Mit dem BRSG werden in Deutschland erstmals bAV-Zusagen möglich, die auf Garantien nicht nur verzichten können, sondern dies sogar müssen. Diese bAV-Reform wirft in allen Bereichen des Pensionswesens eine Vielzahl an Fragen auf, nicht zuletzt im Asset Management. Die kommende Lage, im unverändert schwierigen Kapitalmarktumfeld losgelöst von den Lasten der Garantien zu investieren, diskutierte Pascal Bazzazi in den Räumen des BVV am Berliner Kurfürstendamm mit Andreas Hilka, Thomas Huth, Rainer Jakubowski und Olaf John.
Guten Morgen, die Herren, ich begrüße Sie zu unserem Round Table „Endlich CDC! Und wohin nun mit der neuen Freiheit?“. Die bAV-Reform ist verabschiedet, ob sie Erfolg zeitigt, wird man sehen. Reden wollen wir heute vor allem über den Umgang mit den neuen Freiheiten in der Kapitalanlage, die nach dem Verbot von Garantien im Sozialpartnermodell entstehen. Ursache, mindestens aber Auslöser des gesetzgeberischen Handelns war jedoch der politisch induzierte Niedrigzins. Herr Jakubowski, rechnen Sie mit einer Zinswende, für die sich erste Anzeichen andeuten – sei es in Euroland, sei es in anderen Währungsräumen?
Jakubowski: Irgendwann wird sie kommen, Herr Bazzazi. Die Amerikaner, auch wenn sie sich schwertun, haben die Wende zumindest eingeläutet. Wo sie enden wird, wie hoch also der Zins steigen wird, ist natürlich noch völlig offen. Doch wird sich Euroland dem nicht entziehen können, Mario Draghi wird irgendwann reagieren müssen. Auch die Datenlage spricht dafür: Deflationssorgen müssen wir uns nicht machen, die Wirtschaft im Euroraum läuft, ein erster Schritt in Richtung Rückkehr zu einer gewissen Normalität ist insofern klar überfällig. Doch die EZB macht – wie wir am Tisch hier alle wissen – auch Politik für die südeuropäischen Problemländer. Bezüglich des exakten Timings halte ich mich insofern mit einer Prognose zurück, aber zumindest haben wir – so sehe ich es – die Talsohle durchschritten.
Hilka: Ich teile den Optimismus schon allein deshalb, weil ich es muss. Wir werden tendenziell wieder höhere Renditen sehen müssen; die Frage ist nur, wann. Alle Probleme, die Draghi mit seiner Politik in Südeuropa zu lindern sucht, sind de facto weiter ungelöst. Und weiterhin sind wir in Euroland von den Inflationszielen entfernt, welche die Notenbank eigentlich vorgibt. Also kommt aus Euroland selbst noch kein Druck für ein Ende des Quantitative Easing oder wenigstens für ein Tapering. Andererseits haben wir in der FED mittlerweile eine Bilanzverkürzung, die am Ende ähnlich wirkt wie eine direkte Zinserhöhung. Und historisch koppelt sich der Zins nicht vom US-Dollar Zins ab. Fazit: Tendenzielle Verbesserung der Zinslandschaft ja, jedoch kein Paradigmenwechsel, fürchte ich, der uns wieder in Richtung drei oder vier Prozent im 10-Jahres-Bund brächte. Aber wenn wir mal Richtung 100 Basispunkte gingen, hülfe das schon. Und das will ich nicht ausschließen.
Ende November 2017 ist die vierte Print-Sonderausgabe bAV der dpn in Kooperation mit LEITERbAV erschienen, aus der dieser Beitrag stammt. Der gesamte Beitrag findet sich als pdf zum Download hier: