Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Umfrage:

Who knew about bAV?

Wissenslücken der Arbeitnehmer als bAV-Hemmnis sind nichts neues. Legion ist dies vor allem in KMU. Selbst in Großunternehmen weiß jeder fünfte Arbeitnehmer nichts über die bAV. Und wie immer sind vor allem Geringverdiener schlecht informiert. Lösungen liegen auf Hand, und deren Antagonisten auch. Übrigens gibt es abseits dessen heute einen Gewinner zu vermelden.

 

 

Großunternehmen bieten nahezu ausnahmslos bAV an; zudem besteht ohnehin die gesetzliche Pflicht, bAV zumindest als Entgeltumwandlung anzubieten; das ist beides bekannt, sollte man meinen. Doch ist das nach wie vor offenbar nur eingeschränkt der Fall bei denjenigen, die es angeht. Das hat eine Umfrage des Consultants Aon ergeben.

 

bA-wer? Nie gehört!

 

Ergebnis: Nahezu jeder fünfte Arbeitnehmer (18,8%) bei Großunternehmen weiß nicht, dass ihm sein Arbeitgeber eine bAV anbietet. Vor allem bei Geringverdienern kommen die Informationen nicht an. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, die Aon im Juli 2020 unter rund 1.000 Arbeitnehmern in Deutschland aus Unternehmen mit mindestens 5.000 Beschäftigten durchführte.

 

In der Gruppe der Geringverdiener (Bruttoeinkommen bis 2.200 Euro) glaubt mehr als ein Viertel, ihr Arbeitgeber biete keine bAV an bzw. weiß es nicht.

 

To whom it may concern

 

André Geilenkothen, Aon.

Immerhin: Bei denjenigen, die über die bAV Bescheid wissen, ist das Interesse groß. Aufs Ganze betrachtet nehmen nur 14,7% aller Mitarbeiter die bestehenden Angebote nicht wahr, dabei ist der Anteil der Frauen (18,4%) etwas höher als der der Männer (11,5%). Die größte Lücke gibt es bei Geringverdienern: Über ein Viertel (25,2 %) von ihnen nutzt die Angebote des Arbeitgebers nicht.

 

Dass auch in größeren Unternehmen die Wissenslücken zur bAV so gravierend sind, ist bedenklich“, kommentiert Aons André Geilenkothen, „und das zeigt aufs Neue, dass beim Thema bAV-Kommunikation akuter Handlungsbedarf besteht.“ Dies gelte umso mehr, als das Image der bAV bei Arbeitnehmern einen Spitzenplatz einnehme, wie vorausgehende Aon-Untersuchungen zeigten. Das Thema Rente sei vielen aber generell immer noch zu komplex, um sich damit zu beschäftigen. Vor diesem Hintergrund dürfte auch die Digitale Rentenübersicht für mehr Durchblick sorgen, die derzeit im BMAS erarbeitet wird, hofft man bei Aon.

 

bAV-Tal der Ahnungslosen

 

Die Ergebnisse überraschen nur partiell. Unkenntnis (die Übergänge zum Desinteresse sind hier sicher fließend) ist neben Komplexität und zu wenig Einkommen einer der steten Favoriten, wenn die Rede auf Hemmnisse in der bAV kommt (vgl. auch die jüngste Studie des BMAS). Auch nicht ganz unerwartet ist, dass ebenso Großunternehmen hiervon betroffen sind, denn die Größenordnung von ca. 20% Ahnungslosen hat Aon schon in der jüngeren Vergangenheit festgestellt – samt der üblichen weiteren Hemmnisse. Insofern also nicht allzu viel neues – ausser, dass es eben keine Verbesserungen gibt.

 

An den Arbeitgebern selbst scheint es weniger zu liegen, denn diese stehen der bAV erstaunlich aufgeschlossen gegenüber. Auch das zeigen Studien, wie hier ebenfalls von Aon oder hier von Wills Towers Watson. Klar ist aber auch, dass die bAV – bei aller Wertschätzung – in Sachen Attraktivität in den Köpfen gleichermaßen von Arbeitnehmern und -gebern längst nicht mehr allein ist, hat Lurse neulich dargelegt.

 

Abhilfe? Da gäbe es bekanntlich viele Wege: Weniger Komplexität und spürbare Fördertatbestände seitens der Politik wären das eine (weniger Währungszerstörung übrigens auch). Auch Arbeitgeberbeiträge wirken wenig überraschend wahre Wunder. Hilfreich wäre sicher mit Blick auf die Desinteressierten auch, die bAV stringenter durchzuziehen, z.B. durch kluge Opting-out-Systeme, wie von Fidelity hier untersucht.

 

Ob dabei mehr BWL in der Schule oder gar Obligatorien – wie von manchen stetig gefordert – den Deutschen bei der bAV auf die Sprünge hülfen, hat Kassandra just bezweifelt.

 

Themenwechsel: Wie soeben bekannt wurde, sind die Hannoverschen Kassen der diesjährige Preisträger des „Deutschen ESG Pension Awards“, der von der Pensions-Akademie verleihen wird (Vorjahr: Verka).LEITERbAV wird in Kürze berichten.

 

Zuletzt: Das heute Headline-gebende Kulturstück findet sich hier.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.