Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Das Parkett in Bewegung (XXVI):

Haben Sie gedient?

Der Aktuar und der Aufseher: Erneut gibt es dieser Tage Bewegung in dem institutionellen Pensionswesen. Heute vermeldet LEITERbAV den Wechsel zweier prägnanter, weithin bekannter Pensions-Persönlichkeiten sowie den stante pede Antritt eines neuen Country Heads eines großen Akteurs. Der eine muss gut rechnen können, der andere gut aufpassen – und im Zweifel Soldat gewesen sein. Der dritte gut führen.

Nach den jüngsten Bewegungen, u.a. im BMAS, gibt es derzeit im Pensionswesen schon wieder Veränderungen, die zu berichten lohnt:

Aktuar: Thurnes zu ThurnesbAV

Georg Thurnes, Aon.

Wie LEITERbAV bereits im Februar berichtet hatte, verlässt Aons langgedienter Chefaktuar in Deutschland, Georg Thurnes, das Dienstleistungs- und Beratungshaus mit Wirkung zum heutigen 1. September.

Thurnes berät nun auf selbstständiger Basis zu allen Fragen der betrieblichen Altersversorgung mit besonderem Schwerpunkt auf dem Sektor der EbAV. Aus der neu gegründeten ThurnesbAV GmbH heraus ist er weiterhin als Verantwortlicher Aktuar für verschiedene Pensions- und Sterbekassen tätig. Auch seine ehrenamtlichen Aufgaben bei der aba und DAV/IVS wird er unverändert fortführen.

Der 60jährige Thurnes, seit vergangenem Jahr Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V.(aba), war bereits seit 1990 für Aon bzw. Aon Hewitt GmbH samt Vorgängerunternehmen wie Bode und BodeHewitt tätig, seit 2013 als Chefaktuar.

Aon ist eines der großen globalen Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen in den Feldern Risiko, Altersversorgung, Mitarbeitervergütung und Gesundheit und beschäftigt rund 50.000 Menschen in 120 Ländern, davon circa 1.650 an zwölf Standorten in Deutschland.

Aufseher: fulfilled any obligations imposed by the applicable laws on military service

Diese Personal-Bewegung hat noch gar nicht nicht stattgefunden, steht aber schon fest: Gabriel Bernardino, Chairman der EIOPA seit ihrer Gründung Anfang 2011 (und übrigens auch schon ab 2010 der längst vergessenen Vorgänger-Organisation CEIOPS) und damit – das kann man wohl sagen – ein Urgestein des europäischen Pensionswesens, wird dieses Amt turnusgemäß nach zwei fünfjährige Amtszeiten Anfang 2021 abgeben.

Gabriel Bernardino, Chairman EIOPA.

Der 56jährige Gabriel Rodrigo Ribeiro Tavares Bernardino, aus Lissabon stammend, wird keine kleinen Fußstapfen hinterlassen. Wurde die neue Behörde mit dem leicht sperrigen Namen hierzulande zunächst als „Eia-Popeia“ verspottet, wich dieser Spott schnell Respekt. Binnen kürzester Zeit erwies sich der portugiesische Aktuar als zielstrebiger Pionier, der die Behörde mit Sitz im Frankfurter Westhafen schnell zu einem äußerst agilen Akteur machte, der im europäischen Pensionswesen so manchen regulatorischen Pflock einschlug.

In seine Amtszeit fiel auch die Herkules-Aufgabe (gemeinsam mit seinem Counterpart bei der Kommission, dem Löwener Professor Karel Van Hulle) für die Assekuranz das neue Regime von Solvency II in die Tat umzusetzen – was offenkundig und ungeachtet das politisch auf Null manipulierten Zinses und der massiven Verzerrung der Märkte bemerkenswert geräuschlos gelungen ist. Allerdings machte es die nachhaltige Bündelung der Kräfte aller bAV-affinen Staaten und Fachleute Europas (darunter nicht zuletzt die Thurnesens) nötig, um zu verhindern, dass auch unternehmenseigene EbAV dem Regime unterworfen werden.

Theoretisch könnten Sie, liebe Leserin, lieber Leser von LbAV, sich natürlich auf die Position bewerben. Allerdings nur, sofern Sie, wie es in der amtlichen Ausschreibung der Stelle heißt, „have fulfilled any obligations imposed by the applicable laws on military service“ (der Herausgeber von LEITERbAV würde als alter Oberleutnant d.R. der westdeutschen Militärpolizei diese Anforderung selbstverständlich in vorbildlicher Weise erfüllen).

Doch es ist alles eins: Die Bewerbungsfrist ist gestern abgelaufen. Allerdings hätten Sie ohnehin keine Chance gehabt, denn ein Deutscher wird diesen Posten nicht übernehmen. Dafür gibt es zwei starke Indizien:

Dienstsitz der EIOPA in Frankfurt am Main.

Erstens sind die Interessen Frankreichs infolge seiner starken Assekuranz an dieser Behörde im Westhafen viel zu mächtig, als dass man dort einen Deutschen mit Sitz in Frankfurt an der Spitze akzeptieren könnte – alle Erfahrungen mit der Besetzung europäischer Spitzenposten sprechen hier jedenfalls Bände.

Und zweites ist der Vorsitzende des sog. „Pre-Selection Committeesschon ein Deutscher – und zwar der auch auf unserem Parkett nicht unbekannte Thomas Schmitz-Lippert, BaFin-Abteilungsleiter für Internationales, Finanzstabilität und Regulierung. Ein Deutscher an der Spitze des Gremiums der Vorauswahl (anschließend haben zu entscheiden das EIOPA-Board, das EP und der Rat der EU) soll einen Deutschen auf den Thron heben für eine in Deutschland ansässige zentrale EU-Einheit? Das kann man wohl ausschließen. Man wird sehen im Februar des Jahres 2021…

Country Head: Antritt stante pede

Bjoern Storim, BNY Mellon.

Björn Storim übernimmt mit sofortiger Wirkung die Leitung von BNY Mellon in Deutschland, Schweiz, Österreich sowie Mittel- und Osteuropa (CEE) über alle Geschäftsbereiche von BNY Mellon hinweg.

Ökonom Storim war zuvor 16 Jahre bei Credit Suisse tätig, wo er die Unternehmensbereiche Global Markets, International Wealth Management, Asset Management und Regulatory Affairs verantwortet hat. Vor seiner Tätigkeit dort war er bei J.P. Morgan im Bereich Fixed Income beschäftigt.

Die BNY Mellon Group ist ein weltweit tätiger Investmentdienstleister für institutionelle Anleger, Unternehmen und Privatkunden in 35 Ländern. Das Haus verwaltet ein Vermögen von 37.3 Billionen USD Assets under Custody und 2 Billionen USD Assets under Management (Stand: 30. Juni 2020).

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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