Jeden Freitag bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Gott hat uns das Amt gegeben, so lasst es uns genießen.
dpn (7. Dezember): „Update Pensionsfonds.“
Die Deutschen Pensions- und Investmentnachrichten werfen einen Blick auf aktualisierte BaFin-Daten (zu ursprünglichen Zahlen siehe hier). Erwähnenswert besonders, dass 2015 Beiträge von 2,9 Milliarden Euro geleistet worden sind, fast dreimal soviel wie in den Vorjahren. Erstmals seit drei Jahren haben sie wieder die Leistungen überstiegen. Treiber für das Wachstum waren einige große Übertragungen auf drei Wettbewerbs-Pensionsfonds, berichtet das Fachblatt.
Auch die Performance hat sich der Autor angesehen: Diese betrug 2015 unter Berücksichtigung nicht realisierter Gewinne und Verluste im (gleichgewichteten) Mittel aller Fonds mit einem Mindestanlagevolumen von 100 Millionen Euro nahezu drei Prozent (VJ. 7,6). Die Schere zwischen dem schlechtesten (0,5) und besten Ergebnis (9,2) geht dabei recht weit auseinander. Über den Zeitraum der letzten acht Jahre ergibt sich auf Basis der einzelnen Jahresdurchschnittswerte eine Rendite von 4,3 Prozent, die beiden größten Pensionsfonds erreichten über 6 Prozent, so die dpn weiter.
Deutsche Welle (21. Dezember): „Skandal in US-Pensionsfonds.“
Ein Kapitalanlagemanager des drittgrößten US-Pensionsfonds, des 180 Milliarden USD schweren New York State Common Retirement Fund (NYSCRF), soll Partnern Mandate zugeschustert und sich dafür mit Tickets für Sportveranstaltungen, teuren Geschenken, Drogen und Prostituierten haben bezahlen lassen.
Das Berufsethos des Managers erinnert dabei etwas an die Päpste der Renaissance, von denen einem das Bonmot zugeschrieben wird „Gott hat uns das Amt gegeben, so lasst es uns genießen.“
Doch alles hat seine Zeit, und besonders die Prostituierten wird man dem Kollegen in den USA wohl landestypisch nicht verzeihen. Und ganz landestypisch drohen ihm nun 20 Jahre Haft.
DWN (19. Dezember): „USA: Renten-Krise könnte zu schweren sozialen Unruhen führen.“
Nochmal USA: Laut den Deutschen Wirtschaftsnachrichten soll eine ehemalige Beraterin der FED vor nicht weniger als dem Kollaps des staatlichen US-Rentensystems gewarnt haben. Eine Finanzierungslücke von etwa 1,3 Billionen Dollar laste bereits auf den Rentenfonds des Bundes und der Kommunen. Es drohten schwere Verwerfungen und Massenarmut.
Underfundigs in Rentensystemen sind nicht schön (in Deutschland allerdings Teil der systemischen Struktur), jedoch erstens am Ende nur eine Verteilungsfrage, und zweitens sollte man nicht übersehen, dass die USA wie jeder westliche Staat in diesen Jahren sehr wohl die Möglichkeit haben, auftretende Lücken wo auch immer mit Hilfe der Notenbank gegenzufinanzieren – zumindest so lange, wie Wirtschaftssubjekte und Bürger es zulassen. Und die letzten Jahre Jahre haben gelehrt, dass deren Langmut groß ist.
ORF.at (21. Dezember): „Korruptionsaffäre in Südkorea: Razzia bei Pensionsfonds.“
Südkorea zeigt dieser Tage, dass es zur demokratischen Selbstreinigung bis in höchste Etagen fähig scheint. Bemerkenswert an der vorliegenden Meldung ist die dort erwähnte Größenordnung: Sagenhafte 443 Milliarden Euro schwer sein soll der staatliche Pensionsfonds NPS (wieviel davon nur eigene Staatsbonds sind, wäre allerdings zu prüfen). Zum Vergleich: Die gesamte deutsche bAV liegt bei circa 557 Milliarden Euro Deckungsmitteln (zu addieren wären die Zusatzversorgungskassen).
Aachener Zeitung (19. Dezember): „Bei Schwerbehinderten ist Kürzung der Betriebsrente möglich.“
Von der weiten Welt zurück in die deutsche Provinz, zu einem Urteil aus Rheinland-Pfalz (Az.: 8 Sa 365/14): Kürzung der Betriebsrente gemäß Betriebsvereinbarung bei vorgezogenem Ausscheiden ist bei Schwerbehinderten keine Diskriminierung.
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
FAZ (22.12.): „Parteienstreit nach Anschlag – FDP spricht von 'Staatsversagen', SPD von 'politischer Demenz'.“
Jetzt also Berlin. Faktenlage mittlerweile einigermaßen bekannt, taktische und strategische Schlussfolgerungen bisher nicht absehbar. Dass die Politiker verschiedener (vor allem Regierungs-)Parteien nun über Schuld, Versäumnisse und Versagen streiten, ist gut und richtig; schließlich macht es die Checks and Balances einer Demokratie aus, den Verantwortlichen Fehler in ihrem Verantwortungsbereich auch vor aller Öffentlichkeit schonungslos zuzuweisen (es ist allerdings nicht ohne Ironie, dass der Streit samt Schuldzuweisungen nun vor allem unter denen ausbricht, die noch zwölf Stunden zuvor vor einer „Instrumentalisierung“ des Anschlags gewarnt haben). Doch besieht man sich, um welche Art von Versagen hier gestritten werden muss (in weiteren Medien finde sich stündlich mehr wahrhaft ungeheuerliche Beispiele zu dem Verhalten der Behörden im Vorfeld wie im Nachgang des Anschlags), kann einem in der Tat Angst und Bange werden.
Kassandra – das Orakel allen Übels – hatte sich nach den Anschlägen vom Sommer (Nizza, Würzburg etc.) zu den Gefahren und Entwicklungspotentialen des islamistischen Graswurzelterrorismus und zu der vermutlich nicht ausreichend kompetitiven Governance der Bundesrepublik bezüglich dieser Lage ausführlich geäußert (siehe hier, hier und hier). Die damals getätigten Aussagen und Prognosen sind weiterhin uneingeschränkt gültig, müssen für den geneigten Leser hier also nicht wiederholt werden. Doch vor allem die nicht ausreichend kompetitive Governance tritt nun immer offener zutage.
Frohes Fest.