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PSV legt Jahresabschluss 2023 vor:

Pegel am Rhein stabil steigend

Lage und Perspektive Deutschlands sind nicht einfach. Doch in der Insolvenzssicherung der deutschen bAV sind große Bankrott-Wellen bislang ausgeblieben. Für Alarmismus besteht kein Anlass; wahr ist aber auch, dass der Pegel steigt. In Köln erledigt man derweil weiter seine Aufgaben.

Vorgestern in Köln: Der Pensions-Sicherungs-Verein VVaG (PSVaG) legt den Geschäftsbericht 2023 für sein 49. Geschäftsjahr vor. Fazit: Sicherungsfälle gestiegen, Schadenvolumen stabil.

Das, was der Verein gestern publiziert hat, überrascht nicht. Erst vor kurzem haben Martin Lätsch und Benedikt Köster in einem Beitrag auf PENSIONSINDUSTRIES Lage und Perspektive der deutsche Wirtschaft aus Sicht der deutschen bAV-Insolvenzsicherung dargelegt.

50 Mal zahlt der Neue weiter

Im Einzelnen die von den Kölnern vorgelegten Zahlen zum Jahr 2023:

  • Schadenvolumen: lag mit 631 Mio. Euro leicht über dem Niveau des Vorjahres.

  • Zahl der Insolvenzen, für die der PSV eintrittspflichtig ist: stieg auf 417 Sicherungsfälle (+52% Anstieg von niedrigem Niveau).

  • Neu zu sichernde Versorgungsberechtigte: stieg um Faktor 4 von 14.200 auf 61.900 Renten und Anwartschaften.

  • PSV-Zahlungen an Berechtigte: 71 Mio. Euro.

  • Konsortiums-Renten an Berechtigte: 861 Mio. Euro.

  • Beitragssatz (wie weiland berichtet): leicht hoch auf 1,9 Promille, entsprechend 740 Mio. Euro.

  • Erträge aus Kapitalanlagen: 189 Mio. Euro.

  • Überschussbeteiligung des Konsortiums: 230 Mio. Euro.

  • Ausgleichsfonds: erhielt 94 Mio. Euro und hat mit 3,4 Mrd. Euro Zielgröße von 9 Promille der Beitragsbemessungsgrundlage erreicht.

  • RfB: erhielten 631 Mio. Euro.

Alles, um den Beitrag klein zu halten

Benedikt Köster, PSV.

Bedeckung bringt’s: Aufgrund des hohen Anteils von Pensionskassenzusagen mit insgesamt relativ geringem Leistungsaufwand blieb das Schadenvolumen trotzdem stabil.

Zudem haben Rückflüsse aus Insolvenzforderungen in Höhe von 132 Mio. Euro das Schadenvolumen reduziert.

In 50 Fällen ist es den Kölnern gelungen, die bAV vollständig bzw. teilweise zurück auf den jeweiligen Arbeitgeber zu übertragen, der nach einer Insolvenz den Geschäftsbetrieb fortgeführt hat; Entlastung dadurch 41 Mio. Euro.

Die Finanzlage des Vereins ist entspannter als zu Jahresbeginn erwartet. Allerdings: Der Vorstand verweist auf einen hohen Anteil der bis Ende 2023 zwar beantragten, aber noch nicht eröffneten Verfahren. Diese und die zugehörigen Schäden betreffen nicht mehr den Jahresabschluss 2023.

Die PSV-Kernziffern des Jahres 2023 im Überblick …Quelle: PSV. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

… und im Zeitablauf:

Quelle: PSV. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Wenn Kölner Cash anlegen …

Marko Brambach, Vorstand PSV.

Zu einem besseren Kapitalanlageergebnis (und damit auch zu der erwähnten entspannten Finanzlage) trugen die zum Jahresende sinkenden Zinsen und steigenden Aktienmärkte bei, Zitat aus dem Geschäftsbericht: „Ein großer Teil der Abschreibungen auf Fonds und Direktbestände aus dem Jahr 2022 wurde wiedergutgemacht“; daher auch die hohe Rückstellung in die RfB – die 2024 abmildern wird können.

Angesichts der Aufgaben des PSV überrascht dessen Anlagepolitik nicht: In der SAA konservatives Risiko/Ertragsverhältnis, Aufteilung der Kapitalanlagen am Zeithorizont der Verpflichtungen orientiert. Der größte Teil der Kapitalanlagen im Direktbestand geführt, Anlagehorizont bis zu 15 Jahre. Dort, also bei Inhaber- und Namensschuldverschreibungen sowie den Schuldscheinforderungen und Darlehen, wurde auf hohe Bonität geachtet, nur IG. Zusätzlich fokussierte sich die Neuanlage auf kürzere Laufzeiten, i.A. aber meist gemäß ALM Cashflow Matching.

