Eigentlich wollten PENSIONS●INDUSTRIES und Kassandra noch in der kurzen Weihnachtspause sein. Doch heute muss die Kröte nochmal ran, denn zwischen den Jahren ist einiges passiert: Eine kleine gute Nachricht aus dem Bundesrat. Grimm skeptisch zur Rentenkommission. Berliner Zahnarztdrama geht in die nächste Runde. BaFin setzt zweiten Sonderbeauftragten ein. Die Sache mit den Schließfächern. Der Rat an die europäische Diplomatie. Warum soll einer, der einmal schlau war, nicht zweimal schlau sein? Wie man sich vor der Wahl am besten lächerlich macht. Was niemals reichen wird. Silber, Silber, Silber… und dass keiner weiß. Und nichtmal das.
Bundesrat (19. Dezember): „Bundesrat macht den Weg für 36 Gesetze frei“
Eine kleine gute Nachricht: Unter den drei Dutzend neuen Gesetzen befand sich auch das BRSG 2.0. Die Zeit des Zitronenhandels ist damit vorbei, Sie wissen schon …
Die Welt (17. Dezember): „Wirtschaftsweise: ‚Unausgegorene Vorschläge‘ – Grimm hält Erfolg der Rentenkommission für ‚völlig unmöglich‘.“

Kassandra hatte bei Besetzung der Rentenkommission bereits gegunkt, dass bei der Sache genau gar nichts herauskommen wird. Diese Prognose hat die Kröte längst nicht allein. Die etwas unbequeme Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm hatte sich bereits ähnlich geäußert. Ohnehin muss man fragen, warum Prof. Martin Werding sich die Teilnahme dort überhaupt antut. Die Sache wird absehbar als Luftnummer enden.
Bild (5. Dezember): „IW-Studie: Deutsche zahlen mehr Steuern und Beiträge als je zuvor.“
Steuern und Beiträge – auch das hat unmittelbar mit dem Gesamtsystem der Altersvorsorge zu tun. Jedoch: Trösten Sie sich. Denn der von der Bild dokumentierte Rekord ist nicht von Dauer. Dieses All Time High wird in Kürze schon wieder Geschichte sein, gebrochen vom nächsten ATH.
Zur Erinnerung: Der deutsche Sozialstaat hat schon 2024 unfassbare 1,345 Bio. Euro verschlungen – Tendenz steigend. Es ist der ewige deutsche Kreislauf dieser Ära: Mehr Steuern, mehr Abgaben, mehr Schulden, mehr Staatsquote, mehr Sozialstaat … Mehr geht immer. Und wenn Sie denken, es müsse doch eines Tages mal gut sein: Nein! Es wird niemals gut sein! Es geht immer weiter. Oder wie ein altes deutsches Sprichwort sagt: Der wohle Krug geht aufs Eis, bis der Esel in den Brunnen bricht. Oder so ähnlich.
Im Zuge der seinerzeitigen Rettung des Euros sagte weiland EZB-Präsident Mario Draghi mit Blick auf die hierzu nötigen Mittel: „Glauben Sie mir, es wird reichen.“Angesichts des inhärenten Triebes von deutscher Politik und Bürokratie, den völlig außer Kontrolle geratenen Sozialstaat immer weiter aufzublähen, sagt Kassandra mit Blick auf die hierzu nötigen Mittel: „Glauben Sie mir, es wird (ihnen) niemals reichen. Niemals.“
RBB (5. Dezember): „Finanzkrise beim Versorgungswerk: Zahnärzte rechnen mit Milliardenverlust bei Altersversorgung.“

Ende November hatte die Welt vermeldet, dass sich die Verluste bei dem bVW der Berliner Zahnärzte (VZB) auf 500 Mio. Euro belaufen. Schon seinerzeit hieß es, dass hier die Verlust-Größenordnung der Milliarde – die Hälfte des Kampfgewichtes – nicht auszuschließen sei.
Wenige Wochen später ist es nun offenbar soweit, jedenfalls berichtet der RBB, dass man nun bereits von 1,1 Mrd. Euro auszugehen habe. Der Sender beruft sich auf Thomas Schieritz, den neuen Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses des VZB.
