… mit der Stabilisierung der beiden Pensionskassen im Kölner Westen, die vor einigen Jahren mit ihren Schieflagen das Parkett in Atem gehalten hatten. Außerdem zeigt sich auch dort ein Trend, der bei deutschen bAV-Einrichtungen zunehmend Fahrt aufzunehmen scheint – allerdings mit einem ganz eigenen Weg.
Die Kölner Pensionskasse und die Pensionskasse der Caritas, beide seinerzeit in Schieflage geraten und seit einigen Jahren wieder in der Liquidation stabilisiert (s. zuletzt hier und hier), können offenbar weiter Kurs halten. Nun haben die beiden ehemaligen Rekonvaleszenten ihren Jahresabschluss 2022 vorgelegt.
Beide Kassen sind längst im Run off und schrumpfen (nach Zahl der Berechtigten, aber nicht nach Volumen) daher leicht, aber stetig, doch zusammen sind sie über 800 Mio. Euro schwer und werden noch Jahrzehnte existieren. Da überrascht es nicht, dass die Verantwortlichen Robert Müller und Olaf Keese die beiden Gesellschaften für die Zukunft aufstellen.
Doch zunächst ein paar Kerndaten zum Jahr 2022:
Kölner Pensionskasse (KPK)
-
Solvabilitätsquote bleibt mit 107% (VJ 110%) über den regulatorischen Mindestanforderungen
-
Rohüberschuss und Jahresergebnis mit Vorzeichenwechsel, plus 0,7 Mio. Euro (nach minus 0,5 Mio. Euro im Vorjahr), ausschließlich der Verlustrücklage zugeführt
-
Kapitalanlagen 404 Mio. Euro (VJ 386 Mio. Euro, +4,7%)
-
Ergebnis der Kapitalanlage 11 Mio. Euro (VJ 9,5 Mio. Euro)
-
Nettoverzinsung 2,78% (VJ 2,52%)
-
Beitragseinnahmen 12,5 Mio. Euro (VJ 13,6 Mio. Euro)
-
Auszahlung von Versicherungsleistungen 7,3 Mio. Euro (VJ 6,9 Mio. Euro)
-
Anwärterbetonter Versichertenbestand 29.170 Versicherte (VJ 29.651)
-
Temporäre Rechnungszinsabsenkung auf 2,5% für den regulierten Altbestand für weitere elf Jahre
-
Rechnungszinsabsenkung auf 1,57% für den deregulierten Bestand gem. DeckRV
-
Stille Lasten -32,7 Mio. (VJ +22,6 Mio.); in dem Saldo sind stille Reserven in Höhe von 13,5 Mio. Euro in direkt gehaltenen Immobilien und Immobilienfonds enthalten.
Wesentliche Beiträge zum positiven Jahresergebnis 2022 leisteten laut Angaben der weitgehende Entfall der Zuführung zur ZZR, außerordentliche Erträge des Fondsvermögens sowie die mit Abschluss der Sanierung erwartungsgemäß rückläufigen Aufwendungen, zusätzlich ein Effekt aus den Steuern vom Einkommen und Ertrag. Ungeachtet dessen hat der schnelle Zinsanstieg wie wohl bei fast allen EbAV die stillen Reserven bei den Festverzinslichen zusammenschmelzen lassen und in ein Negativ-Saldo verwandelt.
Pensionskasse der Caritas (PKC)
-
Solvabilitätsquote nun 107% (VJ 87%)
-
Rohüberschuss 4,1 Mio. Euro (VJ. 0,7 Mio. Euro)
-
Jahresergebnis 0,1 Mio. Euro (VJ. 0,7 Mio. Euro)
-
Kapitalanlagen konstant 432 Mio. Euro
-
Ergebnis der Kapitalanlage 13,9 Mio. Euro (VJ 9,8 Mio. Euro)
-
Nettoverzinsung 3,23% (VJ 2,26%)
-
Beitragseinnahmen 6,8 Mio. Euro (VJ 7,4 Mio. Euro)
-
Auszahlung von Versicherungsleistungen 22,8 Mio. Euro (VJ 23,3 Mio. Euro)
-
Versichertenbestand 22.720 (VJ 23.269)
-
Temporäre Rechnungszinsabsenkung auf 2,0% für den regulierten Altbestand für weitere elf Jahre
-
Temporäre Rechnungszinsabsenkung auf 1,57% für den deregulierten Bestand gem. DeckRV
-
Stille Lasten -10,9 Mio. (VJ +36,3 Mio.); in dem Saldo sind stille Reserven in Höhe von 32,6 Mio. Euro in direkt gehaltenen Immobilien und Immobilienfonds enthalten.
Auch hier sind die beiden Liquidatoren Müller und Keese zufrieden, v.a. weil die PKC ihre Solva erstmals seit der Sanierung auf über 100% hieven konnte und auch das Ergebnis über den Erwartungen lag. Wie die Kasse mitteilt, wurde das Ergebnis genutzt, um „aufgrund der vorliegenden stillen Lasten“, die infolge des schnellen Zinsanstieg zugeschlagen haben, die Risikotragfähigkeit weiter zu stärken: 104.000 Euro wurden der Verlustrücklage und 4,0 Mio. Euro der freien RfB zugeführt.
Auch hier gilt, dass der weitgehende Entfall der ZZR-Zuführung sowie der Rückgang der Sanierungskosten wesentliche Beiträge zum Jahresergebnis leisteten, außerdem die laufenden und außerordentlichen Erträge des Immobilienvermögens, so die Kölner in ihre Mitteilung.
Let’s spend the money together
Dass angesichts von Komplexität, Regulierung und stets schwierigen Kapitalmärkten deutsche EbAV untereinander Synergien suchen und deren Hebung anbieten, lässt sich schon seit einiger Zeit beobachten, ein Beispiel ist der BVV mit seiner betavo, aber auch der Bosch Pensionsfonds will sich offenbar in diese Richtung entwickeln.
Auch die beiden Kölner Kassen haben erste Schritte auf diesem Weg der Kooperation und der Dienstleitungen mit und für andere EbAV unternommen – und wollen dies wohl intensivieren, mit dem Ziel, „Synergieeffekte zu realisieren und operationelle Risiken zu reduzieren“.
Naturgemäß betrifft dies die beiden Schwester-EbAV KPK und PKC, seit jeher in Personalunion geführt, zuerst. Wie Keese und Müller mitteilen, haben sie hier bisher ausschließlich positive Erfahrungen gesammelt, kosten- wie risikoseitig; das betrifft vor allem das gemeinsame Backoffice von KPK und PKC und das mit der adesso gerade entwickelte, neue Bestandsverwaltungssystem.
„Zentrales Element der Unternehmensstrategie“ sei die Modernisierung ihres Verwaltungssystems, das künftig auch von anderen Pensionskassen mitgenutzt werden kann. Dazu werde man die Standardisierung der Prozesse ausbauen und vertiefen. Zudem streben die Kölner eine Zusammenarbeit mit anderen Kassen in unterschiedlichen Bereichen an. Weg der Wahl ist hier allerdings offenbar eine Genossenschaft. Denn vor diesem Hintergrund steht gemeinsam mit anderen Pensionskassen die Gründung einer eingetragenen Service-Genossenschaft auf der Agenda der Kölner für 2023.
Das zur heutigen Zwischenheadline anregende Kulturstück findet sich hier.