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Jahresabschluss 2020 der Caritas Pensionskasse:

Kurs normal

In Köln gehen die Dinge ihren geplanten Gang – zumindest wenn man sich die in Sanierung befindliche Pensionskasse der Caritas ansieht. Jüngst hat die Vertreterversammlung die Jahresbilanz 2020 verabschiedet, und im ersten Pandemiejahr könnte sich die EbAV weiter stabilisieren. Und „Teilungspläne“ hat man in Köln auch.

 

Der Jahresabschluss der Caritas Pensionskasse wurde vergangenen Montag von der Mitglieder-Vertreterversammlung der Kasse verabschiedet. Nachdem sich die Kasse in den beiden vorletzten Jahren stabilisiert hat, ist sind die Kölner mit dem Ergebnis 2020 trotz Pandemie zufrieden, und man betont, dass die Kasse ihre Eigenmittelausstattung und die damit verbundene Risikotragfähigkeit weiter stärken konnte. So stieg die Solvabilitätsquote auf nunmehr 81,7% (nach 56,9% im Vorjahr).

 

Der 2018 durch die BaFin ausgesprochene Entzug der Geschäftserlaubnis wurde wie berichtet zum 1. Januar 2021 wirksam. Seitdem befindet sich die Pensionskasse der Caritas im Status der Liquidation. Dass diese sich in der bAV über Jahrzehnte erstrecken kann, ist bekannt. Die Kölner rechnen mit einem Zeitraum von bis zu 80 Jahren für die 1952 gegründete Kasse.

 

Zwischen RfB, Verlustrücklage und Solva

 

Im Geschäftsjahr 2020 erzielte die Pensionskasse der Caritas nun ein Ergebnis, welches sie im Rahmen der Erwartungen sieht. Insgesamt erzielte die Kasse einen Rohüberschuss in Höhe von knapp 4,5 Mio. Euro. Davon wurden 1,48 Mio. Euro (Vorjahr: 5,4 Mio. Euro) der RfB zugeführt. Der Jahresüberschuss beläuft sich damit residual auf 3,0 Mio. Euro (Vorjahr: 5,4 Mio.) und wurde in die Verlustrücklage eingestellt. Da aufgrund der noch weiter aufzubauenden Risikotragfähigkeit bzw. Eigenmittel keine Deklaration von Überschussanteilen erfolgte, erhöhten sich die Eigenmittel insgesamt um diesen Betrag und damit die Solva auf erwähnte 81,7%.

 

Für den regulierten Altbestand wurde planmäßig auch für 2020 eine temporäre Rechnungszinsabsenkung auf 2% vorgenommen. Diese gilt für weitere 13 Jahre. Für den deregulierten Bestand vom (1997 bis 2014) wurde der Rechnungszins nach DeckRV für 15 Jahre auf 1,73 % abgesenkt.

 

Der Versichertenbestand verringerte sich infolge des Run off im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 23.781 Versicherte (Vorjahr: 24.241), die Beitragseinnahmen gingen um 7,5 Prozent auf 8,3 Mio. Euro (Vorjahr: 9,0 Mio.) zurück.

 

An Versicherungsleistungen wurden im Berichtsjahr 25,1 Mio. Euro gezahlt (Vorjahr: 31,8 Mio. Euro), der Rückgang ergab sich aus den mit Wirkung zum 1. Januar 2018 ab dem 1. Januar 2020 umgesetzten Leistungskürzungen.

 

Die Kapitalanlagen gingen um 4,5% Prozent auf 438 Mio. Euro (Vorjahr: 458 Mio.) zu- rück. Das Ergebnis der Kapitalanlagetätigkeit im Geschäftsjahr beträgt 12,5 Mio. Euro (Vorjahr: 23,1 Mio.). Dies entspricht einer Nettoverzinsung von 2,8% nach 5,0% im Vorjahr, als es im Zuge der Aufarbeitung und Sanierung zwischenzeitlich zu hohen Zuschreibungen vorher wertberichtigter Anlagen kam. Einen hohen außerordentlichen Ertrag – die Red. schätzt ca. 5 Mio. Euro – erzielte die Kasse aufgrund der Veräußerung der selbstgenutzten Immobilie in der Dürener Straße in Köln-Lindenthal.

