In dem nur sehr unregelmäßig samstags erscheinenden Ressort PENSIONS●INDUSTRIES Feuilleton wird es künftig vermehrt Länder- und Städteberichte aus Deutschland und Europa mit Impressionen geben, die der P●I-Herausgeber gesammelt hat – fotolastig, rein subjektiv, komplett amateurhaft und völlig OFF TOPIC, also to whom it may concern only! Heute in bestem Timing zur UK-Wahl: London – Bermondsey und Borough Market.
Das waren noch Zeiten, als deutsche (Pensions-)Investoren Immobilien in jedem Winkel Deutschlands und Europa aufkauften. Das ist in dieser Form erst mal vorbei: Krieg, Rezessionsängste und v.a. der Zinsanstieg mit dem fulminanten Comeback der althergebrachten Fixed Income Asset-Klassen.
Doch wollen wir auf unserem Parkett, dass die Asset-Klasse Real Estate hier in Vergessenheit gerät? Nein!
Daher veröffentlicht PENSIONS●INDUSTRIES künftig in seinem samstäglichen Feuilleton in unregelmäßiger Folge Reiseberichte aus europäischen Städten und Ländern!
Der geneigten Leserschaft sei bewusst: Es handelt sich hierbei ausdrücklich NICHT um professionelle Reiseberichte, erst recht nicht um tiefgreifende Analysen bspw. der örtlichen Real Estate-Märkte, nein, nicht mal um oberflächliche. Sondern explizit nur um subjektive und fotografische Impressionen des Herausgebers (des „Wanderers“), die er in dem vielfältigsten Kontinent der Welt, nämlich in Europa sammelt – und zwar ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, auf Nützlichkeit, auf Ausgewogenheit, auf Kompetenz. Und so sind diese Impressionen mehr als alles andere zu 100%:
OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN.
Nun zum heutigen Beitrag:
PENSIONS●INDUSTRIES in:
London – Bermondsey und Borough Market
London als wahre Metropolis ist viel zu groß, um an dieser Stelle als Gegenstand eines Reiseberichtes dienen zu können. Daher beschränkt sich der Wanderer auf (fast) nur einen Ausschnitt, der ihm einer der liebsten in der Stadt ist, seit vielen Jahren: Bermondsey und Borough Market!
Who the fcuk is Bermondsey?
Ist der Borough Market als einer der lebendigsten Märkte Europas alles andere als ein Geheimtipp und sicher auch hier in der Leserschaft den meisten bekannt, verhält es sich mit der kleinen, aber umso netteren Bermondsey Street schon anders. Selbst altgedienten London-Fahrern ist Bermondsey oftmals kein Begriff.
Der Borough Market – allseits bekannter Place to be
Beginnen wir mit dem bekannten: Wohl fast alle in der Leserschaft waren schon in London, und wohl fast alle kennen den Borough Market; gelegen unmittelbar am westlichen Teil des Bahnhofes London Bridge zentral auf der Südseite der Themse und wie eingangs geschrieben alles andere als ein Geheimtipp – doch ungeachtet dessen für den Wanderer eine echte Oase, nach wie vor. Ein echter Place to be. Er kann sich jedenfalls nicht erinnern, dass er ihn bei seinen London-Besuchen in den letzten 15 Jahren auch nur ein einziges Mal ausgelassen hätte!
Deshalb hier zum Borough Market nur wenig Text mit vielen Impressionen:
Des Wanderers Lieblingskaffee vor Ort: das „Momouth“. Leider ist er damit nicht allein, die Schlangen am Tresen können lang sein (Foto früh morgens geschossen)::
Ein Beispiel, wie die deutsche Sprache Einzug in das Englische hält – das „Katzenjammers“, eine altgediente, gute Bierbar (die auch nicht im allzu ortsüblichen, austauschbaren Pub-Stil gehalten ist):
Dass die Deutschen die Holländer Käsköppe nennen und dass Käse in Frankreich und der Schweiz zum nationalen Kulturgut gehört, ist bekannt. Aber offenbar scheint England in Sachen Käse eine Art Hidden Champion zu sein. Auf dem Markt gibt es jedenfalls zig verschiedene Stände und Geschäfte, die hier wirklich allerersten Standard bieten. Unter fünf Pfund Sterling / 100g geht allerdings wenig:
Fleisch, Brot, Kaffee, Obst und Gemüse, Süßkram, Delikatessen aus aller Herren Länder – hier gibt es alles, und die Qualität stimmt praktisch immer:
Übrigens gehört der Wanderer zu der seltenen Spezies der Reisenden, die es mögen, wenn es voll und trubelig ist. Aber Obacht: Gehen Sie nicht samstags zum Borough Market. Wenn es so voll ist, dass das Flanieren in den Stillstand übergeht, dann wird es selbst dem Geselligsten zu viel. Aktuelle Öffnungszeiten hier.
