Jeden Freitag bringt LEITERbAV eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Weltuntergang.
FAZ (10. Oktober): „Demographie als Problem – und als Lösung.“
Die Demographie mit ihren Folgen ist relativ klar besetzt. Hier jedoch macht sich ein Tübinger Wissenschaftler in der FAZ daran, mit einigen der üblichen „Mantras“ aufzuräumen.
So bemängelt er, dass bei dem Rückgang der Anzahl an Erwerbspersonen der Strukturwandel in der Industrie nicht ausreichend berücksichtigt werde, insbesondere mit Blick auf die abnehmende Zahl der benötigten Mitarbeiter im Zuge der Automatisierung und Digitalisierung. Griechenland und Spanien führt er als Beispiele an, in denen trotz Überalterung die Jugendarbeitslosigkeit beständig hoch bleibe. Außerdem bilde der Staat am Bedarf vorbei aus. Wenn selbst Top-Abiturienten oft nicht Medizin studieren dürften, wie könne man dann über Ärztemangel klagen, fragt der Autor sinngemäß. Für die Politik sei das alles gar nicht so unkommod, Zitat:
„Stattdessen wird der demographische Wandel in vielen Fällen als ein externer, unabwendbarer Faktor vorgeschoben, um die möglicherweise lösbaren, der jeweiligen Branche zuzurechnenden Probleme nicht angehen zu müssen und stattdessen scheinbar unvermeidliche Abhilfe wie das Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland fordern zu können.“
Der Artikel greift weitere der in Zusammenhang mit dem demographischen Wandel üblichen Argumente an (auch bezüglich des stets kritischen Themas Migration), stellt interessante Thesen auf und kann damit durchaus als lesenswert bewertet werden.
Spiegel.de (25. Oktober): „Altern in Japan: Schief gelaufen.“
Wo wir schon beim Thema sind: Im Zuge eines Artikels über die Vergreisung Japans gibt der Spiegel eine Fotostrecke mit eindrucksvollen Bildern aus dem Land der aufgehenden Sonne mit den immer älter werdenden Alten.
Welt.de (7. November): „Pensionsfonds machen bei Rendite-Jagd vor Sex-Shops nicht Halt.“
Genug der Greise, nun zu etwas vitalerem: Als der Bürgermeister Amsterdams vor drei Jahren bei den Pensionsfonds des Landes angefragt hatte, ob sie sich an der Sanierung des Amsterdamer Rotlichtbezirks – der in der Tat schon bessere Zeiten gesehen hat – beteiligen wollten, gab es ganze zwei Interessenten. Seinerzeit ging es um einen Anteil an einem Portfolio kleiner Gebäude. Die Lage hat sich zwischenzeitlich geändert, mutmasst der Autor, denn
„Dieselbe Frage würde heute möglicherweise einen Bieter-Wettstreit auslösen.“
Kassandras Prognose: Noch ein paar Jahre Nullzins bei Bonds, dann werden die Pensionsfonds in den Rotlichtvierteln Europas nicht nur einschlägige Immobilien kaufen wollen, sondern gleich auch operativ selbst bewirtschaften.
Financial Times (10. November): „Dow Jones hits record on Trump stimulus hopes.“
Was denn, einen Tag nach der Wahl Donalds Trumps markiert der Dow sein All Time High? Wie schon nach der Brexit-Entscheidung gilt erneut wider deutschem Erwarten: Weltuntergang abgesagt. Schon wieder…