 

Bitte nicht unterschätzen

 

Entsprechend kommentiert die Kasse die Lage in ihrem Geschäftsbericht 2020:

 

Während das Ergebnis 2019 durch eine sehr positive Entwicklung an den Kapitalmärkten geprägt wurde und aufgrund von Zuschreibungen außergewöhnlich positiv ausfiel, lässt sich das Ergebnis des Jahres 2020 fast schon als ‚unauffällig‘ oder „normal“ bezeichnen – sofern der Begriff der Normalität nach einem so gravierenden Einschnitt wie der Sanierung und den dadurch mit Wirkung zum 1. Januar 2018 verbundenen Leistungskürzungen erst drei Jahresabschlüsse danach angebracht sein kann. Zudem sollen diese Adjektive die mit der Umsetzung der Sanierung weiterhin verbundenen Aufwände und hohen Arbeitsbelastungen der Mitarbeitenden nicht unterschätzen lassen.“

 

In der Tat heißt „Kurs normal“ noch nicht, dass die Sanierung abgeschlossen ist. Aus aufsichtsrechtlicher Sicht bestand 2020 wie oben erläutert trotz der stabilisierenden Entwicklung weiterhin keine bzw. keine ausreichende Risikotragfähigkeit, da die Solvenzkapitalanforderung nicht bedeckt wird. Dies wird im Geschäftsbericht ausdrücklich betont.

 

Bereits zum Jahresbeginn hat der Aufsichtsrat der Pensionskasse der Caritas den Vertrag des seit Dezember 2018 amtierenden Vorstandsvorsitzenden Olaf Keese um fünf Jahre verlängert. Hiermit solle die Kontinuität in der Geschäftsleitung sichergestellt sowie eine strategische Neuausrichtung des Geschäftsmodells ermöglicht werden, teilt die Kasse mit. Nach Einstellung des Neugeschäfts konzentriere man sich weiter auf die Betreuung der bestehenden Versicherten und ihrer Verträge. Im Rahmen der sog. Versorgungsordnung B wird die bAV aus über 400 Einrichtungen der Caritas, der katholischen Kirche sowie von Mitgliedern der Ordensgemeinschaften durchgeführt.

 

Zugeknöpft gibt man sich nachvollziehbarerweise in Fragen der Haftung der Altvorstände. Im Geschäftsbericht heißt es dazu kurz:

 

Die Pensionskasse der Caritas VVaG hat gegenüber ehemaligen Vorstandsmitgliedern und Beratern Schadenersatzansprüche geltend gemacht. Die hierzu laufenden Verfahren haben zum Bilanzstichtag noch zu keinen entsprechenden Leistungen der in Anspruch Genommenen bzw. ihrer Versicherer geführt. Etwaige Schadenersatzleistungen werden bei der Pensionskasse der Caritas bei Zahlung in künftigen Geschäftsjahren zu außerordentlichen Erträgen führen.“

 

Man muss auch teilen können

 

Bei Kölner Pensionskasse und Caritas Pensionskasse wird in diesen Jahren der Sanierung offenkundig eine Art Pionierarbeit geleistet und ein sehr spezieller Erfahrungsschatz aufgebaut – betreffend Aufsicht, Kommunikation, Legal etc… Denn wird die Zinslage an den Märkten sich weiter fortsetzen bzw. werden die Kapitalmärkte sich weiter verkomplizieren, könnten zahlreiche weitere Kassen in Deutschland – gute gemanagte oder schlecht gemanagte – in Schieflagen geraten. Warum sollte da jeder das Rad neu erfinden? Jedenfalls schreibt die Caritas Pensionskasse in ihrem Geschäftsbericht:

 

Flankierend bereitet die Pensionskasse sich darauf vor, zum Zweck einer Kostenteilung – und auf Grundlage ihrer im Rahmen der Sanierung gewonnenen Erfahrungen – vermehrt Unterstützungsleistungen im Bereich der Verwaltung und Governance für andere Pensionskassen zu erbringen, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden.“

 

Robert Müller und Olaf Keese, Caritas PK und Kölner PK. Foto: Hans Scherhaufer.

 

Die Schwester-EbAV der Caritas Pensionskasse, die Kölner Pensionskasse, wird in Kürze ebenfalls ihr Jahresergebnis vorlegen. Hier kann die Caritas Pensionskasse infolge ebenfalls fortschreitender Sanierung der Schwester-EbAV übrigens beizeiten mit Zuschreibungen des an die Kölner Pensionskasse vergebenen Gründungsstockdarlehens rechnen.

 

Keese, Chef beider Kassen, hat jüngst erst mit dem Herausgeber von LEITERbAV in einem längeren Gespräch in Wien Einblick in die Hintergründe von Lage und Perspektive der beiden Einrichtungen gegeben – und wird dies in der kommenden Ausgabe der Tactical Advantage gemeinsam mit Co-Chef Robert Müller in noch detaillierterer Form unternehmen.

 

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