Geht man vom Borough Market vorbei an der gotischen Southwark Cathedral …
… die Themse entlang weiter nach Westen, passiert man Shakespeares Globe Theater – „Life’s but a walking Shadow“ – und trifft dann auf das wahrhaft ikonische Tate Modern.
Reingehen loht immer, Café trinken auch …
… der Blick auf die gegenüberliegende berühmte Kirche ebenso …
… aber der vom Tate Modern begeisterte Wanderer verheimlicht nicht, dass für ihn das ikonischste am Tate Modern nicht Joseph Beuys et.al sind, sondern das Gebäude selbst:
Noch ein Geheimtipp zum Sport: Das Kings College unterhält unmittelbar am Borough Market, und zwar in der 135 Borough High St, leicht versteckt ein kleines, modernes, studentisches Fitnessstudio, das aber öffentlich zugänglich ist und mit sechs Pfund Sterling auch günstige Tagespässe anbietet (Vorhängeschloss mitbringen oder vor Ort ausleihen). Jetzt zurück Richtung Osten:
Bermondsey und die Bermondsey Street …
Bermondsey ist ein kleiner Stadtteil im Süd-Osten der City gelegen, beginnend an der Themse unterhalb von London Bridge und Tower Bridge, gehörig zum Bezirk Borough Southwark. Westlich davon schließt sich der Stadtteil Borough an, dessen bekanntester Hotspot der unmittelbar an der Station London Bridge gelegene, soeben hier besungene Borough Market ist.
Wenn hier von der Bermondsey die Rede ist, dann meint der Wanderer damit praktisch nur die Gegend rund um die Bermondsey Street, die schmale Straße, die den Stadtteil in Nord-Süd-Richtung durchquert, kommend vom Südost-Ende des Bahnhofs London Bridge bis hinab zum Bermondsey Square:
Und vom besagten Borough Market kann man ohne weiteres zu Fuß zum nördlichen Ende der Bermondsey Street gehen. Der Weg führt vorbei nicht nur an netten Pubs …
… sondern auch an dem noch relativ jungen, aber bekannten Dreiecksgebäude „The Shard“.
Das Gebäude dürfte einen wunderbaren Blick über die Stadt bieten, es gibt wohl auch die Möglichkeit einer Aussichtsplattform; oder aber man besucht einfach eines der sündhaft teuren Restaurants; ohne Reservierung aussichtslos.
Nicht aussichtslos scheint übrigens die Lage vieler Briten zumindest London Downtown. In den guten und stets teuren Restaurants …
… ist es selbst an einem Montagabend schwierig, einen Platz zu finden. Von Brexit-Kater ist dort jedenfalls nichts zu spüren.
Hier führen Chef und Chefin selbst
London ist ein Moloch. 9 Mio. Einwohner. Umso bemerkenswerter ist die Vielfalt an kleinen und kleinsten Inhabergeführten Cafés und Läden in London, egal, durch welchen Stadtteil man gerade streift – die Bermondsey Street ist hierfür ein wunderbares Beispiel. EineVielfalt, wie man sie ansonsten nur von Berlin erwarten würde – und de facto dort heute nicht mehr antrifft:
Bäckereien, Restaurants natürlich (in denen man fast nie enttäuscht wird), Gemüse- und Feinkostlädchen, Cafés, Shops …:
Das Zeitalter der sprichwörtlich schlechten englischen Küche (belegt hier), es ist seit Jahrzehnten vorbei.
