Vorvergangene Woche in Berlin, diesjährige Handelsblatt-bAV-Tagung in der City-West. P●I-Autor Detlef Pohl war dabei und dokumentiert im dritten und letzten Teil seines Beitrages: wie Wertschätzung sofort spürbar wird, warum die emotionale Bindung an den Arbeitsplatz nicht zu unterschätzen ist, weshalb es nicht reicht, nur das Nötigste bei Benefits zu tun, wie eine intelligente Gehaltserhöhung heute aussieht, warum Payroll-Prozesse eine Kulturfrage sind, wer ebenfalls seinen Beitrag leistet – und bAV gibt’s auch in süß.
Berlin, 12. November: Am letzten Tag der neulichen HB-Tagung stehen kreative Benefits und moderne Versorgungszusagen von Firmen mit jeweils rund 100 Mitarbeitern und von einem Großunternehmen im Blickpunkt. Nach Teil I und Teil II dokumentiert P●I-Autor Detlef Pohl im dritten Teil und letzten Teil seines Beitrags die Erfahrungsberichte der Praktiker in der Industrie – wegen der Inhaltsdichte erneut im schnellen Stakkato (und sämtlich im Indikativ der Referenten).
Heiniz / Peuker: New Work, Employee Experience und direkte Wertschätzung
Wie moderne Arbeitgeber Benefits neu denken, berichtet Beat Peuker, Personalverantwortlicher des Pharmaunternehmens MSD Sharp & Dohme in München, eingeordnet von Johannes Heiniz, Senior Director Retirement beim Consultant WTW:
+++ im „War for Talents“ braucht es mehr als nur bAV, betont Heiniz +++ im Fokus Wertschätzung, die sofort spürbar wird; dies zu häufig noch vernachlässigt und begünstigt auch Fluktuation +++ Prioritäten der Unternehmen bei Benefits-Strategien aktuell: Finanzierung, MA-Zufriedenheit (Employee Experience) sowie Admin und Prozesse, zeigt „2025 Benefits Trends Survey“ von WTW +++ Schlüsselthemen, die Benefit-Strategie beeinflussen (mit Mehrfachnennungen): Wettbewerb um Talente, sagen 63% der Unternehmen, Erwartungen an verbesserte Employee Experience (42%) und Budgetdruck (41%) +++ bAV wichtiger AN-Grund für Job beim aktuellen AG (sagen 31%) und dafür, dass AN auch bleibt (sagen 47% der AN) +++ AG fokussiert auf Nutzenoptimierung der Benefits (51%), psychische Gesundheit (45%), AV-Benefits und Gesundheits-Benefits (je 36%) +++

+++ MSD lebt New Work-Idee täglich für seine 100 MA, berichtet Peukert +++ soll heißen: Arbeit so gestalten, dass MA sie auch wirklich wollen und davon erfüllt sind +++ Hintergrund: Studien zufolge haben 13% der MA in Deutschland innerlich gekündigt, 78% machen Dienst nach Vorschrift, nur 9% haben hohe emotionale Bindung zur Arbeit +++ Folge: Milliardenschäden durch Fehltage und schlechte Produktivität für deutsche Wirtschaft +++
„Ernährung, Bewegung, Gesundheits-Check-up und mentale Gesundheit…“
+++ Ausweg: Wertschätzung erhöhen +++ bei MSD: die 100 MA haben ihr Büro (ohne feste Plätze) mitgestaltet +++ 50% Homeoffice +++ Vertrauensarbeitszeit, die auch Arztbesuch und Einkauf während Arbeitszeit erlaubt (kein Stempeln) +++ kostenlose Nachhilfe und Lernunterstützung für MA-Kinder +++ Eltern-Kind-Büro, wenn Kita mal zu hat +++ jährlicher Kindertag im MSD-Büro +++ Unterstützung bei Bau neuer Kita in Nachbarschaft +++ 40 Stunden p.a. bezahltes soziales Engagement von der Firma +++
+++ Benefits-Übersicht in App „All about you“ umgesetzt, die vier Bereiche erfasst: Ernährung, Bewegung, Gesundheits-Check-up und mentale Gesundheit (89% MA registriert, davon 85% aktive Nutzer) +++ als Top-Arbeitgeber bewertet, aber noch Reserven bei Ansprache auf Bewerbermarkt +++ Kosten für Benefits nicht ermittelt, aber Nutzen für Produktivität erkennbar +++
Kloos: Nur das Nötigste ist nicht genug
Bei Ausfalltagen von MA knüpft auch Nicole Kloos an. Die Underwriterin Firmenkunden der Allianz Private Krankenversicherung sieht die betriebliche Krankenversicherung (bKV) als sofort erlebbaren Benefit auf der Überholspur:
+++ Ausfalltage durch Krankheit sind bei Mitgliedern der Techniker-Krankenkasse von 13 im Jahr 2000 auf 19 im Jahr 2023 gestiegen +++ kostet je nach Branche rd. 500 Euro pro Tag plus 400 Euro für Ersatzkraft +++ daher bKV inzwischen zweitwichtigster Benefit nach bAV, zeigt „Funk Wellbeing-Studie“ +++ schon heute investieren Unternehmen zwischen 3% und 5% der Gehaltssumme in freiwillige Benefits, Tendenz steigend, zeigt Mittelstands-Studie von Allianz Pension Partners +++ Fazit: nur das Nötigste zu tun, reicht nicht mehr aus +++

+++ laut PKV-Verband würden 63% MA bKV-Angebot ihres Arbeitgebers begrüßen, 45% fänden dies wertvoller als andere Zusatzleistungen (z.B. Tickets Nahverkehr, Diensthandy), 29% der MA zwischen 18 und 29 sogar wertvoller als Gehaltserhöhung +++ private Zusatzversicherungen oft teuer oder wegen Vorerkrankungen gar nicht zu bekommen +++ bKV-Rahmenvertrag funktioniert dagegen ohne Gesundheitsprüfung +++ sofort erlebbare Mehrwerte +++ laut Allianz-Befragung von AN und AG durch bKV-Einführung: +15% AN-Zufriedenheit mit AG, +23% AN-Wertschätzung durch bKV und +12% AN-Weiterempfehlungsbereitschaft des AG +++
„Die bKV ist eine intelligente Gehaltserhöhung.“
+++ für AG ebenfalls nur Vorteile: Fachkräfte leichter finden und binden, soziale Verantwortung zeigen, Zufriedenheit der Belegschaft steigern und Gesundheit verbessern, was sich auch in reduzierten Ausfallzeiten niederschlägt +++ bKV = „intelligente“ Gehaltserhöhung, da Mehrwert um Vielfaches höher als bei klassischer Gehaltserhöhung (keine Lohnnebenkosten bei Nutzung, Sachbezugs-Freigrenze von 50 Euro pro Monat) +++
Te Sligte / Eigenschenk: Direktversicherung mit 100% AG-Zuschuss
Wie bAV in einem Software-Unternehmen ohne eigene bAV-Expertise erfolgreich aufgesetzt werden kann (1. Platz bei bAV-Preis 2023 in Kategorie KMU), berichten Claudia te Sligte, Leiterin Finanzen, Personal und Administration von Planisware Deutschland, und Achim Eigenschenk, Experte bAV und Fachberater für strategische Personalinstrumente:
+++ deutscher Ableger des börsennotierten Software-Unternehmens aus Paris hat in München 115 MA aus 22 Nationalitäten, die Cloud-Lösungen vermarkten +++ in 12 Jahren um fast 100 MA gewachsen durch erfolgreiche Talente-Anziehung und -Bindung, so te Sligte +++ Weg: u.a. Ergänzung des bisherigen Benefit-Systems (z.B. Verpflegung/Annehmlichkeiten, Weiterbildung) durch voneinander unabhängige Finanzbausteine +++ Versorgungsgespräche schon nach Ende der Probezeit +++ keine bAV-Expertise im Haus, daher externen Berater involviert +++
„Die bAV-Teilnahmequote stieg von 7 auf 100 Prozent.“
+++ bei Finanzbausteinen nun Absicherung durch BU-Versicherung (2- oder 3-faches Jahresgehalt), bei Bedarf Hinterbliebenenabsicherung (150.000 bzw. 300.000 Euro) und bKV ab erstem Arbeitstag, berichtet Eigenschenk +++ bAV: rein AG-finanziertes „Basiskonto“ mit 80 Euro Einzahlung pro Monat ab Ende der Probezeit +++ zudem „Aufbaukonto“: Entgeltumwandlung in Direktversicherung mit 100% AG-Zuschuss (also Verdopplung des AN-Betrages) bis 8% der BBG +++

+++ Effekte: von vorher 7% bAV-Teilnahmequote auf 100% durch Basiskonto, von vorher 15% AG-Zuschuss auf 100% bei Matching (44% Teilnahmequote bei Aufbaukonto) +++ bei Entgeltumwandlung kein Opting-out, aber Wahlmöglichkeiten bei Anlage: konventionelle Ansparrente, komplett gemanagte Fondsrente oder Fondsrente mit individueller Fondsauswahl +++ große Flexibilität bei Auszahlung: Abruf ab 62 Jahren bis 85 möglich (100% Kapital, 30% Teilentnahme oder 100% Verrentung), Hinterbliebenenschutz aus der bAV bis zu 24 Jahre nach Rentenbeginn versicherbar, fest garantierte Rentenfaktoren +++
