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Aon-Studie zu Sicherheit, Rendite und Gender Gaps in der bAV:

Wish you were Cash? Von …

wegen. Die GRV ist unter Druck, die bAV-Durchdringung stagniert. So ist die Lage. Was aber die Menschen von der bAV erwarten, hat erneut eine aktuelle Umfrage erhoben, und die hat teils Bemerkenswertes zutage gefördert: dass zumindest in manchen Aspekten die Menschen im individuellen ungefähr so fühlen, wie die Institutionellen auf unserem Parkett kollektiv operieren. Und wer wirklich King ist auch.

Jüngst hatte PENSIONSINDUSTRIES über eine Studie von Deloitte berichtet, in welcherder Blick der Menschen auf die Altersvorsorge, namentlich auf die bAV untersucht worden ist.

Nun hat Aon eine repräsentative Studie zu Erwartungen in der bAV veröffentlicht, für die in Zusammenarbeit mit YouGov mehr als 1.100 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Alter von 18 bis 63 Jahren befragt worden sind; einige Kernergebnisse:

  • 68% der Befragten wollen, dass die bAV die Chancen des Kapitalmarkts nutzt.

  • 70% unterschätzen den Gender Pension Gap.

  • Mehrheit ist zu eigenem Verzicht zugunsten gerechterer Verteilung bereit.

  • Präferenz für Garantien oder Rendite variiert mit Alter und Einkommen der Befragten.

Im Folgenden einige weitere Details:

Das Lebenszyklusmodell im eigenen Kopf – und etwas Angst vor der eigenen Courage

Bei der Altersversorgung, wie häufig gefordert, das Potenzial kapitalmarktorientierter Anlagen stärker zu nutzen, trifft vor allem bei jüngeren und besserverdienenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf Zustimmung, wie die Aon-Studie zeigt: Demnach finden dies mehr als zwei Drittel der Befragten eher oder sogar sehr wichtig, die Chancen des Kapitalmarkts für die bAV zu nutzen. Das ist erstmal zu begrüßen.

Indes folgt das (teilweise) Einknicken auf dem Fuße: Mit Blick auf das daraus resultierende Risiko, bei einer ungünstigen Kapitalmarktentwicklung niedrigere Leistungen zu bekommen, geben 55% der Befragten trotzdem garantierten Leistungen den Vorzug.

Auch bei der möglichen Rentenvola kleben die Leute offenbar selbst in der Zusatzversorgung immer noch an den Garantien (die sie selbstredend selbst bezahlen). Die Zusatzrente könnte auch mal fallen? Gott sei bei uns:

Quelle: Aon. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Übrigens: Je älter die Befragten und je näher der eigene Renteneintritt, desto mehr rücken Garantien in den Fokus. Das wiederum ist nachvollziehbar, entspricht es doch im Grundsatz dem, was wir auf de Parkett unter Lebenszyklusmodell verstehen – mit der Einschränkung, dass niederigvolatiles Investment das Mittel der Wahl sein sollte und nicht Garantien.

Die eigene Risikotragfähigkeit

Ebenso nachvollziehbar: Auch die Höhe des Einkommens hat großen Einfluss auf das persönliche Risikoprofil: So sind für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit weniger als 2.500 Euro Gehalt Garantien erheblich wichtiger als Anlagenchancen, die mehr Rendite versprechen, aber auch Risiken bergen können. Mit wachsendem Einkommen steigt die Bereitschaft, auch risikoreichere Optionen zu nutzen. Auch das kennen wir spiegelbildlich auf unserem Parkett bestens: Bei Pensionskassen firmiert sowas unter dem aufsichtsrechtlich relevanten Terminus der Risikotragfähigkeit.

Gap heute macht Gap morgen – und die bAV ist schuld?

Frauen sparen meist weniger für ihre Altersversorgung an, weil sie eher in Teilzeit arbeiten als Männer und häufiger ihre Erwerbsbiografie für Erziehung oder Pflege unterbrechen. Hieraus resultiert in der folge auch ein signifikanter Unterschied in der Altersversorgung zwischen Männern und Frauen. Soweit bekannt, soweit so schlecht.

