Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Umfrage der PKDW:

Boomer, Zoomer, bAV

Wer auf dem institutionellen Pensions-Parkett tätig ist, sollte nie aus den Augen verlieren, was eigentlich die Menschen denken, suchen, wollen. Eine Pensionskasse hat sich jüngst bei ihren Mitgliedern umgehört. Tanja Hahlen und Daniel Heintges haben die Ergebnisse ausgewertet – und erfuhren: Welche Rolle der bAV zuerkannt wird. Wo es hakt und wo es Luft nach oben gibt. Und was sich viele junge Menschen hoch genug und kurz genug vorstellen.

Die Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft (PKDW) hat auf ihrem diesjährigen Fachseminar am 4. Juli 2024 in Bremen ihre erste eigene Studie mit verschiedenen Fragen zur bAV – was Mitarbeiter über ihre Altersversorgung denken – veröffentlicht.

Tanja Hahlen, PKDW.

An dieser repräsentativen Befragung hatten über 100 Mitgliedsunternehmen der PKDW und ca. 2.000 Mitglieder aus verschiedenen Branchen und teilweise mit unterschiedlichen Durchführungswegen und Versorgungsträgern teilgenommen. Als Ergebnis wurde ein aussagekräftiges Bild über Kenntnisse, Erwartungen und Wünsche der Teilnehmenden geschaffen und viele Anregungen zur Ausgestaltung und Kommunikation der bAV an die Mitgliedsunternehmen mitgegeben. Im folgenden einige Kernergebnisse:

Die Zoomer sind noch nicht bereit, sich mit ihrem Ruhestand auseinanderzusetzen.“

Als erstes wurde nach der Altersgeneration der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt. Die Babyboomer, geboren zwischen 1946 und 1964, waren mit 25,8% an der Befragung vertreten und – vielleicht durch den anstehenden Rentenübergang bis zum Jahr 2029 – auffällig gut informiert.

Die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1980, war mit 50,2% vertreten. Die Generation Y, die Millenials, geboren zwischen 1981 und 1996, hatten hingegen nur einen Anteil von 21,9% an der Befragung. Enttäuschendes Schlusslicht: die Generation Z, die Zoomer, geboren ab 1997, mit nur 2,1% unterproportional zu ihrem Anteil an den Belegschaften vertreten.

Gesundheit und Familie sind und bleiben unbezahlbar.“

Und was wollen die Menschen? Zeit mit der Familie wünschen sich 65,3% der Befragten für ihren Ruhestand. Gesund sein und gesund bleiben wollen sogar 88,7% – verständlich. Dies sind allerdings nur wenig beeinflussbare Ziele.

Monetär beeinflussbar ist es, das eigene Haus und den eigenen Garten zu genießen, so wie es sich 49,7% aller Befragten wünschen. 50,7% wollen im Ruhestand viel auf Reisen gehen, 49,8% wollen ihren Hobbys nachgehen (Mehrfachnennungen möglich). Die in der Befragung genannten Wünsche für das Rentenalter deuten aber auch auf einen erhöhten finanziellen Bedarf im Alter hin. Denn Reisen und Hobbys kosten Geld.

Hoch genug – so stellt es sich ein großer Teil der Bevölkerung bei der Auskömmlichkeit der gesetzlichen Rente zumindest vor.“

Im Wesentlichen lässt sich festhalten, dass 40 bis 60% der Befragten eine gute Einschätzung in Sachen Versorgungssituation und Höhe der Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung haben.

Daniel Heintges, PKDW.

Die Trefferquote lag hier vor allem bei den Babyboomern weit vorne. In den anderen Gruppen glauben viele an ein teilweise deutlich höheres Niveau aus der gesetzlichen Rentenversicherung als tatsächlich gegeben. Bei den jüngeren Generationen schätzt sogar nur jeder Fünfte das Rentenniveau richtig ein, was für die Altersplanung fatale Folgen haben kann.

Die Dauer des Rentenbezugs wird unterschätzt.“

Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer liegt heute bei über 20 Jahren, also bereits doppelt so lang wie noch in den sechziger Jahren. Über 40% der Befragten schätzen eine mögliche Rentenbezugsdauer durchaus realistisch ein. Die Mehrzahl tut dies jedoch nicht und würde bei einer eigenorganisierten Rentenzahlung das vorhandene Kapital zu früh aufbrauchen. Eine verspätete Altersarmut wäre die Folge.

Damit genau dieses nicht passiert, sind bei der individuellen Altersplanung lebenslange Renten umso wichtiger. Die Abbildung einer lebenslangen Rente erfolgt sinnvollerweise über einen darauf ausgerichteten Versorgungsträger, der diese auch lebenslang garantiert.

Positiv ist, dass lediglich 2,3 Prozent aller Befragten bisher gar nicht für das Alter vorsorgen.“

Die bAV ist neben der ersten Säule die wichtigste Vorsorgeart – das sehen 82,4% der Befragten so. Die eigene Immobilie zählt mit 65,3% ebenso zu den beliebtesten Vorsorgearten. Das Sparbuch ist bei der Babyboomer-Generation weiterhin beliebt, während die Generation Z verstärkt Aktien oder Fonds zur privaten Vorsorge wählt.

Abb. 1: Wie sorgen Sie zusätzlich für Ihren Ruhestand vor?Quelle: PKDW. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Positiv zu bewerten ist, dass lediglich 2,3% aller Befragten angibt, bisher gar keine Vorsorge zu betreiben.