Beyond Bermondsey, beyond Borough
Und für den, der das schon alles kennt, hier eine Alternative: weiter im Norden, hinter dem Nachtschwärmer-Shoreditch …
… im Szeneviertel Hackney …
…findet samstags und sonntags der Broadway Market statt: kleiner, lokaler, mehr im Viertel verwurzelt (im „Veedel“), aber genau so trubelig (und übrigens der Lieblingsmarkt von Ex-Insights Wolfgang Murmann):
Und wo wir schon in Hackney sind: Hier noch ein Tipp zu einem London, wie man es wirklich nicht erwartet. Irgendwie eine grüne Mischung aus Café, Restaurant, Biergarten, Tierfarm, Zoo, Museum und Spielplatz: Frizzante/Hackney City Farm im Hagerston Park. Das ist nun wirklich eine Oase, besonders für Familien mit Kindern:
London in der Praxis: Sauberkeit, Sicherheit, Straßenverkehr …
Nun zu London im Allgemeinen: Insgesamt macht die Stadt, die nahezu 2,5 Mal so groß ist wie Berlin, einen verhältnismäßig sauberen und gut gemanagten Eindruck – geschätzt 2,5 Mal so sauber wie Berlin und 2,5 Mal so gut gemanagt. Ähnlich verhält es sich mit der Sicherheit: kein Paradies, aber besser als Berlin allemal.1)
Und: Alle arbeiten! Erstens ist London teuer, und zweitens hat sich bis heute nichts daran geändert, dass die Briten in Sachen Sozialleistungen völlig humorlos sind. Sie können ja mal versuchen, einem Londoner das Phänomen „Bürgergeld“ näherzubringen (ob sich mit der neuen Links-Regierung nach dem Labour-Wahlsieg – mehrheitswahlrechtstypisch als Erdrutschsieg – etwas ändern wird, bleibt abzuwarten).
Straßen: Bekanntlich Linksverkehr, manche Leute gewöhnen sich schnell dran, manche nie; der Wanderer gehört zu letzterer Spezies.
Der Autoverkehr in London ist zwar keinesfalls aggressiv, aber das Zusammenspiel von Linksverkehr, verwinkelten Straßen und überraschender Verkehrsführung, dazu noch dämliches Handy-Glotzen und ständiges Podcast-Hören der Fußgänger (wozu der Wanderer leider stark neigt) kann schonmal gefährlich werden. Jedenfalls hat er sich angewöhnt, beim Überqueren von Straßen einfach immer in alle Himmelsrichtungen zu gucken. Sollte man zumindest den Kleinen vermitteln, wenn man mit solchen unterwegs ist.
… Transport
Noch zum Verkehr: keine Angst (mehr) von dem komplizierten Busliniennetz. In den Bussen sieht man mehr von der Stadt, und auf kürzere Distanz schlagen sie die Metro deutlich, allein schon wegen deren langer Laufwege.
Wenn Busfahren früher wegen des Liniennetzes zu kompliziert war: Google Maps! Funktioniert in London wirklich einwandfrei. Busfahren dort ist effizient – und macht Spaß. Hier mit der Linie 42 über irgendsoeine eine alte Brücke, vom Tower Hill zum Bermondsey Square:
Video zur Volldarstellung anklicken.
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Die im Vergleich zu deutschen Flughäfen gut gemanagten Airports muss man wohl gar nicht erwähnen. Am Rande zur Einreise nach Brexit mit deutschem Reisepass am Flughafen Gatwick. Schlange stehen: 0 Sekunden. Dauer der Prozedur: 1,5 Sekunden. Das ist allerdings nur eine einzelne Momentaufnahme.
Unterkunft, Knete und Trinkgeld
Beim Preisniveau in London macht sich wohl niemand Illusionen. Wenn man schlicht das Doppelte im Vergleich zu Deutschland annimmt, dürfte man einigermaßen gut liegen. Bei der Unterkunft kann man auch mal mit dem Dreifachen rechnen.
Des Wanderers Favoriten: Das Hotel Bermondsey Square, das seines Erachtens ein in London nicht immer leicht zu findendes, passables Preis-Leistungs-Sauberkeitsverhältnis bietet, sowie das Motel One Tower Hill, gelegen zwischen den Stationen Aldgate und Tower Hill und so ein schnelles Besuchen von Shoreditch mit seiner Kneipenszene ermöglicht:2)
Thema Trinkgeld: Als Anglo-Land war UK eigentlich immer auch ein Trinkgeld-Land. Das ist quasi abgeschafft. Es hat sich eingebürgert, dass in den Rechnungen eine Service-Fee enthalten ist, die als Trinkgeld dient. Darüber hinaus wird Tipp praktisch nicht mehr gegeben und auch nicht erwartet. Es gibt aber Ausnahmen von diesem Automatismus. Um Peinlichkeiten zu vermeiden, besser kurz nachfragen.
BTW: Eines Eindrucks kann man sich in London nicht so recht erwehren – je länger der 2. Weltkrieg zurückliegt, desto mehr Denkmäler bauen die Engländer:
Fazit: Nicht zu kurz springen
Der Wanderer hat England als Kind mehrfach kennengelernt, Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre, als das heruntergewirtschaftete Land sich gerade unter Margaret Thatcher endlich anschickte, sich in die dringend nötige Katharsis der harten Rosskur zu begeben. Das Kind aus dem (damals) properen Westdeutschland empfand die Insel seinerzeit als ranzig, schäbig, altmodisch, zurückgeblieben – mit legendär schlechtem Essen. Nach drei Aufenthalten hat der Bub Großbritannien zwei Jahrzehnte gemieden – und nichts vermisst.
