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Lurse Round Table „Frauen in der bAV“ – ein familienfreundliches Programm von Roche:

Mit DasElternPlus gegen die Gender-Pay-Gap …

und damit mittelbar auch gegen die Gender-Pension-Gap. Wenn sich Familie und Beruf nur schwer vereinbaren lassen, sind es vor allem Frauen, welche mit geringerem Einkommen, fehlenden Karrierechancen und kleineren Renten konfrontiert sind. Wie der Pharmakonzern Roche in Deutschland hier Abhilfe schafft, erläutert Claudia Feige.

Wie kam es zu der Idee?

Die Idee zu DasElternPlus entstand im Rahmen eines Vorsorgetages bei Roche beim Austausch zwischen der Gesundheits- und der Benefits-Managerin. Sie stellten fest, dass die Schwierigkeit, Familie und Beruf in Deutschland miteinander zu vereinen, sich gravierend auf das HR-Management auswirkt.

Betrachtet man die Erwerbstätigenquote in Deutschland nach Alter des jüngsten Kindes und Beschäftigungsumfang im Jahr 2020 (Abb. 1), wird deutlich, dass hierzulande noch immer weit überwiegend die Mütter in Teilzeit arbeiten. Das ändert sich auch mit zunehmendem Alter des Kindes nicht.

Claudia Feige, Roche.

Von den Vätern dagegen sind maximal 7% in Teilzeit oder gar nicht berufstätig. Dies spiegelt sich auch im Entgelt wider: Nach der Geburt des ersten Kindes sinkt das Einkommen der Frauen in Deutschland und Österreich dramatisch und erholt sich langfristig auch nicht wieder, während es bei den Vätern konstant bleibt (s. Abb. 2)

Abb. 1: Teilzeit in Deutschland ist weiblich.

Quelle: Statistisches Bundesamt; Roche. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Abb. 2: Einkommensentwicklung nach der Geburt des ersten Kindes bei Eltern in Deutschland und Österreich.

Quelle: Henrik Kleven et.al.: Child Penalties Across Countries: Evidence and Explanations“, Princeton University and NBER, March 2019.; Roche, Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Die Gender-Care-Gap hat weitreichende Folgen: Zum einen fehlen Frauen in Führungspositionen, denn mehr Teilzeit-Arbeit bedeutet weniger Karrierechancen. Ein Aufstieg gelingt in der Regel erst ab 75% der Wochenarbeitszeit.

Zum anderen fallen Frauen als Vollzeitbeschäftigte oder solche mit höherer Teilzeitquote in den Unternehmen aus – und das in Zeiten des Fachkräftemangels.

Nicht zuletzt mündet die Gender-Pay-Gap in die Gender-Pension-Gap, sodass viele Frauen in Altersarmut geraten. All das ließe sich ändern – zumal Studien zeigen, dass Eltern eine vollzeitnahe Teilzeit wünschen.

Das Programm und seine Ziele

Genau darauf baut DasElternPlus von Roche auf. Das Programm soll es den Beschäftigten ermöglichen, Berufs- und Familienarbeit zwischen den Geschlechtern fair aufzuteilen. Frauen sollen in einer kinderfreundlichen Arbeitskultur in vollzeitnaher Teilzeit arbeiten, Karriere machen und Führungspositionen übernehmen können. Dadurch bleibt ihr Know-how erhalten, die Motivation hoch und die Nachfolgepipeline gut gefüllt.

Roche fördert daher Eltern, die sich während der ersten vier Lebensjahren eines Kindes verpflichten, mindestens 12 Monate lang partnerschaftlich in reduzierter Vollzeit zu arbeiten, d.h. mit einem Teilzeitgrad von 70 bis 80% oder zwischen 28 und 32 Wochenstunden.

Die Förderung betrug im Pilotprojekt einmalig 10.000 Euro für tariflich und 15.000 Euro für außertariflich Beschäftigte. Sie wird für ein Kind gewährt und an ein Elternteil mit dem Gehalt ausgezahlt. Alleinerziehende erhalten den vollen Betrag. Es genügt, wenn ein Elternteil für Roche tätig ist und der Partner oder die Partnerin bei einem anderen Arbeitgeber in vollzeitnaher Teilzeit arbeitet.

Die Förderung soll Eltern einen Impuls geben, sich zusammenzusetzen und zu planen, wie sich die Familienarbeit gerecht aufteilen lässt.

Ermutigende Ergebnisse

Im September 2021 startete Roche DasElternPlus als Pilotprojekt für zunächst zwei Jahre. In dieser Phase haben 10% der Anspruchsberechtigten – insgesamt 175 Beschäftigte, davon 57% Mütter und 43% Väter – das Programm genutzt.

Die allermeisten Partner waren nicht bei Roche beschäftigt, sodass der positive Einfluss des Programms rund 150 andere Unternehmen mit beeinflusst hat. Dank dieses Erfolgs wurde DasElternPlus inzwischen um weitere 3 Jahre verlängert.

Roche wurde für das Konzept vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Personalwirtschaftspreis 2021 und dem German Equal Pay Award 2022 des Bundesfamilienministeriums.

Auch das interne Feedback fiel sehr positiv aus. Laut einer Evaluation halten 95% der Berechtigten bei Roche das Konzept von DasElternPlus für geeignet, die Arbeitskultur und die Care-Aufteilung in der Familie zu verbessern.

Mindestens 58% der Eltern wollen das Modell für die Aufteilung zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit beibehalten. Und 72% gaben an, dass sich ihre Einschätzung von Roche als familienfreundlicher Arbeitgeber seit der Einführung von DasElternPlus verbessert hat. Eine der unzähligen positiven Kommentare zum Programm:

Vielen Dank, dass wir in der schwierigen Zeit, wo die Kinder noch so klein sind, so viel Unterstützung bekommen! Durch DasElternPlus habe ich mehr Zeit mit meinem Kind und trotzdem kaum finanzielle Nachteile. Sowas ist ein unglaubliches Entgegenkommen vom Arbeitgeber, und das weis ich sehr zu schätzen! Es hilft ungemein, dass Väter mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen und Mütter wieder zurück in die Arbeitswelt gehen können. Damit entsteht die Gleichberechtigung, die sich jeder wünscht.”

Insgesamt hat das Konzept einen Nerv getroffen. Es ermöglicht Eltern, gemeinsam Zeit zu verbringen, und erleichtert ihnen den Alltag, insb. die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Das Programm motiviert Frauen, auch in Teilzeit früher einzusteigen, und trägt zur Bekämpfung eines Stigmas bei. Es fördert die gewünschte Gleichberechtigung zwischen den Elternteilen. Und dank der Höhe der Förderung können die Eltern über die Verteilung der Kinder-Care-Aufgabe entscheiden, ohne dass Geld dabei eine Rolle spielt.

Die Autorin ist People & Culture Reward Partnerin Benefits von Roche in Deutschland.

Der Beitrag beruht auf einem Vortrag der Autorin, gehalten im Dezember 2023 während des Lurse Round Table „Frauen in der bAV“.

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