Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Habemus Pensions-Papam.
Focus-Money.de (21. April): „Rentenpapst Rürup klagt an: 'Die Rente mit 63 ist reine Klientelpolitik.'“
Habemus Pensions-Papam! Wie auch immer, SPD-Mitglied Rürup geißelt nicht nur die Nahlessche Reform verhältnismäßig deutlich als „Referenz an die gewerkschaftlich organisierten Industriearbeiter“, sondern kommt ganz am Ende des Interviews auch auf die Überlegenheit der Betriebsrenten angesichts ihres kollektiven Charakters zu sprechen. Das dürfte manchem Industrievertreter wohltuend in den Ohren klingen. Interessant übrigens auch Rürups Ausführungen zur derzeitigen „demografischen Pause.“
NZZ (22. April): „Ringen um Renten in Japan – Der staatliche Pensionsfonds gerät unter Druck.“
Der „weltweit größte Pensionsfonds“? Grundsätzlich: Wenn ein staatlicher Pensionsfonds für Beamte nun in Aktien investiert statt in die Staatsanleihen eben desjenigen Staates, der die Pensionen ohnehin zu bezahlen hat, dann ist das von dem Pensionsfonds nicht ein riskanteres Anlegen, sondern erst mal ein Anlegen überhaupt. Denn ein staatlicher Pensionsfonds für Beamte, der die eigenen Staatsschulden kauft, ist in dieser Höhe faktisch nicht gefundet, sondern umlagefinanziert. Insofern ist fraglich, ob man den GPIF mit seinen derzeit 60 Prozent japanischen Govies überhaupt als größten Pensionsfonds der Welt bezeichnen kann. Rechnet man die Luftbuchung der eigenen Schulden heraus, bleiben runde 750 Milliarden USD an Kampfgewicht übrig – vorausgesetzt, dass es sich dabei überhaupt um echte Assets handelt.
Wie dem auch sei, Deutschland könnte entsprechend zur Deckung der deutschen Beamtenpensionen für – sagen wir – drei Billionen Euro Bunds emittieren, mit dem Emissionserlös eben diese Bunds wieder aufkaufen (am besten direkt beim KfW-Konsortium), in einen Pensionsfonds zur Deckung der Beamtenpensionen stecken und aller Welt erzählen, dass die deutschen Beamtenpensionen nun krisensicher und AAA-gefundet seien und man im übrigen nun über den größten Pensionsfonds der Welt verfüge (manch deutsches Bundesland geht ja bereits so ähnlich vor).
Übrigens ist es für Shinzo Abe ein leichtes, dem staatlichen Pensionsfonds weniger japanische Staatsanleihen zu verordnen – hat er doch eben für diese einen ungleich solventeren Käufer aufgetan: die japanische Notenbank.“
USA Today (9. April): „Report: 85% of pensions could fail in 30 years.“
Nicht, dass es auf der anderen Seite des Pazifiks grundsätzlich besser wäre, will man dem Bericht Glauben schenken. Drei Billionen USD an Assets, 10 Billionen Rentenleistungen in den nächsten Dekaden, Rendite von 9 Prozent p.a. nötig? Ein Grund mehr für die FED, mit QE Schulden verschwinden zu lassen, Banken und Staatshaushalte zu sanieren, vor allem jedoch die Aktienmärkte weiter zu befeuern – Asset Inflation at it's best. Denn im Unterschied zu deutschen VAG-Anlegern haben US-Pensionsfonds mit ihren satten Aktienquoten ja auch was davon.
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN
HB (16. April): „Feuer frei für alle Raubritter.“
Die Bankenunion ist unter Dach und Fach. Allenthalben Jubel und gegenseitiges Schulterklopfen im Polit-Establishment. Andere Meinungen sind selten, hier jedoch eine aus erster Hand im Handelsblatt. Der Begriff fällt nicht, doch im Kern dreht sich die Kritik um die Problematik des Moral Hazard, die in jeder Branche virulent wird, die mit einer (hier auch noch supranational) solidarisch zu finanzierenden Auffangeinrichtung ausgestattet wird – und im Kreditwesen besondere Sprengkraft entfaltet.