+++ Ziel bei Auswahl des Beraters: verständliche Information für jeden Mitarbeiter und unkomplizierte Admin zu bekommen, so te Sligte +++ Umsetzung durch Erst-Information bereits im Recruiting, Workshops innerhalb des Onboarding, Einladung zu Einzelgesprächen, regelmäßige „TÜV-Termine“ für Bestandsverträge, teilweise digitale Verwaltung durch Anbieterportal +++ Auswirkungen: jeder MA hat Existenzschutz und bAV, mehr MA-Zufriedenheit, positive Wahrnehmung innerhalb der Belegschaft und am Bewerbermarkt, verringerte Fehlzeiten und kaum Fluktuation (unter 1%) +++
Hauerwaas / Eigenschenk: Payroll-Prozesse sind kein Detail, sondern eine Kulturfrage
Wie bAV in einem Zellanalyse-Unternehmen ebenfalls ohne eigene bAV-Expertise erfolgreich aufgesetzt werden kann (3. Platz bei bAV-Preis 2023 in Kategorie KMU), berichtet auch Iris Hauerwaas, Leiterin Personal der Ibidi GmbH, und wiederum Berater Achim Eigenschenk:
+++ High-Tech-Unternehmen mit Sitz in Gräfelfing; 122 MA, die Produkte für Lebendzell-Analyse entwickeln, produzieren und vertreiben, insb. für Krebsforschung und Immunonkologie, Behandlung von Herz-Kreislauf- und Autoimmunerkrankungen sowie Mikrobiologie (z.B. Virologie), so Hauerwaas +++ Firma wollte innovatives, verständliches und faires bAV-Konzept, hatte aber keine hauseigene Expertise +++ mit Hilfe von Eigenschenk neues Versorgungswerk aufgesetzt (vorher gab es 50 Euro AG-Zuschuss pro Monat (wenn AN mind. 50 Euro selbst gezahlt hat) zu Entgeltumwandlung bei 20 verschiedenen Direktversicherungen; im Schnitt 127 Euro Monatsbeitrag) +++

+++ Anspruch für neues System: individuelle Wahl aus drei Anlagestrategien, gestaffelter AG-Zuschuss, Fokus auf Nachhaltigkeit, Fairness und Einfachheit +++ Ansatz: bAV muss finanzierbar sein und messbare Wertschätzung liefern +++
+++ im Detail: kreatives Mehrstufenmodell mit AG-Zuschuss (mind. 50 Euro): Entgeltumwandlung mit 50% AG-Zuschuss nach Probezeit, 75% nach 5 Jahren und 100% Zuschuss nach 10 Jahren Betriebszugehörigkeit +++ Wahl zwischen drei Anlagetypen, entweder gemanagt oder entsprechend privater AN-Präferenzen (Aktien- / Renten- / Geldmarktfonds) +++ einmaliger Einstieg mit „Starter-Kit“ (500 Euro nach Probezeit), so Eigenschenk +++ bAV: Direktversicherung als BOLZ +++ Elternzeit-Rückkehrer können bei Wiedereinstieg freiwillige Einmalumwandlung vornehmen +++
„Der größte bAV-Hebel ist die Verständlichkeit.“
+++ entwickelt im Dialog mit MA – über Workshops, Umfragen, persönliche Gespräche während Arbeitszeit (!), berichtet Hauerwaas +++ passgenau durch Integration bestehender bAV-Verträge, nachhaltige, ethische Anlagen, digitale Verwaltung und Quartals-Checks der bAV +++ Teilnahmequote von 28% 2021 auf 55% 2025 gestiegen +++ mehr Frauen (58%) als Männer (50%) nehmen bAV in Anspruch +++ Neuverträge im Schnitt mit 316 Euro Monatsbeitrag, also fast Verdreifachung +++
+++ durch zentrale Plattform („bAVguard“) Verträge, Beiträge und Zuschüsse auf einen Blick sichtbar, automatisierte Verwaltung, rechtssichere Dokumentation +++ Payroll-Prozesse sind kein Detail, sondern Kulturfrage: entscheiden, ob MA Vertrauen oder Frust erleben, so Hauerwaas +++ daher werden Payroll-Einstellungen regelmäßig geprüft, Belastungen gleichmäßig verteilt und so Vertrauen gesichert +++ Hintergrund: manche Systeme verbeitragen Zahlungen erst, wenn Jahresfreibetrag von 4% BBG erreicht – andere grenzen von vornherein monatlich ab +++ größter Hebel ist aber Verständlichkeit der bAV +++ weitere Schritte angedacht: Ergänzung um Bausteine zum BU-Schutz +++
