Weiter gehts es auf LEITERbAV mit den Personalwechseln, die sich derzeit im institutionellen deutschen Pensionswesen abspielen. Heute geht es drei Mal um Chefs – aber immer in jeweils anderer Ausprägung.
Die jüngste der derzeit zahlreichen Meldungen zu den Pensionsbewegungen erfolgte auf LEITERbAV erst vor kurzem, doch schon folgt der nächste Schub:
Chef zum Ersten: Chefmathematiker wird sein eigener Chef
Aons langgedienter Chefaktuar in Deutschland, Georg Thurnes, wird das Dienstleistungs- und Beratungshaus zum Herbst 2020 verlassen. Das hat sein Arbeitgeber gestern gegenüber LEITERbAV bestätigt.
Der 59jährige Thurnes, seit vergangenem Jahr auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V.(aba) und zweifelsohne eine der prägendsten Persönlichkeiten des gegenwärtigen deutschen Pensionswesens, ist bereits seit 1990 für Aon bzw. Aon Hewitt GmbH samt Vorgängerunternehmen wie Bode und BodeHewitt tätig, seit 2013 als Chefaktuar. Die Adaption internationaler Bewertungsstandards und das Asset-Liability-Modeling sind nur zwei der Themen, die sich in der deutschen bAV unter seinem maßgeblichen Einfluss entwickelt haben.
Nach Kenntnis von LbAV wird Thurnes ab Herbst auf selbstständiger Basis als Berater und Aktuar tätig sein. Das entspricht der Aussage seines Arbeitgebers. Aon bestätigte auf Anfrage von LbAV die grundsätzliche gegenseitige Bereitschaft, mit Thurnes als Verantwortlichem Aktuar für Pensionskassen auch nach dem Herbst 2020 weiterhin zusammenzuarbeiten.
Aon ist eines der großen globalen Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen in den Feldern Risiko, Altersversorgung, Mitarbeitervergütung und Gesundheit und beschäftigt rund 50.000 Menschen in 120 Ländern, davon circa 1.650 an zwölf Standorten in Deutschland.
Chef zum Zweiten: Ex-Chef wird ebenfalls sein eigener Chef
Im Herbst 2019 ist er als Vorstandschef der verschiedenen bAV-Einrichtungen der IBM Deutschland aus Altersgründen ausgeschieden (sein Nachfolger dort ist Walter Reck), nun kehrt er zurück auf das Parkett:
Hans D. Ohlrogge, Kaufmann ebenso wie studierter Theologe, hat sein eigenes Unternehmen gegründet – die Ohlrogge Consulting. Blickt man auf dessen Fokus, sieht man, dass er in den mehr als 20 Jahren, in denen er für seinen alten Arbeitgeber mit unzähligen Dienstleistern zu tun gehabt haben dürfte, die nötige Erfahrung mitbringt:
Ohlrogge berät künftig Anbieter von bAV-spezifischen Dienstleistungen mit Blick auf deren Produkte und Prozesse aus der Sicht desjenigen, der die Mandate zu vergeben hat – des Investors. In seinem Berufsleben hat Ohlrogge zahlreiche Felder der bAV abgedeckt, vor allem das Asset Management von der Strategie über das Risikomanagement bis hin zur konkreten Auswahl von Produkten, Regionen, Stilen und Managern; aber daneben kennt er auch Plankonstruktionen inklusive Betriebsübergängen, Gestaltung der Liability-Seite, Recht und Steuern … über alle Durchführungswege. Deshalb berät er ebenso Investoren in strategischen Fragen. Auch eine Mitarbeit in Gremien oder Aufsichtsräten von EbAV schloss er gegenüber LbAV nicht aus.
Universal-Investment: Chef wechselt von Fondsgesellschaft zur Administrator
Chef zum Dritten, diesmal eher unter konventionellen Gesichtspunkten: Stephan Scholl komplettiert seit Ende Januar als neuer COO der Universal-Investment-Gruppe deren Geschäftsführung. In dieser Rolle tritt er in die Fußstapfen von Michael Reinhard, der als Nachfolger von Bernd Vorbeck seit Mai 2019 als CEO die Unternehmensgruppe steuert.
Scholl war bis dato fast 20 Jahre in verantwortlicher Position für die DWS tätig, auch als Mitglied der Geschäftsführung der DWS International sowie als deren langjähriger COO. Bei Universal-Investment verantwortet er ab sofort insbesondere den Bereich Administration Services mit den Schwerpunkten Fondsbuchhaltung und Reporting sowie Steuern und IT.
Neben Scholl und Reinhard gehören Frank Eggloff als CFO und Katja Müller als Chief Customer Officer (CCO) dem C-Board an. Zudem gehören Stefan Rockel und Markus Neubauer zur Geschäftsführung.
Universal-Investment sieht sich mit rund 506 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen, davon 388 Milliarden Euro in eigenen Vehikeln sowie etwa 118 Milliarden Euro in Zusatzservices wie Insourcing, rund 1.500 Publikums- und Spezialfondsmandaten und rund 700 Mitarbeitern als größte unabhängige Investmentgesellschaft im deutschsprachigen Raum.