Wie groß dieser Gender Pension Gap tatsächlich ist, wird dramatisch unterschätzt, stellt Aon fest: Nur 7% der befragten Männer und 14% der Frauen schätzen es richtig ein, dass das durchschnittliche Alterseinkommen einer Frau rund 37% niedriger ist als das eines Mannes.

Dass die Systeme der bAV generell Frauen benachteiligen, bestätigt rund ein Drittel der Befragten. Bei den von den Unterschieden überwiegend betroffenen Arbeitnehmerinnen und Teilzeitbeschäftigten sieht rund die Hälfte der Befragten eine Benachteiligung:

Quelle: Aon. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Das ist bemerkenswert, muss man doch wirklich hinterfragen, ob es die bAV-Systeme sind, die benachteiligen. Die Versorgungswerke setzen schließlich nur das um, was ihn von außen zugeführt wird, und das dürften sie wohl in aller Regel völlig korrekt tun. Die Versorgungswerke können nicht Lebenswege korrigieren, und zumindest nach Ansicht des Chronisten sollten Versorgungswerke nicht zu Umverteilungmaschinen degradiert werden, um gesellschaftliche Entwicklungen des Berufslebens ausgleichen zu wollen.

Mehrheit zu eigenem Verzicht zugunsten gerechterer Verteilung bereit

Doch möglicherweise ist der Chronist hier mal wieder zu harsch. Denn: Mit Blick auf die Auswirkungen gesundheitsbedingter Arbeitszeitreduzierung, Elternzeit und Pflegezeit auf die Altersversorgung ermittelt die Studie bei der Mehrheit der Befragten eine hohe Bereitschaft, diese Folgen über einen kollektiven Ausgleich abzumildern – auch wenn dies zulasten der eigenen Versorgung geht.

Bis zu zwei Drittel geben an, dass es ihnen sehr wichtig oder eher wichtig ist, dass die bAV einen derartigen sozialen Ausgleich fördert.

Angelika Brandl, Aon.

Angelika Brandl, Partner bei Aon, unterstreicht: „Unsere Untersuchung zeigt ein überraschend hohes Bekenntnis zum sozialen Ausgleich. Die Befragten sind bereit, für sich selbst niedrigere Versorgungsansprüche in Kauf zu nehmen, um im Gegenzug für benachteiligte Gruppen den Pension Gap zu reduzieren. Arbeitgeber, die soziale Komponenten in die bAV integrieren, können daher mit großer Zustimmung rechnen.“

Die Frage des Stellenwertes

Wer ist hier King?

Der hohe Stellenwert, den die bAV bei den Befragten hat, spiegelt sich in den Antworten auf die Frage wider, wofür die Befragten zusätzliches finanzielles Budget nutzen würden, das ihnen von ihrem Arbeitgeber bereitgestellt wird. Auf dem Spitzenplatz der Antworten – man lese und staune: die bAV, und zwar vor direktem Cash. Das ist nun wirklich erstaunlich.

Händchenhalten in der bAV – und rollt mich einfach ein

Dass sich Beschäftigte zudem beim Thema Altersversorgung von den Unternehmen an die Hand nehmen lassen wollen, ist eine altbekannte Feststellung. Die Studie zeigt das am Beispiel der Rückmeldungen zum Thema Auto-Enrollment:

Stephanie Zelosko, Aon.

Zwei Drittel zeigen sich offen, dass sie automatisch in eine Entgeltumwandlung einbezogen werden, sofern die Möglichkeit gegeben ist, dieser zu widersprechen. Stephanie Zelosko, Senior Consultant bei Aon, betont: „Die Studie bestätigt einmal mehr die hohe Wertschätzung, die die bAV genießt.

Die Studie – die alle Fragen detailliert nach Alter und Geschlecht aufschlüsselt – kann auf Seiten Aons hier angefordert werden.

Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.


Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

Alle Bilder von Kassandra ab Februar 2025 sind KI-generiert.

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