarbeiter. Diese stockt GRW durch hohe Zuschüsse deutlich auf und verstärkt damit die Motivation zur Eigenvorsorge der Mitarbeiter.

 

2 x 3. Platz: BWI und ESA

 

Mitarbeiterbeteiligung sprunghaft gesteigert: Durch eine intelligente bAV-Gestaltung und Bezuschussung der Eigenbeiträge gelang es beiden Unternehmen, wesentlich mehr Mitarbeiter als zuvor zum Altersvorsorgesparen zu motivieren. Der IT-Dienstleister der Bundeswehr, die BWI GmbH in Meckenheim, löste hierfür die bestehende bAV durch eine neue Lösung ab, die insbesondere Mitarbeiter der unteren Einkommensgruppen sowie die Beteiligung durch eigene bAV-Beiträge mit Zuschüssen fördert. Zusammen mit einem bAV-Beratungsangebot erreichte die BWI damit eine Verdreifachung der Teilnahmequoten bereits im Einführungsjahr.

 

Auch der mittelständische Anbieter von Elektroschaltanlagen ESA aus Grimma setzt – neben einem ausgeklügelten Zuschusskonzept – auf eine umfassende Kommunikation und Beratung der Mitarbeiter. Gleichzeitig wurden die Administration und die Kommunikation der bAV digitalisiert. ESA erreichte einen Anstieg der Teilnahmequote von 8 auf 65 Prozent – ein erheblicher Sprung.

 

…sowie Gewinner, Jury, Initiatoren.
(Bild zur Volldarstellung anklicken).

 

Die Jury

 

Der unabhängigen Jury des Deutschen bAV-Preises gehören folgende Experten an:

 

Prof. Bernd Raffelhüschen, Universität Freiburg

Heribert Karch, MetallRente AG

Klaus Morgenstern, Deutsches Institut für Altersvorsorge

Jürgen Dahmen, MAN HR Services GmbH

Sabine Oxenknecht, SICK AG

Thorsten Schecke, Deutsche Lufthansa AG

Evelyn Stoll, Volkswagen AG

Marcus Wilhelm, Airbus Group

 

Fanclub

 

Initiiert wurde der Deutsche bAV-Preis 2013 von MCC und Willis Towers Watson. Unterstützung erhält dieser Vorstoß von zahlreichen Organisationen, darunter BDA und BDI, das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) sowie das ddn – Das Demographie Netzwerk e.V. Ebenso adesso insurance solutions, Allianz, Caceis, DWS Group, Fidelity International, Metzler Pension Management, R+V sowie Swiss Life Asset Managers zu den Partnern des Deutschen bAV-Preises.

 

Medienpartner sind Absolut Research, COMP&BEN, dpn, Finanzwelt, Personalmagazin, Personalwirtschaft sowie LEITERbAV.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.