Jeden Freitag bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Verzockt? Der Kröte Kernthesen.
Süddeutsche Zeitung (30. August): „Altersvorsorge verzockt.“
Kassandra hat einen anderen Blick auf diese japanische Angelegenheit als die Massenmedien, die diese Woche landauf landab die Verluste des staatlichen japanischen Pensionsfonds besungen haben. Dies gilt besonders für die Einschätzung, welche die SZ-Headline hier ausdrückt: Altersvorsorge verzockt. Hier nur kurz der Kröte Kernthesen über Aspekte der Entwicklung die in der Öffentlichkeit zumeist übersehen werden:
Erstens: Ein staatlicher Pensionsfonds, der die eigenen Staatsschulden kauft, ist in dieser Höhe faktisch nicht gefundet, sondern umlagefinanziert (das gilt übrigens auch für manch deutschen Länder-Pensionsfonds).
Zweitens: Der Kauf inländischer Assets – auch wenn es Real Assets sind – bedeutet auf nationaler Ebene keinen wirtschaftlichen Gewinn und Verlust, auch bei Wertschwankungen nicht, sondern stellt nur eine bestimmte Antwort auf eine inländische Verteilungsfrage dar. Echter Gewinn und Verlust für Japan und seine Rentner entsteht nur bei Kauf und Schwankungen ausländischer Assets. Erfolgen im Ausland Verluste durch einen Anstieg der heimischen Währung, ist auch das faktisch kein Verlust.
Drittens: Es war für Shinzo Abe ein leichtes, dem staatlichen Pensionsfonds weniger japanische Staatsanleihen zu verordnen. Denn die Government Bonds zur Staatsfinanzierung lässt er stattdessen schlicht von der Notenbank per QE aufkaufen. Die hat schließlich tiefere Taschen und wird diese Bonds auch niemals fällig stellen (sondern bei Maturity entweder abschreiben oder zum Nullzins refinanzieren – so, wie übrigens FED und EZB auch vorgehen werden).
Viertens: Mittels des Kaufs von Aktien mit dem selbstgedruckten Geld findet auch etwas statt, was man im Westen lange nicht in systematischer Form gesehen hat: eine sukzessive Teil-Verstaatlichung der Industrie. Das ist ums bemerkenswerter, als dass auch die BoJ das viele hierfür aufgebrachte Geld eines schönen Tages durch höhere Leitzinsen und Mindestreservesätze wieder verknappen kann (zumindest theoretisch).
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
Berliner Morgenpost (1. September): „Polizei soll mit Bundeswehr Anti-Terror-Einsatz durchspielen.“
Kassandra bekräftigt erneut: Der Einsatz der Bundeswehr im Innern wird kommen, die Bundeswehr wird künftig zunehmend polizeiliche Aufgaben übernehmen, die deutschen Polizeien werden sich sukzessive militarisieren. Das ist kein Hexenwerk, auch im westlichen Ausland üblich und bei einer Parlamentsarmee auch nicht kritisch. Daher sollten schnellstmöglich suffiziente rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden.
Es sei angemerkt, dass eine solche Maßnahme nicht überbewertet, erst recht nicht als Allheilmittel missverstanden werden soll. Ungeachtet ihrer dringenden Notwendigkeit stellt sie angesichts der geopolitischen Gemengelage keine strategische, sondern lediglich eine taktische Maßnahme dar (ähnlich wie die jüngsten Vorschläge der CDU zur inneren Sicherheit), verbleibt also auf der Ebene der Symptomkosmetik.