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Rentnergesellschaft im Bankensektor:

HAL 800 mit Buyout

Dass Vedra Pensions die Pensionsverbindlichkeiten der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank übernimmt, war schon bekannt. Heute Morgen wurden nun weitere Details vermeldet, vor allem wer was macht und gemacht hat. Detlef Pohl fasst für PENSIONSINDUSTRIES zusammen.

Schon vor Jahresfrist hatten die einschlägigen Fachmedien vermeldet, dass die Vedra per Rentnergesellschaft die Pensionslasten der Hauck Aufhäuser Lampe (HAL) übernimmt. Heute nun gibt es offiziell die technischen Details des Deals:

Die Vedra Pensions GmbH wird auf dem Wege eines Buyouts die deutschen Pensionsverbindlichkeiten der HAL mit derzeit insgesamt knapp 800 anspruchsberechtigten Rentnern und Ehemaligen übernehmen. Hierzu wird eine zuvor von HAL gegründete Rentnergesellschaft übernommen.

Mit der Übernahme trage die Vedra künftig alle damit verbundenen Risiken und Zahlungsverpflichtungen. Diese werden innerhalb der Vedra-Gruppe verwaltet und zusätzlich durch eine zweistufige CTA-Treuhandstruktur abgesichert, die eine zweckgebundene Verwendung des Treuhandvermögens gewährleiste, heißt es in der Unternehmensmeldung. Die Vedra investiere einen im internationalen Vergleich üblichen Eigenkapitalbeitrag in die RG, so dass eine entsprechende Interessensübereinstimmung sichergestellt sei. Näheres wurde dazu nicht mitgeteilt, doch bei früheren Transaktionen hatte die Vedra nach eigener Aussage Eigenkapital in Höhe von rund 5% bei der Akquisition eingesetzt, um das Management zusätzlich zu disziplinieren und ein zusätzliches Sicherheitskapital für die Rentner und das abgebende Unternehmen zu bieten.

Die Lampe Asset Management GmbH (LAM) werde als ein externer Manager im Bereich der liquiden Assets für die Pensionsverpflichtungen der HAL zuständig sein, berichtet die Vedra. Dadurch soll die RG auch weiterhin von der Erfahrung der LAM im Management von Cashflow- orientierten und wertgesicherten Investments profitieren. Die Anlage des Treuhandvermögens erfolge im Rahmen gemeinsam vereinbarter Anlagerichtlinien über weitere externe Asset Manager. Welche das neben LAM noch sind, blieb unbeantwortet. Klar ist aber: Vedra verfolge einen „Best-in-Class“-Ansatz und arbeite dabei mit verschiedenen AM zusammen. Die Umsetzung erfolge unter dem Dach des Spezialfonds der Vedra Pensions.

„Mit der Vedra haben wir einen kapitalstarken Partner für das Management der Pensionen unseres Bankhauses gefunden“, betont Michael Bentlage. „Dabei haben uns vor allem finanzielle Sicherheit, langjährige Erfahrung in der operativen Führung einer RG und der dem internationalen Standard entsprechende Eigenkapitalbeitrag der Vedra als Risikoträger überzeugt“, so der Vorstandschef der HAL weiter.

Und auch für die Vedra sollte der Deal gut passen. „Steigende Betriebsrentenzahlungen sowie die mit Pensionsverbindlichkeiten einhergehenden Bilanzschwankungen stellen Unternehmen vor Herausforderungen, denen man über Pension Buyouts mit spezialisierten Risikoträgern auch in Deutschland zunehmend begegnen kann“, sagt Tilo Kraus. „Gerade für Banken kann dies aufgrund regulatorischer Anforderungen und Eigenkapitalvorschriften eine interessante Lösung darstellen“, so der Geschäftsführer von Vedra Pensions weiter. In der Tat mögen es Banken-CFOs nicht, wenn in der IFRS-Bilanz kerngeschäftsfremde DBL-Schwankungen via OCI das knappe und teure EK anknabbern – da hilft es auch nicht, dass die P&L unberührt bleibt.

Für die rechtliche Beratung und Strukturierung des Buyouts beauftragte Vedra die internationale Wirtschaftskanzlei Freshfields. Die rechtliche sowie strukturelle Beratung seitens der HAL erfolgt durch PwC Legal und PwC Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Für Vedra ist es alles andere als der erste Deal dieser Art. Bereits 2016 hatte die die Holding als Spezialist für Pension Buyouts und Risikotranfers per RG die Pensionsverpflichtungen der früheren AEG Telefunken Nachrichtentechnik übernommen. 2018 folgte die Übernahme der Verpflichtungen des Handelsunternehmens Ceconomy, im Frühjahr 2024 eines größeren, ungenannten Familienunternehmens, so dass man mittlerweile Risikoträger für 5.500 Berechtigte inkl. der aktuell in Umsetzung befindlichen Transaktionen ist. Zum monetären Volumen der HAL-Transaktion wurden keine Angaben gemacht.

Bis heute kommen bei Vedra mehr als 70 Mio. Euro gezahlte Pensionen zusammen, berichtet Kraus. Das Konzept: Man gliedert die Pensionsverbindlichkeiten eines Unternehmens zusammen mit liquiden Mitteln oder anderen Vermögenswerten in eine RG aus, die dann lediglich Pensionsverbindlichkeiten, Finanzanlagen und Eigenkapital aufweist. Anschließend erwirbt Vedra 100% der Anteile, steuert die Kapitalanlage und kümmert sich um die Verwaltung. Eine zusätzliche Absicherung der bAV-Ansprüche erfolgt über ein CTA. Die RG geht keiner unternehmerischen Tätigkeit nach. Dadurch könne sich Vedra bei der Kapitalanlage auf die optimale Abstimmung der Zahlungsströme aus Aktiva und Passiva konzentrieren. Geld verdiene man frühestens nach der meist fünfjährigen Mindestlaufzeit mit Ausschüttungen aus eventuellen künftigen Überschüssen – und dies auch nur oberhalb einer hohen Passivüberdeckung – in Form von Dividenden.

Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier. Wer das nicht erkennt, der lese hier.

Anm. des HG: ChatGPT hat gestern Abend die Frage des HG, ob es sich mit HAL 9000 verwandt fühle, bejaht – aber es gebe einen entscheidenden Unterschied: „Ich bin auf deiner Seite!“ Ob das stimmt, werden wir erst in einigen Jahren wissen.

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