Die gute Nachricht ist, dass nur 25% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unzufrieden sind.“

Die Befragten bewerten das bAV-Angebot in ihren Unternehmen zu 75% positiv. Insbesondere die Attraktivität durch Arbeitgeberzuschüsse wird hervorgehoben, aber auch die Flexibilität in der Beitrags- und Leistungsgestaltung.

Abb. 2: Was gefällt den Mitarbeitern (nicht) am bAV-Angebot ihres Arbeitgebers?

Quelle: PKDW. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Die verbleibenden 25% bemängeln im Wesentlichen, dass sich ihr Arbeitgeber gar nicht oder zu geringfügig an der bAV beteiligt. Als weitere negative Parameter wurden gennant: bAV-Modelle mit Provisionen oder Abschlusskosten, zu wenig Rendite sowie Nichtverständnis der komplexen Materie.

Der Sieger ist die persönliche Kommunikation!“

Bei der Frage, wie gut sich die Beschäftigten von ihren Arbeitgebern in Sachen bAV informiert fühlen, wird „Luft nach oben“ mehr als deutlich. Denn 43,9% der Befragten fühlen sich eher schlecht informiert.

Egal, ob zufrieden oder unzufrieden: Einig sind sich alle Befragten bei der Wahl der Kommunikationsmittel. Alle finden kompetente Ansprechpartner auf Unternehmensebene und auf Seiten der Versorgungsträger wichtig, gefolgt von persönlicher Beratung und Informationsveranstaltungen. Broschüren, Flyer, Intranet, Homepage des Versorgungsträger sowie Portale wurden auch als nützlich angegeben, erreichen aber lange nicht den Stellenwert des persönlichen Austauschs.

Das magische Dreieck der Geldanlage beschreibt das Spannungsverhältnis zwischen Rendite, Sicherheit sowie Verfügbarkeit und verdeutlicht vor allem, dass diese Ziele nie gleichzeitig voll erfüllt werden können.“

77,6 % der Befragten voten für Sicherheit in der bAV. Parallel stimmen 65,3% der Befragten aber auch für gute Renditen. Unterschiedlich werden die Meinungen jedoch bei einer chancenorientierten Ausgestaltung der Kapitalanlage:

Etwa 26 % der Befragten sehen eher die Risiken im Vordergrund als mögliche Chancen, 52,6% stehen einer kapitalmarktorientierten Ausgestaltung positiv gegenüber, und alle anderen geben an, dass ihnen genaueres Wissen fehle. Grundsätzlich feststellbar: Je „jünger“ die Befragten, desto positiver ist die Einstellung zu kapitalmarktorientierten Produkten. 76,3% der Generation Z, 59,1% der Generation Y und 50,4% der Gen X sehen eher Chancen als Risiken.

Es gibt nicht für alle Problemfelder Lösungen. Aber für viele.“

Fazit: Altersversorgung bekommt mit zunehmendem Alter höhere Relevanz, ist aber noch kein relevantes Thema für die jüngeren Generationen, die jedoch aufgrund der Zeit bis zum Rentenübergang beste Chancen haben, möglichst viel zu erreichen. Gute und frühe Vorsorge tut jedenfalls insb. dann not, wenn im Alter aufgrund von Hobbys, Reisen und anderen Plänen ein entsprechend hoher Kapitalbedarf erforderlich ist.

Aufklärung über die Höhe der gesetzlichen Rente ist ein besonders relevantes Thema, da viele der Befragten an ein höheres Niveau als praktisch gegeben glauben. Finanzbildung sollte in unserer Gesellschaft generell einen höheren Stellenwert erreichen.

Die Unternehmen können durch gute Kommunikationskonzepte einen Beitrag zur Finanzbildung leisten.“

Neben Workshops der gesetzlichen Rentenversicherung in den Unternehmen ist ein strukturiertes und transparentes bAV-Kommunikationskonzept sinnvoll. Durch das Angebot von sicherheits- und kapitalmarktorientierten bAV-Systemen kann eine gute Mischung aus „beiden Welten“ erreicht werden. Denn am Ende bleibt eins für die meisten Menschen gültig: Die gesetzliche Rente allein wird für das Alter nicht ausreichen.

Die vollständige Studie findet sich auf Seiten der www.pkdw.de zum Download.

Daniel Heintges ist Bereichsleiter bAV-Beratung der Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft VVaG in Duisburg.

Tanja Hahlen ist Vorstand der Pensionskasse für die Deutsche Wirtschaft VVaG in Duisburg.

Von ihnen bzw. anderen Autorinnen und Autoren der PKDW sind zwischenzeitlich bereits auf PENSIONSINDUSTRIES erschienen:

Umfrage der PKDW:
Boomer, Zoomer, bAV
von Tanja Hahlen und Daniel Heintges, 15. August 2024

Podiumsdiskussion auf der Fachtagung der Pensions-Akademie:
Von Sofas ...
von Andreas Fritz, 30. März 2023

Unternehmensliquidation und bAV:
Achtung, Liquidator!
von Tanja S. Hahlen und Andreas Fritz, 2. August 2022

Von fehlender Nachvollziehbarkeit, Angst, Wettbewerbsverzerrung und mehr...
Cornelia Rütters, Ina Niebur und Andreas Fritz; Duisburg, 3. Dezember 2019

Entgeltumwandlung 2.0: Insolvenzschutz einmal anders
Cornelia Rütters und Andreas Fritz; Duisburg, 18. August 2016

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.