Das Forum für das institutionelle deutsche Pensionswesen

Thank God it's Friday:

Die kommentierte Presseschau zur bAV

Jeden Freitag bringt Leiter-bAV.de eine kommentierte Presseschau zur bAV. Heute: Weiter schlechte Presse für die bAV, Betriebsrente ist Holschuld, und am Sonntag zählts.

 

Welt.de (15. September): „Hunderttausenden droht ein Rentenschock – Die Betriebsrente ist unsicher. Das zeigt eine Umfrage der Welt am Sonntag unter den 30 führenden Konzernen Deutschlands. Jedes dritte Unternehmen hat seine Zusagen für Mitarbeiter schon reduziert.“

Die Ankündigung der Lufthansa, Richtung DC zu gehen, zieht nach wie vor weite Kreise in den Massenmedien. Bemerkenswert ist auch die Selbstverständlichkeit, mit der in Deutschland das kerngeschäftsfremde Engagement des Arbeitgebers in der Altersvorsorge erwartet wird.

 

WiWo (16. September): Dax-Konzerne – Niedrigzinsen bringen Betriebsrenten in die Bredouille.“

bAV in der Krise – das in diesen Tagen übliche…

 

SZ.de (19. September): Pleite und Auflösung von Firmen – Betriebsrente ade.“

Zitat Klaus Stiefermann: „Wer seine Betriebsrente im Alter geltend machen will, hat eine Holschuld.“

Nun, dass sie ihrer Rente hinterher laufen müssen, dürften wohl in der Tat die wenigsten Neuruheständler auf dem Schirm haben.

 

Focus.de (19. September): „3,2 Millionen Euro Rücklage – Üppige Millionen-Pension für Ex-WDR-Intendatin Piel.“

Damit keiner auf die Idee kommt, millionenschwere Pensions seien ein Phänomen der Privatwirtschaft. Nein, die werden gern auch im teuersten Staatsfunk der Welt zugesagt, nur sind sie dort nicht rückstellungs-, sondern am Ende zwangsgebührenfinanziert.

 

Zeit.de (19. September): „Altersvorsorge – Ein Drama bahnt sich an.“

In unserer Branche muss man sich wenigstens nichts mehr vormachen, und seien wir ehrlich: Egal ob mit bAV oder ohne, ob mit Nachhaltigskeitsfaktor oder ohne, ob mit 3. Säule oder ohne: Katastrophale Demographie, Staatsschulden von faktisch über 7 Billionen Euro, turmhohe Haftung von Rettungsschirmen biblischen Ausmaßes und ein politisch induzierter Niedrigzins auf Jahre hinaus werden dafür sorgen, dass das vielleicht stärkste Industrieland der Welt beizeiten nicht mal mehr in der Lage sein wird, seine Alten zu versorgen.

 

OFF TOPIC – TO WHOM IT MAY CONCERN

DWN (17. September): „Eurovisionen – Gefahr: Frankreich fordert europäische Arbeitslosen-Versicherung.“

Warum auch nicht? Bei Staatsschulden und Banken hat es ja prima geklappt, die leicht trotteligen Nachbarn aus dem Osten mit ins Haftungsboot zu holen. Allerdings gilt auch hier: Mit mehr Geld wird Frankreich seine Probleme nicht lösen, sondern nur seine maroden Strukturen konservieren und seinen Niedergang beschleunigen. Die Ergebnisse kann man bereits beobachten.

FAZ.de (19.September): „Greetings aus Washington –  Die Fed bekommt kalte Füße.“

Na also! Eine substanziell andere Entscheidung hätte auch überrascht. Man kann es gar nicht oft genug betonen:

Die Möglichkeit, einigermaßen unbeschadet aus aus der Politik des billigen Geldes auszusteigen, besteht längst nicht mehr. Kapitalmärkte und vor allen Dingen die Realwirtschaft (man werfe nur einen Blick auf die niedrigen Renditen der Corporates von angeschlagenen Unternehmen, die sich viel zu billig refinanzieren können) sind längst drogenabhängig. Daher kommen die Notenbanken aus der selbstgestellten Falle kaum noch heraus.

