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BVV legt Jahresergebnis 2021 vor:

Kann man nicht meckern

Verkorkste Wahlen, Clans, Wohnungsnot etc. pp: Gute Nachrichten aus Berlin sind in Deutschland nicht so häufig. Doch am westlichen Ende des Kurfürstendamms hatte man – Corona hin oder her – für das Jahr 2021 beste Ergebnisse zu vermelden. Und nimmt sich für die Zukunft noch mehr vor. Einen neuen Namen – mit Ambition – gibt es auch schon.

 

Vergangenen Freitag in Berlin, Potsdamer Platz. Erstmals nach zwei Pandemie-Jahren kann der BVV seine Mitgliederversammlungen wieder in Präsenz durchführen.

 

Im Rahmen der Versammlungen des BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes a.G. (Pensionskasse) und der BVV Versorgungskasse des Bankgewerbes e.V. (Unterstützungskasse) werden die Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgestellt.

 

2021 war ein außerordentlich erfolgreiches Jahr für den BVV“, kann Kapitalanlagevorstand Frank Egermann resümieren. Blickt man auf die Zahlen, hat er offenbar recht; im Einzelnen:

 

  • Nettoverzinsung springt von 3,1 auf 6,0% (ohne außerordentliche Erträge 5,6%)

  • Lfd. Erträge von 863 Mio. auf knapp 1,8 Mrd. Euro

  • Beitragseinnahmen plus 22 Mio. auf 731 Mio. Euro

  • Jahresüberschuss plus 146 Mio. auf 250 Mio. Euro

  • Kapitalanlagen jetzt 32,6 Mrd. Euro

  • Eigenkapitalquote 7,3% (die höchste seiner Geschichte)

  • Verwaltungskostenquote von 1,6 runter auf 1,5%

  • Deckungsrückstellung außerordentlich um 785 Mio. (insg. ca. 800 Mio.) Euro erhöht

  • damit Rechnungszinses im Alttarif und im Neutarif der Tarifgeneration 1998 von 3,50 Prozent auf immerhin 3,25% runter

  • Im Pensionsfonds Einmalbeitragsvolumen von 54,1 auf 62,6 Mio. Euro


Risiko runter

 

Frank Egermann, BVV.

Egermann. „Die Stärkung der Deckungsrückstellung aus eigener Kraft bewirkt, dass die Zinsverpflichtungen des BVV dauerhaft sinken. Das ist im Interesse aller Mitglieder des BVV – unabhängig davon, ob sie in naher Zukunft oder erst in einigen Jahrzehnten in Rente gehen.“ Es gelte weiterhin die Maxime, eine Verbesserung der Risikotragfähigkeit, der Leistungsfähigkeit und damit der Unternehmensstabilität des BVV anzustreben.


Im Jahresbericht 2021 blickt der BVV zurück: „Der Gesamtaufwand zur Stärkung der Risikotragfähigkeit – mit Unterstützung der Mitgliedsunternehmen und aus eigener Kraft – beläuft sich seit 2014 auf rund 2,3 Mrd. Euro.“


Noch zu Reserven.
Auf Basis der Buch- und Kurswert-Angaben gemäß § 285 Nr. 26 HGB zu den Fonds stehen zum 31. Dezember 2021 in der Bilanz:

 

  • Buchwert: 16.336.340 TEuro

  • Kurswert: 16.478.026 TEuro


Bei den Rentenpapiere im Direktbestand finden sich:

 

  • Buchwert 16.278.738 TEuro

  • Marktwert 18.664.204 TEuro


Ein Blick in die Zukunft – oder Gegenwart?


Gemäß s
einer Anlagepolitik, so schreibt der BVV in seinem Jahresbericht, ist …

 

„… das Portfolio hochdiversifiziert aufgestellt, um langfristig ein hinreichendes Ertragsniveau erreichen zu können. Der Verzicht auf eine breite Streuung nach Asset-Klassen und Anlageregionen wäre – insbesondere im Niedrigzinsumfeld – ein nicht tragbares Risiko.


Eine langfristig ausgerichtete Anlagepolitik in Verbindung mit hoher Diversifikation wird folgerichtig Kernelement der Strategie für 2022 bleiben. Sofern sich trotz des Zinsumfeldes attraktive Möglichkeiten ergeben, hat die Stärkung des zinstragenden Direktbestandes hierbei unverändert Priorität.“


Attraktive Möglichkeiten in Fixed Income? Das ist zwischenzeitlich hier und da Realität geworden. Ob der BVV und andere EbAV bereits entsprechend re-allokieren, bleibt abzuwarten. Jedenfalls scheint man sich bei Alternatives ohnehin ausreichend gut aufgetellt, heisst es doch im Jahresbericht:

 

Illiquide Portfoliobausteine sind inzwischen mit ihren stabilisierenden Effekten auf Kapitalerträge wie Marktwerte ein Rückgrat des Portfolios. Die Segmente Immobilien, Infrastruktur, Private Equity und Private Debt wurden weiter planmäßig ausgebaut. Insbesondere Private Debt als Substitut für Public Debt (traditionelle Anleihen) wurde deutlich verstärkt. Im Fokus standen Finanzierungsprogramme für Infrastruktur – mehrheitlich Erneuerbare Energien – und Immobilien. Demgegenüber floss trotz weiterer Commitment- und Investitionstätigkeit in den reiferen Investmentprogrammen wie zum Beispiel Private Equity signifikant Kapital zurück.“


Jedoch: „Der Anteil illiquider Portfoliobausteine ist bereits auf dem angestrebt hohen Niveau, sodass in Zukunft eine Ausweitung der Allokation nur selektiv erfolgt.“


Im Pensionsfonds erreichte die durchschnittliche Verzinsung der Kapitalanlagen für eigene Rechnung insg. nur 2,0%. Jedoch: Die Anlagen im Sicherungsvermögen bestehen zum überwiegenden Teil aus Rückdeckungsversicherungen bei dem BVV Versicherungsverein, die die Verpflichtungen des BVV Pensionsfonds kongruent bedecken.


