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Kassandra – Die kommentierte Presseschau zur bAV:

Erster Aufschlag SAUFI

Unregelmäßig freitags bringt PENSIONSINDUSTRIES eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Ein Prämenwettbewerber zur bAV? Seien wir mal nicht selbstsüchtig. Norden: Staatliche Investment- und Vorsorgepolitik at it’s best. Und bitte mit unseligen deutschen Traditionen brechen. Stattdessen den sexy Namen finden. Hier der erste Aufschlag…

Postbank (23. August): „Geplantes Altersvorsorgedepot trifft auf hohe Akzeptanz.“

Das von der Regierung geplante, staatlich geförderte Depot für die private Altersvorsorge stößt laut einer aktuellen Umfrage auf breite Zustimmung, vermeldet die Postbank heute. Das Interesse betreffe sogar Menschen, die bislang keine Wertpapiere nutzen.

58% der Erwerbstätigen erwägen, ein solches staatlich gefördertes Altersvorsorgedepot zu verwenden. Und: Fast jeder zweite, der bislang nicht am Kapitalmarkt anlegt, würde so erstmalig Geld in Wertpapiere investieren, um für das Alter vorzusorgen. 86% der Befragten, die bereits Fonds und Aktien nutzen, würden ihre Investitionen erhöhen. Nur 22% würden ihr Anlageverhalten nicht ändern.

Klingt vielversprechend. Aber: Entsteht hier ein Prämenwettbewerber zur bAV? Nun seien wir mal nicht selbstsüchtig! Denn klar ist:

Alles, was der seit mindestens vier Jahrzehnten nicht mehr zeitgemäßen deutschen Investment- und Wirtschaftskultur – fremdkapital-, fixed income- und garantiegetrieben – auf die Sprünge hilft, ist vorsorge- und auch industriepolitisch nicht nur zu begrüßen, sondern unerlässlich für die Zukunft des Landes (die Damen und Herren von der IG-Metall-Basis können dann ja gern weiter Zusatzbeiträge zur gRV zahlen).

Aber: Königsweg wäre natürlich, bei dem Depot den Arbeitgeber einzubeziehen, in Form einer bAV. Mehr Kraft als ein Vorsorge-Investment über die zusammenwirkenden Akteure Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Kapitalmarkt und fördernder Staat gibt es nirgendwo auf dem Planenten – und ergo nur in der bAV.

Übrigens: Am Namen sollte man arbeiten. Das schöne deutsche Wort „Altersvorsorge“ ist zwar treffend, aber sexy ist anders. Wie will man junge Leute dafür begeistern? Nicht, dass Kassandra hier eine zündende Idee hätte, aber zwei Hinweise:

Erstens sei hier den politisch Verantwortlichen geraten, mit der unseligen deutschen „Tradition“ zu brechen, derartige Neuerungen mit ihrem Namen zu verknüpfen. Namen wie „Riester-Rente“ und „Rürup-Rente“ tragen das Scheitern schon in sich, „Nahles-Rente“ und „Heil-Rente“ sind glücklicherweise schon weniger gängig geworden, und „Lindner-Rente“ oder „Toncar-Depot“ braucht nun wirklich keiner – am wenigsten die beiden selbst.

Zweitens: Denken sollte man mal in die Richtung verniedlichend-liebevoller oder knackiger Abkürzungen bzw. Akronyme. Beispiel Australien: die „Super“ oder „Super Annu“ gehört da so selbstverständlich zum Start ins Erwachsenenleben wie der Führerschein. Da müssen wir hin.

Besonders Akronyme mit viel dichterischer Freiheit können hier vielversprechend sein, die Amerikaner sind hier ja die wahren Meister (bspw. „Fannie Mae“, „Freddie Mac“). Erster Vorschlag ins Blaue: „Staatlich-gefördertes Altersvorsorge und Finanz-Investmentdepot“, kurz SAUFI. Gar nicht so schlecht für den ersten Aufschlag.

Abgesehen davon gilt weiterhin: Abwarten, ob all die schönen Projekte es druch die parlamentarischen Gremien schaffen, bevor die große Politik einen Strich durch die Rechnung macht. Sie wissen schon, Zitronen und so.

Bild (17. August): „Hubertus Heil – Bürgergeld-Minister poliert für acht Millionen sein Image auf.“

In der vergangenen Presseschau wurde (neben der Perspektive eines Krachens der Koalition nach dem Landtagswahlen im Osten) dargelegt, dass die Ministerialen bei den BRSG II im wesentlichen rausgeholt haben, was derzeit rauszuholen ist. Unter Dach und Fach ist wie gesagt noch nichts.

Und Der Minister? Blickt schon nach vorn. Wenn Sie wissen wollen, was ihm wirklich wichtig ist, dann lesen Sie den oben verlinken Beitrag der Bild-Zeitung.

FAZ (14. August): „Norwegischer Staatsfonds – 8,6 Prozente Rendite im ersten Halbjahr.“

Norwegen wie gehabt, staatliche Investment- und Vorsorgepolitik at it’s best. Und als deutscher Beobachter sich dabei bitte immer die Größenordnungen vergegenwärtigen, jüngst erst hier vorgerechnet.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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