Nun, bleibt zu hoffen, dass Schieritz (übrigens selber Kieferchirurg, also vermutlich fachfremd) den ehernen Grundsatz alter Management-Schlachtrösser beherzigt hat und zu Beginn der Amtszeit sämtliche Leichen aus den Kellern ans Tageslicht geholt und außerdem die Lage über die Maßen schwarz gezeichnet hat – um dann am Ende als Sanierer nicht schlechter dazustehen als bei Amtsantritt.
Übrigens gibt es nun etwas, das ein Welt-Leser seinerzeit in der Kommentarfunktion bereits beunkt hatte: Dass beizeiten der Ruf laut werde, der Staat möge per „Sondervermögen“ den Zahnärzten die Verluste ersetzen. Jedoch: Den Steuerzahler für Schieflagen in Pensionsfonds heranziehen zu wollen, das findet man nicht nur in Berlin. Sondern auch in Brüssel.
BaFin (19. Dezember): „VdW Pensionsfonds AG: BaFin setzt zweiten Sonderbeauftragten ein.“
Der erste Sonderbeauftragte ist exPSV-Vorstand Hans H. Melchiors. Der zweite heißt Sebastian Sturm. Würde der Fonds beizeiten Kandidat für ein OCIO, würde das nicht überraschen.
The Commodity Futures Trading Commission (29. September 2020): „CFTC Orders JPMorgan to Pay Record $920 Million for Spoofing and Manipulation.“
Silber, Silber Silber ist in aller Munde. Die Kurskapriolen mit Tendenz nach oben in diesen Tagen sind in der Tat enorm. Ein wichtiger Player in diesem Spiel unstrittig: JP Morgan.
Hier eine kleine Zeitreise zurück ins Jahr 2020, als JP Morgan (nicht als einzige Bank) wegen Manipulation der Edelmetallmärkte zu fast 1 Mrd. USD Geldstrafe verdonnert wurde. Wie gesagt, das war im Jahr 2020. Wenn man weiter recherchiert, soll der Mechanismus der Folgende (gewesen) sein: Die Bank manipuliert bspw. mit Papiersilber den Markt nach unten, erzielt dabei Gewinne und – wichtig – häuft mit diesen Gewinnen physische Bestände an. Das soll namentlich für JP Morgan und namentlich für Silber gelten. Es gibt nicht wenige Stimmen, die hier eine informelle Zusammenarbeit mit der Fed am Werk sehen, die kein Interesse an zu hohen Edelmetallpreisen haben könne – da diese die Inflation zu sichtbar machen.
Soweit, so schlecht.
Ebenso schlecht die wilden, größtenteils wirklich hanebüchenen Geschichten, die nach jedem Silberanstieg im Netz, zuvorderst auf YouTube, in Sachen Silber kursieren. Manche sind fundiert, die allermeisten jedoch nicht. Industrieverbrauch, Geopolitik, Handelskriege, strategische Defizite in Ost und West … der unmittelbar bevorstehende Silver Short Squeeze wird beschrieen – auch weil die Kurse des Papiersilbers und die an der physischen Shanghai Gold Exchange zunehmend auseinanderfallen. Aber: Short Squeeze? Wenn doch der angeblich größte Manipulator und Short-Player, der auch noch mit dem Segen der Fed agieren soll, auf einem biblischen Berg physischen Silbers sitzt? Wie soll das denn zusammen passen? JP short gegen sich selbst?
Und vor allen Dingen eine Frage wird nicht gestellt – die sich aber Kommissar Kassandra geradezu aufdrängt:

So denn JP mittels Marktmanipulation den Silberpreis seit ca. 2010 nach unten manipuliert (hat) und wirklich gleichzeitig enorme physische Bestände aufhäufen konnte, dann hieße das also, dass die Bank über erhebliche, physisch begründete Gestaltungsspielräume verfügt – denn gerade in diesen wilden Zeiten kann man besonders mit physischen Beständen den Markt dominieren. Sollte dies aber der Fall sein, dann schiene es doch nicht unplausibel, dass man möglicherweise jetzt genau das Gegenteil zu früher macht: nämlich den leichtgläubigen Markt mit Gerede einer Knappheit beim physischen Silber nach oben manipulieren, um sich dann genau von diesem zu historischen Höchstpreisen trennen zu können. Transition Management der ganz eigene Art eben. Belegbar? Nein. Denkbar? Ja, durchaus. Warum soll einer, der einmal schlau war, nicht zweimal schlau sein?