+++ Hürden bei der Umsetzung: Eingriff in bestehendes Lohnverhältnis erfordert individuelles Gespräch, zu dem MA oft nicht bereit sind (insb. bei MA mit wenig Erfahrung bei Finanzthemen oder stark in operativen Rollen tätig) +++ zudem unzureichende Digitalisierung: papierhafte Policen/Wertbestätigungen und formularmäßige Geschäftsvorfälle sorgen für verzögerte Bearbeitung sowie Fehleranfälligkeit +++
Kniepen: bAV-Restart in einem großen Unternehmen
Wie bAV in einem großen Süßwarenhersteller erfolgreich neu aufgesetzt werden kann (3. Platz bei bAV-Preis 2025 in Kategorie Großunternehmen), berichtet Helge Kniepen, Leiter HR Competence & Payroll der Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli Deutschland:
+++ für 3.000 MA aus 80 Nationalitäten wurde in Deutschland neue bAV als wesentlicher Bestandteil des Employer-Brandings und der Benefit-Strategie gesucht +++ Ziel: Betriebstreue und Arbeitsleistung belohnen, Chance auf gute Wertentwicklung bieten, transparent und flexibel sein im Leistungsfall +++ dabei so spannend, modern und frisch, dass auch jüngere MA den Fokus darauf lenken und Leistung wertschätzen, auch wenn die noch weit in Zukunft liegt +++
„Die Beiträge bleiben auch bei vorzeitigem Austritt weiter optimal investiert.“
+++ Antwort: „Lindt my Pension“: wertpapiergebundene BOLZ mit Beitragserhaltungsgarantie und Insolvenzschutz +++ neben AG-Beiträgen (1,5% des monatlichen Entgelts ab 1. Arbeitstag) leistet globaler Kapitalmarkt Beitrag für Vermögensaufbau – durch Anlage in speziell für AV konzipierte Lebenszyklusfonds, die sich durch optimales Risiko-Rendite-Verhältnis über gesamten Ansparzyklus bis Renteneintritt auszeichnen +++ automatische Zuordnung der Fonds nach Geburtsjahr +++ Beiträge auch bei vorzeitigem Austritt aus Unternehmen bis Eintritt des Versorgungsfall weiter optimal investiert +++ dadurch bessere Kalkulierbarkeit für Unternehmen, nicht mehr von versicherungsmathematischen Annahmen abhängig +++

+++ bisheriges Versorgungswerk (Direktzusage ohne Rückdeckung; 230 Euro Monatsrente) war nicht mehr zeitgemäß, weil alle Vorteile von „Lindt my Pension“ fehlten +++ nun attraktive Kapitalanlage, Berücksichtigung steigender Inflation (durch Anlehnung der Beiträge an Entgelterhöhungen), Belohnung von Betriebstreue (1,5% AG-Zuschuss für gesamte Beschäftigungszeit) und Arbeitsleistung (Beiträge lehnen sich an Entgelthöhe an) +++ Fidelity Target Fonds: investiert bis zehn Jahre vor Zieldatum in Aktien, im darauffolgenden Jahr eine Position von bis zu 10% in Alternatives, schrittweise Reduzierung des Risikos entlang der Effizienzlinie durch Reallokation von Aktien zu Anleihen, schrittweise Umstellung zu 100% Cash bei Fälligkeit +++ Versuch, risikobereinigte Rendite des Gleitpfads durch taktische Asset Allokation und Strategieauswahl zu verbessern +++
+++ neue Flexibilität auch in Auszahlungsphase: einmalige Kapitalzahlung oder Auszahlung in 15 jährlichen Raten (bei Raten steigt Höhe um 1% p.a.) +++ Ratenzahlungen vererbbar +++ Höhe der Kapitalauszahlung: Summe der eingebrachten Beiträge plus Rendite Kapitalanlage zum Auszahlungstermin (AG garantiert Höhe der eingezahlten Beiträge) +++ Beispiel: neuer MA (25) mit 4.100 Monatsbrutto bekommt mit 67 rd. 189.700 Euro oder 15 Raten (1. Rate: 12.647 Euro); vom AG 93.100 Euro Beitragssumme garantiert +++
+++ plakative und mehrschichtige Kommunikation (u.a. Broschüre und Flyer) sowie die Gestaltung von „Lindt My Pension Days“ zur Einführung im Unternehmen mit Infostand im Personalrestaurant und mehreren Infoveranstaltungen (selbst in Nachtschicht) +++ zudem Video, das AV zu jungem und frischem Thema macht und MA jedes Alters anspricht +++
Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.

























