Der Bonner Logistiker hat sich erneut günstig Fremdkapital beschafft, um seine Ausfinanzierungsquote zu steigern. Die Erfahrungen aus dem Jahr 2012 sollen gut gewesen sein, heißt es am Rhein.
Das Klagen der HGB- und IAS-19-Bilanzierer über die Zinsschmelze und infolgedessen ansteigender Pensionsverbindlichkeiten lassen zuweilen in den Hintergrund treten, dass auch diese Medaille zwei Seiten hat. Und die zweite Seite ist die, das jedes gut geratete Großunternehmen zu dem herrschenden Mini-Zins erhebliche Mittel am Kapitalmarkt aufnehmen und damit DBO günstig off-balance bringen kann. Von eben dieser Möglichkeit hat die Deutsche Post DHL Group nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre Gebrauch gemacht.
Wie der Bonner Konzern Ende März mitteilte, hat er „die attraktiven Marktbedingungen genutzt und erfolgreich zwei klassische Anleihen im nominalen Gesamtvolumen von 1,25 Milliarden Euro bei nationalen und internationalen Investoren platziert.“ Mit mindestens einer Milliarde Euro des eingeworbenen Kapitals soll das für die Altersbezüge der deutschen Mitarbeiter zur Verfügung stehende Pensionsvermögen deutlich erhöht werden, hieß es weiter in der Mitteilung. Die Post erwartet durch diesen Schritt eine Entlastung des operativen Cashflows in den kommenden Jahren und leicht positive Effekte auf das Finanz- und Konzernergebnis.
Laut Konzernangaben hat eine der beiden Emissionen eine Laufzeit von fünf Jahren und ein Volumen von 750 Millionen Euro, wird jährlich mit 0,375 Prozent verzinst und trägt einen Risikoaufschlag von 45 Basispunkten über dem Mid-Swap-Satz. Die andere Anleihe wurde mit einem Volumen von 500 Millionen Euro mit zehnjähriger Laufzeit, einem Kupon von 1,250 Prozent p.a. und einem Risikoaufschlag von 70 Basispunkten gegenüber der relevanten Referenzrate am Markt platziert. Begleitet wurden die Transaktionen von einem internationalen Konsortium ausgewählter Geschäftsbanken des Konzerns.
Der Konzern hatte bereits 2012 das günstige Kapitalmarktumfeld genutzt und Pensionsverbindlichkeiten im Umfang von zwei Milliarden Euro mittels eines Convertibles und zwei klassischen Anleihen ausfinanziert. Das hat sich seinerzeit offenbar gelohnt:
„Wir sind mit dem Ergebnis der Maßnahme von 2012 sehr zufrieden. Die erwirtschafteten Erträge aus dem Planvermögen haben die Zinskosten wie erwartet übertroffen“ sagte Larry Rosen rückblickend anlässlich der jetzigen Emission. Da seit 2012 die Zinsen weiter gesunken sind, wolle man mit der jüngsten Transaktion von diesen attraktiven Konditionen profitieren, so der Finanzvorstand von Deutsche Post DHL Group weiter.
Der Barwert der leistungsorientierten Verpflichtungen des Konzerns belief sich am 31. Dezember 2015 auf knapp 17,3 Milliarden Euro, der Zeitwert des dagegen gestellten Planvermögens auf 11,2 Milliarden – ergibt Nettopensionsrückstellungen von konzernweit gut 6 Milliarden Euro (rund eine Milliarde weniger als im Vorjahr, Grund sind vor allem Neubewertungen), der Löwenanteil davon in Deutschland. Den Zinsertrag auf das Planvermögen gibt der Konzern für das Jahr 2015 mit 317 Millionen Euro an. Der Ertrag aus Planvermögen unter Ausschluss des Zinsertrags belief sich auf minus 318 Millionen Euro.
Zum 31. Dezember 2015 beschäftigte die Deutsche Post DHL Group fast 500.000 Menschen in 220 Ländern und Territorien. Der Konzern wurde von Fitch Ratings Ende November 2015 mit BBB+ und stabilem Ausblick geratet. Im März 2016 hat Moody's die Kreditwürdigkeit des Unternehmens mit A3 mit stabilem Ausblick bestätigt.