Wer denkt denn ernsthaft, man könne Monat für Monat 85 Milliarden Dollar in Märkte und Wirtschaft pumpen und dann irgendwann einfach aussteigen? Die Zahnpasta bleibt aus der Tube – auf Dauer! Denn wer über Geldschwemme und Niedrigszins die Krise verhindert, verhindert die Korrektur von auch von realwirtschaftlichen Fehlallokationen. Das einzige was durch diese Politik steigt, ist die Fallhöhe.

Kritisch für Lebensversicherer und EbAV: Die Zinsen bleiben dauerhaft niedrig. Doch richtig kritisch wird die Sache erst, wenn es den Notenbanken trotz steigender Geldmengen nicht mehr gelingt, die Zinsen niedrig zu halten. Wenn hier Dynamik reinkommt, werden die Notenbanken bald sehr schnell immer größere Summen an frischgedrucktem Geld in die Hand nehmen müssen, wollen sie nicht die Implosion unserer Staatshaushalte riskieren, und je größere Summen sie in die Hand nehmen, desto größer wird die Eigendynamik des Vertrauensverlustes, und so weiter und so fort. Wie immer – das hat der Niedergang der Sowjetunion vor gut 20 Jahren gezeigt – bleiben die Systeme dann trotzdem überraschend lange stabil, doch wenn er dann fällt, dann fällt der letzte Vorhang schnell.

 

RP-online (19. September): „Zweitstimmenkampagne spaltet die Partei – Braucht die FDP die ‚Gnade‘ der Union?“

So, am Sonntag wird’s ernst. Und wie in früheren Presseschauen angekündigt, spitzt sich nun die strategische Lage für die FDP massiv zu und gewinnt die Abwärtsdynamik an Fahrt. Leiter-bAV.de bleibt dabei: Ein Scheitern der FDP ist mehr als nur wahrscheinlich. Leihstimmen von der CDU wird sie nach der für die Union deprimierenden Niedersachsen-Wahl und der Bayern-Erfahrung kaum mehr erhalten, und manch Stammwähler wird wohl gar zur AfD abwandern. Außerdem macht das neue Wahlrecht mit nun den auszugleichenden Überhangmandaten das Stimmen-Splitting unattraktiver – zumindest für die Denkenden unter den Wählern.

Doch ohne FDP bleibt für die Union als strategische Option nur die absolute Mehrheit – allein gegen drei linke Parteien eine Illusion.

Für die SPD – überall in den Massenmedien als schon feststehender Verlierer gebrandmarkt – wird daher die Sache ab Sonntag Abend einfacher sein: Erst mit unverschämten Forderung die Union, die ja dann keine andere Wahl hat, zu einer großen Koalition nötigen, dann die Verhandlungen scheitern lassen (oder im Erfolgsfall eben nach einer Schamfrist die große Koalition zum platzen bringen), und dann nach bewährtem NRW-Modell Hannelore Kraft mit Duldung durch die Linke zur Bundeskanzlerin wählen. Was das bei den gegenwärtigen Bundesrats-Mehrheiten bedeutet, muss hier wohl keinem mehr erklärt werden. Die rechnerische Option des NRW-Modells könnte der SPD nur Einzug einer weiteren nicht-linken Partei in den Bundestag verhageln, also FDP oder AfD.

Fazit: Ist es für den Linkswähler leicht, abgestuft nach Weltanschauung seine Stimme SPD, Grünen oder Linken zu geben, und sind seine strategischen Optionen überschaubar, ist es für den Bürgerlichen tricky, zumindest wenn er partout R2G verhindern will: Union wählen mit der Gefahr, dass die FDP (und analog die AfD) scheitert und so Rot-Grün mit Duldung der Linken als Ergebnis erhalten? Oder FDP (resp. sogar AfD) wählen, ebenso mit dem Risiko, dass diese scheitern und das Ergebnis ebenso Rot-Grün mit Duldung der Linken lautet?

 

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

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