Regelmäßig freitags bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Lesenswerte Drama-Perspektive für Pensionsinvestoren…
Capital (30. März): „Das könnte die größte Blase der Welt sein.“
Kassandra warnt seit Jahr und Tag der Finanzkrise gebetsmühlenartig (sie es hier auf LEITERbAV oder in der dpn), dass die Niedrigzinspolitik die Notenbanken zu Gefangenen des eigenen Handelns macht, dass Staaten wie Finanz- und Realwirtschaft drogenabhängig werden von dem billigen Geld, dass Fehlallokationen en masse entstehen, dass damit in the long run nichts weiter steigt als die Fallhöhe, dass besonders die EZB ihr Pulver verschossen hat, dass abgerechnet wird, wenn die Zinsen ungeplant steigen, dass eine solch fortgesetzte Manipulation der Währung nicht zuletzt auch die Axt an eine Wurzel der freiheitlich-demokratischen Grundordnung legt, dass es, wenn überhaupt, aus dieser Lage nur eine einzige Exit-Strategie gibt…
Hier nun ein sehr detaillierter und gut belegter Beitrag aus der Capital, der sich mit einem bestimmten, für Pensionsinvestoren äußerst relevanten Folgeproblem beschäftigt und damit so ganz nach Kassandras Geschmack ist: der Wirkung auf Unternehmensanleihen. Eine der Kernaussagen:
Das billige Geld hat schuldenfinanziertes Wachstum produziert und entsprechend bei vielen Emittenten (besonders in den USA) von Corporates den Fremdkapital-Leverage derartig steigen lassen (oft auch in Zusammenhang mit dem Rückkauf eigener Aktien), dass ein Zinsanstieg wahlweise in Defaults oder in Downgradings münden könnte.
Die Autoren des Beitrages werden dabei ebenso grundsätzlich…
„Man kann gar nicht sagen, dass die neuen Schulden nichts bewirkt hätten: Der steile Aufstieg vieler Techkonzerne, die gigantischen Übernahmen wie zuletzt Bayer-Monsanto und die rasante Entwicklung Chinas seit 2008 (die wiederum die deutsche Wirtschaft mitgezogen hat) wären ohne Schulden undenkbar gewesen. Schulden befeuerten den Welthandel, sie füllten die Auftragsbücher, schufen Investitionen und Jobs, heizten die Löhne an und trieben Aktienkurse. Aber es bleiben Schulden. Und mehr noch als bei Staaten stellt sich bei Unternehmen jedes Quartal und mit jeder neuen Bilanz die bange Frage: Kann dieses Unternehmen seine Schulden zurückzahlen?“
… sehen sich das Universum, Segmente und Einzeltitel an:
„Einst war das BBB-Segment eine Nische, heute ist es der Standard in den USA: AT&T, General Electric, Kraft Heinz – sie alle haben ein BBB-Rating. Im Investment-Grade-Bereich machen diese Unternehmen die Hälfte aller Papiere aus. Der Markt ist 3,2 Billionen Dollar groß … 2011 besaßen die Konzerne noch zu mehr als 72 Prozent Anleihen mit den besten Ratings zwischen AAA und A. Bis 2017 ist dieser Wert auf 57 Prozent geschrumpft, der Anteil der BBB-Anleihen stieg von 21 auf 36 Prozent.“
…sind nur eingeschränkt positiv für die Zukunft gestimmt:
„Es droht ein Teufelskreis: Verschlechtert sich die Lage bei BBB-Unternehmen wie McDonald’s, droht ein Abstieg in den Ramschbereich. Großinvestoren müssten die Papiere verkaufen, die Anleihekurse würden fallen, und die Zinsen würden steigen. Über Indexfonds wie ETFs würde sich die Krise ausweiten. Im Investment-Grade-Bereich arbeiten fast 30 Prozent aller Investoren mit ETFs, im Ramschbereich sind es 15 Prozent. Stoßen Anleger ETFs ab, müssen diese die zugrunde liegenden Anleihen verkaufen. Das würde die Kursverluste noch ausweiten. Abstiege aus dem Investment-Grade-Bereich würden wiederum jene Unternehmen unter Druck setzen, die bereits vorher im Ramschbereich notierten. Denn die müssten nun noch höhere Zinsen zahlen.“
…und weiß, dass die Notenbanken am Ende womöglich erneut nur eine einzige Strategie kernnen:
„noch mehr Schulden.“
Die Autoren fokussieren sich besonders auf die Problemlage der USA. Kassandra hält die strategische Lage der EZB und die Eurolands allerdings für viel prekärer. Doch das nur am Rande. Denn wie dem auch sei, ob in den USA oder Euroland, all das passiert eben, wie Kassandra gern schreibt, wenn die einzige Medizin, die man dem Alkoholiker gibt, der Schnaps ist. Oder noch lieber mit Schiller zitiert:
„Das eben ist der Fluch der bösen Tat – Dass sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“
Der Capital-Artikel ist mit sechs Seiten zu lang, um ihn hier en Detail zu sezieren. Doch versprochen sei – dass ihn zu lesen lohnt.