Wie dem auch sei, vielleicht besteht die Knappheit wirklich, vielleicht kaufen die Chinesen wirklich den Markt leer, vielleicht geht die Rallye weiter, und die gegenwärtige Backwardation ist ja in der Tat real, die Aushöhlung der Währungen ohnehin … doch sollte der Silberpreis bald wie heiße Luft in sich zusammenfallen und Silber zurück in seinen Dornröschenschlaf um ca. 25 USD/Oz fallen, wäre das alles andere als eine Überraschung. Nur eines weiß man sicher: Dass keiner weiß. Und nichtmal das.
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
Bild (30. Dezember): „Mit Riesen-Bohrer in Gelsenkirchener Sparkasse eingebrochen: Polizei-Einsatz! Bankkunden bangen um Geld, Gold und Schmuck.“
Bankrun der etwas anderen Art. Zitat aus der Bild: „Die Sparkasse verweist auf den Versicherungsschutz. Grundsätzlich sei jedes Schließfach mit 10.300 Euro versichert.“ Und die meinen, so läppsch kommen die damit durch?
Kaum. Denn wenn eine Bank Schließfächer gegen Geld vermietet, sich selbst Bank nennt und damit Sicherheit suggeriert und dann – wie es aussieht – nicht mal eine stumpfe Alarmanlage oder gar einen einfachen Vibrationsmelder hat, vermutlich nicht mal Kameraüberwachung (alles bei Amazon oder Temu für wenige 100 Euro bestellbar und auch selbst installierbar), handelt fahrlässig, eher grob fahrlässig. Zu hoffen ist, dass die Sache vor Gericht geht.
In den allermeisten Schließfächern dürfte sich dabei deutlich mehr als der Standard-Versicherungssumme befunden haben. Diese ist mittlerweile bspw. durch zwei Goldmünzen à 1 Oz nahezu ausgeschöpft.
Bild (17. Dezember): „Wegen Corona-Notlage! Bund soll Haseloff entmachten.“

Zu „mehr geht immer“ passt auch das hier: Der Landtag von Sachsen-Anhalt hat schon wieder – wohlgemerkt Ende 2025 – eine Corona-Notlage ausgerufen. Und das nun schon zum siebten Mal hintereinander!
Offenbar möchte man sich in Sachsen-Anhalt wenige Monate vor der Landtagswahl vor den Wählern noch mal so richtig lächerlich machen. Kann man etwa die Klatsche gar nicht erwarten, die man da bekommen wird?
Die Welt (21. Dezember): „‘Mit einer Rückzahlung der Ukraine-Kredite ist in kaum einem Szenario zu rechnen’.“
Damit drei Dinge klar sind: Erstens – und das haben zahlreiche, fast alle Kommentatoren schon geschrieben – weiß jeder, dass Russland diese 90 Mrd. Euro niemals bezahlen wird. Es gibt ja auch nur zwei Möglichkeiten: Entweder es kommt jetzt endlich zu einem Frieden, dann wird Russland dort selbstverständlich nicht reinverhandeln, für europäische Schulden und weitere Ukraine-Gelder geradestehen zu müssen.
Oder aber der Krieg geht weiter, eskaliert möglicherweise sogar, dann kann von einer russischen Kostenübernahme erst recht keine Rede sein.
Zweitens kann man davon ausgehen, dass wenn der Krieg weitergeht, diese 90 Mrd. erst der Anfang sein werden.
Und drittens: Dass man allein schon mit dem Gerede um die Beschlagnahme der russischen Assets bei Asset Ownern rund um den Globus Stirnrunzeln ob der Zuverlässigkeit Europas als Standort von Zentralverwahrern ausgelöst hat und nun auch noch Eurobonds durch die Hintertür eingeführt hat, kann Merz sich persönlich ans Revers heften. Respekt dafür.
