Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Der Pensionsfonds im Jahr 2020:

Stärke, Spuren, Spitzenreiter

Die Pandemie ist zwar auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen (so sie denn überhaupt schon vorüber ist), doch ingesamt zeigte sich der jüngste und kleinste deutsche Durchführungsweg weiter robust. Außerdem gibt es bei den überbetrieblichen Pensionsfonds Deutschlands einen neuen Primus – ein Aufstieg, der nicht ganz überraschend kommt.

 

Quelle: BetrAV 8-21. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Im Januar hatte LEITERbAV über die Deckungsmittel in der deutschen bAV im engeren und weiteren Sinne berichtet. Angesichts der Vielfalt an Systemen und Durchführungswegen ist es hier grundsätzlich nicht leicht, den Überblick zu behalten und die Datenerhebung für diejenigen, welche sich dieser Aufgabe widmen – v.a. Ralf Klein von der Höchster Penka und Uwe Schätzlein von Willis Towers Watson – keine einfache Aufgabe, v.a abseits der beaufsichtigten Systeme. Die letzten verfügbaren Daten beziehen sich auf 2019.

 

Allerdings gibt es – wie damals schon erwähnt – punktuell etwas jüngere Daten. So hatte Mercer bereits im Dezember auf Basis der seinerzeitigen BaFin-Daten berichtet, wie gut sich der Durchführungsweg Pensionsfonds im Jahr 2020 geschlagen hat:

 

Die verdienten Bruttobeiträge, also der Betrag liquider Mittel, die tatsächlich neu in den Durchführungsweg Pensionsfonds geflossen sind, lagen bei 7,4 Mrd. Euro und damit fast dreimal so hoch wie 2019 (2,6 Mrd. Euro).

 

Die verdienten Bruttobeiträge machen damit etwa 13% der Bilanzsumme der Pensionsfonds aus, die Ende 2020 bei über 55 Mrd. Euro lag. Die Bilanzsumme aller Pensionsfonds stieg um 6,1 Mrd. Euro, darin spiegeln sich Zu- und Abgänge: neben den verdienten Bruttobeiträgen (7,4 Mrd. Euro) v.a. auch die Rentenzahlungen in Höhe von 2,8 Mrd. Euro (im Vorjahr 2,7 Mrd. Euro) sowie der Saldo der Erträge und Aufwendungen der Kapitalanlage für Rechnung und Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in Höhe von 1,6 Mrd. Euro (im Vorjahr noch 4,5 Mrd. Euro) wider, erläutert Mercer.

 

Corona nicht ohne

 

Mit Blick auf die Erträge aus der Kapitalanlage für Rechnung und Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern stellt der Consultant fest, dass diese von 4,6 Mrd. Euro 2019 auf nur noch 2,0 Mrd. Euro 2020 gesunken sind. Korrespondierend haben sich hier die Zuschreibungen mehr als halbiert (von 3,2 Mrd. Euro in 2019 auf 1,5 Mrd. Euro in 2020). Mercers Fazit: „Die Corona-Krise hat auch bei den Pensionsfonds ihre Spuren hinterlassen“.

 

Außerdem lassen sich 2020 im Gegensatz zum Vorjahr keine signifikanten Bestandsübertragungen zwischen Pensionsfonds identifizieren. Hier gab es dafür 2021 Bewegung, als E.ON die Gründung eines eigenen Pensionsfonds und die Übernahme des innogy-Bestands im Mai 2021 vollzog.


Kräftiger Neuzugang – und mehr Männer

 

Zurück in das Jahr 2020: Knapp ein Drittel der neuen Beiträge (2,1 Mrd. Euro) entfielen auf den Anfang 2020 neu gegründeten Pensionsfonds der Techniker Krankenkasse. Die Zahl der Pensionsfonds stieg mit zwei neuen und einem aufgelösten Vehikel (MAN) im Jahr 2019 um einen auf 34.

 

Etwa 1,2 Mio. Begünstigte hatten 2020 Anspruch auf eine bAV von einem Pensionsfonds, 2/3 sind Anwärter, etwa 1/3 erhalten eine Pensionsfondsrente. Mercer zeigt sich „erstaunt“, dass etwa 64% der Begünstigten Männer sind. Es sei hinzugefügt, dass dies umso bemerkenswerter ist, weil laut BMAS von den knapp 16,8 Mio. sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männern in der Privatwirtschaft Ende 2019 gut 7,9 Mio. und damit 47% über eine bAV verfügten, es bei den Frauen von knapp 13,5 Mio. Beschäftigten 7,1 Mio. mit bAV waren, entsprechend 53%, also ganze sechs Prozentpunkte mehr. Nun, wollte man dem Phänomen partout auf den Grund gehen, müsste man wohl prüfen, ob bei den den DFW nutzenden Unternehmen mehrheitlich Männer arbeiten. Für Akteure wie z.B. die Techniker Krankenkasse sollte man das ausschließen können, bei Versorgern kann das schon anders aussehen.