SPM getauft

 

Helmut Aden, BVV.

Das Sozialpartnermodell ist derzeit in aller Munde, und dass auch der BVV daran arbeitet, ist kein Geheimnis. Mittelweile hat das noch ungeborene Kind bereits einen – übrigens ambitionierten – Namen.

 

Attraktive bAV bewegt sich mehr denn je zwischen den Polen bedarfsgerechter Garantien und höherer Renditemöglichkeiten“, erläutert Vorstand Helmut Aden vor den Mitgliedern, und als Full-Service-Anbieter stehe man daher mit seinem SPM namens BVV.MAXRENTE bereits in den Startlöchern.


Mehr machen

 

Marco Herrmann, BVV.

Außerdem stellen sich die Berliner breiter auf. Laut Satzungsänderung, die am Freitag beschlossen wurde, bleibt das Kernversicherungsgeschäft der Pensionskasse zwar im Branchenfokus Finanzdienstleistungen. Doch ab 1. Dezember 2022 kann der BVV auch die Verwaltung von Versorgungseinrichtungen aus anderen Branchen übernehmen und somit offenbar bereits bestehende Anfragen entsprechend bedienen – ein kleiner Trend im Markt, den man bspw. von der Kölner Pensionskasse kennt.


Vorstand Marco Herrmann erläutert Sinn und Zweck dieser Maßnahmen: „Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Regulierung sehen sich v.a. kleinere Versorgungseinrichtungen vor große Herausforderungen gestellt. Zudem sind Unternehmen, die in der Vergangenheit eigene Versorgungseinrichtungen gegründet haben, stärker denn je bestrebt, sich auf ihr Kerngeschäft zu fokussieren und die Verwaltung bAV-Spezialisten zu überlassen. Hier kann der BVV gerade wegen seiner Größe sowie seiner effizienten Prozesse eine deutliche Entlastung darstellen und von den ressourcenintensiven Anforderungen befreien.“


Realwirtschaftliche Herausforderungen im Kerngeschäft, schwierige Kapitalmärkte, anhaltenden Regulierung, die nicht immer in die richtige Richtung geht (jüngstes Beispiel Nachweisgesetz): Dass Industrieunternehmen mit ihren EbAV künftig einen De-Risking-Kurs fahren werden, der in gewisser Weise fiduciarischen Charakter hat, erscheint jedenfalls plausibel (Stichwort MAN).

 

Mach hier keinen Stress!


Z
u der Strategie passt, dass dass der Verein sich vor einem Jahr mit der betavo GmbH einen eigenen Consultant aufgebaut hat. Auch hier kann Herrmann nur Positives vermelden: „In ersten Ausschreibungs- und Beratungsprojekten konnte die betavo mit ihrer Expertise in der bAV bereits überzeugen.“, so der Vorstand, und „durch den Erfolg sehen wir uns in unserer strategischen Ausrichtung zum Full-Service-Anbieter bestätigt. Daran anknüpfend werden wir auch in Zukunft diesen Ansatz vorantreiben und damit unseren Anspruch an stressfreie bAV für unsere Kunden konsequent weiterverfolgen.“

 

Mehr Bits und Bytes

 

Nichts zu jammern auch bei der Digitalisierung: „Wie gut digitale Angebote angenommen werden, sehen wir am Erfolg unseres Kundenportals für Versicherte. Wir konnten im letzten Jahr die Anzahl der Nutzer nahezu verdoppeln.“ Mehr als 45.000 Berechtigte sollen das erweiterte Serviceangebot bereits nutzen. Darauf aufbauend entwickelt der BVV derzeit ein Firmenkundenportal, um auch den Mitgliedsunternehmen die Vorteile einer digitalen Schnittstelle bieten zu können. Parallel wird daran gearbeitet, in naher Zukunft das Kernversicherungssystem des BVV durch eine Microservice-basierte Eigenentwicklung abzulösen.

 

Fazit: Dass der BVV seit jeher eine gut gemanagte EbAV ist, ist bekannt. Dass Unternehmen aller Branchentrotz Corona gute Performances zeigen können, auch. Dass der Verein die Ambition hat, neue Geschäftsfelder zu erschließen und auch die Kraft dazu hat, ist strategisch plausibel, eine gute Nachricht und kann der bAV nur dienen – nicht zuletzt, weil Unternehmen, jüngst namentlich Versicherer – von AXA über Allianz bis Zurich – sich zumindest partiell konsequent aus der bAV zurückziehen und auch damit Räume frei machen für andere Akteure. Und es ist gut, wenn diese Räume nicht leer bleiben.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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