Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Das Parkett in Bewegung (LXXIII):

Stabwechsel in Bonn und Frankfurt

Dass Bundesminister nicht immer so ganz vom Fach sind, kann man praktisch jederzeit, in der gegenwärtigen Regierung aber besonders gut beobachten. Dass das Kabinett auch anders kann, bewies es gestern mit der Berufung der neuen Chefin der deutschen Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht. Wie die Neue sich macht, wird man sehen. Dass sie vom Fach ist, und zwar so richtig, steht aber außer Frage.

In diesem bewegungsreichen Sommer heute erneut Anlass für LEITERbAV, über HR-Bewegung auf dem deutschen Pensions-Parkett zu berichten:

Von Grund …

Manch eifriges Blatt hat es schon vermeldet, insofern ist es keine Neuigkeit, doch seit gestern ist es amtlich: Julia Wiens tritt zum 1. Januar 2024 die Nachfolge von Frank Grund an und wird Exekutivdirektorin der deutschen Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der BaFin.

Frank Grund, BaFin. Foto: Frank Beer.

Grund, der Assekuranz und EbAV durch acht bewegte Jahre – geprägt vor allem von Niedrigzins und Regulatorik – hinweg beaufsichtigt hat und mit 65 Jahren nun in den Ruhestand geht, kann für sich in Anspruch nehmen, dass unter seiner Aufsicht trotz der nicht einfachen Entwicklungen in (Geld-)Politik und Märkten systemische Verwerfungen ausgeblieben sind. Jüngst erst hat er auf der Jahreskonferenz seines Ressorts eine seiner letzten Reden im Amt gehalten.

Er prägte die Versicherungsaufsicht wie kaum ein anderer und begleitete mit der Einführung von Solvency II einen Paradigmenwechsel in der Aufsicht. Die deutschen Versicherungs- und Pensionsfondssektoren haben unter seiner Aufsicht die großen Herausforderungen der Niedrigzinsphase erfolgreich gemeistert,“schreibt die Anstalt in einer Mitteilung. Und BaFin-Chef Mark Branson lässt sich zitieren: „Die BaFin hat heute eine der am meisten respektierten Solvenzaufsichten, und das verdanken wir Frank Grund und seiner Mannschaft.“

zu Wiens

Julia Wiens, BaFin.

Die Berufung Wiens’ bedeutet eine kleine, noch sehr junge Kontinuität: Wie ihre Vorgänger Grund und Felix Hufeld (es begann mit Elke König) stammt auch Wiens aus der Versicherungswirtschaft.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) setze mit der Personalie auf eine erfahrene Expertin aus dem Versicherungsbereich „und besetzt die Posten der Exekutivdirektor*innen erstmals paritätisch“, gendert die Anstalt politisch korrekt, damit aber in schlechtem Deutsch (die Bestätigung Wiens’ erfolgte durch das Bundeskabinett).

Vom Fach ist sie also, und wie: Als Kampfgewicht bringt die heute 53jährige Wiens fast satte 30 Jahre vielfältige Erfahrung im Versicherungswesen auf die Waage. Positiv auch: Da von akademischem Haus aus Mathematikerin und Aktuarin, sollte sie das Bohren dicker Bretter gewohnt sein.

Rückblick: 1994 betritt Wiens bei der Securitas Gilde das Parkett der Lebensversicherung. 2006 wechselt sie zum damaligen Deutschen Ring als Abteilungsleiterin für Aktuarielle Analysen Nichtleben. Von 2009 bis heute besetzt sie verschiedene Führungsrollen bei Baloise (ehemals Basler Versicherungen, das Haus auch Grunds’) in Deutschland, z.B. Leiterin Aktuariat Nichtleben und Industriekundenservice sowie Leiterin Risikosteuerung. Zuletzt war sie verantwortlich für die beiden Vorstandsressorts Lebensversicherung und Finanzen/Kapitalanlagen. Ab jetzt Beamtin.

Bis zum Eintritt Wiens’ übernimmt Axel Oster, Abteilungsleiter in der Versicherungsaufsicht, die kommissarische Leitung des Geschäftsbereichs.

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

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