Heute ist alles anders. Nicht, dass London jetzt überall herausgeputzt wäre und man von den Straßen essen könnte. Wie denn auch bei einer Stadt, die zwei bis drei Mal so groß wie Berlin ist?! Aber das Niveau, bspw. der Cafés und Restaurants, auch der Architektur kann sich auch in der Breite wirklich sehen lassen.3) Die doppelt so hohen Preise wie in Deutschland, die muss dann inkaufnehmen, wer kann.
Wer London als laute, hektische und v.a. Business-getriebene City wahrnimmt, der liegt damit nicht falsch. Springt aber etwas kurz. Die sagenhaft kleinteilige Vielfalt, deren Individualität, der oft entspannte und alternative Spirit, die weit verbreitete Ruhe auch mitten in der Stadt, die gar nicht so wenigen Grünflächen und eine oft bemerkenswerte und ansteckende Entspannheit … all das kann in seiner Intensität jeden schnell eines Besseren belehren. Und immer bedenken: Wir reden von einer Stadt mit 9 Mio. Einwohnern!
Jedenfalls bringt London ungeachtet seiner gigantischen Größe so konträre Parameter wie Business, Massen-Tourismus und lockeren, individuellen und entspannten Spirit erstaunlich und angenehm gut unter einen Hut. Prädikat: besuchs- und lebenswert – wenn man sich es leisten kann. Und wenn das Wetter gut ist.
Zum Schluss noch Respekt – dafür, dass der Engländer an sich auch im 21. Jahrhundert weiter traditionell pragmatisch ist. Grundnahrungsmittel handelt er bevorzugt im Doppelpack:
In der Reihe Länder- und Städteberichte Deutschland und Europa sind imPENSIONS●INDUSTRIES–Feuilleton zwischenzeitlich bereits erschienen:
In der Reihe Länder- und Städteberichte Deutschland und Europa sind im PENSIONS●INDUSTRIES-Feuilleton zwischenzeitlich bereits erschienen: London – Bermondsey und Borough Market Kreta – die Hauptstadt und der Süden
6. Juli 2024
15. Oktober 2023
2come soon:
Erfurt
Bad Gastein
Prag, Brünn und Olmütz
Antwerpen
Stockholm
Fußnoten:
1) Gut, der Bericht hier betrifft London Downtown, und insofern betrifft auch die Beobachtung des Wanderers eher privilegierte Menschen. Natürlich kann das in den einfachen Stadtvierteln oder im Norden Englands ganz anders aussehen, und wird es vermutlich auch. Doch war das Leben der britischen Unterschicht seit jeher hart, auch zu den Hochzeiten der tiefsten EU-Integration Britanniens; und außerdem nimmt der Druck auf das Prekariat auch in Deutschland in einer Dynamik zu, die derjenigen in Großbritannien nicht nachstehen dürfte. Wenn man London Downtown mit Berlin Downtown, Frankfurt Downtown oder Köln Downtown vergleicht, schneidet die Riesen-Metropole in Sachen Sauberkeit und Sicherheit jedenfalls besser ab.
2) Nachteile: Wie in London üblich, kann man auch dort in den Hotelzimmern kein Fenster öffnen, „Frischluft“ gibt es nur über die Klimaanlage. Außerdem kommt das Teewasser wie in vielen Hotels aus der Kaffeemaschine, ein kurzer Schluck vor dem eintauchen des Teebeutels bringt es an den Tag, dass hier britischen Standards nicht genügt wird. Aber noch mal: das ist fast überall so und tut kein Abbruch.
3) Nur die chronisch unzuverlässigen Toilettenspülungen sind offenbar geblieben. Das werden sie wohl niemals in den Griff kriegen.
Anm. 1: Die Impressionen in diesem Beitrag sammelte der Wanderer in mehreren London-Aufenthalten, v.a. im Oktober 2023. Alle Empfehlungen in diesem Beitrag ohne jede Gegenleistung der genannten Einrichtungen, die sämtlich nichtmal wussten, dass der Wanderer als ihr Gast Journalist ist bzw. Reiseberichte veröffentlicht.
Anm. 2: Alle Fotos Pascal Bazzazi.