 

Lieber flexibel bleiben

 

Mercer entlockt der BaFin-Statistik weitere Zahlen: Die nicht-versicherungsförmige Durchführung der Pensionsfondszusagen dominiert: 94% (51,6 Mrd. Euro) der Pensionsfondstechnischen Rückstellungen entfallen auf die „Pensionsfondstechnischen Rückstellungen entsprechend dem Vermögen für Rechnung und Risiko von Arbeitnehmern und Arbeitgebern“, so der sperrige technische Begriff der Verordnung über die Rechnungslegung von Pensionsfonds (RechPensV) für die nicht-versicherungsförmige Deckungsrückstellung, während die Deckungsrückstellung aus versicherungsförmig garantierten Leistungen lediglich 3,2 Mrd. Euro (knapp 6%) betragen. Die Kennzahlen der BaFin-Statistik lassen für Mercer aber vermuten, dass knapp die Hälfte der Pensionsfonds auch versicherungsförmiges Geschäft durchführt.

 

Neuer Spitzenreiter aus Frankfurt

 

Christian Remke und…

Soweit zum Jahr 2020. Doch es geht noch aktueller: Nachdem man schon für 2020 ein Wachstum von 300% berichten konnte, vermeldet die Metzler Pension Management auch für 2021 gute Zahlen:

 

Im vergangenen Jahr wuchs der Pensionsfonds der Frankfurter um rund 33% auf 6,4 Mrd. Euro, nicht zuletzt durch den erneuten Gewinn prominenter Kundschaft – und hier scheint man sich weiterhin besonders unter Kollegen der gleichen Branche wohlzufühlen: Christian Remke, Vorstand der Metzler Pensionsfonds AG, nennt als Neukunden explizit die Berliner Sparkasse, Citi sowie die IKB Deutsche Industriebank. Damit ist der 2014 gegründete Metzler Pensionsfonds zum größten überbetrieblichen Pensionsfonds Deutschlands aufgestiegen. Die Zahl der Versorgungskonten für Berechtigte im Pensionsfonds erhöhte sich im Lauf des vergangenen Jahres auf nunmehr rund 44.000 aus insgesamt 34 Trägerunternehmen.

 

Off balance muss off balance bleiben

 

Apropos gleiche Branche: Zum Wesen des Bankgeschäfts gehört es, mit wenig Eigenkapital ein großes Rad zu drehen. Umso empfindlicher reagieren Banken-CFOs (besonders seit Abschaffung des Korridors im IAS 19), wenn von der DBO bzw. DBL zwar abseits der P&L, doch über das OCI dafür umso mehr Vola aufs Eigenkapital drückt, und das auch noch fern des eigentlichen Kerngeschäfts. Das mögen sie nicht. In Zeiten von 16er-Inflationsanpassung, Niedrigzins und bewegten Märkten schon gar nicht. Und wenn sie schon Cash zur Auslagerung in die Hand nehmen (und angesichts des Diskontzinses sind die Summen bekanntlich nicht ohne), erwarten sie, dass dann off balance auch off balance bleibt.

 

Let me LDI you

 

Martin Thiesen, Metzler Pensions Management.

Auch als nicht-notiertes Bankhaus dürfte man bei Metzler für diese Risikomanagement-Sorgen der Kollegen ein offenes Ohr haben und legt daher den Schwerpunkt der Ausrichtung des Pensionsfonds seit jeher auf das Liability Driven Investment mit den Verbindlichkeiten als Benchmark für die Kapitalanlage. Diese Strategie geht offenbar auf.


Triggerlevel, Derivate- und Inflation-Overlay, interne Governance – und bei steigenden Zinsen nicht gierig werden: Wer wissen will, wie das Metzlersche LDI funktioniert – Metzlers Martin Thiesen hat
in der Tactical Advantage Vol 6. einige ihrer Grundzüge dargelegt.

 

Das zur letzten Zwischen-Headline anregende Kulturstück findet sich hier.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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