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Die Anlagen in Investmentanteilen betreffen deutsche Spezialfonds (Spezial-AIF mit festen Anlagebedingungen) und einen luxemburgischen Spezialfonds für Alternatives. Einlagen bei Kreditinstituten (i.W. Termingelder) werden v.a. für die Schadenabwicklung in den kommenden Jahren benötigt und haben entsprechende Fälligkeiten.

Insgesamt wurden 2023 1,1498 Mrd. Euro in Anleihen sowie Tages- und Termingelder investiert; Schwerpunkt mit rd. 70% weiter auf Kurzfrist. Angesichts des schwierigen Marktumfeld Neuanlagen v.a. in (Sub-)Sovereigns (41%) und Pfandbriefen (15%), Rating über alle Neuanlagen im Schnitt AA-. Rückzahlungen der Emittenten 969,3 Mio. Euro, keine Verkäufe im Direktbestand; grundsätzlich buy and hold bis zur Endfälligkeit, auch aus Kostengründen.

In Spezialfonds wurden insgesamt 533 Mio. Euro neu angelegt, v.a. in Festverzinsliche, sowie zur Anlage der Beitragsliquidität zum Jahresende 290 Mio. Euro in Geldmarktfonds. Der Aktien-Dividendenfonds wurde bei einem Marktwert von 111,6 Mio. Euro mit einem Gewinn von 9,4 Mio. Euro aufgelöst. Die Mittel wurden im Masterfonds in Aktien investiert.Quelle: PSV. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

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Der PSV hält drei Spezialfonds. Während im Masterfonds, unter Beachtung des konservativen Risikoprofils des Vereins, chancenorientiert in risikoreichere Assets als im Direktbestand investiert wird, sind die Anlagen im Liqui-Fonds so ausgestaltet, dass sie über kurze Laufzeiten schnell verfügbar sind und nur geringen Kurs- und Ausfallrisiken unterliegen.

Ein Private Debt-Mandat investiert in vorrangig besicherte Kredite, also in die risikoärmsten Tranchen in diesem Segment mit regionalem Fokus auf Europa und den USA. Die Spezialfonds dienen neben der Erzielung höherer Renditen auch der stärkeren Diversifikation der Kapitalanlagen.

und streiten

Der PSV führte aus den Vorjahren über alle Instanzen und alle Gerichtszweige insgesamt 79 Verfahren auch im Jahr 2023 fort. Im Verlauf des Jahres kamen 44 Rechtsstreitigkeiten in erster Instanz hinzu, 42 wurden rechtskräftig abgeschlossen. Somit waren Ende 2023 noch insgesamt 81 Rechtsstreitigkeiten über alle Instanzen und Gerichtszweige anhängig.

Von den 42 rechtskräftigen Erledigungen gewannen die Kölner 14 (33%). In weiteren 14 Fällen (33%) hat der Prozessgegner seine Klage bzw. Rechtsbehelf zurückgenommen. Drei Verfahren (7%) wurden durch Vergleich beendet. In vier Fällen (10%) unterlag man. Sieben Rechtsstreitigkeiten (17%) wurden auf sonstige Weise erledigt.

Wie geht’s weiter?

Wie die Kölner mitteilen, liegt der bisherige Schadenaufwand 2024 leicht über Vorjahresniveau. Der Verein rechnet insb. wegen der (Nach-)Wirkungen der hohen Zinsen und Inflationsraten auch für die nächsten Monate mit steigendem Insolvenzgeschehen. Das Kapitalmarktumfeld sieht man weiter dynamisch und herausfordernd. Wichtig werde die Entwicklung der Inflation und die Reaktion der Zentralbanken hierauf sein. Und die Geopolitik, die auch den Verein betreffen kann, die ist ohnehin unkalkulierbar.

Bei den Pensionskassenzusagen geht man davon aus, das immer noch nicht alle beteiligten Arbeitgeber gemeldet sind. Das wird man 2024 weiter verfolgen – ebenso wie die Digitalisierung des eigenen Hauses (wofür man im Austausch mit dem BMAS entsprechend nötige Gesetzesänderungen anregt).

Am 18. Juni 2024 findet die diesjährige Mitgliederversammlung am Geschäftssitz des PSV in Köln, allerdings upp dä schäl Sick, statt.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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