Jedenfalls scheint dieser Frieden doch länger auf sich warten zu lassen. Auch für unser aller Donald gilt: „Love is like war: easy to start, difficult to end.“ Möglicherweise pokern die Russen mit ihrer destruktiven Verhandlungstaktik darauf, dass der US-Präsident irgendwann schlicht Lust und Interesse an diesem Konflikt und seiner Lösung verliert und die USA aus der Ukraine-Unterstützung schnöde zurückzieht? Ganz nach der Maxime von Referees im nordamerikanischen Eishockey: Lasst sie sich ausboxen. Und die Europäer tun den Russen noch den Gefallen, dieses Spiel der Russen mitzuspielen, den US-Präsidenten zu vergrätzen – so dumm muss man erstmal sein.
Denn wenn die USA sich tatsächlich zurückziehen sollten, dann wird die Sache hier kritisch. Nochmal: Die Europäer, nicht einmal die starken Briten, wären in der Lage, einen Rückzug der USA aus dem Konflikt technologisch zu kompensieren; auf der Ebene der Military Intelligence schon gar nicht.
Und dann? Dann könnte es für das taumelnde und überforderte Russland – zu Erinnerung: dieser asymmetrische Konflikt geht nun bald ins fünfte Jahr! – rational werden, die Solidarität der militärisch und nachrichtendienstlich debilen Europäer mit der Ukraine mit kleinen Eskalationsschritten Richtung Zentraleuropa auf die Probe zu stellen. In jedem Fall kann der deutschen und europäischen Diplomatie nur geraten werden, alles dem obersten strategischen Ziel unterzuordnen, dass die USA bis zu einem Frieden in diesem Konflikt engagiert bleiben.
Ein Ausscheren der USA wäre für ganz Europa (einschl. Russlands) äußerst gefährlich. Kein einziges Blatt Papier sollte in dieser Phase des Krieges zwischen Amerikaner und Europäer passen dürfen – doch genau das Gegenteil ist der Fall. Und genau das gibt dem semi-rationalen Russland Optionen, die es – im Sinne aller, auch seiner selbst – nicht haben sollte.

Ulkige Ironie der Geschichte: Mit den USA treten derzeit ausgerechnet diejenigen am engagiertesten für den Frieden ein, die als raumfremder Akteur am meisten von ihm profitieren. Und die drei anderen in dem Spiel, die alle eben nicht raumfremd sind, ruinieren sich munter weiter.
Wie dem auch sei, es geht also um mehr als nur diese 90 Mrd. Euro, geopolitisch wie fiskalisch. Jedenfalls ist nun ein substanzieller Schritt Richtung EU-gemeinschaftlicher Neuverschuldung getan, der das Zeug hat, ins Trab und später ins Galopp zu kommen.
Dies betrachtet mit den weiteren enormen Herausforderungen Europas – v.a. der absehbar kostspielige Wiederaufbau der Ukraine, dann die desaströse Lage Frankreichs sowie die fiskalische Überdehnung Deutschlands samt rapider deutscher De-Industrialisierung mit Folgen für ganz Europa – sollte jeden daran erinnern: Es gibt nur eine, die liquide genug ist, diese Aufgaben zumindest mit Geld zuzudecken. Und das ist die Frau mit dem Büro im Frankfurter Ostend und der Notenpresse im Keller. Jedenfalls kann man durchaus mit gewissem Erstaunen zur Kenntnis nehmen, dass der Euro zum USD tatsächlich bei eins zu 1,17 notiert. Ja, es gibt auch ein paar Dollars und ein paar Bio. US-Staatsschulden zuviel auf der Welt. Doch abgesehen davon laufen alle geostrategischen Trends nach wie vor für Nordamerika – und gegen Europa.
Bild (21. Dezember): „Atom-Flugzeugträger: Frankreich baut größtes Kriegsschiff Europas.“
Apropos desaströse Finanzlage Frankreichs: Aus dem Vollen schöpft man dort trotzdem gerne. Nun, immerhin kann man schwimmende Flughäfen bauen. In Deutschland hat man damit ja schon an Land Schwierigkeiten.
Kassandra wünscht sich selbst, aber auch der gesamten Leserschaft nur das Beste für 2026. Wir werden es alle gemeinsam brauchen können.
Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier:



















