Heute erneut Parkett-Bewegung auf PENSIONS●INDUSTRIES, und diesmal mit nur einer Meldung, die von Berlin bis Brüssel reicht: aba-Geschäftsführer Klaus Stiefermann ist gestern zum Vorsitzenden des europäischen bAV-Verbandes PensionsEurope gewählt worden. Die Wahl fand in für den Verband turbulenten Zeiten statt, die Hintergründe sind nicht durchweg positiv, und sie lassen an Pink Floyd denken.
Nur kurz nach der neulichen Meldung heute erneut Berichterstattung auf PENSIONS●INDUSTRIES zu Bewegung auf unserem Parkett:
Klaus Stiefermann neuer Vorsitzender von PensionsEurope
Bei dem europäischen bAV-Verband PensionsEurope – in dem aba-GF-Klaus Stiefermann seit 15 Jahren im Vorstand ist und in diesem seit vier Jahren den stellv. Vorsitz inne hat – ist seit einigen Monaten viel Bewegung. Der Reihe nach:
Vor zwei Jahren, im November 2023 wählte der Verband den Iren Jerry Moriarty zu seinem Vorsitzenden. Da gingen die Dinge noch ihren turnusgemäßen Gang. Moriarty folgte damals auf den Niederländer (!) Janwillem Bouma, der seit 2015, also acht Jahre lang den Vorsitz von PensionsEurope inne hatte.
Doch Moriarty zog sich Ende 2024 aus familiär-privaten Gründen zurück (und legte übrigens auch sein Amt als GF des irischen Verbandes nieder). Ihm folgte – nachdem Stiefermann interimsmäßig dem Verband vorstand – im vergangenen April erneut ein Niederländer (!), nämlich Jacques Van Dijken von der niederländischen Pensioenfederatie. Van Dijkens Amtszeit lief zunächst nur bis zu diesem November.
Das gescheiterte Husarenstück …
Nun gab es aber Ärger, und die niederländische Pensioenfederatie ist mit Wirkung 1. Januar 2026 aus PensionsEurope ausgetreten. Hintergrund scheint eine Art Machtkampf zu sein. Wie auch IPE schon berichtet hat, wollten die Niederländer im Herbst den altgedienten PE-Generalsekretär Matti Leppäla – die Amtszeit des erfahrenen, auch auf dem deutschen Parkett recht gut bekannt Finnen läuft bis Ende 2026 – durch die Flämin Ann Verlinden, Chefin des belgischen bAV-Verbandes PensioPlus, ersetzen.
… und de beledigde leverworst
Doch der niederländische Handstreich scheiterte, die Mehrheit der PE-Mitglieder verweigerte schlicht die Zustimmung – und die Niederländer traten prompt aus (die Belgier verblieben allerdings im Verband). Auch Van Dijken steht damit nicht zur Verfügung, und PE hat gestern nun die Frage der Spitzenposition mit der Wahl Stiefermann (quasi parallel zur Vorlage der Vorschläge der Pensions-Regulierung durch die EU-Com) schnell geklärt. Die aba gehört übrigens zu den Verbänden, die sich den – wie es scheint: Partikularinteressen – der Niederländer strikt verweigert haben.

Stiefermann erklärte gegenüber der Redaktion: „Gerade angesichts der Herausforderungen, vor die uns die EU-Kommission derzeit stellt, wäre es besser, wenn wir miteinander statt nebeneinander gleichgerichtete Interessen vertreten würden. Für uns ist es jetzt wichtig PensionsEurope zu stärken, denn wir sind auch weiterhin der einzige europäische Verband, der die Interessen der gesamten Bandbreite der bAVvertritt.“
Gut ist anders
Nach dem Brexit nun ein erneuter Verlust an Kampfgewicht, an fachlicher Expertise und an Finanzausstattung bei PensionsEurope: Für niemanden in der europäischen bAV – und damit auch in der deutschen – ist die Schwächung von PensionsEurope eine gute Entwicklung. Konfrontiert mit einer in Pensionsthemen gerade derzeit äußerst agilen EU-Com und einer nicht minder ambitionierten EIOPA, ist eine kräftige und einheitliche Stimme besonders der EbAV in Brüssel heute so wichtig wie seit den Tagen des Streites um das S-II-Level Playing Field nicht mehr. Das gilt übrigens auch für das niederländische Pensionswesen selbst. Die dort derzeit laufende Umstellung auf DC im großen Stil heißt ja nicht, als habe man es künftig nicht mehr mit europäischer Regulierung zu tun. Nun stehen sie erstmal als Einzelkämpfer da (sind allerdings noch Mitglied in dem europäischen paritätischen Verband AEIP). All das lässt den Chronisten an Roger Waters’ Pink Floyd denken, besonders an die letzte Zeile.
Fazit von PENSIONS●INDUSTRIES
Achtung, jetzt wird es subjektiv: Die Holländer sind an sich ein recht entspanntes Völkchen – sieht man von gewissen, historisch wie sport-historisch begründeten Vorbehalten gegen den großen Bruder im Osten ab. Sei’s drum.
„Lange Jahre galten in Brüssel die britischen, niederländischen und deutschen Interessen in der bAV als weitgehend deckungsgleich.“
Doch auf der Businessebene kann das zuweilen anders sein, möglicherweise haben einige der Leserschaft diese Erfahrung auch schon gemacht. Des Chronisten nicht ständiger, aber doch regelmäßiger Eindruck ist jedenfalls, dass die Niederländer im Geschäftlichen oftmals – wohlwollend ausgedrückt – mit erheblichem Selbstbewusstsein ausgestattet sind. Der Chronist empfindet das oft so, als wollten die Niederländer gerne die besseren Engländer sein.
Wie dem auch sei, lange Jahre galten in Brüssel die britischen, niederländischen und deutschen Interessen im betrieblichen Pensionswesen und seiner Regulierung als weitgehend deckungsgleich. Die Briten sind seit dem Brexit EU-Geschichte, es blieben die Niederländer und die Deutschen.
Doch spricht man auf unserem Parkett mit denjenigen, die häufig in Brüssel zwecks europäischer bAV-Angelegenheiten unterwegs sind, findet man praktisch durchgängig die Haltung, dass die niederländischen Vertreter des dortigen Pensionswesens sich in Brüssel vor allen Dingen für eines interessieren: für sich selbst. Dies scheint sich nun auch in dem Verband PensionsEurope manifestiert zu haben.
Bleibt abzuwarten, wie die Sache weitergeht. Eine positive Entwicklung ist das wie gesagt jedenfalls nicht. Die gute Nachricht im Schlechten ist, dass mit Stiefermann ein Fachmann nun das Steuer übernimmt, bei dem man nicht die Sorge haben muss, dass er nicht die Sache sehe, sondern nur die eigenen Interessen. Und nachtragend scheint er auch nicht zu sein, jedenfalls erklärte er weiter gegenüber der Redaktion: „Als starker Promoter guter, kollektiver und kapitalgedeckter leistungsfähiger Altersversorgung sind wir gerade jetzt wichtiger denn je. Und natürlich steht unsere Tür weiterhin offen für alle, die uns darin unterstützen wollen.“
Wie dem auch sei, Anlass, Stiefermann um seine neue Zusatzaufgabe zu beneiden, besteht jedenfalls nicht. Geschlagen haben dürfte er sich darum kaum.
























